Wer sich aktuell mit Cloud-Storage beschäftigt, stößt früher oder später auf die Unterteilung in "Hot Cloud Storage" und "Cold Cloud Storage". Was bedeuten diese beiden Bezeichnungen? Die Unterscheidungskriterien für unterschiedliche Storage-Ansätze, die aus der lokalen Datenspeicherung bekannt sind, gelten in der Cloud nur bedingt - beziehungsweise benötigen sie eine andere Definition. Dazu kommt, dass keine einheitliche, von einem unabhängigen Gremium festgelegte Definition der Begriffe existiert. Das lässt den Anbietern erheblichen Spielraum - auch denjenigen, die mit einem Schlagwort lediglich auf einen gerade gut in Fahrt gekommenen Zug aufspringen wollen. Hier heißt es also, genau hinzusehen.
Herkömmliche Klassifizierung von Storage-Kapazitäten
Daten wurden bisher als umso "kälter" eingestuft, je weiter sie vom Nutzer entfernt waren, auch unter der Annahme, dass diese dann seltener genutzt werden und weniger wichtig sind. Unter "Hot Storage" fielen also Daten im täglichen Zugriff auf dem PC oder Notebook. Als "Warm Storage" wurden Daten klassifiziert, die auf File-Systemen in der Niederlassung oder der Firma lagen. Daten in der Cloud wurden fast automatisch als "Cold Storage" eingestuft: Schließlich liegen sie in einem weit entfernten Rechenzentrum. Diese Kategorisierung lässt sich jedoch nicht mehr aufrechterhalten.
Heute werden Daten in der Cloud ebenso häufig genutzt wie lokal vorgehaltene Daten. Und Mitarbeiter sind auf diese Daten ebenso dringend angewiesen, wie auf Daten im Firmennetz oder den lokal auf ihrem Rechner gespeicherten Dokumenten. Oft sind die Files in der Cloud aus ihrer Sicht sogar "heißer", weil es die sind, an denen sie mit ihren Kollegen, Kunden oder Lieferanten täglich gemeinsam arbeiten. Die lokale Kopie wird lediglich zum behelfsmäßigen Backup im Notfall. Was wirklich zählt, ist das Dokument in der Cloud.
Hier findet also ein grundlegender Wechsel statt. Die automatische Einordnung von Cloud-Storage als "Cold Storage" ist daher nicht mehr korrekt und nicht mehr zeitgemäß. Das heißt im Umkehrschluss jedoch nicht, dass es n der Cloud kein "Cold Storage" mehr gibt. Es bedeutet vielmehr, dass alle Abstufungen der "Storage-Temperaturskala" nun eben nicht mehr nur lokal, sondern auch in der Cloud vorzufinden und für Unternehmen abzubilden sind.
Die Storage-"Temperaturskala" im Überblick
Nicht alle Daten bedürfen derselben Aufmerksamkeit bezüglich Schutz, Aufbewahrung und Zugriffsmöglichkeiten. Der tägliche Speiseplan der Kantine gehört zwar ebenso zu den "Firmendaten" wie Arbeitsverträge oder Kundendaten, aber sie unterscheiden sich gravierend in ihrer Bedeutung für die Firma. Entsprechend gewichtet sind auch die Anforderungen an Datenschutz, Datensicherheit, Verfügbarkeit und Zugriffszeiten.
Um auf der sicheren Seite zu sein, könnten Unternehmen alle Daten ungeachtet ihrer Bedeutung auf dem sichersten und mit den kürzesten Zugriffszeiten punktenden Storage-System verwalten. Das ist aber ein sehr teurer Lösungsansatz und betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll. Die IT-Abteilungen sind daher schon immer gefordert, Storage-Lösungen zu finden, mit denen sich die Firmendaten abgestuft nach ihrer Bedeutung und Rolle für das Unternehmen zu einem vernünftigen Preis-Leistungsverhältnis speichern lassen.
Das gilt auch für Daten in der Cloud. Denn seit immer mehr Firmendaten in die Cloud verlagert werden, umfasst diese Aufgabenstellung auch dieses Medium - sowohl aus Kostensicht als auch, was die technische Umsetzung betrifft.
"Hot Cloud Storage" und "Cold Cloud Storage" im Vergleich
Von "Hot Cloud Storage" spricht man generell bei Angeboten, die ähnlich einfach und schnell nutzbar sind wie die Speicherkapazitäten auf der lokalen Festplatte. "Cold Cloud Storage" bezieht sich dagegen auf Angebote, die die Archivierung selten genutzter Daten in der Cloud umfassen. Diese sind gemessen am Preis pro Gigabyte Speicherkapazität in der Regel günstiger, dafür dauert der Zugriff darauf länger. Und teilweise ist er technisch komplizierter, zum Beispiel, weil er nur über ein bestimmtes Archivierungsprogramm möglich ist.
