Christof Stelmach, Zyxel

"Die Kenntnisse über Powerline sind gering"

02.09.2010
Anders als manche Mitbewerber hält Zyxel wenig von Powerline im professionellen Einsatz. Warum dies so ist und wie Händler mit der Technologie dennoch Geld verdienen können, erklärt Christof Stelmach, Business Development Manager Digital Home.
"Ich glaube durchaus, dass Powerline Potenzial hat." Christof Stelmach, Business Development Manager Digital Home, Zyxel

Anders als manche Mitbewerber hält Zyxel wenig von Powerline im professionellen Einsatz. Warum dies so ist und wie Händler mit der Technologie dennoch Geld verdienen können, erklärt Christof Stelmach, Business Development Manager Digital Home.

Wo sehen Sie die typischen Einsatzszenarien für Powerline?

Christof Stelmach: Im Heimnetzwerk. Powerline ist vor allem dort eine sehr gute Alternative, wo Multimedia-Geräte wie LCD-TVs, Blu-ray-Player, Spielekonsolen oder Media-Player mit dem Internet verbunden werden sollen. Es sind ja immer mehr Geräte mit Netzwerkschnittstelle ausgestattet oder internetfähig, das geht bis hin zum Kühlschrank.

Welche Vorteile bietet Powerline gegenüber WLAN?

Stelmach: Vor allem für IP-TV und Full-HD-Media-Streaming ist Powerline die bessere Wahl, weil es zuverlässiger und stabiler arbeitet und die notwendige Bandbreite zur Verfügung stellt.

Anders als einige Wetbewerber positioniert Zyxel Powerline überwiegend im Privatkundenbereich. Was spricht gegen den professionellen Einsatz?

Stelmach: Mit einer strukturierten Verkabelung erhalten Sie relativ preiswert Bandbreiten von einem Gigabit pro Sekunde, sogar Zehn-Gigabit-Netze sind möglich. Jeder aktuelle PC und jeder Laptop ist zudem mit einer Gigabit-Ethernet-Schnittstelle ausgestattet, bei Powerline benötigen Sie dagegen an jedem Endpunkt zusätzlich einen Adapter. Wir schließen Powerline nicht für den professionellen Bereich aus, aber andere etablierte Technologien sind im professionellen Umfeld besser geeignet. Außerdem kennt sich der klassische IT-Fachhandel mit dem Thema Ethernet bestens aus, die Kenntnisse über Powerline sind - relativ betrachtet - immer noch gering.

Was würden Sie Hotels oder Krankenhäusern empfehlen, bei denen sich eine strukturierte Verkabelung nicht oder nur mit großem Aufwand realisieren lässt?

Stelmach: Da gibt es sicher Ausnahmen. Wenn ein Hotel zum Beispiel auf IP-TV umrüsten will, ist WLAN keine Alternative. In diesem Fall würde ich aber eher zu ADSL raten, als auf Powerline zu setzen.

Hat Zyxel überhaupt professionelle Kunden, die Powerline nutzen?

Stelmach: Es gibt einige Projekte in kleinen Hotels, die Zimmer über Powerline angeschlossen haben. Sie stehen aber vor dem Problem, dass die Adapter nicht fest installiert sind und somit deren Verweildauer im Hotel begrenzt sein kann. Für Technologien wie ADSL brauchen Sie zwar auch ein Modem, das aber für den Endkunden nicht so attraktiv und daher wahrscheinlich nicht so sehr von Diebstahl betroffen ist.

Welche Bedeutung hat Powerline insgesamt im professionellen Umfeld?

Stelmach: Der überwiegende Teil der Geräte wird im Heimanwenderbereich verkauft. Aktuell sehen wir keine Signale - auch nicht von den marktführenden Chipherstellern -, dass der professionelle Bereich im Fokus wäre.

Mit welchen Argumenten kann der Handel Powerline verkaufen?

Stelmach: Sehr viele Geräte der Unterhaltungselektronik werden ja auch mit ihrer Internetfähigkeit beworben. Für den Endkunden besteht das Problem, den Weg beispielsweise zwischen Fernseher im Wohnzimmer und Router im Keller zu überbrücken. Einfach mal 20 Meter Kabel zu verlegen dürfte in den meisten Fällen am Einspruch der Hausherrin scheitern. Da ist Powerline eine gute Alternative. Bei entsprechender Beratung kann der Fachhändler nicht nur den Kunden zufriedenstellen und am Verkauf verdienen, sondern auch noch bei der Installation mitverdienen - auch wenn diese zugegebenermaßen kein Hexenwerk ist.

Was sind die größten Hindernisse bei der Vermarktung von Powerline?

Stelmach: Was den Handel angeht, tut sich vor allem der klassische IT-Reseller mit dem Thema schwer. Ich sehe deshalb das Potenzial vornehmlich im CE-Bereich. Bei den Endkunden fehlt weitestgehend das Wissen, dass es Powerline gibt und was man damit machen kann. Dabei ist die Situation in Deutschland noch relativ gut. In Ost- und Südeuropa ist die Technologie praktisch völlig unbekannt, selbst Elektriker oder Servicetechniker der Netzbetreiber können damit nichts anfangen.

Wie unterstützen Sie den Handel im Powerline-Geschäft?

Stelmach: Wir versuchen vor allem beim Endkunden Aufmerksamkeit und Verständnis für die Technik zu fördern: auf Messen, mit Anwendungsbeispielen auf unserer Website oder in Datenblättern, die typische Einsatzszenarien zeigen, und durch Schaltungen in Endkundenmagazinen, die ebenfalls auf die Technik Powerline und deren Vorteile eingehen.

Hat Powerline überhaupt Zukunft?

Stelmach: Ich glaube durchaus, dass Powerline Potenzial hat, aber es ist eben eine sehr mühevolle Arbeit, die Endkunden mit dem Thema vertraut zu machen. Deshalb sehen wir unsere primäre Händlerunterstützung auch darin, ein Bewusstsein für das Thema bei deren Kundschaft zu schaffen. (haf)

Dieser Beitrag ist Teil des großen Themenschwerpunkts "Netzwerke" in ChannelPartner-Ausgabe 18/10. Das Heft können Sie im ChannelPartner-Webshop abonnieren.