Insgesamt hat das Systemhaus 708 IT-Leiter mittelständischer Firmen in 24 Ländern weltweit befragt, darunter 78 CIOs aus Deutschland. Ein Kernergebnis der diesjährigen Logicalis-Umfrage ist ganz klar: Eine direkte Konsequenz des digitalen Wandels ist die Dezentralisierung der IT. Und die Aufgaben der CIOs werden immer komplexer und vielfältiger. Denn die IT-Leiter müssen nicht nur mit ihren Geschäftsführern und CEOs reden, sondern auch mit allen Fachabteilungsleitern.
Fast ein Viertel der von Logicalis befragten CIOs, genau 23 Prozent von ihnen, arbeitet täglich mit IT-Experten zusammen, die in den unterschiedlichen Fachbereichen angestellt sind und dort fachspezifische Anwendungen entwickeln. Zum Teil kommen dabei auch Cloud Services zum Zuge, weil nur auf diese Weise, die IT-Bedürfnisse in den Fachabteilungen in angemessener Zeit und mit vertretbarem Aufwand befriedigt werden.
Weil dezentralisierte IT-Ressourcen häufig zu digitalen Umwälzungen von innen heraus führen und damit sogenannte Schatten-IT-Strukturen entstehen lassen, sind in den Fachabteilungen immer häufiger offiziell IT-Mitarbeiter beschäftigt, die nicht mehr der Kontrolle der CIOs unterstehen. Dies ist den Aussagen der von Logicalis befragten CIOs in 84 Prozent der Unternehmen der Fall.
App-Entwicklung im eigenen Haus
Mehr als drei Viertel der von Logicalis befragten Unternehmen, nämlich 77 Prozent, beschäftigen sich bereits mit dem Thema "Software Development". Sowohl Fach- als auch IT-Abteilungen entwickeln eigene Anwendungen- oft auch mit Hilfe von externen Spezialisten.
Dieses Ergebnis bestätigt den Trend unter den Logicalis-Kunden, die sich vermehrt Unterstützung von außen holen, um die Apps zu finden, die ihre eigenen Kernprozesse schneller und einfacher digitalisieren können.
IoT im Kommen
Für rund ein Fünftel der von Logicalis befragten Unternehmen (19 Prozent) ist IoT (Internet of Things) bereits heute Realität, mehr als die Hälfte (57 Prozent) glaubt, sich im Laufe der kommenden zwei Jahre mit IoT auseinander setzen zu müssen und nur jeder zehnte Befragte (elf Prozent) geht nicht davon aus, dass IoT sich in irgendeiner Weise auf sein Kerngeschäft auswirken wird. Hier vertritt Logicalis die Meinung, dass auch diese Unternehmen ihre Ansicht bald ändern werden - sobald die weitreichenden Auswirkungen der vernetzten, per Software gesteuerten Geräte, deutlicher zu Tage treten werden.
Fehler der CIOs
Bereits 2013 hat sich fast die Hälfte der von Logicalis befragten CIOs zum Ziel gesetzt, mindestens 70 Prozent ihrer Zeit für strategische Initiativen aufzuwenden. Doch wie viele CIOs haben dieses Ziel tatsächlich erreicht? Nicht viele - nur 14 Prozent.
Die Verlagerung der CIO-Tätigkeit hin zu mehr strategischen Aufgaben geht weiter schleppend voran. Den überwiegenden Teil ihrer Arbeitszeit wenden CIOs nach wie vor operativ fürs Tagesgeschäft auf.
Logicalis findet diesen Trend bedenklich. Er stehe in deutlichem Gegensatz zu der Geschwindigkeit, mit der der digitale Wandel voranschreitet. Diese Tatsache werde CIOs und ihre Teams vor große Herausforderungen stellen.
Das Systemhaus empfiehlt CIOs und IT-Leitern, sich zu "Digital Enablern" zu wandeln. Nur so könnten sie die erforderlichen Infrastrukturen, Services und Supportleistungen bereitstellen, um ihre Unternehmen auf den Digitalisierungspfad zu führen und sie somit zukunftsfähig zu mchen.
Gleichzeitig sollten CIOs laut Logicalis all die die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um ihre Unternehmen vor den inhärenten Gefahren aus dem Netz zu schützen.
Schatten IT nimmt rasant zu
Immer öfter werden CIOs komplett übergangen, wenn es um die Anschaffung von neuen Technologien in ihren Unternehmen geht. Der Anteil derjenigen, die angeben, dass das oft, sehr oft oder fast immer zutrifft, ist innerhalb der vergangenen zwölf Monate von 29 auf 39 angestiegen.
