Symantec Channelmanager Christian Nern

"Die Fertigung muss zu einer ‚Smart Factory‘ werden"

07.01.2015 von Regina Böckle
Kaum ein Begriff wird in der IT-Branche aktuell so strapaziert, wie Industrie 4.0. Weshalb dieser Hype? Ist das Thema für Systemhäuser überhaupt relevant? Christian Nern, Channelchef von Symantec Deutschland, bezieht im Interview Stellung.

In vielen Industrie-Zweigen lassen sich doch heute schon unterschiedliche Sensoren problemlos ansteuern und auslesen. Weshalb gerade jetzt das große Interesse an diesem Thema?

Christian Nern: Als "vierte industrielle Revolution", die sich eigentlich mehr als Evolution darstellt, birgt Industrie 4.0 riesige Chancen für Unternehmen. Auf Basis des Internet der Dinge sollen Wertschöpfungs- und Geschäftsprozesse so optimiert werden, dass sich Produkte und Services hoch-individuell und flexibel fertigen lassen und die Effizienz erheblich gesteigert wird.

Chrisitan Nern, Director Channel Sales & Cloud bei Symantec Deutschland: "Wir fokussieren uns hier auf diejenigen Partner, die ganzheitliche Lösungsansätze außerhalb der klassischen IT bieten können."
Foto: Symantec

Um dies zu ermöglichen, müssen Produktionstechnologien immer mehr mit Informations- und Kommunikations- als auch mit Automatisierungstechnologien verzahnt werden - die gesamte Fertigung muss digital vernetzt zu einer "Smart Factory" werden.
Ein Beispiel: Schon heute können Fahrräder und Motorräder im Internet bestellt und bis hin zur Produktion verändert und verfolgt werden, weil die Prozesse der Bestellung und der Produktion ineinander greifen. So könnte ein Kunde noch last minute die Farbe seines Motorrads ändern, wenn dieses noch vor dem Schritt in die Lackierung steht.

Notwendig ist diese Flexibilität einer Smart Factory, in der die reale Welt mit der virtuellen verschmilzt, damit die weltweit sehr starke, aber auch sehr traditionelle Industrie in Deutschland auch auf einem globalisierten Markt wettbewerbsfähig bleiben kann.

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Wo sieht Symantec ganz konkrete neue Chancen?

Nern: Durch die Digitalisierung der Fertigung werden Unmengen von Daten produziert - laut PWC wird es für ein Unternehmen erfolgsentscheidend sein, diese Datenflut analysieren, auswerten und steuern zu können, um letztlich das durch Industrie 4.0 entstehende Wachstumspotenzial ausschöpfen zu können. Konkrete Chancen ergeben sich für Symantec folglich im Bereich der Big Data Analyse Tools. Durch die genannte enge Verzahnung der Produktion mit den Geschäftsprozessen sind außerdem neue Security-Konzepte nötig.

Was unterscheidet diese neuen Security-Konzepte in der Fertigung von den bisherigen?

Nern: Traditionell sind ältere Security-Lösungen auf die Verfügbarkeit der Anlagen ausgelegt. Heute ist es aber ebenso wichtig, die Produktionsdaten - generiert innerhalb der Geschäftsprozesse - vor Veränderungen zu schützen. Die Gewährleistung von Datenintegrität hat damit mittlerweile den gleichen Stellenwert wie die Verfügbarkeit, da unter Umständen die Kosten eines fehlerhaften Produktes ein Vielfaches im Vergleich zu den Ausfallkosten sein können.
Neben diesen Aspekten ist eine sichere Authentifizierung von Menschen und Maschinen genauso wichtig wie der Schutz der Daten.

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Welche Folgen hat das für Ihre Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden?

