Die Fritzbox gibt es seit sieben Jahren - sie hat in dieser Zeit Erfolgsgeschichte geschrieben. Wir stellen alle bisherigen Modelle vor.
B1-Card, Ken oder ISDN Multiprotokoll Router für Netware: Dies sind nur einige Produkte, an die sich so mancher eingefleischte Kenner der IT-Infrastrukturszene mit einem Schmunzeln erinnert. Der breiten Masse bekannt geworden ist die Company, die dahinter steckt, jedoch durch etwas ganz anderes. Die Rede ist von der "Fritzbox", die seit 2004 auf dem Markt und maßgeblich für den Geschäftserfolg des in Berlin beheimateten Unternehmens AVM verantwortlich ist.
Die Fritzbox reiht sich ein in eine ganze Familie von Fritz-Produkten, von denen AVM allein im Jahr 2010 knapp vier Millionen verkauft hat. In einer für den mit Akronymen, kryptischen Bezeichnungen und Wortungetümen übersäten IT-Markt klingt das nach einem ungewöhnlichen Markennamen. Zwar erinnert dieser, genauso wie die Firmenbezeichnung "AVM", die für "Audiovisuelles Marketing" steht, an alles andere als an Technik. Doch hat es die Berliner Company geschafft, die Marke "Fritz" als Synonym für fortschrittliche, einfach bedienbare Kommunikationsprodukte im Bewusstsein von Verbrauchern zu verankern (Konkurrent D-Link ist beim Versuch, vergleichbares mit der "Horstbox" zu erreichen, kläglich gescheitert).
Alles begann im Jahre 1995, als die damals noch junge ISDN-Digitaltechnik flächendeckend in Deutschland verfügbar wurde - und AVM mit seiner "Fritzcard" eine auf den Privatkundenmarkt zugeschnittene, preisgünstige ISDN-Steckkarte auf den Markt brachte. Darauf folgten weitere Fritzcards sowie externe "FritzX"-Geräte, Kombinationen aus ISDN-Adapter und Telefonanlage. Nachdem die Firma im Jahr 2000 schließlich den DSL-Markt mit Produkten wie einem ADSL/ISDN-Kombicontroller betreten hatten, folgte im Jahre 2004 der nächste und wahrscheinlich bedeutsamste Coup der Berliner: Die Vorstellung der Fritzbox-Produktlinie auf der CeBIT 2004, die seinerzeit mit dem Slogan "DSL-Endgeräte für Breitband-Internet" vermarktet wurde. Anhand ihrer roten Gehäuse in DIN-A5-Größe, die vom herkömmlichen graufarbenen Einerlei deutlich abwichen (später folgten blaue Gehäuse sowie OEM-Gehäusevarianten in anderen Farben und Formen), ließen sich die Vertreter dieser Gattung auf den ersten Blick identifizieren.
Kleine rote Kästchen
Den Auftakt der Produktlinie bildete das schlicht "Fritzbox" getaufte, ab April 2004 erhältliche Gerät. Neben einem DSL-Modem beherbergte das Gerät einen Internet-Router, zwei Ethernet-Anschlüsse sowie einen USB-Port.
Im Laufe der Zeit baute AVM den All-in-One-Charakter seiner Fritzbox-Linie immer weiter aus. So folgte bereits im Juni 2004 "Fritzbox Fon". Zusätzlich zum Fritzbox-Erstling hatte diese eine Telefonanlage für das Festnetz sowie die Unterstützung für Voice-over-IP-Internettelefonie mit an Bord.
Im Herbst desselben Jahres folgten die Varianten "Fritzbox SL WLAN" und "Fritzbox Fon WLAN", die zusätzlich einen WLAN-Access-Point gemäß IEEE 802.11b/g zur kabelloser Integration von Funkgeräten beinhalteten. Im Gegensatz zu den meisten anderen damaligen Anbietern aktivierte AVM serienmäßig die WLAN-Verschlüsselung - und zwar mit einem individuellen Schlüssel, der auf der Geräteunterseite aufgedruckt war.
Zur CeBIT 2005 brachte AVM schließlich die "Fritzbox Fon WLAN 7050" auf den Markt (und legte die Grundlage für das Fritzbox-Bennenungsschema mit vierstelligen Nummern). Neben drei Anschlüssen für analoge Endgeräte wie Telefone, Faxgeräte und Anrufbeantworter wartete die 7050 mit einer S0-Schnittstelle auf, die sich sowohl zur externen Anbindung an das ISDN-Telefonnetz als auch intern zum Anschluss von ISDN-Endgeräten verwenden ließ. Zudem fungierte dieses Gerät durch sein DSL-Modem auch als Internet-Router und WLAN-Access-Point.
Internetzugang über DSL, Kabel und LTE
Im Januar 2006 debütierte die "Fritzbox Fon WLAN 7170". Zusätzlich zum kleineren 7050-Bruder sowie der Unterstützung für ADSL2+ mit bis zu 16 MBit/s hatte dieses Gerät einen 4-Port 10/100 MBit/s Ethernet-Switch eingebaut. Ebenso erlaubte es das Sharing der an den USB 1.1-Host-Port angeschlossenen Speichersticks, Festplatten, Drucker und anderer Geräte.
Auf der CeBIT 2007 stellten die Berliner dann die "Fritzbox Fon WLAN 7270" vor. Neben einer schnelleren USB 2.0-Schnittstelle sowie der Unterstützung für ADSL/ADSL2+ und VDSL funkte das damalige Topmodell im WLAN mit 802.11n. Außerdem war eine DECT-Basisstation für Schurlostelefone integriert.
