Die rege Übernahmetätigkeit der zehn führenden Systemhäuser in Deutschland hat die Reihenfolge im Umsatz-Ranking verschoben. Bechtle – viele Jahre die Nummer zwei – konnte sich an die Spitze der umsatzstärksten Anbieter setzen, gefolgt von der bisherigen Nummer eins Computacenter. Außerdem überholte Comparex den Wettbewerber Cancom, die Dimension Data Gruppe ließ Fritz & Macziol hinter sich.
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Die Umfrage
Zum 16. Mal in Folge hat die ChannelPartner die Systemhäuser in Deutschland befragt. Ziel war, die 25 umsatzstärksten Anbieter zu ermitteln. Obwohl viele Systemhäuser T-Systems als Wettbewerber einstufen, wurde die Telekom-Tochter, die im vergangenen Jahr 6,5 hierzulande Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete, nicht in das Ranking aufgenommen. Grund dafür ist die schlechtere Vergleichbarkeit. T-Systems reiht sich mit den Service-Strukturen nicht in den mittelständischen Systemhausmarkt ein: Große Kunden betreut T-Systems selbst, alle anderen bedient die Telekom, seit Anfang dieses Jahres auch wieder verstärkt unter Einbindung mittelständischer Systemhäuser. Sehr kleine Firmen werden bereits seit vielen Jahren ebenfalls von Partnern bedient.
Die Erhebung soll zudem die wirtschaftliche Stimmungslange, die Sorgen und Pläne der IT-Dienstleister sowie ihre Einschätzung zu Trendthemen und Budgetentwicklungen bei den Kunden dokumentieren.
Da die Grenzen zwischen Systemhäusern, Service-Providern, Integratoren und ISVs zunehmend verschwimmen, befragt ChannelPartner seit 2013 die Vertreter aller Kategorien.
Die Situation
Fakt ist: Viele Systemhäuser warteten 2013 mit überraschenden Steigerungsraten auf. Arvato Systems legte mit einem Plus von fast 26 Prozent das höchste Tempo vor, Comparex kurbelte den Umsatz um mehr als 24 Prozent an und Allgeier konnte mit einem Zuwachs von 22 Prozent den fünften Platz im Rennen verteidigen. Im Durchschnitt wuchsen die Top 10 um nahezu zwölf Prozent und somit etwas schneller als im Vorjahr (rund zehn Prozent). Obwohl Bechtle mit 9,6 und Canom mit 4 Prozent vergleichsweise geringe Wachstumsraten vorlegten, hielten sie ihren beachtlichen Abstand zum Verfolgerfeld mit knapp einer Milliarde Euro.
Insgesamt erwirtschafteten die Top 10 Systemhäuser in Deutschland 6,12 Milliarden Euro und steuerten damit drei Viertel zum Gesamtumsatz der Top 25 Systemhäuser bei.
Einschätzung: Bechtle, Computacenter, Comparex
Bechtle weiter auf Freiersfüßen
Branchenprimus Bechtle blieb 2013 seiner Strategie treu, setzte auf Akquisitionen sowie auf organisches Wachstum und fuhr damit das beste Ergebnis seiner Geschichte ein. Der Umsatz kletterte um 8,4 Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro, der Ertrag (EBIT) erreichte mit einem Plus von 13,4 Prozent die bisherige Bechtle-Bestmarke von 91 Millionen Euro. Als Wachstumsmotor entpuppten sich erneut die Gesellschaften in Deutschland, die ihren Umsatz um 9,6 Prozent auf 1,57 Milliarden Euro steigern konnten.
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Zum guten Konzernergebnis trug vor allem das Systemhaussegment bei, das bei Bechtle auch Managed Services und Cloud-Dienste umfasst. Hier zahlten sich die hohen Investitionen aus, die das Unternehmen seit 2012 in Zukäufe sowie die Qualifizierung der Mitarbeiter getätigt hat.
Ebenso kauffreudig erwies sich Bechtle bei den traditionellen Segmenten, wie Microsoft Sharepoint und Exchange. Bereits 2011 und 2012 hatten die Schwaben mit der Hamburger Hansevision und der Bochumer Redmond Integrators zwei Sharepoint-Spezialisten akquiriert und bundesweit Sharepoint-Teams aufgebaut. Anfang 2013 angelte sich Bechtle schließlich das Karlsruher Systemhaus Viritim.
