Gartner

Die Umsätze im Server-Markt sinken

02.09.2013 von Thomas Cloer
Die Marktforschungs- und Beratungsfirma Gartner hat Zahlen zum Server-Markt im zweiten Quartal 2013 weltweit und in der Region EMEA (Europa, Nahost und Afrika) vorgelegt.

von Thomas Cloer
Die weltweit ausgelieferten Server-Stückzahlen stiegen demnach gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um vier Prozent, die Umsätze der Hersteller gingen indes um 3,8 Prozent zurück. "Der weltweite Server-Markt bleibt in relativ schwachem Gesamtzustand", kommentiert der Gartner-Analyst Jeffrey Hewitt.
Bei den x86-Servern stiegen die Stückzahlen um 4,5 Prozent und die Einnahmen um immerhin 2,1 Prozent. Ebenfalls ein Umsatzwachstum verzeichnete die Kategorie "Andere" Prozessoren (im Wesentlichen Mainframes) mit 6,9 Prozent. Dafür schwanden im Segment RISC / Itanium Unix die ausgelieferten Stückzahlen um 27,4 und die Erlöse um 25,3 Prozent.

Trends im Server-Markt
8 Trends bei Servern und Data Center
Forrester erwartet für die nächste Zeit Bewegung im Server- und Rechenzentrums-Markt - darunter neue x6 CPU-Angebote und Druck, den Energieverbrauch zu senken.
1. Nächster größerer x86-Server-Zyklus:
Gegen Ende des Jahres rechnet Fichera mit dem einflussreichsten Ereignis: der nächsten Generation an CPUs und Servern, die auf der Ivy Bridge-Architektur von Intel basieren. Es werde zunächst eine Überlappung mit den derzeitigen E5 CPUs geben. Die neuen E7 CPUs hingegen machten voraussichtlich einen Sprung hin zu einer neuen Architektur und einem 22 nm-Prozess. Forrester prognostiziert, dass dabei ein Teil der Ressourcen für eingebaute Beschleuniger wie Kryptographie und Virtual Machine Acceleration sowie in zusätzliche Sicherheitsfeatures, die bereits von anderen Ivy-Bridge-Chips bekannt sind, verwendet werden.
2. Entschleunigung bei den ARM-Servern:
Der ARM-Gegenpol Cortex A53/A57 werde vermutlich erst Ende des Jahres erhältlich sein, die ersten Systeme sogar erst im kommenden Jahr. Für einen Schub sorgten immerhin die Aktivitäten vom AMD, das eine ARM-Architektur-Lizenz angeschafft und SeaMicro übernommen hat.
3. Auch AMD bleibt Nischenspieler:
Wenn AMDs neue Piledriver-CPUs die Vorgänger der Bulldozer-Serie nicht mehr als deutlich übertreffen, tut sich dieser Anbieter laut Forrester im Mainstream-Server-Geschäft schwer. Es verbleibt die Nische der hohen Taktfrequenz bei geringer Power und niedrigem Preis. Unbekannte in dieser Kalkulation bleiben laut Studie vorerst das erwähnte neue ARM-Standbein und die integrierte CPU/GPU-Technologie für Laptop- und Desktop-Produkte.
4. Hybrid Scalar/GPU wird Mainstream:
Nach den ersten Erfolgen von Nvidia und AMD im GPU-Segment mischt Intel hier seit 2012 mit dem Intel Xeon Phi mit. In Sachen Performance hinkt man laut Forrester zwar hinterher, aber der Trumpf ist die Kompatibilität mit x86-Codes. Dieses Scharnier lässt die GPU-Technologie nun wirklich im Mainstream ankommen, insbesondere in der hybriden System-Form mit x86- und GPU-Prozessoren.
5. Konvergente Infrastrukturen entwickeln sich weiter:
Alle Anbieter haben die neue Intel-Technologie in ihr Portfolio an Blade Servern und Converged Infrastructures (CIs) aufgenommen. Laut Forrester wird nach IBMs PureSystems-Produktlinie in diesem Jahr HP im Blade-Bereich nachziehen. Schneller voran soll es aber vor allem auch bei den Storage-zentrierten CIs gehen, die teilweise für virtualisierte Umgebungen optimiert werden, teilweise zur Basis-Technologie für die Private Cloud getrimmt werden. Forrester nennt hierzu als Beispiele die teilweise modularen Angebote von Nutanix, SimplVity und HDS.
6. Mehr DCIM-Lösungen:
Der Anspruch von DCIM-Lösungen ist es, die physische Umwelt im Rechenzentrum ganzheitlich zu erfassen und Zukunftsszenarien fassbar zu machen. Forrester macht Schneider und Emerson als vorerst wichtigste Anbieter aus und nennt einige grundlegende Funktionen für DCIM-Software: Inventory & Discovery, eine fortlaufende Sammlung von Daten, konsolidiertes Display, Trend-Analyse und Modell-Lösungen für die Implementierung.
7. Fortschritte beim modularen Rechenzentrum:
Die herausragenden Vorzüge modularer Rechenzentren bleiben laut Studie vorerst bestehen. Erstens sind sie etwas günstiger als konventionelle Data Center, zweitens sehr viel schneller zu erwerben. Die Hülle gibt es in der Regel binnen sechs bis zwölf Wochen. In höchstens zwei Jahren sollte auch die Infrastruktur eines klassischen Rechenzentrums installiert sein.
8. SDDC gewinnt an Bedeutung:
Das Software-Defined Data Center (SDDC), ursprünglich von VMWare propagiert, gewinnt laut Studie als Organisationskonzept für komplexe virtualisierte Infrastrukturen an Gewicht. Bereitgestellt werde eine komplett Software-basierte Abstraktion des Rechenzentrums, die alle Server, Speicherkapazitäten und Netzwerke beinhalte.

