Maschinen verstehen Menschen", behauptete IBMs CEO Samuel Palmisano zum Auftakt der diesjährigen CeBIT. Es sei gelungen, eine Grenze zu überwinden und das Tor zu völlig neuen Möglichkeiten der IT aufzustoßen. Palmisano spielte damit anlässlich der CeBIT-Eröffnung gestern Abend auf IBMs neuen Wunderrechner "Watson" an, dem es vor kurzem gelungen war, zwei menschliche Champions in der beliebten amerikanischen Quiz-Sendung "Jeopardy" zu schlagen. "Unsere Branche schafft Werkzeuge, die die Welt verändern."
Palmisano träumt bereits von völlig neuen Anwendungsszenarien, die elektronische Superhirne wie Watson eröffnen könnten. "Computer werden immer intelligenter. Die Fähigkeit, unstrukturierte Daten zu verarbeiten, befähigt IT-Systeme zu ganz neuen Aufgaben", schwärmte der IBM-Boss. Rechner könnten in Zukunft beispielsweise medizinisches Wissen aufbereiten und richtige von falschen Diagnosen unterscheiden.
Die neue IT-Welt verlange aber auch mehr Verantwortung von den Nutzern. Palmisano fordert neue Standards, nicht nur in technischer Hinsicht: "Wir brauchen globale Regeln für Sicherheit und Eigentum." Wenn es gelingen soll, den Planeten intelligenter zu machen, bedarf es standardisierter Schnittstellen zwischen Unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel zwischen Gesundheits- und Bildungssystemen. Um das umzusetzen, müsse die IT-Branche eng mit der Politik zusammenarbeiten. "Die Welt wird kleiner und intelligenter", sagte Palimsano. "Wir müssen jetzt handeln, und wir müssen es gemeinsam tun."
Physikerin Merkel mag ITK
Bei Bundeskanzlerin Angela Merkel scheint diese Botschaft bereits angekommen. Sie betonte in ihrer Eröffnungsansprache die guten Beziehungen zwischen Politik und IT-Branche in Deutschland und verwies auf die jährlichen IT-Gipfel. "Mit keiner anderen Branche gibt es so wenig Streit", sparte Merkel nicht mit Komplimenten.
Aber auch die anstehenden Veränderungen sind der Kanzlerin offenbar bewusst. Cloud Computing bezeichnete sie als große Revolution mit allen damit verbundenen Fragen und Risiken. Sie bekräftigte die Notwendigkeit internationaler Abkommen. "Es wird darauf ankommen, abgestimmte Regeln zu finden und neue Formen der politischen Zusammenarbeit zu lernen."
Merkel verwies zudem auf die politischen Entwicklungen in den Staaten Nordafrikas. Die Freiheitsbewegungen seien auch durch soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook vorangetrieben worden. "Technischer Fortschritt und gesellschaftliche Veränderungen gehen Hand in Hand", sagte die Kanzlerin. Merkel zeigte sich fasziniert von den Möglichkeiten der IT, die zur Eröffnung anhand des - beinahe - intelligenten Rechners Watson demonstriert wurden. Die Kanzlerin sagte, die Politik nehme die neuen Entwicklungen staunend zur Kenntnis, und versprach: "Wir werden uns anstrengen, sie auch zu verstehen."