Im Februar 2008 an Investor verkauft

Die schwierige "neue A&O"

14.05.2008
Klammheimlich ist die ehemalige EDS Field Service Group mit 3.000 Mitarbeitern an den Münchener Investor Orlando verkauft worden. Dirk Kieser, Geschäftsführer der deutschen A&O-Depandance, erklärte, die A&O habe "es verdient, neu anzufangen".

Von Wolfgang Leierseder

Als im Juli 2007 die Frankfurter A&O Systems Services Germany, damals noch eine Tochter des Potsdamer IT-Dienstleisters A&O, Krach mit der Gewerkschaft IG Metall bekam, erhielt Dirk Kieser, der heutige Geschäftsführer des Frankfurter Dienstleisters A&O GmbH, "tiefe Einblicke in die Geschäftsbücher des Unternehmen". Diese sagten ihm, wie er ChannelPartner gegenüber erklärte, dass es um das Frankfurter Unternehmen schlecht bestellt sei. In dem europaweit tätigen Unternehmen waren rund 3.000 ehemalige GFS-Mitarbeiter (Global Field Services) des IT-Dienstleisters EDS beschäftig. Die deutsche Filiale zählte damals rund 660 Mitarbeiter; ihre Tätigkeiten deckten das ganze Spektrum des Field-Services ab - doch leider hauptsächlich den niedrigmargigen Bereich. "Mir war klar: Es musste ein schnellstmögliche Restrukturierung passieren", sagt Kieser.

Kiesers Einsatz beschränkte sich auf die Monate Juni bis Oktober 2007. Dann übernahm A&O-Geschäftsführer Michael Müller das Kommando. Auch er besetzte den Chefsessel nicht lange. Denn der Münchener Investor Orlando Management GmbH begann sich für die nicht profitable Tochtergesellschaft zu interessieren - trotz des anstehenden Interessenausgleichs und Sozialplans für 150, vielleicht auch 200 Mitarbeiter und der "unumgänglichen Neuausrichtung" des Unternehmens, wie Kieser sagt.

Müller und Orlando wurden sich rasch handelseins: Zum 1. Februar 2008 ging die A&O Systems + Services Germany mitsamt allen europäischen, ehemaligen EDS-Field-Services-Filialen und sämtlichen Mitarbeitern in den Besitz der Münchener über. Der Kaufpreis war nicht zu erfahren. Doch dürfte er angesichts der Verluste eher eine symbolische Größe gehabt haben. Der Sitz der neu gegründeten A&O-Holding wurde nach Luxemburg gelegt.

Damit war für die Potsdamer Firma A&O auch das im Herbst 2006 aufgeschlagene Kapitel EDS beendet. Denn sie hatte ja auch gerade die umstrittene und bis heute nicht zur Gänze erledigte Sinitec-Abwicklung hinter sich gebracht.

Die Schwierigkeiten von A&O

Für Dirk Kieser aber begann ein neues Kapitel. Über das der ehemalige EDS-Mann gerne schreiben würde: "Die neue A&O". Trotz des "in Deutschland verdammt schwierigen Namens", wie er sagt.

Denn nachdem mit dem Betriebsrat ein Sozialplan für "maximal 150 Mitarbeiter" (Kieser) ausgehandelt worden war, konnte die Frankfurter Dependance daran gehen, wieder ihren Geschäften nachzugehen - geteilt in zwei GmbHs: mit Blick auf das A&O-Logo zögernde Bestandskunden und auf neue Kunden.

Letztere sollen von der derzeit 80 Mitarbeiter zählenden Communications + Services GmbH mit höherwertigen Diensten gewonnen werden: Beratung, Netzinfrastruktur, Outsourcing, eben die ganze Palette eines modernen IT-Dienstleisters. "Ein sinnvolles Portfolio, an dem wir hart gearbeitet haben", wie Kieser sagt. Dass im umkämpften Markt 80 Mitarbeiter schnell ausgelastet sind, weiß der Geschäftsführer.

Ebenso, dass die schrumpfende Mannschaft der zweiten GmbH, Systems + Services, heute schon an den Grenzen ihre Möglichkeit angelangt, die vertraglich zugesicherten Leistungen zu erbringen. "Die Mitarbeiter mussten in den vergangenen 24 Monaten leiden", sagt Kieser. Aber um zu überleben, müssten sie "noch mal hart anpacken".

Das sehen diese ähnlich. Nur, was ihre Auslastung angeht, sei "Schicht im Schacht erreicht", so ein Mitarbeiter. "Wir müssen uns fragen: Können wir unsere Kunden noch bedienen?"

Dazu Kieser: "Unsere Mitarbeiter haben es verdient, dass wir in diesem Jahr die Trendwende schaffen." Er sieht in dem neuen Investor, der, anders als die Mitarbeiter, den Abschluss 2007 kennt, jemanden, mit dem A&O "eine gute Chance bekommen hat, sich aus eigener Kraft" von der "wenig erfreulichen" Zeit bei A&O zu wegzubewegen.

Den Potsdamer A&O-Kollegen Michael Müller habe er, sagt er dann, seit Oktober 2007 nicht mehr gesehen. Wie sich überhaupt die Potsdamer Firma in gewohntes Schweigen hüllt. (wl)