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Seit seinem Bestehen hat der Dienstleister rund 70 Firmen übernommen. "Bechtle ist Treiber der Konsolidierung in der Branche und das bleibt so", stellte Olemotz auch für 2014 klar. Er hegt ehrgeizige Pläne: 2020 soll der Konzern die fünf Milliarden Euro-Marke knacken.
Computacenter justiert nach
Bei Computacenter stand das vergangene Jahr im Zeichen der Neuausrichtung. Auf europäischer Ebene wurden alle operativen Abteilungen in vier Geschäftseinheiten gebündelt, die Logistikzentren verknüpft und vereinheitlicht.
In Deutschland nahm Reiner Louis, der seit Juli 2013 die Geschäfte in Deutschland, der Schweiz und Luxemburg verantwortet, einige Kurskorrekturen vor. "Das Pendel ist in der Vergangenheit zu stark in Richtung Managed Services ausgeschlagen", konstatierte er nach seiner Amtsübernahme. Louis will dem klassischen Geschäft mit Infrastrukturleistungen und den Beratungsleistungen, beispielsweise rund um Mobile-, Cloud- und Mobile Workplace-Konzepte, wieder mehr Gewicht beimessen.
Die Neuausrichtung drosselte das Wachstum: Hatte Computacenter 2012 in der Region Deutschland, die auch die Schweiz und Luxemburg umfasst, noch 4,1 Prozent zugelegt, halbierte sich dieser Wert 2013 auf knapp 2 Prozent. Der Gesamtumsatz von 1,498 Milliarden Euro nährte sich aus dem Produktgeschäft, während der Service-Umsatz nahezu auf Vorjahresniveau verharrte. Allerdings gelang es dem IT-Dienstleister, seinen Gewinn um satte 48,8 Prozent auf 36,1 Millionen Euro erhöhen.
Auf Konzernebene schaffte es Computacenter, die 3-Milliarden-Pfund Umsatzhürde zu nehmen. Der Umsatz nach IFRS stieg um 5,4 Prozent von 2,91 Milliarden Britischen Pfund im Jahr 2012 auf nunmehr 3,07 Milliarden. Der Gewinn vor Steuern wuchs um drei Prozent von 79,3 Millionen Pfund auf 81,7 Millionen.
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Comparex hält Kurs
Der IT-Dienstleister Comparex hat seine von Akquisitionen, internationaler Expansion und organischem Wachstum geprägte Strategie konsequent weiter verfolgt und 2013 das erfolgreichste Ergebnis seiner Firmengeschichte erzielt. Der Umsatz kletterte konzernweit um knapp 27 Prozent auf 1,512 Milliarden Euro. Ursprünglich von BASF und Siemens gegründet, gehört Comparex seit 2008 der Peruni Holding an, einer österreichischen Tochter der Raiffeisen Informatik. Mittlerweile ist der Dienstleister in 31 Ländern in Europa, Asien, Afrika und Amerika aktiv.
Hierzulande konzentrieren sich die Leipziger das auf Software-Beschaffung, Lizenzmanagement, Beratungs- und Dienstleistungen spezialisierte Unternehmen auf die Entwicklung kundenindividueller Cloud-Lösungen. Diesem Kurs folgend erwirtschaftete Comparex 2013 hierzulande einen Umsatz von 596 Millionen Euro und fuhr damit ein Umsatzplus von mehr als 24 Prozent ein. Das Unternehmen will auch künftig über Zukäufe neue Märkte erobern.
Einschätzung: Cancom, Allgeier, Dimension Data, Fritz & Macziol
Cancom holt aus
Cancom schärfte 2013 erneut sein Profil als Cloud-Anbieter und Spezialist für Mobility-Lösungen. CEO Klaus Weinmann durchforstete dazu im Silicon Valley die Startup- und Cloud-Szene. Die Exkursion bescherte dem Unternehmen seine erste US-amerikanische Tochter "HPM Networks" (HPM). Das auf Cloud-Infrastruktur spezialisierte Systemhaus hatte unter anderem die Facebook Cloud aufgebaut. "Wir werden künftig nicht mehr nur zusehen, wie die großen Clouds in USA entstehen. Wir gehören jetzt zu denen, die diese Clouds bauen", erklärte Cancom-Chef Weinmann kämpferisch.
