Daneben wurden auch die mittlerweile zum Standard-Repertoire von Systemhäusern gehörenden Technologien und Geschäftsmodelle wie Cloud Computing und Managed Services behandelt. So gelang es beispielsweise iTeam einen Vertreter von Amazon Web Services (AWS) als Sprecher zu gewinnen. Geoff Brown, Senior Sales and Operations Country Leader Germany Amazon Web Services, gewährte den Teilnehmern des iTeam Systemhauskongresses doch einige intime Einsichten in die interne Organisation von AWS.
Einblicke ins Amazon-Universum
So war beispielsweise die Ausgründung der Cloud-Tochter AWS 2006 keinesfalls ein "Unfall", weil plötzlich außerhalb des Weihnachtsgeschäfts freie Rechenzentrumkapazitäten zur Verfügung stünden, sondernd das ganze war genauso geplant. Überhaupt, arbeite man bei Amazon mit längeren Zeithorizonten, "nicht mit zwei bis der Jahren, sondern mit einem Sieben-Jahre-Horizont", wie der AWS-Manager Brown betonte. "Die meisten unserer Wettbewerber agieren kurzfristiger!"
Und man dürfe bei Amazon auch Fehler machen, wie zum Beispiel mit dem "Fire Phone", aber: "Wir werden noch größere Fehler machen", so Brown. Das läge in der Natur Sache, weil sich das Unternehmen ständig transformiere. So begannen viele Entwicklungen mit so genannte "Zwei-Pizza-Teams". Das sind in der Regel acht Personen, die man mit den zwei in den USA relativ groß ausfallenden Pizzas satt bekommt. Und diese Teams haben bis dato rund 14.000 von Amazon so bezeichnete "Micro Services" entwickelt, die sich bis dato in 15 Millionen Implementierungen niederschlugen.
Diese Fehlerkultur bei Amazon hat für einige Verwirrung im Auditorium gesorgt. Ein iTeam-Mitglied konfrontierte daraufhin den AWS-Manager mit der Prämisse, ob es nicht besser wäre, von Anfang an auf Qualität zu setzen. Dem entgegnete Brown, dass fehlerfreie Entwicklung von Innovationen per se nicht möglich sei.
So sei man beispielsweise auch bei Amazon von rein auf Touch Screens basierenden Benutzerführung ("Fire Phone") abgekommen, und setze stattdessen auf Sprachsteuerung ("Alexa"). "Schon bald werden wir auch industriell betriebene Reinigungsmaschinen mit unsere Stimmt lenken", so Brown.
Die Zukunft der Arbeit
Auf großes Interesse der iTeam-Systemhäuser stieß auch die Keynote von Lars Thomsen. Der Zukunftsforscher wies am Anfang darauf hin, dass manche Vorhersagen gar nicht eintreffen ("fliegende Autos"), andere Entwicklungen dagegen eher realisiert werden als vorhergesagt. So rechnete man beispielsweise vor einigen Jahren mit selbstfahrenden Autor frühestens im Jahre 2025. Nun wurde der Zeithorizont für autonome Fahrzeuge auf 2019 bis 2022 vorgezogen.
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Und eine derartige Entwicklung ist für Thomsen hochgradig disruptiv. So rechnet er schon mit ein paar Jahre mit autonom fahrenden Taxis, Bussen und LKWs: "Der Beruf des Kraftfahrers wird aussterben, das ist ein Tipping Point!" Auch in Robotertechnologie wird seiner Ansicht nach in vier bis fünf Jahren zu einem Quantensprung kommen. Denn die aktuelle Industreroboter sind einfach nur dumme Maschinen, die in Käfigen eingesperrt sind und dort lediglich schweißen, walzen oder stampfen. Die humanoiden Roboter im Jahre 2021 werden deutlich weniger als 10.000 Euro kosten und etwa im Media Markt erhältlich sein. "Man wird sie sich auch für 99 Euro monatlich mieten können. Diese beweglichen digitalen Helfer werden 80 Prozent aller Routinetätigkeiten im Haushalt erledigen können: Fenster putzen oder die Spülmaschine ein- und ausräumen", so Thomsen.
iTeam vergibt Preise an Systemhäuser
Die insgesamt 260 Teilnehmer zeugen von gleichbleibender hoher Attraktivität der iTeam-Veranstaltung für die Mitglieder. Am zweiten Tag des Kongresses durften sie auch noch einer weiteren spannenden Keynote lauschen: Deutschlands Super-Blogger Sascha Lobo referierte zum Thema künstliche Intelligenz und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Ebenfalls auf dem Jahreskongress wurden noch zwei Systemhäuser mit einem Sonderpreis der iTeam-Kooperation geehrt: die optimIT GmbH aus Saarbrücken und die Bordonaro GmbH & Co KG aus Speyer. Beide Unternehmen haben erst im Rahmen der iTeam-Partnerschaft zueinander gefunden und relativ rasch ein Joint-Venture gegründet. Die Suxedo GmbH & Co KG hat eine innovative eHealth-Lösung entwickelt. "myMedax - Digitale Anamnese" hilft etwa Notfallärzten, die Schwere der Verletzungen bei eingelieferten Patienten rasch digital zu erfassen und die Priorisierung der notwendigen Behandlungen effizient zu steuern.
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Derzeit befindet sich die Suxedo in intensiven Gesprächen mit einen großen Klinikbetreiber. Da geht es um die "myMedax"-Implementierung in den zentralen Notaufnahmen der Kliniken. Ursprünglich plante die der Klinikverbund, IBM Watson für die Datenerfassung zu verwenden.
Synaxon mit Mittelstandspreis ausgezeichnet
In der Woche nach dem Jahreskongress erhielt auch noch die iTeam-Muttergesellschaft Synaxon einen Preis. Der Mittelstandsverbund vergab den Kreativpreises für das beste Omnichannel-Konzept im Mittelstand unter anderem auch an Synaxon - für die die Omnichannel-Strategie der Marke "PC-Spezialist".
Laut der Jury hat PC-Spezialist in den letzten Jahren den Turnaround geschafft - von einem dahinsiechenden Verbund der Ladengeschäftsinhaber zu einer modernen Kooperation von dienstleistungsorientierten Unternehmen. Hier beeindruckte die Jury vor allem das Festpreis-Konzept: Bestimmte Services (PC-Einrichtung, Reparatur, WLAN-Einrichtung, etc.) werden von PC-Spezialist-Fachhändlern bundesweit zum gleichen Preis angeboten. Auch das digitale Marketing der Verbundgruppe überzeugte der Mittelstandsverbund.
Das Bewerbungsvideo der Synaxon AG