Logicalis erklärt sich das mit der oben erwähnten Selbsteinschätzung der CIOs, sich nicht ausreichend auf strategische Aufgaben zu konzentrieren. Die Bedeutung und damit die Stellung der CIOs in der Unternehmens-Hierarchie sinken, die vermeintlichen "IT-Leiter" werden zu "IT-Verwaltern". Die eigentlichen IT-Investitionsentscheidungen treffen die Fachabteilungen.
Potential von Big Data bleibt weitgehend ungenutzt
Doch es gibt auch IT-Segmente, die von den Fachabteilungen noch nicht "entdeckt" wurden, nämlich die mit dem ominösen Begriff "Big Data" verknüpften Möglichkeiten von "Predictive Analytics".
Zwar bestätigte mehr als die Hälfte (52 Prozent) der von Logicalis befragten CIOS, sich mit Big Data zu beschäftigen, doch diese Technologie gilt in den Unternehmen noch weitgehend als reine "IT-Angelegenheit".
Hier rät nun Logicalis den CIOs, ihren Fachabteilungen die Vorteile der Big Data-Analysen anschaulich darzustellen. Denn lediglich 23 Prozent der befragten CIOs antworteten, dass ihre Fachbereiche in Big Data-Analysen involviert sind, und nur in jedem 14ten von Logicalis betreuten Unternehmen (sieben Prozent) ist die Führungsebene mit den Möglichkeiten von Big Data vertraut. Hier Abhilfe zu schaffen, muss für jeden CIO Priorität sein, lautet die Empfehlung von Logicalis.
Wie ticken die deutschen CIOs?
Betrachtet man nun die Antworten der 78 von Logicalis befragten CIOs aus Deutschland, zeigt sich ein leicht verändertes Bild. Zwar nehmen die deutschen CIOs den digitalen Wandel mindestens ebenso schnell und intensiv wahr wie ihre Kollegen vom Rest der Welt, aber es gibt auch deutliche Unterschiede.
So setzen etwa deutsche IT-Chefs nur halb so viel auf Outsourcing und Cloud-Services, wie CIOs im Ausland. 15 Prozent der CIOs hierzulande greifen gar nicht auf externe Anbieter zurück, weltweit sind gibt es nur acht Prozent. Damit gibt es in Deutschland doppelt so viele Outsourcing-Verweigerer wie im Rest der Welt.
Auch was die Zusammenarbeit mit der Schatten-IT betrifft, ergibt sich ein ähnliches Bild. Die Studie zeigt für Deutschland insgesamt etwa halb so hohe Werte. Besonders groß ist die Differenz bei der Angabe, man arbeite "nie" mit IT-Mitarbeitern anderer Fachbereiche zusammen: Mit 32 Prozent erreicht Deutschland den vierfachen Wert vom weltweiten Durchschnitt (acht Prozent).
Gefahren werden von CIOs in Deutschland teilweise deutlich höher bewertet als im globalen Vergleich. Während 48 Prozent aller CIOs Ransomware als wesentliche Bedrohung in den kommenden zwölf Monaten einschätzen, liegt der Wert in Deutschland bei 78 Prozent.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass deutsche CIOs in puncto Digitalisierung durchaus mit der weltweiten Entwicklung mithalten können, dies allerdings primär nur aus der eigenen IT-Abteilung heraus.
Fraglich ist laut Logicals, ob dieses Bild bei anziehendem Tempo der Digitalisierung so bestehen bleibt. Während IT-Abteilungen in anderen Ländern bereits den "Change" in Richtung Outsourcing und produktiver Zusammenarbeit mit der Schatten-IT vollziehen, hinkt Deutschland noch hinterher. Darin liege möglicherweise ein Risiko, so die Einschätzung des Systemhauses.
Die Risiken für deutsche CIOs
Die Entscheider bei Logicalis bezweifeln, dass deutsche CIOs das Tempo der digitalen Transformation mitgehen können. Die zögerliche oder gar fehlende Bereitschaft der hiesigen IT-Abteilungen, in Outsourcing und in die Zusammenarbeit mit den Fachbereichen zu investieren, könnte deutsche CIOs noch vor große Herausforderungen stellen, weil sie schon innerhalb der nächsten Monate an ihre Grenzen stoßen werden.
Die gesamte CIO-Studie von Logicalis erhalten Sie hier