Ambitionierte Ziele verfolgt der Unternehmensgründer auch hinsichtlich der Positionierung im Markt: "Wir sind selbstbewusst genug zu sagen, dass wir die Nummer eins in Deutschland werden wollen."
Gewachsen ist Cancom jedoch nicht über zahlreiche Akquisitionen, wie die der Allgeier-Tochter Didas oder des Cloud-Spezialisten Pironet: 6,7 Prozent des Umsatzwachstums stemmte das Systemhaus aus eigener Kraft.
Bis zur Erstplatzierung größtes Systemhaus ist es allerdings noch ein weiter Weg: Der Gruppenumsatz kletterte zwar 2013 um 10 Prozent auf 613,8 Millionen Euro, doch der Abstand zum nächsten Kandidaten ist mit rund 1,4 Milliarde Euro beträchtlich.
Allgeier richtet sich neu aus
Allgeier gelang es 2013, sein weltweites Firmennetzwerk zu erweitern: Die stark wachsende Systemhausgruppe mit Hauptsitz in München bedient mit mehr als 90 Niederlassungen Kunden in Europa, Indien, Mexiko und den USA. Der Konzernumsatz stieg auf 477,6 Millionen Euro, der Gewinn um 28 Prozent auf 30,1 Millionen Euro. Auch hierzulande konnte das Unternehmen mit einem Umsatz von 410 Millionen Euro satte Zuwächse verbuchen.
Diese solide Basis nutzt Allgeier, um das Geschäftsmodell ganz auf Standard-Software, Entwicklung individueller Software-Lösungen und Personal-Dienstleistungen auszurichten. Seit Monaten trennt sich Allgeier schrittweise von Systemhausbereichen - unter anderem von der IT-Dienstleistungs-Tochter Didas. Als potenzieller Käufer wird Cancom gehandelt. Im Gegenzug soll Allgeier Anteile an der Cancom erhalten.
Gleichzeitig ergänzte Allgeier das Software-Portfolio durch die Übernahme des DMS-Spezialisten Digidok sowie der Softwarehersteller Metasonic und eHealthOpen .
Dimension Data
Ehrgeizige Ziele verfolgt auch die in Südafrika ansässige Dimension Data Gruppe. Sie will bis 2018 den Konzernumsatz auf zwölf Milliarden US-Dollar verdoppeln. Die Tochter des japanischen NTT-Konzerns und will in Europa zum IT-Dienstleister Nummer Eins werden. Einen ersten Schritt auf diesem Weg vollzog das Unternehmen Anfang 2014 mit der Akquisition von NextiraOne, die seitdem als Dimension Data Communications firmiert. Kumuliert erwirtschaftete die Dimension Data Gruppe hierzulande 403 Millionen Euro Umsatz.
Sollte sich Dimension Data ähnlich akquisefreudig zeigen wie ihre Mutter NTT, könnte das Unternehmen bei der Konsolidierung der europäischen Systemhauslandschaft künftig eine wichtige Rolle spielen. NTT hat sich in den vergangenen Jahren unter anderem Integralis (heute NTT Com Security), das Consulting-Haus Cirquent (heute NTT Data) und das SAP-Beratungshaus itelligence (heute NTT Data) einverleibt.
Fritz & Macziol unter dem Dach des Vinci-Konzerns
In einem - selbst für die geschwindigkeitsverwöhnte IT-Branche - atemberaubenden Tempo hat Fritz & Macziol die Muttergesellschaft gewechselt: Der französische Mischkonzern Vinci kaufte vor wenigen Tagen über seinen Teilkonzern Vinci Energies sämtliche Anteile der Imtech ICT Division und damit auch sämtliche Anteile des Ulmer Systemhauses Fritz & Macziol.
Die Not der ehemaligen Fritz & Macziol-Mutter Imtech gab dazu den Anstoß. Denn während die IT-Tochter glänzend da stand, hatte der auf Immobilien und Gebäudetechnik spezialisierte Imtech-Konzern im eigenen Kerngeschäft einen Schuldenberg von 745 Millionen Euro angehäuft. Der Verkauf der ertragreichen ICT-Division, dessen größtes Mitglied Fritz & Maziol ist, sollte 400 Millionen Euro in die Kassen des Mutterkonzerns spülen. Der Gesamtumsatz der ICT-Division kletterte 2013 um neun Prozent auf 396 Millionen Euro. Den Löwenanteil zu diesem Ergebnis steuerte die deutsche Gesellschaft bei.
