Die digitale Transformation hat die Welt fest im Griff. Was sich schon seit Beginn der 80er Jahre schleichend entwickelt, erreicht heute seinen ersten Höhepunkt und bringt Unternehmenslenker und IT-Entscheider in Erklärungsnöte. Unternehmen sind angehalten, ihre Geschäftsmodelle und alle dazugehörigen Prozesse neu auszurichten und im Rahmen ihrer IT-Strategie die individuelle digitale Agenda voranzutreiben.
Public Cloud-Umgebungen bieten ideale Voraussetzungen, um die Digitalisierungsstrategien von Unternehmen jeder Größe zu unterstützen. Startups haben den Vorteil, auf der grünen Wiese zu starten, da sie keine Legacy-IT zu berücksichtigen haben. Sie können langsam wachsen, ohne von Beginn an massiv in IT-Ressourcen zu investieren. Etablierte Unternehmen brauchen im Rahmen ihrer digitalen Evolution insbesondere Geschwindigkeit, um mit den sich schnell verändernden Marktbedingungen Schritt halten zu können. Eine Idee zu haben, ist aber nur der Anfang: Meistens scheitert der schnelle Go-to-Market an der technischen Umsetzung wegen nicht rasch genug verfügbarer IT-Ressourcen sowie dem Mangel an modernen Tools und Services, die bei der Entwicklung maßgeblich unterstützen können.
Unter denjenigen Unternehmen, die ein aktiver Teil der digitalen Evolution sein wollen, nehmen Cloud-Plattformen und -Infrastrukturen einen zentralen Platz innerhalb der IT-Strategie ein. So zeigt sich, dass Infrastructure-as-a-Service (IaaS) mit 63 Prozent und Platform-as-a-Service (PaaS) mit 70 Prozent weit oben auf der kurz- und mittelfristigen Agenda der CIOs stehen und als Basis für Entwicklung und Betrieb neuer Applikationen eingesetzt werden. Weitere 65 Prozent treiben zudem gezielt die Themen Software-Defined Network (SDN) sowie Data Center Automation kurz- und mittelfristig voran, um auf der Infrastrukturebene für mehr Flexibilität zu sorgen.
Diese Form der Flexibilität versprechen sich Unternehmen insbesondere von IaaS, welches von 82 Prozent der IT-Entscheider (vgl. Studie: "Digital Business Readiness") als ein charakteristisches Merkmal einer Next-Generation IT-Infrastruktur eingeordnet wird. Das hat einen naheliegenden Grund: Der durch die eigenen Fachabteilungen ausgeübte Druck und der Wunsch nach mehr Flexibilität und kurzem Time-to-Market neuer Applikationen wird stetig größer. CIOs sind somit gut beraten, sich konsequent auf den Einsatz von Public Cloud-Infrastrukturen zu konzentrieren, mit denen sie die Grundvoraussetzungen für das digitale Unternehmen schaffen und ihren Fachabteilungen die notwendigen Enablement-Plattformen bereitstellen. Als Teil der Digitalisierungsstrategie rücken Public Cloud-Infrastrukturen immer mehr in den Vordergrund. Sie bieten die ideale Grundlage für einen unkomplizierten Zugriff auf IT-Ressourcen, ermöglichen der sogenannten "Old Economy" agiles Handeln und präsentieren sich immer häufiger als die Brutstätte neuer und zum Teil disruptiver Geschäftsmodelle.
Digital Business funktioniert nicht ohne Public Cloud
In den vergangenen Dekaden haben IT-Abteilungen eine Vielzahl an IT-Systemen entwickelt, eingeführt, aktualisiert und abgelöst. Sie haben sich damit als Instandhalter für den IT-Maschinenraum positioniert. Im digitalen Zeitalter ist die IT-Abteilung jedoch zusätzlich gefordert, einen maßgeblichen Beitrag zum Produkt zu leisten und bei dessen Entwicklung und Verbesserung sowie der Prozessoptimierung zu unterstützen. Mit dem bloßen Aufbau und Betrieb der IT-Umgebungen und -Infrastrukturen schaffen CIOs für ihr Unternehmen jedoch keinen direkten Mehrwert. In diesem Fall sind sie lediglich die unterstützende Kraft im Hintergrund, ohne Einfluss auf das Geschäftsmodell respektive den Geschäftserfolg zu haben.
