Die als besonders offen gelobte Kommunikationsplattform der Blogs droht gerade an dieser Offenheit zu ersticken. Nach einer Untersuchung des Spamfilterproviders Akismet sind inzwischen 95 Prozent aller Blogpostings Spam - Tendenz rasant ansteigend. Das liegt vor allem daran, dass das Spammen von Blogs wesentlich effektiver ist als Email-Spam. "Während eine Spam-Email meist ungelesen per Deletetaste entfernt wird, ist es im Blog anders. Die Suchmaschinen indexieren den Blog mit den Spamwörtern und da nur ein Administrator das Posting entfernen kann bleibt es meist lange enthalten, oder wird aus Ressourcengründen gar nicht entfernt", sagt Forrester-Analystin Natalia Lambert.
Dass so viel Spam in den Blogs landet, überrascht, da doch alle Blogs mit komplizierten Anmeldeverfahren dafür sorgen, dass die Postings nur von echten Personen und nicht automatisch von Computern ausgeführt werden können.
Doch die Spammer sind äußerst erfindungsreich. Eine der Methoden, um festzustellen, dass es sich bei der Anmeldung um eine leibhaftige Person handelt, ist der so genannte "Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart", kurz CAPTCHA. Hierbei muss man normalerweise die etwas verbogenen und verschobenen Ziffern oder Buchstaben aus einem Bild eingeben. Das, was zunächst für einen Computer als unlösbar erschien, ist aber inzwischen so gut wie geknackt. Ein Chinese unter dem Namen Wan-Grun bietet im Internet verschiedene Decoder an, die je nach Leistungsumfang zwischen 500 und 5.000 Dollar kosten. Seine Decoder basieren übrigens auf der immer weiter entwickelten OCR-Software für Handscanner.
Das ist die teure und elegante Lösung für die Umgehung des CAPTCHA-Problems. Wer weniger Geld ausgeben will oder falls die Registratur bei einem bestimmten Blog mehr verlangt als nur die Interpretation eines einfachen Bildes, wendet sich an einen entsprechenden Serviceprovider.
Es gibt heute Service-Unternehmen, bei denen sich eine echte Person Zugang zu jedem gewünschten Blog verschafft und diese Login-Daten dann verkauft. Dabei handelt es sich inzwischen um ein wohl organisiertes Business, das vor allem in Indien, China und Südostasien angesiedelt ist. Dort gibt es tausende solcher "Identity Sweatshops", in denen sich Kinder und Jugendliche vor allem bei den beliebten Webseiten wie MySpace oder YouTube oder den exklusiven Blogs der Fachpresse und der Universitäten anmelden. Die Logindaten werden dann in großen Stückzahlen und zu guten Preisen an die Spamversender verkauft, wärend die Kinder meist nur ein paar Dollars pro Tag verdienen. Harald Weiss, New York (sic)