Beispiele für "Cold Cloud Storage" sind Amazon Glacier und Google Coldline. Hier deuten "Gletscher" und "Coldline" im Namen schon an, was die Nutzer erwartet. Die Hyperscaler locken zunächst mit sehr günstigen Gigabyte-Preisen. Dafür werden für die Nutzung zusätzliche Tools benötigt, um auf die Daten überhaupt zugreifen zu können. Und wenn die Daten von dort irgendwann einmal wieder abgezogen werden sollen, fallen erneut zusätzliche Kosten für die Übertragung an. Das wird oft übersehen, kann sich aber zu einem erheblichen Kostenblock auswachsen - allein dafür, die eigenen Daten von anderen Systemen entfernen zu dürfen.
Unter dem Begriff "Hot Cloud Storage" werden Angebote zusammengefasst, die sich für die Speicherung von Daten eigenen, die regelmäßig genutzt werden und auf die daher auch einfacher und schneller Zugriff erforderlich ist. Das bedeutet: Beim Storage-Anbieter sind die Anforderungen höher. Um sie zu erfüllen, benötigt er komplexere und teurere Hardware. Die logische Folge: Die Preise für diese Dienste liegen in der Regel höher als jene für "Cold Storage". Gängige Anbieter für "Hot Cloud Storage" sind Google Drive und Microsoft OneDrive oder Amazon S3.
Gelegentlich taucht in der Diskussion um Cloud-Storage auch der Begriff "Warm Data Storage" auf. Er deckt in etwa die Anwendungsfälle ab, für die in klassischen On-Premises-Umgebungen NAS-Boxen (Network Attached Storage) zum Einsatz kommen. Die Daten befinden sich vergleichsweise nah an den Nutzern und sind recht einfach zugänglich. Da jedoch nicht ganz so hohe Anforderungen gestellt werden, fallen auch die Kosten dafür moderater aus. Ein Beispiel für einen häufig genutzten Dienst mit "Warm Data" ist der in vielen Firmen vorhandene SharePoint-Server beziehungsweise die Cloud-Variante SharePoint Online.
Theoretisch ließen sich die Speicherkapazitäten für "Hot Storage" auch mit externen Festplatten, USB-Sticks oder anderen Speichermedien erhöhen. Unternehmen würden dadurch aber die Kontrolle über ihre Daten an ihre Mitarbeiter delegieren und verlieren, denn die Mitarbeiter müssten selbstständig im Homeoffice sichere Kopien ihrer wichtigen Daten ziehen. Das Konzept skaliert zudem schlecht und verursacht erhebliche Sicherheitsrisiken. Manche Unternehmen ergreifen deshalb Eigeninitiative und bauen das Prinzip der externen Festplatte im großen Maßstab in der Cloud nach, indem sie bei einem IaaS-Angebot wie Amazon S3 Speicherkapazitäten schaffen. Das erweist sich aber dann regelmäßig als aufwändiges, pflegebedürftiges und teures Unterfangen.
Warum Cloud-Storage sinnvoll ist
Etablierte Unternehmen verfügen in der Regel über eine umfangreiche lokale Storage-Infrastruktur. Warum sollten sie bereits getätigte Investitionen zugunsten von Cloud-Angeboten ergänzen oder ablösen? In der Praxis gibt es dafür mehrere Gründe.
Einer davon ist das anhaltende und schnelle Wachstum der vorgehaltenen Datenmenge durch neue Anwendungen, neue Geschäftsmodelle oder regulatorische Verpflichtungen, an die sich lokale Storage-Lösungen nicht so schnell wie nötig anpassen lassen. Zum anderen trägt der Wunsch dazu bei, immer mehr Daten auf Vorrat zu sammeln, um sie "nicht gleich, aber irgendwann später" in irgendeiner Form nutzen zu können.
Das Resultat ist in beiden Fällen gleich: Die Kapazität der vorhandenen Storage-Systeme reicht nicht aus, sie laufen voll. Eine einfache Erweiterung ist oft nicht möglich, da der Hersteller inzwischen neue Produktgenerationen eingeführt hat. Migrationsfähige und immer wieder erneuerbare Systeme sind zwar im Trend, derzeit aber noch dem High-End-Bereich vorbehalten.
Auch haben Entwicklungen im Markt - zum Beispiel die verheerenden Ransomware-Angriffe der jüngeren Vergangenheit - dazu geführt, dass Unternehmen mehr Augenmerk auf Backups legen. Damit steigt die Menge zu verwaltender Daten. Denn Cloud-Storage ist ein Weg, Redundanz zu schaffen und damit Business-Continuity-Konzepte oder Disaster-Recovery-Pläne umzusetzen. Nicht jeder verfügt über die nötigen zwei oder mehr Rechenzentren, um Backups an weiteren Standorten vorzuhalten. Da bieten sich die vorhandenen Cloud-Dienste als Backup-Orte geradezu an.
Nicht zuletzt benötigen viele Cloud-Dienste selber Backups. Denn gerade bei den gängigsten Angeboten, sei es Microsoft 365 oder Salesforce.com, ist ein Backup der Daten nicht im Angebot enthalten. Der Betreiber kümmert sich um die Verfügbarkeit der Anwendung - um die Verfügbarkeit seiner Daten muss sich der Nutzer selber kümmern.
