eSIM FAQ

Die neue SIM-Karte - das sollten Sie wissen

18.12.2020 von Manfred Bremmer
Mit der zunehmenden Verbreitung von eSIM-fähigen Geräten und speziellen Tarifen könnte es langsam aber sicher mit der klassischen SIM-Karte zu Ende gehen. Lesen Sie, was Sie jetzt zum Thema wissen müssen.
Die eSIM ist auf dem Weg, die klassischen Mobilfunk-SIM-Karten obsolet werden zu lassen. Wir sagen Ihnen, was Sie zur eSIM wissen müssen.
Foto: Fit Ztudio - shutterstock.com

Während die eSIM bei Connected Cars und im IoT-Umfeld bereits weit verbreitet ist, kommt sie bei Smartphone-Nutzern erst langsam zum Zug. Bestes Beispiel dafür ist das neue iPhone 14, das in Nordamerika erstmals nur noch eSIMs unterstützt, in anderen Regionen der Welt aber nach wie vor mit einen SIM-Karten-Slot ausgeliefert wird. Dabei spricht Etliches dafür, dass es in wenigen Jahren kaum noch Geräte mit herkömmlicher SIM-Karte geben wird. Ein Grund mehr, sich genauer über die eSIM zu informieren. Wir haben die wichtigsten Fragen gesammelt und beantwortet.

Was ist eine eSIM?

Die eSIM ist eine Weiterentwicklung der klassischen SIM-Karte, wobei das "e" für embedded steht. Der Umstand, dass das Subscriber Identity Module in Form eines winzigen Chips fest im Smartphone verbaut ist, bedeutet jedoch viel mehr als nur der Wegfall der Plastik-SIM. Ein fest eingebautes Modul für die Teilnehmeridentifikation ermöglicht vielmehr eine einfachere und flexiblere Mobilfunknutzung. Denn nun lassen sich alle Schritte - von Vertragsabschluss über die Aktivierung bis hin zur Verwaltung von SIM-Karten und Rufnummern (beispielsweise bei Dienst-Handys) - digital und online durchführen.

Auch das Wechseln von Verträgen oder die gleichzeitige Nutzung mehrerer Verträge - zum Beispiel bei "Bring your own device" (BYOD) - ist mit eSIM-fähigen Geräten deutlich einfacher als mit normalen oder Dual-SIM-Smartphones. Während das SIM-Profil bei klassischen Plastik-SIM-Karten fest eingetragen ist, können Besitzer von Geräten mit integriertem eSIM-Chip ein oder mehrere eSIM-Profile auf ihr Endgerät laden und jederzeit problemlos zwischen ihnen wechseln. Außerdem sind die Konditionen einiger Anbieter von eSIM-Tarifen auf die flexible Nutzung ausgelegt und Verträge können monatlich angepasst oder gekündigt werden.

Welche Geräte unterstützen die eSIM?

Auch wenn - ähnlich wie bei Dual-SIM - der eSIM-Trend erst allmählich in Fahrt kommt, befindet sich bereits eine größere Auswahl an kompatiblen (und beliebten) Devices auf dem Markt. So unterstützen etwa alle Mobilfunkgeräte der vergangenen drei Generationen von Apple und Google die eSIM. Außerdem wird erwartet, dass schon in Kürze auch andere Hersteller wie Samsung, LG oder Sony Geräte mit eSIM anbieten.

eSIM-Profile können unter anderem auf folgende Smartphones, Tablets, Notebooks und Smartwatches geladen werden:

Smartphones:

Tablets und Notebooks:

Smartwatches:

Zusätzlich besitzen auch die Apple Watch Series 3, 4, 5, 6, 7, 8 sowie 8 Ultra (GPS + Cellular) sowie die SE mit Mobilfunk eine eSIM. Allerdings funktionieren sie nur mit einem dafür qualifizierten Mobilfunktarif von einem unterstützten Anbieter. In Deutschland sind das die drei Carrier Telekom, Vodafone und O2.

Wie aktiviere ich eine eSIM?

