Früher gehörte die Cebit zum Pflichttermin eines ITK-Resellers. Das ist schon lange nicht mehr der Fall. Mit der IFA fremdeln aber noch die IT-lastigen Fachhändler und Systemhausvertreter.
Dabei gibt es viele Argumente, warum sich auch für diese Zielgruppe ein Besuch der Funkausstellung lohnen kann. Auf kaum einer anderen Messe sieht man so viele Produktneuheiten, Trends und Anwendungsszenarien. Dazu kommen Formate wie IFA Next, bei denen Startups und Newcomer einen Platz finden. Dies bestätigt auch Wilfried Thom, Country Manager Deutschland und Vice President Western Europe bei Acer: "Für uns ist die IFA die wichtigste Messe des Jahres und internationale Bühne für neue Produktvorstellungen und Weltpremieren", erklärt er. So nutzte der Hersteller die Messe zur Vorstellung des nach eigenen Angaben leichtesten 15 Zoll-Notebook der Welt, dem Swift 5.
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Auch eher B2B-lastige Reseller kommen auf ihre Kosten, denn es dreht sich längst nicht alles um den privaten Endverbraucher. Viele Produktwelten verschmelzen und die Grenzen zwischen kommerzieller und privater Nutzung zusehends. Gamer wollen ihre Notebooks auch im Meeting nutzen, viele Smart-Home-Szenarien eignen sich auch für geschäftlich genutzte Räume und das Smartphone ist mittlerweile für viele ein unverzichtbares Arbeitsmittel. Das zeigt sich auch beim Auftritt vieler Hersteller, die nicht nur Consumer-Geräte mit auf die IFA gebracht haben.
"Die IFA wirkt als Katalysator für die digitale Welt", meint IFA Executive Director Jens Heithecker. Keine andere Messe sei so international und biete so viel Wachstumspotential für digitale Innovationen. Auch bei Samsung hatten nicht nur Consumer-Produkte Platz: "Auch 2018 konnten wir auf der IFA unseren Partnern neue Produkte zur Erweiterung ihres Portfolios präsentieren. Mit dem digitalen Flipchart 'Samsung Flip' ist es uns gelungen, eine neue Anwendungskategorie zu schaffen, die unseren Partnern neue Zugänge zu Kunden, Umsatz und Marge bringt", freut sich Markus Korn, Director Display Solutions, bei den Koreanern.
Steigendes Ordervolumen
Über 1.800 Aussteller hatten ihre Stände auf rund 160.000 Quadratmetern unter dem Berliner Funkturm aufgeschlagen, darunter eine große Anzahl aus der ITK-Branche. Das ermöglicht eine effektive Termindichte. Zudem waren viele Hersteller und Distributoren präsent, die die IFA-Kontakte zur Erweiterung ihrer Händlerschaft nutzen wollten. "Wir erhoffen uns vom IFA-Auftritt eine breitere Bekanntheit im deutschen Markt und sind offen für weitere Fachhandels- und Distributionspartner", bestätigt Aneta Wladarz vom polnischen Speicherspezialisten Goodram.
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Bei allen bunten Konsumenten, die sich zu Tausenden in den Messehallen drängen, ist die IFA trotzdem eine wichtige Fachmesse. Einkäufer stellen hier die Weichen für das Weihnachtsgeschäft. Auch für 2018 rechnet Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender des IFA-Veranstalters gfu Consumer & Home Electronicsmit einem " kontinuierlich steigenden Ordervolumen". 2017 wurden auf der Funkschau Order im Gesamtwert vom 4,7 Milliarden Euro geschrieben.
"Die IFA ist ein unverzichtbarer Branchentreff, der für uns das Jahresend- und Weihnachtsgeschäft einleitet", bestätigt Acer-Chef Thom. "Einerseits konnten wir die Messe nutzen, um unseren Partnern das vervollständigte NVMe-Line-Up zu präsentieren, andererseits ergaben sich auch interessante und partnerschaftliche Ansätze mit Unternehmen. Insbesondere im Lösungsbereich sehe ich viel Potential, um unser Geschäft weiter ausbauen zu können", sagt Samsung-Storage-Director Frank Kalisch.
PoS-Konzepte für den Fachhandel
Auffallend viele Distributoren waren auf der IFA vertreten. "Mit den Produktneuheiten, die rund um die Messe gelauncht werden, markiert die IFA für unsere Partner - und damit auch für uns - den Start ins Jahresendgeschäft", erläutert Andrea Fiedler, Unternehmenssprecherin der Komsa-Gruppe. Man nutze die Messe als wichtige Plattform zum Austausch mit den Industrie- und Handelspartnern.
Für den stationären Einzelhandel boten die Grossisten sowie Hersteller wie Epson Beispiele, wie sich Ladengeschäfte attraktiv und effektiv gestalten lassen. Micheal Telecom unterhält eine eigenständige Business Unit, die sich mit interaktiven und digitalen Warenpräsentationen beschäftigt. "Wir nutzen die IFA, um dem Fachhandel die PoS-Themen nahezubringen", berichtet Andreas Schulz, PoS-Spezialist bei dem TK-Distributor.
Brandneu zur IFA präsentierte der Nordhorner TK-Grossist Eno seine Lösung "PoS Styling". Anhand einer Checkliste werden Fachhändler beraten, wie sie ihr Ladenlokal besser gestalten können. Nach Planung der Styling-Maßnahmen setzt ein Eno-Team das Ganze innerhalb von 24 Stunden vor Ort um, ohne dass der Händler seinen Laden dafür schließen muss.