Taiwan gibt sich grün

Die Top-Themen der Computex 2008

06.06.2008
Green IT, sprich Enegie sparen, WiMAX und Mini-Laptops waren laut Walter Yeh, Executive Vize President von Taiwans Rat für Außenhandelsentwicklung TAITRA die Top-Themen der diesjährigen Computex Taipei vom 3. bis 7. Juni 2008.

Sieht man mal von den überquellenden Großstädten ab, ist Taiwan eine sehr grüne Insel. Nach langem Raubbau mit der Natur hat sich Anfang, Mitte der 1990er Jahre, damals noch auf niedrigem Niveau, auch ein grünes Bewusstsein geregt. Das ist mit ein Grund, warum die meisten Hersteller von ITK-Produkten große Teile ihrer Produktion mittlerweile nach China oder in andere Billiglohnländer verlegt haben.

Dass Green IT auf der Computex groß geschrieben wird, liegt allerdings weniger an den steigenden Öl- und Strompreisen als vielmehr daran, dass die Auftraggeber, darunter große OEMs wie HP und Dell, die Hersteller, viele davon noch reine Auftragsfertiger (OEM/ODM-Produzenten) dazu zwingen. Bei einem lächerlichen Strompreis von nur rund 1 Cent kW/h (Niederlande: 27 Cent/kWh) sieht man in Taipei noch allerorten, wie mit Strom geaast wird. Dass Klimaanlagen bei sperrangelweit geöffneter Tür einem im heißen feuchten Sommer ihren eisigen Hauch entgegenwehen, ist zwar weniger geworden, aber für viele Geschäfte ist das auch ein Weg, die Kunden anzulocken. Die abstrusestes Ausrede eines Elektronikhändlers: "Wenn wir die Tür zu haben, könnten Gangster kommen, uns einsperren, ausrauben und dann weglaufen."

Andreas Gursch, Stellvertretender Leiter des German Trade Office Taipei, sieht noch sehr viel Handlungsbedarf und setzt sich sehr stark für Solarenergie und Stromsparen ein. Immer mehr taiwanesische IT-Unternehmen springen auf den Solar-Zug auf, darunter auch die großen LCD-Panel-Hersteller AUO und CMO, Ritek und viele mehr.

Green IT ist Trumpf

Grüne Themen der Computex 2008 sind laut TAITRA-Vize Yeh nicht nur Strom sparende Komponenten und Chips, sondern auch Net-Books und UMPCs nach dem Vorbild von Asus Eee PC, die jetzt kommende Nachfolgegeneration mit Intels neuem Atom-Prozessor, der die Akku-Laufzeit laut Deutschland-Vertriebschef Oliver Barz auf über sieben Stunden verdoppeln soll.

Viele ausländische und taiwanesische Unternehmen sind dem Beispiel von Asus gefolgt und kommen mit eigenen Produkten auf den Markt, wenn nicht bereits geschehen. Im zweiten Quartal hat Hewlett-Packard sein in Taiwan für rund 465 Euro erhältlichen Billig-Laptop, zunächst noch mit "Mini Note" mit VIA-C7-M-Prozessor gelauncht, will aber laut Medienberichten ebenfalls auf den Atom-Prozessor umschwenken.

Asus will den neuen Eee PC 1000 mit 10-Zoll-Display in zwei Varianten mit 40GB Solid State Disk (SSD) und mit Festplatte herausbringen. Barz bezweifelt aber, dass die Festplatten-Version nach Europa kommt. Denn das würde das Konzept des schnell einsetzbaren Internet-Devices stören, zumal Festplatten sehr viel störungsanfälliger sind und einen viel längeren Boot-Vorgang brauchen als die Flash-basierenden SSDs, die wiederum auch ein Beitrag zum Energiesparen darstellen. Außerdem sind sie nahezu geräuschlos, eine weitere Forderung der Kunden in aller Welt.

Acer, MSI, Gigabyte, so große Auftragsfertiger wie Quanta, Compal und FIC haben auf der Computex, laut Yeh bedeutendste B2B-Messe für ITK-Produkte und nach der CeBIT zweitgrößte der Welt, eigene Billig-Laptops und UMPCs (Ultra Mobile PCs) vorgestellt.

Auch die Hersteller von Motherboard, Netzteilen, Lüftern, Grafikkarten und vielem mehr haben schwimmen im grünen Strom mit. Boards mit Hyper SLI (Scalable Link Interface) zum Beispiel nutzen bei normalen Textanwendungen den im Chipsatz oder im Prozessor integrierten Grafikchip, bei 3D-Anwenundungen und aufwändigen Spielen schalten sie die Grafikkarte(n) ein.

Die Gamer fordern immer leistungsfähigere Systeme. Entsprechend viel waren auf der Computex auch Lösungen mit zwei oder gar drei großen Grafikkarten zu sehen. Und die verlangen natürlich auch starke Lüfter oder Wasserkühlungen. Asus-Manager Barz zeigte ein System, das komplett 4.000 bis 8.000 Euro kostet. Ihm zufolge geben Gamer im Schnitt rund 3.000 Euro pro Jahr aus. (kh)