Das eSIM-Profil erhalten Interessierte nach dem Abschluss eines Vertrags von den Mobilfunkanbietern. Meistens wird hierbei dem Nutzer ein QR-Code online im Kundenportal angezeigt. Nach dem Abfotografieren des Codes aktiviert das Gerät das Profil und die SIM-Karte kann sofort genutzt werden. Bei einigen Anbietern ist es allerdings noch so, dass die Kunden den QR-Code nicht direkt im Kundenportal erhalten. In diesen Fällen muss zunächst Kontakt zu einem Servicemitarbeiter aufgenommen, eine Filiale des Anbieters besucht oder auf einen Postversand des Codes gewartet werden.

Wie schnell kann ich den eSIM Provider wechseln?

Ein Provider-Wechsel geht mit einer eSIM innerhalb von Sekunden vonstatten, allerdings ist auch hier in Deutschland ein Video-Ident-Verfahren erforderlich. Direkt nach der Online-Verifizierung wird der eSIM-QR-Code angezeigt und kann über die Handy-Kamera gescannt werden. Danach ist das Profil in den Einstellungen verfügbar und kann mit einem TAP aktiviert werden. Schon sind zwei Mobilfunkverträge auf dem Smartphone aktiv.

Wie häufig kann ich den Provider bei einer eSIM wechseln?

Beim Thema Vertragslaufzeiten gibt es auch bei eSIM-Verträgen eine Mindestvertragslaufzeit. Viele Anbieter haben aus ihren 24-Monats-Verträgen mit Plastik-SIM einfach eine eSIM gemacht, ohne sonstige Vertragsanpassungen vorzunehmen. Bei anderen Anbietern sind die Konditionen aber bereits auf die flexible Nutzung ausgelegt und Verträge monatlich anpassbar, beziehungsweise kündbar.

Welche Vorteile bietet mir eine eSIM als Privatanwender?

Die eSIM macht Mobilfunk flexibler, günstiger und sorgt für uneingeschränkten Empfang - ähnlich, wie bei Dual-SIM-Smartphones, nur ohne das Einlegen und Wechseln der SIM-Karte. So lassen sich auch mit der eSIM eventuell vorhandene Schwächen des bisherigen Mobilfunkvertrags umgehen. Während der bestehende Erstvertrag für den Kunden die Basisausstattung darstellt, bietet die zusätzliche eSIM die gewünschten Freiheiten. So lässt sich spontan und ohne Laufzeitbindung dazubuchen, was gerade benötigt wird:

Generell bietet sich auch das Szenario an, Sprache und Daten zu trennen. Ein Anbieter kann für eine günstige Daten-Flat genutzt werden und ein anderer für günstige Sprach-Flatrates oder Minutenpakete. Auch kann über die eSIM eine zweite Mobilfunknummer auf einem Handy verwendet werden.

Wozu kann ich die eSIM im Business-Umfeld nutzen?

Im Vergleich zur klassischen SIM-Karte ergeben sich durch die eSIM mehrere Vorteile für Business-Anwender beziehungsweise Administratoren. So reduziert sich etwa der Verwaltungsaufwand bei eSIM-Profilen im Gegensatz zu herkömmlichen SIM-Karten erheblich. Niemand muss mehr auf eine physische SIM-Karte warten, um sein Firmen-Smartphone nutzen zu können. Kollegen können standortunabhängig und in Echtzeit mit einer Mobilfunklösung versorgt werden.

Da aktuelle Smartphones neben dem eSIM-Chip weiterhin einen SIM-Karten Slot besitzen, werden diese Smartphones außerdem automatisch zu Dual-SIM-Geräten. Viele Benutzer, die aktuell zwei Smartphones für zwei verschiedene Rufnummern verwenden, können künftig auf eines davon verzichten, da sich beide Rufnummern parallel auf einem Gerät nutzen lassen. Voraussetzung dafür sind natürlich ein DSGVO-konformer Schutz und die Trennung der privaten und beruflichen Kontakte.