Nern: Wir müssen mit unseren Partnern den Kunden ganzheitliche Konzepte bieten, die verschiedene Aspekte und damit Lösungen integrieren können, um den neuen komplexen Anforderungen gerecht zu werden.
Zudem ist es heute eine wichtige, aber gleichzeitig auch schwierige und ressourcenintensive Aufgabe, die Security im Hinblick auf gesetzliche und betriebliche Sicherheitsstandards umzusetzen und zu messen. Symantec kann hier mit seiner skalierbaren Enterprise-Lösung Control Compliance Suite Unternehmen effektiv helfen, geschäftsrelevante Sicherheits- und Risikoinformationen zu bündeln, um daraus Prioritäten übergreifend für Sicherheit, IT-Betrieb und Compliance festzulegen.

Worin unterscheidet sich die Absicherung klassischer ITK-Umgebungen von der Absicherung von Industrie 4.0-Projekten?

Nern: Für klassische ITK-Umgebungen gab es vormals klare Grenzen sowohl auf der technischen als auch auf der Prozessseite. Heutige, moderne Sicherheitskonzepte müssen unterschiedliche Hersteller und Anbieter mit ihren jeweils verschiedenen Standards und Technologien vereinen können.
So können beispielsweise Geschäftsdaten physikalisch und rechtlich an einem anderen Ort und bei einer anderen Firma liegen als die Produktionsstätte - und trotzdem müssen alle Bereiche als Gesamtkonzept betrachtet werden.
Oder nehmen wir Connected Cars: Die Fahrzeughersteller müssen verstärkt mit vormals "fremden" Branchen wie Mobilfunkanbietern und Software-Entwicklern arbeiten und diese in ihre Produktions- und Wertschöpfungskette integrieren, um die Konnektivität ihrer Automobile zu ermöglichen. In vielen Unternehmen allerdings ist der Bereich Industrie Security sowohl prozessual als auch personell noch nicht vollständig definiert beziehungsweise besetzt.

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Wie werden Sie das Thema konkret angehen?

Nern: Wir sind darin bereits aktiv: Symantec ist mit vielen Kunden aus den Bereichen Automotive, Industrie, Energie und auch Healthcare im Gespräch und entwickelt mit diesen gemeinsam jeweils umfassende Konzepte zur Absicherung der Industrie 4.0 beziehungsweise ihrer Smart Factorys. Dabei steht keine einzelne Lösung im Fokus, sondern ein Gesamtkonzept. Dieses integriert verschiedene Lösungen, welche auch von verschiedenen Herstellern kommen können, und trägt der Heterogenität eines Kunden und dessen speziellen Produkten Rechnung.

Welche Lösungen bietet Symantec dazu an?

Nern: Neben der Symantec Control Compliance Suite, die technische und prozessuale Informationen auch für Industriestandars abbilden kann, bieten wir Lösungen wie die Symantec Embedded Security: Critical System Protection, deren Beta-Phase derzeit läuft, die bewährte Symantec Endpoint Protection Lösung, bis hin zum Validation and ID Protection Service und Symantec Trust Center. Im Information Management Bereich ist die Symantec Information Fabric Plattform eine gesetzte Größe, die es den Kunden ermöglicht, aktuelle und künftige Information Governance und Risk-Management Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Entsprechend den Marktanforderungen werden wir natürlich weitere Lösungen entwickeln und bestehende anpassen.

Wie wollen Sie IT-Partner in die Vermarktung mit einbinden?

Nern: Wir fokussieren uns hier auf diejenigen Partner, die ganzheitliche Lösungsansätze außerhalb der klassischen IT bieten können. Unser neu gestaltetes Partner-Programm beschreibt die Lösungen dafür durch die jeweiligen "Kompetenzen". Im Bereich Information Security kann ein solcher integrativer Ansatz zum Beispiel durch einen Partner mit der "Data Security Kompetenz" umgesetzt werden. Und natürlich wollen wir noch weitere Partner finden für die speziellen Anforderungen und Projekte der Industrie 4.0 und für das Management von Informationen.