Im Jahr 2009 kam schließlich das derzeitige Topmodell auf den Markt, die "Fritzbox Fon WLAN 7390". Bei dieser zieren die hintere Gehäuseoberseite zwei kleine Flossen, die die rückwärtigen WLAN-Antennen ablösen. Der Dualband-WLAN-Access-Point der 7390 kann zwei verschiedene WLANs im 2,4 und 5GHz-Band gleichzeitig betreiben, während der Ethernet-Switch nun mit Gigabit-Geschwindigkeit arbeitet. Des Weiteren gibt es zwei USB 2.0-Ports sowie einen kleinen internen Speicher für den Anrufbeantworter und den Faxempfang.
Seit Oktober Jahr 2010 ist die "Fritzbox 6360 Cable" erhältlich, die kein DSL-, sondern ein Kabelmodem enthält. Damit eignet sich dieses Modell für Anwender, die ihren Internetzugang über einen TV-Kabelanschluss abwickeln. Mit der auf der Cebit 2011 präsentierten "Fritzbox 6840 LTE" schließlich hat AVM die LTE-Bühne in Gestalt einer speziell auf diesen Internetzugang-per-Mobilfunk-Standard abgestimmten Fritzbox betreten.
Vielfalt bei Geräten und Funktionen
Von vielen dieser Fritzbox-Hauptmodelle existieren Abwandlungen. Die 7112 zum Beispiel entspricht der Variante für den vom Telefon-Festnetzanschluss entbündelten DSL-Anschluss. Theoretisch lassen sich die vorhandenen Gerätemerkmale an den Zahlen in der Produktbezeichnung erkennen: Boxen aus der 7er Reihe (wie die 7270) vereinen DSL-Modem und WLAN-Router mit einer Telefonanlage. Fritzboxen aus der 3er-Reihe (etwa die 3270) verfügen jedoch nicht über eine DECT-Basisstation.
Fritzboxen - deren komplette Entwicklung und Produktion übrigens in Deutschland stattfindet - gibt es nicht nur von AVM. Vielmehr kommen einige Geräte auch im OEM-Gewand daher und sind daher nicht gleich als Berliner Originale zu erkennen. Auf einschlägigen Webseiten wie www.wehavemorefun.de/fritzbox/index.php/FRITZ!Box-Modelle ist jedoch ausführlich nachzulesen, hinter welchem Gerät etwa von 1&1 oder der Deutschen Telekom welche Fritzbox steckt und welche Funktionen dabei für den jeweiligen OEM modifiziert oder ergänzt worden sind.
Zur Beliebtheit der AVM-eigenen Fritzboxen sowie ihrer OEM-Derivate dürfte neben verständlichen deutschen Anleitungen die breit gefächerte Funktionalität beigetragen haben. Manche Funktionen waren nicht von Anfang an dabei, sondern AVM hat diese über Firmware-Updates im Laufe der Jahre kostenlos zur Verfügung gestellt nachgerüstet. Diese Funktionsnachrüstungen erlauben beispielsweise das Aufspannen eines separaten Gast-Funknetzwerk zusätzlich zum privaten WLANs oder die Einrichtung eines virtuellen privaten Netzwerks (VPN) für sichere Remotezugriffe.
Aus diesem Grund werden die primär auf Privatanwender zugeschnittenen Produkte gerne auch im geschäftlichen Umfeld genutzt, etwa in SOHOs, kleineren Büros und Außenstellen - bieten doch insbesondere die "größeren Varianten" wie die 7270 oder 7390 zum Teil recht fortgeschrittene Funktionen. Beispiele hierfür stellen die IPv6-Unterstützung, die Einrichtung als SIP-Registrar zum Anschluss von VoIP-Telefonen oder weiterer Fritzboxen sowie die Möglichkeit dar, den Internetzugang über ein via USB-Port angeschlossenes UMTS/HSDPA-Modem herzustellen abzuwickeln. Zudem können Fritzboxen externe Printserver und USB-Device-Server ersetzen, was den Nutzen weiter erhöht.
Ran an die Box
Populär sind zudem Fritzbox-Modifikationen der unterschiedlichsten Art. So statten manche Bastler ihre Fritzboxen zur WLAN-Reichweitenerhöhung mit stärkeren Antennen aus, andere nutzen per Y-Kabel ein und dieselbe Fritzbox gleichzeitig am analogen und ISDN-Telefonanschluss.
Die Königklasse der Software-Modifikationen bildet die Erstellung und Aufspielung einer eigenen Firmware auf Linux-Basis, etwa mit dem aus dem ursprünglichen Danisahne-Mod hervorgegangenen Projekt "Freetz" (eine Übersicht der Pakete, Addons und CGI-Erweiterungen steht unter freetz.org/wiki/packages bereit).
Dadurch lässt sich die eigenen Fritzbox um Funktionen wie einen Anrufmonitor oder IRC-Client erweitern.
Ein kleines Easter-Egg hat AVM höchstselbst in seiner Firmware eingebaut. Wer an einem an die Fritzbox angeschlossenen Telefon die Zeichenfolge #96*6* eintippt und die Wähltaste drückt, bekommt als Antwort darauf "Bier holen" im Display seines Apparates angezeigt - allerdings erst ab dem Nachmittag, denn sonst erscheint "Kein Bier vor 4".
Der Beitrag stammt von der ChannelPartner-Schwesterpublikation Computerwoche. Autor des Beitrages ist Eric Tierling.