Um Fernzugriff auf ein Unternehmensnetz zu ermöglichen, haben Anwender heute viele Techniken zur Auswahl: Modem, ISDN, xDSL, Mobilfunk (UMTS, HSPA), WLAN, Wimax, Satellit, Kabel-TV, Ethernet, um nur einige zu nennen. Grob lässt sich dabei zwischen solchen Verfahren unterscheiden, die eine direkte Verbindung (Punkt zu Punkt) aufbauen, und solchen, die öffentliche Netze wie etwa das Internet zusätzlich als Transportmedium nutzen. Für die direkte Verbindung spricht auf den ersten Blick eine größere Sicherheit, da hier keine öffentlichen Netze genutzt werden und ein Abhören eigentlich nur direkt an der physischen Leitung möglich ist. Die Kehrseite der Medaille sind dagegen die Kosten, die mit wachsender Entfernung explodieren.
Nicht umsonst gehören die heute mit Abstand populärsten Access-Verfahren xDSL und Mobilfunk zur Kategorie der Zugangstechniken, die das öffentliche Internet nutzen - womit sie in Bezug auf ihren jeweiligen Einsatzzweck fast schon konkurrenzlos billig sind. Vor lauter Kostenbewusstsein sollte aber eines nicht vergessen werden: Beide Techniken haben ihre Grenzen und eignen sich nicht für alle Aufgaben.
Auf der Minusseite von DSL stehen primär die unsichere Verfügbarkeit sowie die Quality of Services (QoS) der DSL-Verbindung. Um preislich attraktiv sein zu können, greifen die Anbieter häufig auf Consumer-DSL zurück und sichern in den AGB teilweise lediglich eine Verfügbarkeit von 96 Prozent zu. Das heißt, der Anschluss darf an über 14 Tagen im Jahr komplett ausfallen. Das zweite Problem ist die Dienstequalität: Gerade in Ballungsgebieten häufen sich in jüngster Zeit Beschwerden darüber, dass die Performance zu bestimmten Tagesstunden teilweise einbricht. Das kann an DSL-Überbuchungen im Telefonkabel-Bündel liegen - nach Meinungen von Fachleuten können mit einem typischen deutschen Telefonkabel lediglich 60 bis 80 Prozent der Anschlüsse mit DSL versorgt werden, ohne dass es zu gegenseitigen Störungen kommt. Da es sich bei den Telefonkabeln um ungeschirmte Kabel handelt, können zudem Aufzüge oder andere Starkstromverbraucher die Übertragung stören.
Ein weiteres Manko ist, dass die typischen DSL-Angebote einen asynchronen Charakter haben, also nur im Downstream mit einer hohen Bandbreite (heute bei ADSL2+ bis zu 20 Mbit/s) aufwarten, während im Upstream meist nur Transferraten von bis zu 1 Mbit/s geboten werden. Angesichts dieses Engpasses sollten bei Remote-Access-Projekten auf DSL-Basis auch die eigenen Anwendungsentwickler ins Boot geholt werden, damit es später zu keinen unliebsamen Überraschungen kommt, weil ein CRM-System oder Ähnliches zu hohe Ansprüche in Sachen Bandbreite stellt.
Günstiges Transportmedium
Wer mit diesen Einschränkungen leben kann und gegen mögliche Ausfälle mit Backup-Lösungen wie ISDN vorbaut, erhält ein günstiges Transportmedium. Vor allem beim Fernzugang für Teleworker im Heimbüro dürfte es derzeit preislich kaum zu schlagen sein. Auch im professionellen Bereich kann ADSL2+ - wie das Beispiel von Lotto Hamburg zeigt, bei der Standortvernetzung eine Alternative sein. Spätestens bei einer synchronen Übertragung von Echtzeit-Sprache und -Bewegtbildern, die diesen Namen verdienen, muss aber selbst ADSL2+ passen. Hier helfen meist nur die teureren symmetrischen DSL-Varianten weiter. Oder die Anwender greifen zu folgendem kostendämpfendem Trick, von dem uns Leser berichteten: Sie bestellten bei der Telekom das eigentlich für Privatkunden konzipierte VDSL 25 beziehungsweise 50, das je nach Paket zwischen 50 und 60 Euro pro Monat kostet. Diese DSL-Variante wartet im Upload mit Bandbreiten von bis zu 5 Mbit/s beziehungsweise bis zu 10 Mbit/s auf - und sollte damit auch bandbreitenhungrigen symmetrischen Anwendungen genügen. Allerdings hält die Telekom für professionelle Sparfüchse noch einen Stolperstrick bereit: Es werden nur reale Personen als Kunden akzeptiert, so dass die Anschlüsse teilweise auf die Namen von Mitarbeitern laufen müssen.