Für die IT-Abteilung geht es also mittlerweile um viel mehr, als nur den Status Quo zu erhalten. Die IT muss sich als strategischer Partner und Business Enabler verstehen und eng mit den unterschiedlichen Fachabteilungen zusammenarbeiten, um so zu helfen, einen strategischen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Public Cloud-Infrastrukturen unterstützten IT-Abteilungen dabei, das von ihnen geforderte Enablement zu liefern und damit die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens zu steigern. CIOs bieten ihren internen Kunden damit:
Ständigen Zugriff auf State-of-the-Art Technologien
höherwertige Services, mit denen sich neue digitale Produkte effizienter entwickeln lassen
Kostengünstiges Ausprobieren und die Entwicklung von Proof of Concepts
Verbesserung der Customer Experience mit neuen "Customer-Facing" Lösungen, um die Kundenbeziehung zu stärken
Eine engere Verzahnung ganzer Prozess- und Lieferketten innerhalb des Unternehmens sowie mit Partnern und Lieferanten
Im digitalen Zeitalter dreht sich allerdings alles um Produkte und Services, die einmal entwickelt werden und sich anschließend einer unbegrenzten Anzahl von Kunden bereitstellen lassen. Somit wird nicht mehr nur eine ausgewählte Anzahl an Kunden adressiert. Stattdessen ist der zu erwartende Kundenstrom nicht vollständig abzusehen. Insbesondere das virale Marketing sollte in der heutigen Zeit nicht unterschätzt werden und hat schon so manche Unternehmensinfrastruktur in die Knie gezwungen. Moderne IT-Infrastrukturen müssen auf solche Situationen vorbereitet und entsprechend in der Lage sein, darauf elastisch zu reagieren.
Globalisierung erfordert skalierbare IT
Nur noch die wenigsten Unternehmen konzentrieren sich heute ausschließlich auf ihren lokalen Markt. Getrieben durch die Globalisierung, die mit der Digitalisierung unserer Gesellschaft ihren Höhepunkt erreicht, muss Skalierbarkeit damit ebenfalls aus einem globalen Blickwinkel betrachtet werden. Public Cloud-Anbieter ermöglichen ihren Kunden einen elastischen Betrieb der Infrastruktur und unterstützen bei der IT-organisatorischen Expansion durch:
Flexiblen Zugriff auf Ressourcen ohne Grenzen
Elastizität der genutzten Infrastruktur-Ressourcen nach Bedarf
Überwinden der technischen Herausforderungen wie dem Vermeiden einer hohen Latenz
Erfüllung der rechtlichen Rahmenbedingungen im jeweiligen Zielmarkt
Reduzierung von Kosten und Investitionen
Weltweite Erreichbarkeit der Kunden
Was in der digitalen Ökonomie jedoch weiterhin als ein zentraler Einflussfaktor unterschätzt wird, ist der Kunde. Aufgrund einer mittlerweile kaum noch überschaubaren Anzahl von Cloud-Services und digitalen Produkten befindet er sich in der komfortablen Situation, die für ihn beste Lösung auszuwählen. Der Kunde treibt Unternehmen damit vor sich her und setzt diese mit Erwartungen an eine bessere User Experience einem ständigen Erfolgsdruck aus. Dieselbe Erwartungshaltung tragen die internen Kunden an die eigene IT-Abteilung heran. Deren historisch gewachsene Strukturen (lange Entscheidungswege und Einkaufsprozesse, etc.) sind meistens zu langsam und mit dem Fortschritt und den neuen Anforderungen der eigenen Kollegen überfordert. Die Folge ist eine Schatten-IT, in der Mitarbeiter unkontrolliert von der IT-Abteilung Cloud-Services einsetzen und externe Infrastrukturen aufbauen, um ihre Geschäftsprozesse eigenständig abzubilden. Egal ob interne oder externe Kunden: der Druck wächst unaufhörlich. Public Cloud-Infrastrukturen ermöglichen es IT-Abteilungen, diesem Trend entgegenzuwirken. Hierzu bieten diese:
