Steve Brazier hat als ehemaliger CEO des Marktforschungs- und Analystenunternehmens Canalys den weltweiten Channel über Jahre begleitet und mitgestaltet. Er ist weiterhin als "Informa Fellow" mit Canalys verbunden. Er kennt die Protagonisten hinter dem Also-Westcoast-Deal, Joe Hemani und Gustavo Möller-Hergt seit langer Zeit.
Der Westcoast-Chairman und der Also-Verwaltungsratspräsident gelten als Charakterköpfe im Channel. Da stellt sich die Frage, ob diese innerhalb der neu aufgestellten Also Holding, bei der Hemani "aktive Rolle" spielen will, auf Dauer harmonieren werden. Hier sieht Brazier kein Problem. "Gustavo und Joe kennen sich schon seit Jahren, das wird funktionieren", glaubt der Branchenkenner.
Synergieeffekte müssen genutzt werden
Auch für Brazier kam die Nachricht über den Zusammenschluss überraschend. Er hält ihn aber für einen "strategisch guter und offensichtlicher Schritt". Gerade in Zeiten, in denen das Channel-Geschäft immer häufiger auf Cloud-Marktplätze und durch technische Prozesse stattfindet, ist es einfacher, gemeinsam diese zu entwickeln und zu betreiben, als dass man dies unabhängig macht.
Auch für die Zulieferer hält der Branchenexperte den Deal für eine gute Sache. "Die werden das gut finden", ist sich Brazier sicher. Damit werden Westcoast und Also nicht nur wettbewerbsfähiger, sondern für die Hersteller wird das Geschäft auch einfacher, da man anstatt mit zweien nur noch mit einem Partner interagieren muss.
Marken sind nicht so wichtig
Hemani bescheinigt er eine sehr erfolgreiche Hand: "Er hat Westcoast zum führenden Distributor in Großbritannien gemacht und er hat auch die durch den Brexit hervorgerufenen Schwierigkeiten hervorragend gemeistert", lobt er. "Ich glaube, dass auch Also von der Westcoast-Performance der letzten Jahre beeindruckt war", so Brazier.
Die Ankündigung, die Marken beibehalten zu wollen, hält Brazier für weniger relevant. "Die Namen sind am Ende nicht so wichtig", meint er. Das habe man auch beim Merger von Tech Data und Synnex gemerkt. "Wichtig ist, dass die Unternehmenskultur beibehalten werden kann", bekräftigt er. Sein Rat lautet: "Sie sollten die Marken zunächst zwei, drei Jahre beibehalten und dann darüber nachdenken, einen gemeinsamen Brand zu finden". Zudem sei es wichtig, dass nun talentierte Westcoast-Mitarbeiter auch in der neuen Also Group ihren Platz finden werden.
Brazier spricht auf dem Canalys Forum in Berlin
Auch Brazier hat sich mit der Frage beschäftigt, warum in der öffentlichen Kommunikation nicht von einer Übernahme, sondern vielmehr von einem "Partnerschaftsvertrag" die Rede ist. Letztendlich sei es eine Übernahme, doch da Joe Hemani weiterhin engagiert sein wird, werde es eben eher als eine Art Fusion dargestellt.
Wer Steve Brazier mit seinen Thesen und Analysen zum aktuellen Channel-Geschehen live auf der Bühne erleben möchte, kann dies beim anstehenden Canalys Forum in Berlin tun. Auch wenn er nicht mehr als Canalys-CEO den Frontmann spielt, lässt er es sich in seiner Rolle als Informa Fellow nicht nehmen, in seiner eloquenten Art das aktuelle Marktgeschehen zu kommentieren. Weitere Informationen gibt es unter https://app.canapii.com/event/emea-2024 .
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