Eine der größten Handy-Kliniken Europas befindet sich im sächsischen Hartmannsdorf bei Chemnitz. Die W-Support GmbH ist eine Tochtergesellschaft des TK-Distributors Komsa und entstand im Jahr 2000 aus der Reparatur-Geschäftseinheit des Distributors.
W-Support hat sich die Reparatur von IT- und Telekommunikationsgeräten spezialisiert. Nach eigenen Angaben verzeichnet man in Hartmannsdorf über eine Million Reparatureingänge pro Jahr. Mit dem entsprechenden Know-how versuchen die Spezialisten in den W-Support-Werkstätten alles, um die mobilen Schätzchen der Kunden wieder auf Vordermann zu bringen. Doch es gibt auch Fälle, bei denen selbst der erfahrenste Techniker die Segel streichen muss.
So werden in den Hartmannsdorfer Werkstätten nicht nur Mobiltelefone mit Wasserschaden oder Smartphones mit der berühmten "Spider App" angeliefert. Die Mitarbeiter erleben immer wieder Überraschungen. Wir haben die skurrilsten Reparaturanfragen bei Komsa und W-Support aus den letzten 18 Jahren zusammengetragen.
Endgültige Trennung
Einmal mittendurch, dann ist Schluss mit der Demütigung! So dachte sich offenbar der Mann, der mit einem Trennschleifer das Smartphone seiner Gattin zerteilte. Zuvor hatte er auf ihrem Samsung Galaxy S3 eindeutige Beweise dafür entdeckt, dass sie ab und an ein Schäferstündchen mit einem Konkurrenten abhielt.
Trotz der brachialen Behandlung war die Platine laut den Experten von W-Support noch funktionstüchtig. Man hätte die darauf enthaltenen Daten noch retten können.
Telefon zu Hackschnitzeln
Früher war alles besser? Die Handys waren noch richtig robust? Naja, auch das hatte seine Grenzen, wie man am Beispiel dieses Ericsson GH-198 sehen kann. Ein Tischlermeister ließ das Gerät bei der Arbeit aus Versehen in einen Schredder fallen. Er war gerade damit beschäftigt, Holzabfälle zu zerkleinern, um sich Hackschnitzel zum Heizen herzustellen als ihm das Telefon entglitt. Bevor er die Maschine stoppen konnte, hatte sie bereits für eine bleibende Erinnerung gesorgt. Fazit: Nein, auch wenn man es denken könnte, bei diesem Zickzack-Muster handelt es sich nicht um einen Haifisch-Biss.
Zum Fressen gern
Wie schmeckt eigentlich ein Smartphone aus dem Jahr 2001? Der Nokia Communicator 9210 scheint da Reize auszuspielen, die man auf den ersten Blick nicht erwarten würde. Ein Vierbeiner durfte sich offenbar länger mit diesem mobilen Büro beschäftigen. Ob er tatsächlich ein intensives Geschmackserlebnis hatte oder gar eine Nachricht an eine Freundin mit Reh-Augen und glänzendem Fell absetzen wollte, ist nicht überliefert. Vielleicht ging es ihm einfach nur darum, das nervige Klingelgeräusch abzustellen. Hundebisse sind bei Mobiltelefonen, die im Reparaturcenter eintreffen, keineswegs selten. Irgendetwas Magisches, so viel lässt sich sagen, scheint von der Technik auszugehen.
Smartphone als Lebensretter
Mit einem Einschussloch mitten im Touchscreen kam dieses Samsung Galaxy S 2 bei W-Support in Hartmannsdorf an. Diagnose: Das Projektil einer Schusswaffe durchschlug das Display, wurde aber vom Innenleben des Gerätes souverän gestoppt. Für die Experten von W-Support.com keine große Überraschung: Gerade im Bereich des Akkus sind Smartphones in der Regel sehr stabil, das haben bereits diverse Tests belegt. Der Laie staunt: Wurde früher der gute alte Flachmann in der Brusttasche im Ernstfall sogar mal zum Lebensretter, so schwingen sich die mobilen Begleiter auf, nun auch noch diese Funktion zu übernehmen.
