Sie haben kürzlich die Übernahme von Simplivity angekündigt. Dabei bietet HPE hier bereits selbst seit vielen Jahren ein breites Portfolio an. Inwiefern werden die Simplivity-Systeme das HPE-Angebot im Bereich hyperkonvergente Infrastruktur ergänzen bzw. ersetzen?
Gerry Steinberger: Der Markt für hyperkonvergente Infrastruktur soll bis bis 2020 jährlich um 25 Prozent auf fast 6 Milliarden US-Dollar wachsen. Mit der SimpliVity-Übernahme bringen wir das Beste in diesem Markt zusammen: HPEs Infrastruktur, Automatisierungs- und Management-Software und SimpliVitys Software-definierte Data-Management-Plattform. Damit werden wir das vollständigste Hyperconverged-Angebot auf dem Markt haben, das von Grund auf für die Bedürfnisse von Unternehmenskunden entwickelt wurde, die hohe Anforderungen bei Leistung, Robustheit und Datensicherung haben - zugleich aber die Wirtschaftlichkeit einer Cloud-Lösung erwarten.
HPE-Kunden und -Partnern bieten wir weiter unsere bestehenden hyperkonvergenten Produkte an, den HC 380 und den HC 250. Für SimpliVity-Kunden und -Partner wird es keine unmittelbaren Veränderungen bei der Produkt-Roadmap geben. HPE bietet weiterhin Support für die bestehenden SimpliVity-Kunden und -Plattformen. Innerhalb von 60 Tagen nach Abschluss der Transaktion wollen wir die Software SimpliVity Omni Stack für unseren ProLiant DL380 Server verfügbar machen.
Im zweiten Halbjahr 2017 werden wir eine Reihe von hyperkonvergenten HPE-SimpliVity-Systemen anbieten, die auf den HPE-ProLiant-Servern basieren. Diese Übernahme passt perfekt zu unserer Strategie, hybride IT für unsere Kunden zu vereinfachen.
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Sie waren auch auf dem Channel meets Cloud-Kongress dabei. Welche Kernanliegen haben Sie dort adressiert?
Gerry Steinberger: Unser Handeln ist geprägt durch drei Grundüberzeugungen von der Entwicklung unserer Branche - die wollen wir mit den Teilnehmern diskutieren und ihnen aufzeigen, welchen Mehrwert Hewlett Packard Enterprise (HPE) hier zu bieten hat. Das ist erstens die Überzeugung, dass die Welt hybrid sein wird. Es wird auch in Zukunft viele Anwendungen geben, die in Kundenrechenzentren ihren oft geschäftskritischen Dienst tun, während andere Anwendungen in privaten Clouds, auf Plattformen wie Salesforce oder in der Public Cloud laufen.
Zweitens sind wir überzeugt, dass Edge Computing und das Internet der Dinge dabei sind, Branchen wie Maschinenbau, Logistik, Energie oder das Gesundheitswesen grundlegend zu verändern. Und drittens sind wir der Überzeugung, dass Dienstleistungen künftig noch wichtiger werden, um Kunden bei ihren Hybrid-IT- und IoT-Vorhaben zu unterstützen.
HPE hat in den letzten Monaten mehrere Abspaltungen und Zukäufe angekündigt - welche Strategie steckt dahinter?
Gerry Steinberger: Unsere Strategie ist sehr klar auf die genannten drei Grundüberzeugungen ausgerichtet, und sie liegt allen unseren Entscheidungen zu Grunde. Erstens, wir vereinfachen hybride IT. Wir tun das durch unsere Angebote für traditionelle Rechenzentren, Software-definierte Infrastruktur, unsere Management-Software, Private-Cloud-Lösungen und unsere Cloud-Partner.
Zweitens machen wir aus dem Internet der Dinge ein intelligentes Internet der Dinge - Beispiele dafür sind location-based services in Gebäuden mit unserem Aruba-Portfolio oder Industrie 4.0 mit unseren konvergenten IoT-Systemen. Und drittens haben wir die Expertise, um solche Projekte auf die Straße zu bringen mit unseren 22.000 Beratern und Service-Mitarbeitern. Sie bauen Hybrid-IT- und IoT-Lösungen von Grund auf, bieten globalen Support und verbrauchsabhängige Bezahlmodelle.
Warum sind diese Themen so wesentlich für den Geschäftserfolg von Systemhäusern, Service Providern und ISVs?
Gerry Steinberger: Weil sich der Markt mit Macht dorthin entwickelt. In wenigen Jahren wird es 20 Milliarden vernetzte Geräte geben, die permanent Daten generieren und mit anderen Geräten kommunizieren. IDC sagt voraus, dass in zwei Jahren 45 Prozent dieser Daten direkt vor Ort verarbeitet werden - ohne Umweg über einen Zentralrechner -, um Latenzzeiten zu senken und die Sicherheit zu erhöhen.
Das erfordert zum einen eine neue Kategorie von IT-Systemen, die sehr nahe an den Geräten und Maschinen laufen - wir sprechen hier von Edge Computing.
Auf der anderen Seite steigen auch die Anforderungen an die zentralen Rechenzentren bzw. Cloud-Plattformen, beispielsweise im Bereich High-Performance-Analytics oder bei branchenspezifischen Aufgabenstellungen. Außerdem steigt die Komplexität der hybriden IT-Architekturen, da Edge Computing ein integraler Bestanteil der Gesamtarchitektur sein muss. Sprich: das Internet der Dinge treibt eine neue Transformations-Welle in der IT, und das wiederum führt zu einem großen Bedarf nach neuen IT-Lösungen, IT-Konzepten und IT-Beratung. Für Systemhäuser, Service Provider und Softwarehäuser eröffnet das riesige Chancen - aber es besteht auch das Risiko, dass sie die erforderlichen Veränderungen nicht schnell und nicht entschlossen genug vorantreiben und damit den Zug verpassen.
Was müssen Partner Ihrer Meinung nach tun, um diese Chancen zu ergreifen?
Gerry Steinberger: Die Zeit der IT-Supermärkte ist vorbei, Digitalisierung spielt sich in Ökosystemen ab. Jeder IT-Anbieter muss in diesem Ökosystem seine Rolle finden, und er muss ein Partnernetzwerk aufbauen, mit dem er seinen Kunden einen einzigartigen Mehrwert bringen kann. Viele unserer Partner sind sehr smart und treiben ihre eigene Transformation mit Konsequenz voran. Andere verharren noch zu sehr im Status Quo - teilweise auch, weil es ihnen heute sehr gut geht. Aber der Markt verändert sich schnell. Aktueller Geschäftserfolg ist weniger denn je ein Garant für eine erfolgreiche Zukunft.