Zudem können durch die eSIM zwei völlig unabhängige Mobilfunkoptionen auf einem Endgerät genutzt werden. Das kann zum Beispiel ein geschäftlicher Mobilfunkvertrag im SIM-Karten-Slot und ein privat genutzter Prepaid-Vertrag als eSIM-Profil in einem vom Arbeitgeber gestellten Smartphone sein.

Mit der Cloud-Telefonanlage sipgate team gibt es zudem erstmals eSIM in einer Telefonanlage. So kann die gesamte Business-Telefonie in wenigen Sekunden per eSIM-Profil auf jedem kompatiblen Smartphone eingerichtet werden und das Büro ist als eSIM immer mit dabei.

Was muss ich bei der eSIM in Sachen Datenschutz beachten?

Ähnlich der SIM-Karte speichert auch die eSIM persönliche Daten wie Adressbucheinträge oder die Mobilfunknummer des Teilnehmers. Folgende Sicherheitsmaßnahmen haben eSIM-Provider standardmäßig aktiviert:

Bezüglich des Datenschutzes ist eine eSIM nicht schlechter als eine SIM-Karte. Sie hat sogar den Vorteil, dass sie nicht wie die Plastikkarte verloren gehen oder aus dem Gerät entwendet werden kann.

Zum Video: Die neue SIM-Karte - das sollten Sie wissen

Welche Nachteile ergeben sich mit einer integrierten SIM-Karte?

In der Theorie gibt es mit der éSIM für den Anwender zwei potenzielle Nachteile:

Mit der eSIM ist die Möglichkeit des SIM-Swapping - und damit des Identitätsdiebstahls - für Kriminelle etwas einfacher geworden. Hat sicher der Hacker erfolgreich beim Mobilfunkdienstleister als sein Opfer ausgegeben und eine neue SIM-Karte beantragt, muss er sich nicht mehr die neue physische SIM beschaffen - der eingebaute Chip wird auf elektronischen Weg mit dem eSIM-Profil beschrieben.

Außerdem sind Paranoiker mit der eSIM nicht mehr in der Lage, die SIM-Karte als Schutz vor Handy-Ortung physisch zu entfernen. Sie können aber das eSIM-Profil löschen.

Mit den Nachteilen für Mobilfunkanbieter ist es nicht ganz so einfach: Theoretisch droht ihnen die Gefahr, dass Kunden mit der eSIM viel einfacher zur Konkurrenz wechseln. Denn viele Carrier haben keinerlei Prozessänderungen bei der Beschaffung und Aktivierung der eSIM vorgenommen. So kann es durchaus noch vorkommen, dass es beim Wechsel auf ein neues Gerät zu tagelanger Unerreichbarkeit kommen kann. Möchte man sein Smartphone wechseln, muss die eSIM neu bestellt werden.

Was kommt nach der eSIM?

Die eSIM bietet Geräteherstellern und Mobilfunkanbietern unter anderem Vorteile in den Bereichen Prozessverbesserung, Logistik und Kosten. Für Kunden wird Mobilfunk flexibler, günstiger und sorgt eventuell für einen besseren Empfang. Aus diesem Grund prognostizieren Experten, dass die eSIM nach einer gewissen Übergangszeit die physische SIM-Karte komplett ablösen wird. Doch damit ist die Evolution längst noch nicht abgeschlossen. Während für die eSIM noch ein separater Chip benötigt wird, wird die iSIM (integrated SIM) direkt als Software in das Chipset von Smartphones und andere Geräte integriert.

Wenngleich sich die iSIM wegen der damit möglichen Platz- und Kosteneinsparungen insbesondere für Sensoren und andere IoT-Devices eignet, gibt es auch Pläne, die Technik in Smartphones zu nutzen. Anfang 2022 stellte Vodafone bereits ein entsprechendes Gerät als Proof of Concept vor. Zum Einsatz kam dabei ein Samsung Galaxy Z Flip3 5G, das mit einem Qualcomm Snapdragon 888 5G als Chipsatz in Verbindung mit dem von Thales entwickelten iSIM-Betriebssystem betrieben wurde.