Dass es gleich bei dreien der ganz Großen in der IT-Branche zu Wechseln an der Unternehmensspitze kam, zählt zu den Auffälligkeiten dieses Jahres: Eine Ära ging bei Microsoft zu Ende, als sich Steve Ballmer - nach Ankündigung im Vorjahr - aus Redmond nach Los Angeles in ein anderes Leben mit viel Basketball zurückzog. Ballmer war die Nummer eins auf der Payroll und hatte das Unternehmen mit seiner raubauzigen Hemdsärmeligkeit wohl kaum weniger geprägt als Mastermind Bill Gates.
Der neue Chef ist zwar auch schon lange an Bord (22 Jahre), war aber immer leise genug, um intern bekannter zu sein als nach außen hin. Gut für Satya Nadella; so lässt sich trefflich Wirkung entfalten. Gleichwohl steht der neue Mann er vor der Aufgabe, Geschlossenheit und Zusammenhalt bei dem aufgewühlten Ex-Weltmarktführer wiederherzustellen und Microsoft zurück an die Spitze zu führen. Das könnte sich als "Mission impossible" erweisen, unken Experten.
Nicht ganz so epische Dimensionen hat der Wechsel bei SAP, der ja streng genommen gar kein Wechsel ist. Aber Bill McDermott, der seit 2010 in einer Doppelspitze mit Jim Hagemann Snabe das Walldorfer ERP-Dickschiff geführt hatte, steht nun allein am Ruder. Der Vertriebsexpertre verbreitet gleichwohl Zuversicht, dass er beim Kurs in die Cloud nicht die Übersicht verliert. An zu wenig ausgeübter Kontrolle kann es nicht liegen: Weil mit dem Gesamtbetriebsrat vereinbart worden war, dass die Human Resources weiterhin auf Vorstandsebene vertreten sein sollen, obwohl das in der Rechtsform der SE aktienrechtlich gar nicht mehr erforderlich ist, übernahm McDermott diesen Posten gleich mit.
Und nicht nur Snabe hat SAP verlassen; kurz davor tat das überraschend auch CTO Vishal Sikka, um wenig später bei Infosys in Bangalore (160.000 Mitarbeiter) als CEO an Bord zu gehen. - Die Demissionen bei SAP verlängern zudem eine Serie, die schon letztes Jahr mit den Abgängen von Personalchefin Luisa Delgado und von Cloud-Hoffnungsträger Lars Dalgaarder angelaufen war.
Was außerdem auffiel: Stimmen gegen unkritische Digitaleuphorie werden vielleicht nicht unbedingt mehr und lauter, aber sie scheinen mehr gehört zu werden als früher. Als Belege mögen die an humanistischer Lebensfreude orientierte Rede von Jaron Lanier anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels und die Fundamentalopposition von Hans-Magnus Enzensberger gegen alles Digitale gelten. Wen wundert es, dass sich der Bundeswirtschaftsminister in einem derart digitalkritischen Nachdenkerklima flugs mit Google anlegt?
Die IT-Köpfe des Jahres 2014
Larry Ellison
Mitte September erschüttert eine Nachricht die Branche: Oracle-Gründer und -CEO Larry Ellison - bekannt, beliebt und gehasst für seine markigen Sprüche - gibt sein Amt nach 35 Jahren ab. Mark Hurd und Safra Catz, bislang Ellisons Stellvertreter, sollen den Datenbank-Giganten weiterführen. Ellison, mittlerweile auch schon 70 Jahre alt, schaut sich den Fortgang derweil von seiner Yacht aus an.
Bill McDermott
Bill McDermott hat ist seit der Hauptversammlung vom Mai der ganz starke Mann bei SAP. Nach dem Wechsel des dänischen Co-CEO Jim Hagemann Snabe in den Aufsichtsrat agiert der US-Amerikaner als alleiniger Vorstandsvorsitzender und lenkt die Company in die <a href="http://www.computerwoche.de/a/sap-chef-bill-mcdermott-trimmt-den-softwarekonzern-auf-cloud-kurs,3062635" target="_blank">Cloud</a> um. Im Juli hat er zudem den Posten des <a href="http://www.computerwoche.de/a/ceo-mcdermott-ist-jetzt-auch-arbeitsdirektor,3064650" teget="_blank">Arbeitsdirektors</a> im Vorstand übernommen. Genug Erlebnisstoff für seine Autobiographie, die im November erschien.