Schnelleren Zugriff auf benötigte Ressourcen bei Bedarf
Erhöhung der Produktivität und Geschwindigkeit während der Planung und Durchführung von Projekten
Schnelleren Go-to-Market
Hohe Reaktionsgeschwindigkeit auf Markt- bzw. Kundenanforderungen
Erhöhung der Releasezyklen (Continuous Development and Deployment)
Quick Wins mit der Public Cloud
Für Unternehmen, die nach einem schnellen Erfolgserlebnis in der Public Cloud suchen, haben sich in den letzten Jahren die drei folgenden Workloads herauskristallisiert:
Test- und Entwicklungsumgebungen: Public Cloud-Infrastrukturen erlauben den unkomplizierten Aufbau von Test- und Entwicklungsumgebungen in kurzer Zeit. Die dafür notwendigen Ressourcen lassen sich innerhalb von wenigen Minuten bereitstellen und direkt einsetzen. Ein Vorteil besteht in der einfachen Replizierbarkeit echter Anwendungsfälle innerhalb einer entsprechenden Umgebung, um damit zeitnah auf Probleme reagieren zu können. Zudem lassen sich anhand von "Snapshots" Klone der jeweiligen Infrastruktur-Umgebungen erzeugen, um diese entweder direkt in eine Produktionsumgebung zu übernehmen oder als eine Blaupause für zukünftige Projekte zu verwenden.
Backup- und Disaster Recovery: Public Cloud-Infrastrukturen sind ideale Kandidaten für den Aufbau von Backup- und Disaster-Recovery-Strategien. Unternehmen erhalten hierüber die Möglichkeit, flexible Standby-Umgebungen zu implementieren, die innerhalb kurzer Zeit ein automatisches Failover ermöglichen und für einen reibungslosen Betrieb im Katastrophenfall sorgen. Große Unternehmen können somit auf ein eigenes Backup-Rechenzentrum verzichten und ihr Investitionsbudget effektiver einsetzen. Kleine und mittelständische Unternehmen können damit überhaupt erst ernsthafte Backup- und Disaster-Recovery-Strategien verfolgen.
Webseiten und eCommerce-Lösungen: Für Betreiber von hochfrequentierten Webseiten und eCommerce-Lösungen wie Webshops ist die zugrundeliegende Infrastruktur zu einem geschäftskritischen Asset geworden. Ein Ausfall von nur wenigen Minuten oder eine schlechte Reaktionszeit der Webseite führen zu einem Umsatzverlust von mehreren Tausend Euro pro Minute oder Stunde - je nach Größe und Frequenz des Webshops. Public Cloud-Infrastrukturen halten einem Besucheransturm stand und bieten die erforderliche Performance für eine State-of-the-Art User Experience. Skalierbarkeit und Stabilität gehören zu den Grundprinzipien einer Cloud-Infrastruktur und ermöglichen es Unternehmen, ihre Webseiten und eCommerce-Lösungen reibungslos zu betreiben.
CIO-Tipps für die Public Cloud
Trotz ihrer vielversprechenden Möglichkeiten sind die meisten Public-Cloud-Infrastrukturen komplex. Das gilt sowohl für den Aufbau und den Betrieb als auch für die Administration der virtuellen Infrastruktur und beeinflusst die Entwicklung und Wartung von Web-Applikationen und Backend-Services gleichermaßen. Die Komplexität versteckt sich dabei in der Architektur der Applikation. Es liegt im Verantwortungsbereich des Kunden, dass eine Applikation selbst dafür sorgt, dass die Cloud-Infrastruktur bei Bedarf skaliert wird. Im Kontext ihrer Public Cloud-Strategie sollten CIOs daher insbesondere folgende Themen berücksichtigen:
"Low Hanging Fruits": Starten Sie mit naheliegenden Anwendungsszenarien. Test- und Entwicklungsumgebungen sind dafür die idealen Kandidaten. Sie eignen sich hervorragend zum Ausprobieren und Verstehen der jeweiligen Public Cloud-Infrastruktur und führen schnell zu sichtbaren Erfolgen. Anschließend können Schritt für Schritt weitere Applikationen und Services migriert werden.
