K5-Konferenz 2013

Die wichtigsten Insights von der E-Commerce-Leitmesse

16.09.2013 von Matthias Hell
Händler plaudern aus dem Nähkästchen und geben einander so wertvolle Impulse – mit diesem Prinzip ist die K5-Konferenz zur Leitveranstaltung für die E-Commerce-Branche geworden. Einmal mehr gab es dieses Jahr spannende Einblicke, die auch für den Elektronikhandel hochrelevant sind.
"E-Commerce anders denken", so der Appell von Blogger Jochen Krisch zum Start der K5 2013

Die erst 2011 gestartete K5-Konferenz des E-Commerce-Blog Exciting Commerce hat sich in der Branche auf Anhieb als Leitveranstaltung etabliert. Für Fachmedien wie das Portal Shopanbieter.de ist das Event „ein absolutes Muss“, was nicht zuletzt daran liegt, dass sich die K5 im Unterschied zu anderen Konferenzen nicht als Verkaufsveranstaltung definiert, sondern konsequent auf das Motto „Von Händlern für Händler“ setzt. Einmal mehr hätten bei der K5 2013 führende E-Commerce-Anbieter tiefe Einblicke in deren Unternehmen und Geschäftsmodell gewährt, schreibt Handelsexperte Peter Höschl bei Shopanbieter.de und resümiert: „Auch andere teilnehmende Händler im Publikum sind sehr erstaunt, wie viel die Diskussionsteilnehmer auf dem Podium doch preisgeben, obwohl deren Wettbewerb eigentlich in der ersten Reihe dabei sitzt.“ Dass sich auf der K5 wertvolle Lektionen für das eigene Online-Business lernen lassen, hat sich dabei auch in der Elektronikbranche herumgesprochen, wie viele bekannte Namen auf der Besucherliste u.a. von Media-Saturn, Alternate/Wave, Cyberport und EP zeigten.

Das von Exciting Commerce-Herausgeber Jochen Krisch vorgegebene Motto für die K5 2013 lautete „E-Commerce XXL“. Denn nach einer Umstellung der Erfassungsmethode sind die Umsatzzahlen des Versandhandelsverbands bvh für das Online-Segment noch einmal kräftig gestiegen und lassen für 2013 einen Branchenumsatz von rund 50 Milliarden Euro erwarten. Für Krisch ist klar, dass der E-Commerce damit die Maßstäbe des Einzelhandels hinter sich lasse und sich verstärkt eigenen Fragestellungen widmen müsse: „10 Prozent oder 10 Mal besser – wie gut kann, wie gut muss der Online-Handel werden?”, fragte der Konferenzveranstalter rhetorisch. Anstatt sich immer nur in bekannten Denkmustern zu bewegen, gelte es E-Commerce auch anders und besser zu denken.

Wie innovativ können Handelsmodelle werden?

Ein Musterbeispiel für eine solche Innovationsbereitschaft präsentierte am zweiten Konferenztag das als Anbieter von Smartphone-Apps für Laufsportler bekannt gewordene Unternehmen Runtastic, das übrigens nicht aus dem Silicon Valley sondern aus dem oberösterreichischen Linz stammt. Neben den Fitness-Apps setzt Runtastic inzwischen auch auf eine eigene Online-Plattform mit einem lukrativen Abo-Modell und vertreibt zudem seit einem Jahr eigene Hardware-Geräte mit Tracking- und Health-Analyse-Funktionen. „Wir können so unsere Marke in die Offline-Welt tragen und zusätzliche Reichweite gewinnen“, so Runtastic-Gründer Mario Aichlseder auf dem K5-Podium. Das Fitness-Unternehmen folgt damit dem Vorbild von Amazon, mit selbst entwickelten Hardware-Geräten das eigene E-Commerce-Geschäft zu stärken.

Viele andere Händler, die bei der K5 über ihre Erfahrungen im Online-Geschäft berichteten, verfolgen allerdings einen deutlich weniger innovativen Ansatz. Egal ob es sich um die Online-Einrichtungshändler Westwing und Home24, die Tengelmann-Töchter Plus.de und GartenXXL oder den europaweit tätigen Modeversender Stylepit handelte, ging es oft nur um die Adaption eines klassischen Handelsmodells für das Internet und wie sich dieses in möglichst rascher Zeit möglichst groß ausbauen lässt. Dabei fehlten auch kritische Stimmen nicht. So erklärte Sebastian Sieglerschmidt, der als Geschäftsführer für die Samwer-Brüder den Fashion-Shop 7Trends aufbaute, er würde nie wieder in ein klassisches Handelsmodell investieren: „Wer nicht mit Eigenmarken oder einem einzigartigen Sortiment punkten kann, hat im Online-Geschäft gegenüber Amazon und Zalando keinerlei Chance auf einen strategischen Vorteil.“