Vishal Sikka
Nur wenige Wochen, nachdem Vishal Sikka sich im Mai überraschend aus seiner Position als Technikvorstand von SAP verabschiedet hatte – aus persönlichen Gründen, wie es hieß -, tauchte er in seiner indischen Heimat wieder auf. Der Softwareriese Infosys stellte Sikka als neuen CEO und Managing Director vor. Bei SAP hatte Sikka als starker Förderer der In-memory-Datenbanktechnik Hana gegolten.
Winfried Materna und Helmut an de Meulen
Beim Dortmunder Softwarehaus Materna verabschieden sich die Gründer: Winfried Materna und Helmut an de Meulen haben für das kommende Jahr ihren Rückzug aus der Geschäftsleitung der Muttergesellschaft und aller Tochterunternehmen (insgesamt 1400 Mitarbeiter) angekündigt.
Megan Smith
Kurz vor ihrem 50sten Geburtstag wurde Megan Smith im September von US-Präsident Barack Obama auf den Posten des Chief Technology Officers im Weißen Haus berufen. Sie kam von der Leitungsebene von Googles Forschungsbereich Google X, wo unter anderem Google Glass entwickelt wurde. Zuvor hatte sie das neun Jahre lang das Business Development geleitet und in dieser Funktion Google Earth und Google Maps eingeführt.
Günther Oettinger
Günther Oettinger (CDU) ist seit Oktober EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft. In dieser Funktion hat er das unter anderem von Bundeswirtschaftsminister Gabriel aufgebrachte Thema einer Zerschlagung von Google zügig zu beerdigen versucht: Eine solche Entbündelung sein ein <a href="http://www.n-tv.de/wirtschaft/Oettinger-gegen-Google-Zerschlagung-article14035016.html" target="_blank">„Instrument der Planwirtschaft“</a>, so Oettinger. Erfolg hatte er damit zunächst keinen: Ende November sprach sich das EU-Parlament in einer nicht bindenden Resolution für eine Aufspaltung des Internetgiganten aus.
Wiebe van der Horst
Die Auszeichnung als CIO des Jahres 2014, verliehen von der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation CIO, erhielt in diesem Jahr Wiebe van der Horst, Geschäftsführer der BASF Business Services Holding. Die Jury war zum einen überzeugt von van der Horsts erfolgreichen Bemühungen um eine Reduzuierung der IT-Komplexität im Konzern, zum anderem von der neuen globalen Arbeitsumgebung „Connected Enterprise“.
Andreas Hankel
Im Bereich Mittelstand kürte die Jury Andreas Hankel, Vice President Technology der Berliner Immobilienscout GmbH, zum CIO des Jahres 2014. Die Anlässe für die Auszeichnung sind vielfältig: im laufenden Betriebs hat Hankel mit seinem Team eine Private-Cloud-Infrastruktur aufgebaut, dabei den Serverbetrieb re-integriert, das Server-Betriebssystem samt Virtualisierungs-Plattform gewechselt, eine eigene Lösung zur Service-Orchestrierung entwickelt, agile Methoden im IT-Betrieb eingeführt und DevOps etabliert.
Rainer Janssen
Den Global Exchange Award für exzellentes internationales IT-Management sicherte sich der bereits in vergangenen Jahren vielfach prämierte Rainer Janssen von der Munich Re. Mit einem internationalen Team schloss Janssen den Aufbau einer globalen Shared-Service-Organisation für die Anwendungsentwicklung und die Infrastruktur ab. Und im Projekt MITHRAS wurden die Rechenzentren weltgrößten Rückversicherung konsolidiert.