Kapazitätsplanung und globale Skalierbarkeit: Vor dem Einsatz einer Public Cloud-Infrastruktur stellt sich die grundlegende Frage, wie und für welchen Zweck die Umgebung eingesetzt werden soll. In diesem Zusammenhang spielt die Kapazitätsplanung eine entscheidende Rolle. CIOs und Infrastrukturmanager werden den Großteil ihrer Applikationen und Workloads kennen und können dadurch gut einschätzen, wie skalierbar die Infrastruktur hinsichtlich Performance und Verfügbarkeit, sein muss. Sie müssen Skalierbarkeit jedoch auch aus einem globalen Blickwinkel betrachten. Konzentriert sich das Unternehmen vorwiegend auf einen spezifischen Markt, reicht ein lokaler Anbieter mit einem Rechenzentrum in diesem Markt aus, um die Kunden zu bedienen. Soll mittelfristig in andere Märkte expandiert werden, müssen die Vorrausetzungen geprüft werden, ob ein Anbieter mit seinen bestehenden Rechenzentren diese Märkte in Bezug auf technische Herausforderungen und rechtliche Rahmenbedingungen bedienen kann.
Developer Skills: Public Cloud-Infrastrukturen werden überwiegend anhand von APIs gesteuert und programmatisch aufgebaut und gesteuert. Für die bestehende IT-Mannschaft, insbesondere die Administratoren, bedeutet dies, Programmierkenntnisse aufzubauen oder weiterzuentwickeln. Zwar lassen sich Public Cloud-Infrastrukturen mittlerweile auch bequem über WYSIWYG-Editoren (What you see is what you get) administrieren. Für einen hohen Automatisierungsgrad haben jedoch Skript- und Programmiersprachen eine hohe Verbreitung gefunden, anhand derer sich der Programmcode in Applikationen integrieren lässt, um darüber die Infrastruktur direkt zu steuern und die spezifischen Eigenschaften der Applikation zu berücksichtigen.
DevOps: Eine der grundlegenden Fähigkeiten eines erfolgreichen Unternehmens der digitalen Ökonomie ist die schnelle Adaption neuer Technologien und Features. Nur wenn ein Unternehmen in der Lage ist, Anwendungen in kurzer Zeit um neue Funktionen und Services zu erweitern (Continuous Delivery), wird es langfristig wettbewerbsfähig bleiben. Public Cloud-Infrastrukturen bieten hierfür die idealen technischen Voraussetzungen. Mit dem DevOps-Ansatz verzahnen CIOs die früher strikt getrennten Bereiche "Development" und "Operations" und schaffen damit die Grundlage für die notwendige Geschwindigkeit auf organisatorischer Ebene. Automation-Tools wie Puppet, Chef, Ansible oder Salt helfen bei der technischen Umsetzung.
Zur Unterstützung ihrer Planungs- und Strukturierungsaktivitäten auf Infrastrukturebene empfiehlt Crisp Research IT-Entscheidungsträgern zudem, eine "Digital Infrastructure Platform (DIP)" zu entwickeln. Diese repräsentiert den technischen Bauplan einer individuellen Digitalisierungsstrategie für den Aufbau und das Design ihres "Digital Enterprise". Auf Infrastrukturebene behalten sie damit den Überblick über die wichtigsten Akteure ihrer Infrastrukturstrategie und entwerfen den individuellen Bauplan ihres digitalen Unternehmens.