Alles nur geklaut
Heutzutage sagen technische Geräte ja mindestens so viel über den persönlichen Stil aus, wie die Mode. Und wie bei bekannten Modemarken, gibt es auch in der Technik-Branche immer jemanden, der gnadenlos kopiert. Dabei sind einige nachgeahmte Geräte mehr als nur reine Doubles. Auch wenn man nur wenige Aussagen über Haltbarkeit und Verarbeitungsqualität machen kann, besitzen manche Imitate doch Funktionen, die in den Originalen nicht vorhanden sind - zum Beispiel Touchscreens oder größere Displays. Andere Imitate wiederum spielen ein wenig mit dem Design der echten Geräte, verändern Farbe oder Form. Beachten Sie, dass einige der hier vorgestellten Gadgets nicht online verkauft werden und daher die Preisangabe fehlt.
Das iPad von Teso
Offensichtlich sind Apple-Fans nicht die einzigen die denken, dass das iPad wie ein zu groß geratenes iPhone wirkt. Denn das Tablet von Teso sieht zwar genauso aus wie das neue iPad, verfügt aber über die Funktionen eines iPhones: 10-Zoll-Multitouch-Display, ein Atom-Prozessor im Inneren, Wireless-Internetverbindung über 3G und vorinstalliertes Windows 7. Der chinesische Hersteller Teso verlangt für sein Gerät innerhalb Chinas rund 330 Dollar. Außerhalb des Reichs der Mitte ist das iPad-Imitat schon ab 280 Dollar (rund 210 Euro) zu haben.
Aber Teso ist nicht die einzige chinesische Firma, die die neueste Apple-Errungenschaft kopiert. Auch das Unternehmen Hanvon will ab April ein iPad-ähnliches Tablet anbieten, allerdings zum stolzen Preis von 730 bis 870 Dollar (etwa 540 bis 650 Euro). Weitere Plagiatoren: Das IdeaPad U1 von Lenovo und Shenzhen Great Long Brother Industrials mit dem P88.
BlockBerry Storm 9500
Jetzt ist es raus: US-Präsident Barack Obama nutzt entgegen der weit verbreiteten Meinung gar kein BlackBerry Storm, sondern ein "BlockBerry Storm"! Naja, zumindest, wenn man diesem chinesischen Werbeplakat Glauben schenken darf. Nach dem ebenfalls dreist kopierten "BlueBerry" kommt jetzt also das BlockBerry, und zwar in der Variante Storm 9500. Interessanterweise wird das Smartphone mit vorinstalliertem Windows Mobile 6.1 Betriebssystem ausgeliefert, anstatt mit dem hauseigenen BlackBerry-OS. Davon abgesehen bekommen Käufer einen 460-Megahertz-Prozessor, ein 3,2-Zoll-Touchscreen-Display, Wi-Fi und Bluetooth, einen GPS-Chipsatz, sowie Unterstützung für 3G und EDGE. Kostenpunkt: schlappe 140 Euro ohne Vertrag.
Goojje
Welches ist die weltweit beliebteste Suchmaschine? Natürlich Goojje! Und warum sollte man beim Kopieren beliebter Hardware aufhören, wenn man auch große Software wie eben Google kopieren kann? Zugegeben, Goojje.com kann längst nicht alles, was Google kann - dafür sieht es der großen Suchmaschine zum Verwechseln ähnlich. Sogar wechselnde Logos zu besonderen Anlässen kann Goojje vorweisen. Herkunft? Natürlich wieder einmal China. Mit ein Grund, warum hier Datenschutz und Nutzersicherheit ziemlich im Argen liegen. Aber immerhin: In den Suchergebnissen von "ChannelPartner" spuckt Goojje unsere Webseite gleich auf dem ersten Platz aus.
HiPhone Nano
Ist es ein iPhone? Oder doch ein iPod Nano? Eigentlich ist es ein bisschen von beidem, das chinesische HiPhone Nano. Von außen eine nahezu exakte Kopie des iPod-Nano-Musikplayers, mit monochromatischem Display und einem Ring, auf dem die Bedienelemente liegen. Die Besonderheit: Die Rückseite des HiPhone Nano lässt sich aufschwingen und dahinter verbirgt sich ein voll funktionstüchtiges Smartphone mit 2,4-Zoll-Touchscreen und einer numerischen Tastatur. Außerdem unterstützt das Gerät zwei SIM-Karten gleichzeitig. Ohne Vertrag kostet das HiPhone Nano umgerechnet etwa 95 Euro. Eine denkbar gute Alternative, bis Apple endlich sein iPhone Nano auf den Markt bringt und den Chinesen zeigt, wie es richtig auszusehen hat.
Malata PC 98905
Keine Frage, das hier ist ein Netbook. Inspiriert wurde das Gerät jedoch vom Sony Vaio P, einem Sub-Notebook der gehobenen Preisklasse - und offenbar teuer genug, dass das Vaio P ein billigeres Imitat verdient. Herausgekommen ist das PC 98905 der Firma Malata - nicht ganz so sexy wie das Sony-Modell, dafür aber auch ohne das überteuerte Preisschildchen. Und genau genommen kann sich das chinesische Pendant sehen lassen: 8,9-Zoll-Display, Intel Atom Prozessor, SSD-Festplatte mit wahlweise acht, 16 oder 32 Gigabyte Speicher, 2 Gigabyte RAM, Wi-Fi, integrierte Webcam und so klein, dass das Netbook bequem in jeder Hand- oder sogar einer größeren Hosentasche Platz findet. Für nur 225 Euro ist das PC 98905 ein echtes Schnäppchen. Als Alternative bietet Malata ein weiteres Vaio-P-Imitat an, das A805. Für rund 450 Euro kommt das sogar mit Touchscreen daher.