Die Herausforderung: Den Kunden Mehrwerte bieten

Mehr als 700 Führungskräfte aus dem On- und Offline-Handel besuchten die K5 2013

Unter den konventionellen Händlern konnten auf der K5 2013 vor allem diejenigen überzeugen, die es schaffen, ihr Geschäftsmodell mit Hilfe von innovativen Features um einen zusätzlichen Kundennutzen zu ergänzen. Zu dieser Händlerkategorie zählt unter anderem die Einrichtungskette Butlers, die in ihrem Webshop vor kurzem eine Online-Videoberatungsfunktion eingebaut hat. Butlers E-Commerce-Chefin Katja Felke zeigte sich überzeugt, dass es auf diese Weise gelinge, auch Online-Kunden ein haptisches Einkaufserlebnis zu bieten und gleichzeitig die in den Filialen vorhandene Beratungskompetenz auf das Netz übertragen werden könne. Weitere auf der K5 vertretene Beispiele für den praktischen Mehrwerte technischer Innovationen waren der Babyartikel-Anbieter Windeln.de, der seinen Kunden mit Hilfe von ausgefeilter Datenanalyse eine stark personalisierte Einkaufsoberfläche bietet, sowie der Event-Anbieter Jochen Schweizer, der durch konsequentes Monitoring seiner Marketing-Anstrengungen eine deutliche Effizienzsteigerung bei seinen Online-Aktivitäten erzielt.

Logistiker treiben den Handel voran

Doch sind es nicht nur die Onlineshops, die dem Handel neue Perspektiven aufzeigen, sondern taugen auch die Partner des Handels für wertvolle Impulse. An erster Stelle zu nennen ist hier die durch das E-Commerce-Wachstum geradezu beflügelte Logistik-Branche. Auf dem K5-Podium berichtete unter anderem DHL-Vice President Thomas Ogilvie über die neuesten Pläne des Versenders: So optimiert der Logistiker fortlaufend seine bestehenden Strukturen, um immer schnellere und auch zeitgenauere Lieferungen anzubieten. Schon heute kann DHL in einigen Ballungsräumen in Nordrhein-Westfalen innerhalb von 3 bis 5 Stunden liefern, 2014 sollen es sogar 2 Stunden werden. Neu testet DHL Packstationen für zu Hause. In Ingolstadt werden dafür derzeit Einfamilienhäuser mit einem „Paketbriefkasten“ für den Versand und den Empfang von Paketen ausgestattet.

Zusammen mit Michael Löhr, Gründer des auch von Notebooksbilliger.de und Cyberport genutzten Express-Lieferdienstes Tiramizoo, diskutierte Ogilvie über die Bedeutung von „Same-Day Delivery“ für den Handel. Unter dem Schlagwort „City as a Warehouse“ wurde dabei über Konzepte diskutiert, die eine Online-Verkatalogisierung stationärer Sortimente vorsehen oder für den Handel vor Ort eine Entwicklung in Richtung Showroom prognostizieren. In beiden Fällen ließen sich On- und Offline-Handel miteinander verbinden sowie die Organisation von Supply Chain und Kundenbelieferung vereinfachen.

Cyberport gewinnt Shop-Award

Nachdem im vergangenen Jahr Notebooksbilliger-Chef Arnd von Wedemeyer auf der K5 mit Überlegungen zum „Sanierungsfall Media Markt“ für Aufsehen sorgte, war in diesem Jahr das Elektronik-Segment bei der Konferenz nur indirekt vertreten: Der Elektronikversender Cyberport wurde bei der K5-Abendveranstaltung mit dem begehrten Shop-Usability-Award ausgezeichnet. „Wie kein anderer Online-Shop setzt Cyberport auf eine eigene Identität durch besondere Features und eine auffällige Usability“, so Johannes Altmann, Geschäftsführer des Usability-Spezialisten Shoplupe.com, in seiner Laudatio. Cyberport verbinde in seinem Shop gewohnte Webstandards mit den Anforderungen des Multichannel-Handels. „Selten war sich die Jury so einig, dass den Kategoriesieg dieses Jahr nur einer verdient“, so Altmann über den Elektronikversender. (mh)