Mobiltelefon, medium gegrillt
Ohne Smartphone geht heute nichts mehr. E-Mails checken, Chat-Nachrichten lesen, auf Facebook abhängen oder Musik hören - wer will in seiner Freizeit schon gern darauf verzichten? Aber wo legt man das gute Stück in Reich- und Leseweite ab, wenn man als Hobbykoch oder Grillmeister gerade seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht und die Suppe gleich überkocht oder das Fleisch anzubrennen droht? Denn wer jetzt nicht beide Hände frei hat, kann das Festmahl in die Tonne klopfen. Und wer sein Smartphone rasch irgendwo parken muss, sollte genau wissen, welche Herdplatten, Kochfelder oder Grillecken noch kalt sind.
Handy soll Bagger stoppen
Da war wohl jemand nicht ganz bei der Sache: Der Besitzer dieses Nokia N8 arbeitete auf dem Bau und musste irgendwann beim Verladen eines Baggers helfen. Mangels Anlegekeil war Improvisationskunst gefragt. Dass dieses nur 1,29 Zentimeter dicke Smartphone eine Baumaschine fixieren könnte, erwies sich leider als Schnapsidee. Angesichts der tonnenschweren Last krümmte sich das Nokia erst vor Schmerzen, um dann endgültig nach- und seinen Geist aufzugeben. Was aus dem Bagger ohne Unterlegkeil wurde, ist nicht bekannt.
Klapp-Handy zum Selberbauen
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Kann er die Vorzüge neuer Entwicklungen nicht sofort erkennen, lehnt er sie ab. Oder widersetzt sich gern. Jahrelang hatte der Besitzer dieses Motorola L7 die Klapphandys seiner Lieblingsmarke genutzt und war hochzufrieden. Dann geriet er an ein Nachfolgemodell, an dessen neue Form er sich nur schwer gewöhnen konnte. Sein Versuch, das L7 mittels Schraubstock an die eigenen Vorstellungen anzupassen, ging jedoch gründlich in die Hose. Zu spät wurde dem Mann klar, dass er das Handy zwar schön gleichmäßig, aber in die völlig falsche Richtung gebogen hat.
Vertuschung fehlgeschlagen
"Qualm-Entwicklung beim Ladevorgang" - soso! Der Fehlerbeschreibung zu diesem Sony M5 von 2015 wollten die Experten von W-Support nur ungern vertrauen. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass beim Aufladen an einer Steckdose die Ladebuchse so stark verschmoren kann. Sie sollten recht behalten, denn ihre Diagnose ergab: Hier war eine offene Flamme im Spiel. Warum der Besitzer ein Streichholz oder ein Feuerzeug an sein Smartphone hielt, lässt sich nur vermuten: Womöglich sollte durch den Brand der eigentliche Schaden vertuscht werden - das zerstörte Display.
Im Türrahmen geknickt
Preisfrage: Was, bitteschön, soll dieser Haufen Schrott darstellen? Das Sony X Compact aus dem Jahr 2016 soll von allein explodiert und dann abgebrannt sein, gab der Besitzer an. Das Gerät traf völlig zerfallen in einer blauen Kunststofftüte im Service Center ein. An der Rückseite sind zwei verschiedene Brandstellen erkennbar. Die Überbleibsel lassen allerdings weniger auf Selbstentzündung durch einen technischen Defekt schließen als vielmehr auf mechanische Fremdeinwirkung. Ein doppeltes Knickmuster spricht dafür, dass das Sony - aus welchem Grund auch immer - in einem Türrahmen steckte und beim Schließen abgeknickt wurde. Die starke Hebelwirkung beschädigte die Batterie an zwei Stellen. Es kam zum Kurzschluss und schlussendlich zum Brand.
Schrottvitrine ist Besuchermagnet
Eine ganze Schauvitrine voller kurioser Einsendungen ist bei W-Support in Hartmannsdorf ausgestellt. An dem Glasschrank mit den ungewöhnlichsten Reparatur-Eingängen aus 18 Jahren machen Besucher während einer Unternehmensführung regelmäßig einen längeren Stopp. Sie schmunzeln, sie staunen. Und fragen sich stets das Gleiche: Wie kann man bloß auf die Idee kommen, dass hier noch etwas zu reparieren ginge?
Es kommt auch auf die Hülle an
Ebenso kreativ wie bei den Schadensfällen sind die Einsender mit der Wahl der Verpackungen. Ob Zigarettenschachtel, Farbdose oder Kaffeebecher: Man muss sich nur zu helfen wissen. So hat sich in der 18jährigen Firmengeschichte bei W-Support einiges angesammelt. Gespannt sind die Reparaturspezialisten, auf welche Ideen die Kunden in Zukunft kommen. Wir werden auf jeden Fall über die neuesten Skurrilitäten aus der Handy-Klinik berichten.