Digitalkameras – egal, ob Kompakte, DSLR oder spiegellose Systemkamera – werden im Testlabor unter anderem hinsichtlich ihrer Bildqualität untersucht. Dazu verwenden wir das Testprogramm DC Tau von Anders Uschold in Verbindung mit drei Testbildern. Da der Benchmark unabhängig von der Auflösung der Digitalkameras arbeitet, lassen sich die Ergebnisse der verschiedenen Kameramodelle untereinander vergleichen.
Die Siemenssterne messen Auflösung und Verzeichnung
Als erstes lassen wir die tatsächliche Auflösung einer Kamera beziehungsweise ihren Wirkungsgrad bei kurzer, mittlerer und langer Brennweite berechnen. Bei Systemkameras verwenden wir dazu das Standard-Kitobjektiv, da diese Kombination am häufigsten gekauft und eingesetzt wird. Die Messung der tatsächlichen Auflösung ist wichtig, da keine Kamera die vom Hersteller angegebene theoretische Auflösung erzielt.
Gründe sind etwa ein fehlerhafter Bildsensor oder ein schlecht berechnetes Objektiv. Für die Testergebnisse gilt: Je höher der Wirkungsgrad ist, desto näher liegt die effektive Auflösung eines Testgeräts an der theoretisch möglichen. Und je höher die effektive Auflösung ist, desto schärfer werden die Bilder.
Mit dem gleichen Testbild messen wir auch die Verzeichnung einer Digitalkamera beziehungsweises ihres (Kit-)Objektivs. Je kürzer die Brennweite einer Digitalkamera ist, desto stärker neigt sie in der Regel zur Verzeichnung. In Bildern hat dies zur Folge, dass gerade Linien – etwa bei Bauwerken – am Bildrand „verbogen“ dargestellt werden. Das Testergebnis gibt die Verzeichnung in Prozent an. Ein positiver Messwert deutet auf eine kissenförmige Verzeichnung, ein negativer Messwert beschreibt eine tonnenförmige Verzeichnung. Der Bestwert ist 0.
Rein weiß für die Randabdunkelung
Sind in einer gleichmäßig belichteten Aufnahme die Ecken deutlich dunkler als der Rest des Bilds, spricht man von Randabdunklung oder Vignettierung. Dieses Phänomen kann besonders bei hellen Motiven auffallen, etwa am Strand oder in den Bergen. Wir messen den Randabfall mit einer gleichmäßig beleuchteten weißen Kunststoffplatte. Das Ergebnis gibt an, um wie viele Blenden die Helligkeit von der Bildmitte zum Rand nachlässt. Der Bestwert ist 0.
OECF-Testbild für Bildrauschen, Dynamikumfang und Scharfzeichnung
Als nächstes bewerten wir das Bildrauschen. Manche Digitalkameras stoßen bei wenig Licht an ihre Grenzen. Dann sind in den Aufnahmen – besonders in den dunklen Bereichen – falschfarbige Bildpunkte zu finden, die die Aufnahmen unscharf und verschwommen aussehen lassen. Diese Farbfehler nennt man Bildrauschen. Die häufigste Ursache für Bildrauschen ist ein zu kleiner Sensor. Auch eine erhöhte Lichtempfindlichkeit (ISO) kann Bildrauschen verstärken. Wir messen das Bildrauschen bei allen vorhandenen ISO-Einstellungen. Je kleiner der Messwert, desto weniger Bildrauschen produziert eine Kamera.
Das gleiche Testbild dient uns auch zur Messung des Dynamikumfangs, sprich, der Ein- und Ausgangsdynamik. Sie kommt vor allem bei Motiven mit hohem Kontrast zum Tragen, denn nur Modelle mit hoher Eingangsdynamik stellen diese Motive mit allen Details dar. Eine hohe Ausgangsdynamik bedeutet dagegen, dass eine Digitalkamera den Übergang zwischen hellen und dunklen Bildbereichen mit vielen Helligkeitsstufen darstellen kann. Die Eingangsdynamik kann bestenfalls zehn Blenden betragen, die Ausgangsdynamik 256 Helligkeitsstufen.
Die Scharfzeichnung sorgt dafür, dass Aufnahmen knackig scharf sind. Ränder und harte Übergänge im Bild dürfen dabei jedoch nicht ausfransen. Unser Testprogramm gibt die Scharfzeichnung in Prozent an. Werte bis 20 Prozent sind sehr gut, ab 50 Prozent sind meist ausgefranste Ränder im Bild zu sehen. (tö)
Dieser Artikel basiert auf einem
Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt.
Autorin: Verena Ottmann