Synaxon

Die dritte Welle im IT-Fachhandel

29.01.2016 von Ronald Wiltscheck
Fachhandelskooperationen wie Synaxon haben sich vom reinen Handel schon längst verabschiedet. Doch nun kommt der nächste Umbruch.

Bereits Ende 2012 hat Synaxon-Chef Frank Roebers mit einsnulleins einen reinen Dienstleistungsbetrieb für Privatkunden in Hamburg eröffnet. Für alle Dienstleistungen - von der Installation über die Fehlerdiagnose, Reparatur oder Datenrettung bis hin zum 24x7-Stunden-Service - zahlen seitdem auch Privatkunden einen festen Pauschalpreis.

Diese festen Pauschalpreise kamen bei auch der Privatkundenmarke von Synaxon, bei "PC-Spezialist", sehr gut an. Zahlreiche "PC-Spezialist"-Läden in ganz Deutschland bieten mittlerweile diese Services ihre Kunden auch an.

Die "dritte Welle" im IT-Fachhandel beinhaltet Managed Services, Dienstleistungen aus der Cloud und Flatrate-Verträge.
Foto: Synaxon AG

Doch Roebers ist da schon einen Schritt weiter: "Auch mit diesen standardisierten Dienstleistungspaketen geraten wir bald in eine Todeszone, der wir aber mir Managed Services, mit Dienstleistungen aus der Cloud mit Flatrate-Verträgen entkommen können". Das Aufkommen dieser gemanagten Dienstleistungen ist für den Synaxon-Chef gleichbedeutende mit dem Start der so genannten "dritten Welle" im IT-Fachhandel. Die "erste Welle" setzte demnach Mitte der 1990er Jahre an - mit der breiten Verbreitung von PCs samt Zubehör bei Privatanwendern. Die "zweite Welle", der Verkauf von standardisieren Dienstleistungen à la "einsnulleins" kam rechtzeitig zum Abschwung bei den reinen Hardware-Verkäufen (siehe Grafik).

"Viele unserer Mitglieder sind an Managed Services interessiert", so Roebers ChannelPartner gegenüber. Dieser Herausforderung müsse sich nun auch Synaxon stellen und deswegen agiere der Verbund von nun an wie ein Systemhaus, so Roebers weiter. 40 Synaxon-Mitarbeiter leisten Projektunterstützung für Reseller. Dabei kann es sich um große und sehr anspruchsvolle, aber auch kleine Projekte ab einem vierstelligen Volumen handeln. Das kann technische Unterstützung sein, wenn der Kunde zum Beispiel nach IT-Equipment verlangt, für das der beauftragte Partner keine Zertifizierung besitzt. Andererseits kann es sich aber auch im Hilfe bei der Vorfinanzierung des Projekts handeln - eigentlich eine klassische Aufgabe der Distribution.

Neue Marke "IT Service.Network"

Aber Synaxon möchte noch viel mehr für seine Partner tun, nämlich qualifizierte Leads an sie weiterleiten und sie bei der Vermarktung der eigenen Dienstleistungen unterstützen. Hierzu plant der Verbund mit "IT Service.Network" eine neue Marke zu etablieren, die ab April 2016 Synaxon-Partner bei Projekte und bei Marketingmaßnahmen unterstützen soll. Mehr Details zum "IT Service.Network" wird Synaxon im März zur CeBIT veröffentlichen, aber so viel steht jetzt schon fest: Dieser Service wird Synaxon-Mitgliedern für 110 Euro monatlich angeboten.

Im Fokus hat Roebers dabei vor allem PC-Spezialist-, Akcent- und Microtrend-Partner. iTeam-Systemhäuser benötigen diesen Support weniger, da sie in dieser Hinsicht besser aufgestellt sind. Immerhin beschäftigen iTeam-Mitglieder, aktuell sind es 360, mindestens zehn Mitarbeiter.

Frank Roebers, Vorstandsvorsitzender der Synaxon AG: "Der Todeszone der zweiten Welle entkommen."
Foto: Synaxon AG

Die oft kleineren PC-Spezialist-Filialen sind hingegen auf derartige Dienstleistungen seitens des Verbunds schon angewiesen. Und die Marke "PC Spezialist" ist wieder sehr begehrt im IT-Fachhandel. Immerhin konnte Synaxon die Zahl der Mitglieder im Vorjahr von 120 auf 278 mehr als verdoppeln, Ende 2016 rechnet Roebers gar mit knapp 400 PC-Spezialist-Partnern: "Danach werden die Lizenzen aber knapp", so der Synaxon-Chef.

Nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ war 2015 ein sehr gutes Jahr für "PC-Spezialist". In einer repräsentativen Erhebung der "WirtschaftsWoche" bekam diese Synaxon-Marke den Award für "höchstes Kundenvertrauen" - mit einem Vorsprung von 11,1 Prozent vor den Branchenmittelwert.

Hendrik Schuette Synaxon, Geschäftsbereichsleiter Kooperationen und Leiter Marketing bei der Synaxon AG: "PC-Spezialist hat sich in den letzten drei Jahren enorm entwickelt und den Wandel vom Hardware-Fachhändler zum IT-Service-Dienstleister endgültig und vor allem sehr erfolgreich vollzogen."
Foto: Synaxon AG

Darüber hinaus hat Synaxon die eigene Beschaffungsplattform "Egis" 2015 deutlich ausgebaut. So sind dort nun auch komplexere Projekte und spezielle Kompetenzen wie Infrastruktur oder Security eindeutig abbildbar. Ferner hat sich der Verbund 2015 einiges an Clod-Know-how zugelegt. So agiert Synaxon nun als zertifizierter Partner von Amazon Web Services (AWS) und von der Terra Cloud. "Die dafür notwendigen technischen Schulungen hatten es echt in sich, ich bin da nach zehn Minuten ausgestiegen", erinnert sich Roebers an ein AWS-Training.

Cloud-Marktplätze der Broadliner

Viel Lob zollt Roebers auch den 2015 neu entstandenen Cloud-Marktplätze der Distributoren Also, Arrow ECS, Ingram Micro, Tech Data und Wortmann: "Das erleichtert den Reselllern die Abrechnung der von ihnen geleisteten Cloud-Dientstleistungen enorm." Zwar würden die Marktplätze der Distributoren noch nicht über die kritische Menge an Cloud-Applikationen verfügen, doch in ein paar Jahre könnte es so weit sein, und dann könnte ein Systemhaus sämtliche von seinen Kunden benötigte Cloud-Dienste aus einer Hand beziehen, die Abrechnung dafür würde sich demnach quasi automatisch erstellen.

Dermaßen aufgestellt und für die Zukunft gut gerüstet bezeichnet sich Synaxon nun als die "Verbundgruppe für IT-Dienstleister".