Mit rund 14.000 Teilnehmern war die Cisco Live! 2018 die bislang größte Veranstaltung des Konzerns in Europa. Als Musterbeispiel für Smart City passte Barcelona denn auch gut zum zweiten Motto "Era of Intelligence" der Cisco Haus- und Konferenzmesse. Allerdings gilt es der Euphorie in Sachen Smart City im Gegensatz zu manchem südeuropäischen IT-Manager mit einer gesunden Skepsis zu begegnen. Denn im Alltag der katalanischen Metropole ist von den tausenden an Sensoren, der intelligenten Müllabfuhr etc. bislang wenig zu sehen, weshalb hinter vorgehaltener Hand des Öfteren zu hören ist, die Smart City Barcelona sei lediglich ein "proof of concepts".
Real sind dagegen durchaus die Datenmengen, die im Zuge der Digitalisierung, IoT und Cloud-Computing anfallen. Um welche Dimensionen es sich dabei handelt, lässt sich erahnen, wenn man beispielsweise berücksichtigt, welche Datenflut alleine auf der Cisco Live! anfiel: Schon an den beiden ersten Veranstaltungstagen entstanden 12 TByte an Traffic, die eine 20 Gbit/s-Internet-Anbindung zu bewältigen hatte.
Intent-based Networking
Datenmengen, denen in den Augen von Rowan Trollope, Senior Vice President und General Manager IoT und Applications bei Cisco, die klassischen Netze nicht mehr gewachsen sind. Dabei sieht Trollope im Wesentlichen zwei Herausforderungen: Zum einen müssten die Netze im IoT-Zeitalter eine stärkere vertikale Integration leisten, zum anderen dürften Netze künftig nicht nur an auf die Apps ausgerichtet sein, sondern müssten stärker den Business-Bedürfnissen gerecht werden. Ersteres will Cisco durch Partnerschaften mit Unternehmen wie ABB, Rockwell oder Schneider Electrics erreichen. Letzteres will der Konzern mit der Idee des "Intent-based Networking" umsetzen, denn Trollope zufolge reicht es nicht mehr, Netze nur zu monitoren. Vielmehr müssten Veränderungen sowie geänderte Anforderungen im Netz vorhergesehen werden. Nur so seien die IT-Teams in der Lage proaktiv zu handeln, statt wie bisher nur zu reagieren. Gleichzeitig reduziere sich die Zeit, die ein IT-Team mit der Fehlerbeseitigung verbringe. Cisco geht von einer Zeitersparnis um rund 43 Prozent aus. Erschwerend käme noch hinzu, dass ein Administrator künftig tausende Devices gleichzeitig betreuen müsse - im Gegensatz zu den 200 Geräten, die ein Admin bislang im Durchschnitt zu verwalten hatte.
Auch wenn jetzt das gesamte Netz vom Rechenzentrum über Campus und Branch bis zum Edge neu konzipiert wird, bleibt das in den Augen von Trollope nicht das einzige Netz-Redesign. Nach seiner Meinung müssen sich Netzverantwortliche angesichts der explosionsartigen Zunahme an Geräten, Cloud-Nutzung und Sicherheitsgefahren darauf einstellen, dass sie bis 2030 ihre Netze noch zwei weitere mal umbauen müssen. Änderungen, die etwa durch den Trend zum Edge Computing (bei Cisco auch als Fog Computing bekannt) oder die eingebettete Intelligenz in Apps und Security-Lösungen bedingt sein könnten.
So will Cisco wachsen
Gedanken, die dem Konzern sicher nicht unangenehm sind, wenn er wie Hilton Romanski, Senior Vice President und Chief Strategy Office, postuliert, "die sichere, intelligente Plattform für das Digital Business" liefern will, indem er unter anderem das "Networking reinvented". Neben dem Networking sieht Romanski im "5 x 5 Approach" - wie Ciscos Wachstumsstrategie heißt - noch die Bereiche Multi-Cloud, Data, Experience und Security als Wachstumsfelder. Um diese Bereiche erfolgreich zu beackern, setzt der Konzern neben Eigenentwicklungen weiterhin auf Firmenübernahmen, Partnerschaften sowie die Beteiligung an Startup-Unternehmen. Ferner gehören für den Chefstrategen Technologien wie AI und Machine Learning zu den zentralen Themen der Zukunft, und "Unternehmen die erfolgreich sein wollen, habe keine Wahl - sie müssen es machen."
Das Assurance-Portfolio
Cisco selbst ist diesen Schritt für sich bereits gegangen und erweitert das Intent-based Networking um predictive Analytics fürs Rechenzentrum, Campus/Branch und Edge. Sogenannte Assurance-Funktionen sollen es den Anwendern erlauben, kontinuierlich prüfen zu können, ob das Netzwerk wie vorgesehen funktioniert. Insgesamt besteht das Assurance-Portfolio aus drei Produkten:
Cisco Network Assurance Engine
Cisco DNA Center Assurance
Cisco Meraki Health
Network Assurance
Die Cisco Network Assurance Engine soll dabei im Rechenzentrum die Sicherheit erhöhen. Hierzu setzt Cisco auf eine Kombination aus mathematischen Modellen des Netzes gepaart mit dem Domain-Know-how aus über 30 Jahren. Auf diese Weise sollen IT-Teams in der Lage sein, festzustellen, warum ein Netz nicht wie erwartet funktioniert. Zudem unterbreite die Engine in solchen Fällen Lösungsvorschläge. Ferner lassen sich mit dem Tool Auswirkungen von Änderungen am Netz voraussagen, um so etwa Konfigurationsfehler und andere Missgeschicke zu vermeiden.
DNA Center Assurance
Eine 360-Grad-Sicht auf das Netz offeriert die Cisco DNA Center Assurance. Damit erhält der Netzverantwortliche laut Hersteller eine Übersicht darüber, wer, was, wo, wann und wie im Netz nutzt. Echtzeit-, Historie- und Prognosefunktionen sollen ein vollständiges Bild der Vorgänge sowohl in kabelgebundenen als auch kabellosen Umgebungen liefern. So helfe DNA Center Assurance IT-Abteilungen dabei, Probleme zu isolieren und zu replizieren sowie sie zu lösen.
Meraki Health
Transparenz und Analysemöglichkeiten für WLANs verspricht Cisco mit Meraki Wireless Health. Mit dem Werkzeug sollen sich Probleme im WLAN - etwa schlecht funktionierende Access Points und Clients - schneller finden und beheben lassen. Zur Prozessautomatisierung nutzt Cisco Meraki ein Cloud Managed IT-Modell.
Vorab konnten bereits rund 200 Kunden die neuen Assurance-Technologien testen. Zu den Testern gehörten hierzulande die Robert Bosch GmbH sowie die REWE Group. Während man bei Bosch unter anderem die Unterstützung durch die Network Assurance Engine bei der Anwendungsmigration lobt, hebt man bei REWE die Hilfe durch das Cisco DNA Center bei der Lösung von Problemen hervor. Dies entlaste das Netz-Team, so dass es sich wieder auf die Kernprojekte konzentrieren könne.