Christian Gäbel, PCO

Die Gefahr eines „totalen Blackouts“ ist heute sehr real

07.10.2024 von Ronald Wiltscheck
1984 gegründet hat sich die PCO GmbH zu einen überregional bedeutenden IT-Dienstleister mit über 230 Mitarbeitern entwickelt. PCO-Geschäftsführer Christian Gäbel schildert die Erfolgsgeschichte.
Cristian Gäbel, PCO: "Durch den Einsatz von KI können Angriffe in Echtzeit analysiert und priorisiert werden."
Foto: Foto Vogt/ChannelPartner

channelpartner.de: Osnabrück ist nicht unbedingt Deutschlands IT-Mekka. Dennoch ist es der PCO GmbH gelungen, zu einem der bedeutendsten IT-Dienstleister Norddeutschlands aufzusteigen. Wie habt Ihr das geschafft?

Cristian Gäbel, PCO: Osnabrück mag vielleicht nicht als Deutschlands IT-Hochburg gelten, doch es gibt immer wieder Unternehmen, die auch an weniger populären Standorten durch innovative Strategien und klare Visionen als "Hidden Champion" überzeugen.

Unsere Erfolgsgeschichte lässt sich durch mehrere wesentliche Faktoren erklären, die auf eine Mischung aus absolutem Kundenfokus, Innovation, hoher Service-Qualität und starker Mitarbeiterbindung zurückführen sind.

channelpartner.de: Ihr habt Euch relativ früh dem Thema "Cybersecurity" verschrieben, warum?

Cristian Gäbel, PCO: In der heutigen digitalen Welt ist Cybersecurity ein unverzichtbarer Bestandteil jeder IT-Infrastruktur. Unternehmen, die auf IT-Dienstleistungen setzen, müssen ihren Kunden nicht nur Lösungen für den Betrieb ihrer Systeme anbieten, sondern auch sicherstellen, dass diese vor den immer komplexeren Cyber-Bedrohungen geschützt sind. Frühes Handeln im Bereich der IT-Sicherheit ermöglicht es, sich als vertrauenswürdiger Partner zu positionieren und langfristige Sicherheit für Kunden zu gewährleisten.

Darüber hinaus erfordert die steigende Zahl von Cyber-Angriffen, Datenschutzverletzungen und regulatorischen Vorgaben, dass IT-Dienstleister frühzeitig und proaktiv auf diese Herausforderungen reagieren. Für uns war es eine strategische Entscheidung, um nicht nur den aktuellen, sondern auch den zukünftigen Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden.

channelpartner.de: Seit 2020 veranstaltet Ihr den Deutschen IT-Security-Kongress in Osnabrück. Mittlerweile ist diese Veranstaltung ein Muss für die Security-Verantwortlichen in den Unternehmen. Was ist hier Euer Erfolgsrezept?

Cristian Gäbel: Das Erfolgsrezept des Deutschen IT-Security-Kongresses, den wir seit 2020 in Osnabrück veranstalten, ist eine Kombination aus Live Streaming in TV-Qualität, fachlicher Tiefe, aktuellem Praxisbezug, Networking-Möglichkeiten und der richtigen Mischung an Themen, die den wachsenden Herausforderungen im Bereich der Cyber Security gerecht werden.

Der Kongress hat sich durch die Zusammenarbeit mit renommierten IT-Security-Anbietern und bekannten Persönlichkeiten aus der Branche zu einem Highlight entwickelt. Diese Partnerschaften sorgen für hochkarätige Inhalte und eine gewisse Exklusivität.

Während in den großen Städten oft eine Vielzahl von IT-Events stattfindet, bietet Osnabrück eine spezialisierte und fokussierte Plattform für IT-Sicherheit. Diese Kombi und die Tatsache, dass wir Dinge gerne anders und innovativ angehen, schafft eine starke Gemeinschaft und zieht Experten und Unternehmen aus ganz Deutschland an.

channelpartner.de: Du warnst immer wieder vor dem "totalen Blackout", wenn es etwa Cyberkriminellen gelingen sollte, kritische Infrastruktur (etwa Energie- oder Wasserversorger) lahmzulegen. Wie real ist diese Gefahr heute?

Cristian Gäbel: Die Gefahr eines "totalen Blackouts", bei dem Cyber-Kriminelle kritische Infrastrukturen wie Energie oder Wasserversorger lahmlegen, ist heute sehr real und gehört zu den größten Bedrohungen im Bereich der Cyber-Sicherheit. Ich hebe aus gutem Grund immer wieder die Dringlichkeit dieses Szenarios hervor.