Das Ranking der Hersteller nach Umsatz führt wieder einmal die IBM an, die im 2Q13 Server für fast 3,2 Milliarden Dollar auslieferte und damit auf 25,6 Prozent Marktanteil kam. Größter Umsatzbringer für "Big Blue" waren dieses Mal die "System-z"-Großrechner.

Nach ausgelieferten Stückzahlen führt wie gewohnt Hewlett-Packard mit 23,9 Prozent Market Share. Allerdings gingen die Server-Auslieferungen von HP gegenüber dem Vorjahresquartal um 13,9 Prozent und in der Folge auch der Marktanteil um 4,9 Prozent zurück. Auf Platz 5 des Stückzahlen-Rankings findet sich überraschend und ausnahmsweise der chinesische Hersteller Inspur, der im Rahmen eines dicken HPC-Deals eine Menge Geräte auf einen Schlag loswurde.

In der Region EMEA wurden die Hersteller im zweiten Quartal 2013 noch gut 550.000 Server los, das waren knapp sechs Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Einnahmen gingen um 4,6 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar zurück. "Das war das siebte Quartal in Folge mit rückläufigen Stückzahlen und sogar das achte mit Umsatzrückgang", sagt der Gartner-Experte Adrian O’Connell. "Das ist eine noch längere Schwächeperiode als die, die wir in der 2008 beginnenden Finanzkrise gesehen haben."

Ein Server-Umsatzwachstum konnten in EMEA einzig Dell und Fujitsu vorweisen. Dem Markt in dieser Region fehlt dummerweise das Hyperscale-Segment (große Data Center von insbesondere großen Internet-Firmen), von dessen Wachstum andere Regionen profitieren können, weswegen die Anbieter stärker von der weltweiten Schwäche bei Unternehmensverkäufen betroffen sind. HP führt den Server-Markt in Europa aktuell sowohl nach Umsatz als auch nach Stückzahlen an. (rb)