Im Gespräch mit ChannelPartner erläutert ADN-Geschäftsführer Manfred Ramacher, warum VARs ausgerechnet jetzt ihren Kunden Desktop-Virtualisierungs-Lösungen verkaufen sollten.
CP: Desktop-Virtualisierung ist eines der aktuellen Hype-Themen in der IT-Industrie. Woran liegt das?
Manfred Ramacher: Es gibt mehrere hundert Millionen Endgeräte, die derzeit noch als voll ausgestattete PCs betrieben, aber leicht auf virtualisierte Desktops umgestellt werden könnten. Diese Clients erhalten das Betriebssystem mit allen notwendigen Anwendungen von einer zentralen Stelle. Diese Art der Softwarebereitstellung ist moderner und weit effektiver als in dem bisher gebräuchlichen Client-Server-Modell.
CP: Aber lohnt sich so etwas auch monetär?
Ramacher: Auf jeden Fall. Da gibt es zum einen natürlich die zusätzlichen Kosten für die Virtualisierungssoftware, auf der anderen Seite sinkt aber der Administrationsaufwand beträchtlich. Im Vergleich zu herkömmlichen Client-Server-Landschaften sind virtualisierte Desktop-Umgebungen mit weniger Personal in kürzerer Zeit einsatzbereit. Das mühsame Verteilen von Softwarepaketen auf die einzelnen Clients entfällt. Darüber hinaus erübrigt sich das jeweilige Einspielen von Software-Updates, Patches und Security-Updates je PC-Endgerät, da es zentral im virtuellen Datacenter durchgeführt wird. Das senkt die Administrationsaufwendungen je Client erheblich.
CP: Wieso tut sich der Systemadministrator mit virtualisierten Desktops leichter?
Ramacher. Weil er nicht jedes Mal überprüfen muss, ob sich auch wirklich jede neu installierte Applikation mit der Software auf dem Client "verträgt". Er kann sofort jede gewünschte Anwendung dem User zur Verfügung stellen. Außerdem muss er sich nicht mehr um die Security der Clients kümmern.
CP: Ab wie vielen PC-Arbeitsplätzen ist Desktop-Virtualisierung sinnvoll?
Ramacher. Bereits in Netzwerken mit 50 Office-Clients wirkt sich diese neue Art, Software bereitzustellen, positiv aus. Entscheidend dabei ist, welche Applikationen zentral den Endgeräten zur Verfügung gestellt werden sollen. So kann es betriebswirtschaftlich betrachtet sehr wohl Sinn machen, CAD-Applikationen virtuell bereits für zehn Workstations bereitzustellen anstelle einer dezentralen Umgebung, und natürlich kommt es darauf an, ob Filialen, Home-Office-PC-Arbeitsplätze, Smartphones und andere Endgeräte über ein virtuelles Datacenter mit versorgt werden sollen. Die TCO ("Total Cost of Ownership") sind da bereits geringer, wenn die Desktops virtualisiert sind.
Welche Anwendungen?
CP: Welche Anwendungen können virtualisierten Desktops bereitgestellt werden?
Ramacher: Im Prinzip alle, sogar CAD- und rechenintensive Grafik-Anwendungen. Aber die meisten unserer Reseller virtualisieren die klassischen Office-PCs. Dort geht es also um das Betriebssystem selbst, das Office-Paket, E-Mail und Kalender, oft auch noch um Gruppenarbeitswerkzeuge wie SharePoint. Viele User benötigen noch Zugriff auf ein Dokumenten-Management-System (DMS). Immer häufiger werden auch VoIP- und Video-Applikationen in virtualisierten Umgebungen nachgefragt.
CP: Das waren ja bisher die ureigensten Einsatzgebiete der Fat-PCs ...
Ramacher: In der Tat. Bei der Desktop-Virtualisierung gibt es heute fast keine Einschränkungen mehr. So wollen immer mehr Anwender auch mit ihrem Smartphone oder Tablet-PC produktiv tätig sein.
CP: Aber so eine Umstellung von Fat auf Thin Clients geht doch kaum über Nacht …
Ramacher: Im Prinzip doch. Viele Unternehmen würden lieber heute als morgen all ihre Applikationen ihren Mitarbeitern nur noch zentral zur Verfügung stellen. Das scheitert aber oft an der Höhe der Umstellungskosten. Unsere Reseller können aber ihre Kunden auch Schritt für Schritt in die Welt der Desktop-Virtualisierung führen. Am Ende des Prozesses sollten aber schon die vollständig virtualisierte Desktops stehen.
Neue Kunden gewinnen
CP: Da bleibt für die Wiederverkäufer noch viel zu tun ….
Ramacher: Ja, denn das Interesse der Endkunden an Virtualisierungstechnologien ist groß, aber auch die Anforderungen der Anwender sind zum Teil sehr hoch. Der Leistungsumfang eines virtualisierten Desktops muss ja mit dem seines physischen Vorgängers mindestens identisch sein oder einen nachhaltigen Zusatznutzen bieten.
CP: Und wie kommen Reseller an die Kunden, die derzeit noch kein Interesse an virtualisierten Desktops zeigen?
Ramacher: Indem sie ihnen die Vorteile der Desktopvirtualisierung in Live-Präsentationen demonstrieren. Das zeigen wir Fachhändlern auf unseren Sales-Workshops. Außerdem stellen wir ihnen einen speziellen TCO-Kalkulator zur Verfügung, mit dessen Hilfe VARs Interessenten ganz genau vorrechnen können, ab wann sich für sie der Einsatz von virtualisierten Desktops lohnt. Dort stellen wir die Investitionskosten (Softwarelizenzen, Hardwareumstellung) den Ersparnissen durch den geringeren Administrationsaufwand gegenüber. (rw)