Die Ankündigung der Imtech lockte zahlreiche potenzielle Käufer und Investoren auf den Plan Den Zuschlag erhielt Vinci - ein französischer Mischkonzern, die sich im IT-Segment bereits vor Jahren auch das Systemhaus Axians Networking einverleibt hatte.
Rauf aufs internationale Parkett
Der Blick auf die Entwicklung der größten Systemhäuser zeigt, dass der europäische Markt den Löwenanteil zum Geschäft der IT-Dienstleister beisteuert. Doch der Heimatmarkt wird vielen Anbietern zu eng, und auch deutsche Kunden erwarten von ihren Partnern Unter-stützung in internationalen Projekten.
Nach Computacenter, Allgeier und Comparex wagten 2014 deshalb auch Bechtle und Cancom den Sprung über den Atlantik. Während sich Bechtle allerdings über Allianzpartner wie das IT-Handelsunternehmen PC Connection Eintritt in den US-Markt verschafft, vertraut Cancom eher auf Zukäufe.
Comparex hatte bereits im Juni 2013 eine Tochtergesellschaft in New Jersey gegründet und sich vor kurzem per Zukäufe Stützpunkte in Brasilien und Mexiko gesichert.
Beispiele wie das Engagement der NTT Gruppe in Europa zeigen allerdings, dass Systemhäuser auch hierzulande mit neuen Wettbewerbern rechnen müssen.
Die größten Systemhäuser 2014 in Deutschland (Rangliste in tabellarischer Form)
Rang 2014 | Vorjahr | Systemhaus | Umsatz in Deutschland 2013 (in Mio. Euro) | Umsatz in Deutschland 2012 (in Mio. Euro) |
1 | (2) | Bechtle | 1.571,0 | 1.434,0 |
2 | (1) | Computacenter | 1.529,0 | 1.470,0 |
3 | (4) | Comparex | 596,0 | 479,0 |
4 | (3) | Cancom | 588,7 | 529,1 |
5 | (5) | Allgeier | 410,0 | 334,7 |
6 | (8) | Dimension Data | 403,0 | 350,0 |
7 | (6) | Fritz & Macziol | 338,0 | 314,0 |
8 | (7) | Arvato Systems | 287,0 | 227,8 |
9 | (13) | Insight Technology Solutions | 210,0 | 151,8 |
10 | (9) | SVA System Vertrieb Alexander | 207,7 | 176,5 |
11 | (16) | All for One Steeb | 186,3 | 134,9 |
12 | (14) | Controlware | 169,0 | 150,0 |
13 | (-) | itelligence AG, Teil der NTT DATA Gruppe | 166,7 | - |
14 | (12) | Datagroup | 156,9 | 146,2 |
15 | (15) | Profi Engineering Systems | 144,0 | 148,0 |
16 | (-) | Materna | 142,0 | 136,6 |
17 | (17) | MR Datentechnik Vertriebs und Service | 134,0 | 121,0 |
18 | (19) | Ratiodata IT-Lösungen & Services | 128,0 | 102,4 |
19 | (-) | adesso | 113,0 | 97,5 |
20 | (20) | Comline | 112,3 | 100,9 |
21 | (18) | inforsacom Informationssysteme | 105,7 | 103,5 |
22 | (-) | Freudenberg IT | 100,0 | - |
23 | (-) | Conet Group | 93,2 | 57,6 |
24 | (21) | Concat | 89,9 | 93,2 |
25 | (24) | ACP Holding Deutschland | 89,0 | 72,0 |
Bilanzierungen nach IFRS
Die Zahlen beruhen auf Angaben der Unternehmen, stammen aus dem elektronischen Bundesanzeiger oder sind Schätzungen der ChannelPartner-Redaktion.
Quelle: ChannelPartner
Die besten Systemhäuser 2014
Während ChannelPartner alljährlich die Rangliste der größten Systemhäuser in Deutschland herausgibt, lässt unsere Schwesterpublikation Computerwoche jedes Jahr die Unternehmenskunden die besten Systemhäuser Deutschlands wählen. Alles dazu können Sie im Beitrag "Cancom, Sysback und Prodatec sind die Besten" lesen.