BlackBook Air
Dass die chinesische Firma Teso mehr kann als nur Apples iPad kopieren, beweist sie mit dem BlackBook Air - einem schamlosen Imitat des beliebten MacBook Air, allerdings in schickem Schwarz. Und auch bei den Spezifikationen kann das Modell von Teso nicht ganz mit dem Apple-Gerät mithalten. Das fängt schon beim Prozessor an, für den man wegen der Mobilität auf einen Intel-Atom-Standard-Netbook-Prozessor zurückgegriffen hat. Zusätzlich ist das Display geringfügig kleiner - 12,1 Zoll statt 13 Zoll wie beim MacBook Air. Aber seien wir mal ehrlich: Das edle Schwarz ist schon eine echt coole Abwechslung zum ewigen Apple-Weiß.
Suncu 12
Unter all den Netbooks, die derzeit den Markt überfluten ist das Acer Aspire One D150 beim besten Willen nicht das hübscheste Modell - solide, nicht bahnbrechend, annehmbar in der Optik, aber nicht umwerfend. Nichtsdestotrotz hat es sich der chinesische Hersteller Shanzai auf die Fahne geschrieben, eben dieses Netbook zu klonen. Allerdings nicht in allen Details. So ist zum Beispiel das Display mit 12 Zoll geringfügig größer als beim Acer-Vorbild mit nur 10 Zoll. Die restliche Ausstattung haut einen eher nicht vom Hocker: 1 GB RAM, 160 GB Festplatte und ein Intel Atom N270-Prozessor mit 1,6 GHz.
CoolK07
Der Preis für das überraschendste Plagiat geht an diesen Vertreter der Smartphone-Riege mit dem Namen CoolK07 - eine akkurate Kopie des Palm Pre, nur ohne WebOS, dafür mit Java 2.0. Für rund 100 Euro ohne Vertrag sieht das Gerät dem Palm Pre zum Verwechseln ähnlich. Das Quadband-Smartphone verfügt zusätzlich über Wi-Fi, eine QWERTY-Tastatur und Bluetooth. Die Frage ist allerdings: Ist das Palm Pre tatsächlich so beliebt, dass sich ein billigerer Nachahmer lohnt? Wir halten die Augen offen nach einem Pixi Plus Imitat.
ITG XPPhone
Auch wenn dieses Gerät keine wirkliche Kopie eines Markenproduktes ist, haben wir das ITG XPPhone in die Reihe der dreistesten Imitate aufgenommen - quasi als Ideenklau der gesamten Windows Phone 7 Serie. Das XPPhone beschert dem Käufer ein voll funktionsfähiges Desktop-Betriebssystem - genauer gesagt Windows XP - auf einem Handy. Dafür ist das Gerät ein echter Brocken: 4,8 Zoll Touchscreen, ausfahrbare Tastatur, Wi-Fi, Bluetooth, GPS, AMD Super Mobile CPU und fast ein Pfund schwer. Die volle Ladung Windows für die Hosentasche gibt es zwischen 300 und 500 Euro in vier verschiedenen Farben.
Phecda P200
Das Phecda P200-Netbook ist ein exzellenter Klon des beliebten Business-Netbooks HP Mini 5101 - allerdings nur beim Äußeren. Die chinesische Firma Phecda hat ganze Arbeit geleistet, das Design ihres Klons bis ins kleinste Detail dem des HP Mini anzupassen. Von der Form bis hin zum Oberflächenmaterial stimmt einfach alles.
Allerdings lässt das Phecda P200 dieses Flair von Business vermissen, was vielleicht auch an der Ausstattung liegt: 11,6-Zoll-Display, Intel Atom N450-Prozessor mit 1,6 GHz, nur 1 GB RAM, 160 GB SATA-Festplatte, Bluetooth und standardmäßig nur vorinstalliertes DOS. Windows-Betriebssysteme gibt es auf Anfrage dazu. Das ist bestenfalls Durchschnitt.
iMore Webook A600
Auch dieses Netbook ist streng genommen kein Klon eines bestimmten Gerätetyps. Mit seinem 10,1-Zoll-Display, einem Intel Atom N270-Prozessor und vorinstalliertem Windows XP könnte man es bestenfalls als chinesisches Imitat der gesamten erhältlichen Netbook-Riege bezeichnen. Auch in puncto Design reißt das iMore A600 nur schwer was raus. Es ist weder sonderlich hübsch, noch in irgendeiner Weise kreativ. Aber es hat etwas, wovon viele Hersteller lange behaupteten - und immer noch behaupten - dass es unmöglich zu realisieren wäre: ein internes DVD-Laufwerk. Das macht das Netbook zwar dicker als andere Vertreter, es bleibt mit knapp 1,5 Kilogramm aber trotzdem leicht und portabel.
Namenlos günstig
Dieses kuriose, kleine Netbook ist offensichtlich so billig, dass es sich nicht einmal einen Namen leisten kann. Auf der US-Webseite von Ebay sind jedoch tausende dieser Geräte zu finden, sobald man nach "Netbook" sucht. Auf der Seite des Verkäufers: keine Angaben zur Marke des Netbooks. Verschifft werden die Geräte jedoch aus Hong Kong für unschlagbare 100 Dollar, also nur 75 Euro. Das winzige 7-Zoll-Notebook gibt es in verschiedenen Farben, mit diversen Windows CE und mit einem untertakteten 300-MHz-VIA-Prozessor. Sie wittern ein Schnäppchen? Warten Sie lieber nicht darauf, dass wir eines dieser Geräte testen. Der Kauf erfolgt auf eigene Verantwortung. (bw)
Dieser Artikel stammt von Patrick Miller von unserer Schwesterpublikation PC World.