Industrie 4.0 und die Smart Factory
Betrieb
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Impressionen
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Seifenanlage
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Technologien
Technologien
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Module Seifenanlage
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Module Seifenanlage
Module Seifenanlage
Module Seifenanlage
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Inwiefern sind Ihrer Ansicht nach Industrie 4. 0 und Big Data Analytics untrennbar miteinander verknüpft?

Nern: Industrie 4.0 und Big Data Analytics sind zwingend verknüpft, weil im Rahmen der digitalisierten Fertigungsprozesse große Datenmengen anfallen, die es auszuwerten gilt - damit aus ihnen die richtigen Schlüsse gezogen werden und gegebenenfalls wiederum Prozesse angepasst und optimiert werden können.

Was empfehlen Sie Systemhäusern, die in dieses Marktsegment einsteigen wollen?

Nern: Das jeweilige Systemhaus sollte einen klaren Go-To Market Plan haben, in dem geklärt ist, welche Lösungen sie anbieten können und welche Vorteile gegenüber dem Mitbewerb vorhanden sind.
Neben dem Aufbau der Ansprechpartner in den jeweiligen Fachabteilungen ist vor allem die vertriebliche und technische Fähigkeit notwendig, Lösungen "Cross Unternehmen" bzw. "Cross Wertschöpfungskette" zu verkaufen, dazu zu beraten oder sie zu implementieren.
Eine typische Frage könnte sein, wie eine Roboterstraße zum Zwecke der Prozessoptimierung mit Zulieferern und dem ERP-System verbunden oder welche Intelligenz aus Sensoren in andere Umgebungen integriert werden kann.

Experton: Anwenderstudie zu Industrie 4.0
Anwenderstudie zu Industrie 4.0
Die Münchener Analysten der Experton Group haben knapp 370 Entscheider zum Status quo von Industrie 4.0 in Deutschland befragt.
30 Prozent wissen von nichts
30 Prozent der Befragten haben sich noch gar nicht mit Industrie 4.0 beschäftigt. Bei den anderen 70 Prozent fällt die Beschäftigung mehr oder weniger intensiv aus - 29 Prozent planen noch gar keine Aktivitäten.
Produktion liegt vorn
Meist beschäftigt sich die Produktion mit dem Thema. Lediglich rund jeder dritte CIO setzt sich mit Industrie 4.0 auseinander.
Verantwortlichkeiten sind nicht geregelt
Eine relative Mehrheit von 41 Prozent der Studienteilnehmer hat die Verantwortlichkeiten bei Industrie 4.0 noch gar nicht geregelt.
Michael Weiß, Experton
Michael Weiß ist Senior Advisor bei der Experton Group. Er sieht bei Industrie 4.0 den IT-Chef gefragt, auch wenn der eine oder andere IT-Entscheider in diese Rolle sicher „noch hineinwachsen“ muss. „Das ist eine sehr gute Gelegenheit für den CIO, den Mehrwert der IT am Gesamt-Business-Prozess unter Beweis zu stellen“, sagt er.
Andreas Zilch, Experton
Andreas Zilch, Lead Advisor bei Experton, fügt an: „Hier sehen wir eine große Chance für den IT-Bereich und auch für den CIO, sich positiv für den Unternehmensnutzen zu positionieren. Es handelt sich um ein Business/IT Thema und die IT sollte die Verantwortung insbesondere für horizontale Vernetzungsprozesse übernehmen.“

Wie unterstützen Sie Systemhauspartner konkret bei diesem Einstieg?

Nern: Wir helfen bei der bereits angesprochenen Situationsanalyse dem Systemhaus, einen Business Case zu erstellen. Hier können wir vorab Marktanalyse-Daten zur Verfügung stellen, um das Potenzial eines bestimmten Projekts mithilfe dieser Daten zu ermitteln. Lösungskompetenz vermitteln wir in speziellen Partner-Trainings und Workshops, außerdem unterstützen wir mit Marketing-Funds, die das Systemhaus für gezielte Aktionen verwenden kann sowie mit gemeinsamen Marketingaktivitäten zum Thema.