Unternehmen und Regierungen müssen sich dieser Bedrohung bewusst sein und Maßnahmen ergreifen, um kritische Infrastrukturen besser zu schützen. Eine robuste Cyber-Abwehr, regelmäßige Sicherheitsupdates, die Schulung von Personal und die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor sind entscheidend, um solche Katastrophen zu verhindern.

channelpartner.de: Innerhalb der Compass Gruppe habt Ihr im April 2024 das Deutsche Incident Response Team" (DIRT) gegründet. Zu welchem Zweck?

Cristian Gäbel: In den letzten Jahren haben wir über 50 Incident-Response-Fälle betreut und dabei regelmäßig einen Mangel an Cyber Security-Fachkräften festgestellt. Aus einer Vision von Frank Hölscher und mir wurde die konkrete Idee eines deutschlandweiten Incident-Response-Netzwerks entwickelt. 2022 teilten wir diese Idee mit den Partnern der Compass Gruppe, was auf positive Resonanz stieß.

Anfang 2023 begann die Ausbildung von 60 Cyber Security-Spezialisten in Zusammenarbeit mit dem BSI. Hier sind wir Teil des Cyber Sicherheits-Netzwerkes. Heute ist das Netzwerk deutschlandweit aktiv und unterstützt den Mittelstand direkt vor Ort, um nach Cyber-Angriffen IT-Systeme wiederherzustellen und Prozesse schnell wieder ans Laufen zu bringen. Wir sind mit einem eigenen DIRT-Stand (Halle 6 an Stand 6-223) auf der it-sa in Nürnberg vertreten und zeigen hier unsere Incident Response-Services.

Welche anderen, zusätzlichen Initiativen könnten helfen, den "totalen Blackout" zu verhindern?

Cristian Gäbel: Um einen "totalen Blackout" zu verhindern, sind umfassende Initiativen notwendig, die auf Zusammenarbeit zwischen Behörden, Politik, Hochschulen, Unternehmen, Cyber-Versicherern und IT-Dienstleistern setzen. Wir haben eine starke Cyber Security-Community in Osnabrück initiiert, die Unternehmen und Experten vernetzt, um so die gemeinsame Abwehrkraft zu erhöhen.

Außerdem haben wir uns gemeinsam mit der Business School der Hochschule Osnabrück auf den Weg gemacht und ein Cyber Security Expert Programm, also ein Weiterbildungsprogramm erarbeitet, um die Ausbildung neuer Fachkräfte in diesem Bereich zu fördern und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und eine nachhaltige Cyber-Resilienz aufzubauen.

Diese Initiativen fördern den Wissensaustausch und die Entwicklung innovativer Abwehrstrategien, wodurch Cyber-Angreifer weniger Chancen haben, kritische Infrastrukturen zu kompromittieren.

channelpartner.de: Wird die KI helfen, den Fachkräftemangel in der IT-Security-Industrie abzumildern?

Cristian Gäbel: Künstliche Intelligenz (KI) kann dabei helfen, den Fachkräftemangel in der IT-Security-Branche abzumildern in dem Routineaufgaben wie die Überwachung von Netzwerken, Erkennung von Bedrohungen und das Durchführen von Sicherheitsupdates automatisiert werden. Dadurch werden Security-Teams entlastet.

Künstliche Intelligenz kann große Datenmengen analysieren, um potenzielle Sicherheitslücken oder ungewöhnliche Verhaltensmuster schneller und präziser zu erkennen als manuelle Methoden. Durch den Einsatz von KI können Angriffe in Echtzeit analysiert und priorisiert werden, was eine schnelle Reaktion ermöglicht.

In unserem Cyber Defense Center (CDC) setzen wir KI-basierte Technologien ein. Die Nutzung von Threat Intelligence, SIEM (Security Information and Event Management) und SOAR (Security Orchestration, Automation and Response) Software ermöglicht es uns, Bedrohungen schneller zu erkennen, zu analysieren und darauf zu reagieren.

Diese Technologien automatisieren viele Aufgaben, die früher manuell erledigt wurden, und verbessern so die Effizienz und Reaktionsfähigkeit unseres CDCs erheblich. Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich, mit der wachsenden Anzahl und Komplexität von Cyber-Bedrohungen Schritt zu halten.

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