Mobilität mit Einschränkung
Ebenfalls hoch im Kurs stehen bei den Anwendern mittlerweile die breitbandigen Mobilfunktechniken UMTS und HSPA für den Fernzugriff auf das Unternehmensnetz. Sie versprechen zumindest auf dem Papier eine größtmögliche Mobilität für Außendienstmitarbeiter, und die Angebote werden mit monatlichen Flatrates ab 20 Euro (meist mit Volumengrenze bei 5 oder 10 GB Daten) langsam bezahlbar. Allerdings sollte sich kein Projektverantwortlicher, der mit dem Aufbau einer Remote-Access-Infrastruktur betraut ist, von den vollmundigen Breitbandversprechen täuschen lassen: HSDPA mit bis zu 7,2 Mbit/s gibt es bislang nur in wenigen Städten, und selbst 3,6 Mbit/s sind nicht deutschlandweit verfügbar. In der Fläche müssen deshalb die Anwender zu 95 Prozent mit UMTS auskommen, was einer Geschwindigkeit von bis zu 384 Kbit/s entspricht. Dies ist aber immer noch sechsmal schneller als ISDN, das vor wenigen Jahren für Außendienstler und Teleworker noch das Maß aller Dinge war. Fataler als das langsame Tempo ist bei UMTS und Co. ein anderer Umstand: Die mobile Datentechnik wartet mit Latenzzeiten auf, die im Bereich von einigen hundert Millisekunden liegen. Gerade Echtzeitanwendungen, die nicht entsprechend fehlertolerant programmiert wurden, reagieren darauf schnell mit einem Abbruch der Anwendungssitzung. Neben den klassischen Beispielen wie mobile Mitarbeiter bietet sich der Mobilfunk unter anderem noch für temporäre Netzanbindungen an, wie sie etwa auf Baustellen und Messeständen benötigt werden. In Kombination mit einem mobilfunkfähigen Router lassen sich so schnell und kostengünstig kleinere Netze mit einem Unternehmen koppeln.
Alternative WLAN-Hotspot
Eine Alternative zum mobilen Zugriff wären noch die immer häufiger anzutreffenden WLAN-Hotspots, die zumindest mit Geschwindigkeiten von bis zu 11 Mbit/s locken. Allerdings ist ihre Reichweite sehr eng auf das Umfeld der jeweiligen Basisstation begrenzt. Und mit dem Übergang vom Hotspot in das Internet zum Weitertransport gilt das Gleiche wie für DSL und Mobilfunk: Die Dienstgüte kann nicht garantiert werden. Neben dem Problem der räumlich begrenzten Verfügbarkeit haben die WLAN-Hotspots noch zwei weitere Haken: Oft ist die Hotspot-Nutzung mittlerweile teurer als UMTS oder HSPA. Des Weiteren verwenden die Hotspot-Betreiber oft eigene Abrechnungsverfahren, für die etwa Voucher in Form von Rubbelkarten erforderlich sind. Das erschwert die Transparenz der Kosten und bedeutet für das hauseigene Controlling mehr Arbeit.
Eher untergeordnete Bedeutung in Sachen Remote Access haben hierzulande die Techniken Wimax, Cable TV und Satellit. Im Fall von Wimax verwundert das kaum, denn nach der Goldgräberstimmung bei der Lizenzvergabe im Dezember 2006 folgten bislang nur sehr wenige kommerziell betriebene Netze. Im Gegensatz dazu war die Satellitentechnik zwar immer verfügbar, doch lange Zeit kostete das Equipment zu viel. Erschwerend kommt hinzu, dass die Übertragung via Satellit mit langen Signallaufzeiten zu kämpfen hat. Deshalb kommt dieses Verfahren meist nur in Regionen zum Einsatz, in denen weder DSL noch breitbandige Mobilfunkdienste verfügbar sind.
Bis zu 2 Mbit/s im Rückkanal
Eine bessere Entwicklung als Datennetze verzeichnen dagegen die Kabel-TV-Netze. Glaubt man den Zahlen der Anga Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber, so nutzen 1,85 Millionen Haushalte diese Infrastruktur als Zugangsmedium. Dabei werden mittlerweile Download-Raten von bis zu 32 Mbit/s und im Rückkanal von bis zu 2 Mbit/s offeriert. Noch in diesem Jahr soll mit der Einführung neuer Technik die Bandbreite auf 100 Mbit/s wachsen. In der Theorie stehen die Kabelnetze damit besser da als die DSL-Netze der Carrier, in der Praxis sorgen die Betreiber aber immer wieder mit Netzausfällen oder Installationsschwierigkeiten für Schlagzeilen.
Angesichts der Geschwindigkeiten, die heute mit DSL und Co. erreicht werden, erscheinen Modem und ISDN hoffnungslos veraltet. Dennoch sollten die beiden Oldies bei der Entwicklung einer Remote-Access-Strategie nicht ganz vernachlässigt werden. Zumindest als Backup-Lösung haben sie auch heute noch ihre Berechtigung, zumal die meisten Notebooks ein Modem enthalten. Zur Not lassen sich so auch Echtzeitverbindungen nutzen, die einen höheren Anspruch an die Latenzzeit haben.
Fazit
Die ideale Remote-Access-Technik gibt es nicht. Oft wird ein Unternehmen nicht umhinkönnen, mehrere Verfahren einzusetzen. Für die IT-Organisation führt das zu mehr Konfigurationsarbeit und für die Controlling-Abteilung zu zusätzlichem Abrechnungsaufwand. Fehlen hierzu die Mitarbeiter, so ist eventuell auch ein Outsourcing sinnvoll.