Wie Service Provider Cloud-Storage nutzen können
Gründe für IT-Dienstleister und Serviceprovider, Cloud-Storage bei ihren Kunden anzubieten, gibt es also viele und Unternehmen sind auf der Suche nach Storage-Alternativen - und landen dabei auch bei Cloud-Storage-Lösungen. Attraktiv macht diese Variante auch die Möglichkeit, CAPEX in OPEX umzuwandeln: Die bei Storage-Systemen bekanntermaßen hohen Investitionskosten lassen sich zu laufenden Betriebskosten umlabeln, die sich bestimmten Projekten oder Aktivitäten zuordnen lassen.
Für den Dienstleister ergibt sich so die Möglichkeit, bei unterschiedlichsten IT-Projekten jeweils einen flexiblen "Cloud-Storage-Anteil" ins Gespräch zu bringen. Oft hat das Erfolg, denn die Alternative wäre ein komplettes zusätzliches Storage-Projekt, um die Speicheranforderungen des eigentlichen Vorhabens abdecken zu können. Diese Alternative ist in der Regel zu teuer und die Umsetzung dauert viel zu lange.
Zwar ist der Markt für unternehmenstaugliches Cloud-Storage noch relativ jung, wie IDC Ende 2020 in seiner Marktübersicht für "Public Cloud Cold Storage Service" festgestellt hat. Allerdings bescheinigten die Analysten dem Segment "in den kommenden drei bis fünf Jahren mit der weiteren Reifung der Dienste und Anwendungsfälle ein erhebliches Expansionspotenzial". Das macht sich jetzt bemerkbar. Und die pandemiebedingten Veränderungen im Markt sowie der Wunsch Kosten zu reduzieren, lassen das Interesse daran deutlich steigen.
Unabhängigkeit von Hyperscalern erreichen
Das Interesse beschränkt sich nicht alleine auf "Cold Storage", wo Kunden je nach Anbieter Reaktionszeiten von Sekunden, Minuten oder sogar Stunden akzeptieren müssen, wenn die Gesamtkosten deutlich sinken sollen. Haben Unternehmen Cloud-Storage einmal akzeptiert, prüfen sie auch die Anwendbarkeit für weitere Szenarien und Anwendungsfälle. Gerade in Europa ist die Unabhängigkeit von den Hyperscalern AWS, Microsoft und Google für viele Unternehmen alleine mit Hinblick auf die DSGVO ein wichtiger Aspekt. Und es ist auch ganz im Sinne der Dienstleister: Denn schon heute haben die wenigen, breit aufgestellten Marktführer eine Marktdurchdringung, die bei ihren Partnern bereits zu einem Verdrängungswettbewerb untereinander führt.
IDC hat in seinem Bericht als Alternativen zu AWS, Microsoft und Google auch IBM, Oracle und vor allem Wasabi erwähnt. Dem vielleicht noch nicht jedem bekannten Spezialisten Wasabi attestieren die Marktforscher dazu die ausgereiftere Strategie. "Wasabi ist im breiteren Feld des Public-Cloud-IaaS-Marktes einzigartig, weil es einen Speicherservice anbietet, der die Definitionen für 'heiß' und 'kalt' in Bezug auf Zugriffs- und Kostenanforderungen unter einem einzigen Preispunkt zusammengefasst erfüllt. Das gilt für keinen anderen Anbieter in diesem IDC MarketScape", konstatieren die Analysten.
Sie heben hervor, dass Wasabi für eine Reihe von Speicher-Workloads "extrem flexibel konzipiert" ist und damit eigentlich weit über die als "Cold Storage" verstandenen Angebote hinausgeht. Aufgrund des niedrigen Preispunkts - gemessen in Dollar pro Gigabyte und Monat -, wurde der Anbieter dennoch in dieses Marktsegment aufgenommen, auch weil Bestandskunden die weitaus flexiblere Plattform für klassische Cold-Storage-Anwendungsfälle wie Archivierung, Datensicherung und Langzeitaufbewahrung nutzen.
Serviceprovider bekommen mit der Wasabi-Lösung also ein Tool an die Hand, mit dem sie sowohl die aktuell drängenden Anforderungen ihrer Kunden bedienen, ihnen gleichzeitig aber auch Perspektiven für die langfristige Weiterentwicklung ihrer Cloud-Storage-Konzepte beziehungsweise sogar ihrer gesamten Storage-Strategie bieten können.
Cloud-Storage als bequemes As-a-Service-Modell
Dies überzeugte auch den Value Add Distributor Exclusive Networks. Der VAD bietet seinen Fachhandelskunden die Wasabi-Lösungen im Rahmen seiner X-OD-Plattform (Exclusive On Demand). Über die Plattform können die Reseller unterschiedliche Software, Hardware und Services in Abonnements umwandeln und ihren Kunden bedarfsgerecht anbieten.
Ein wichtiger Mehrwert ist dabei, dass die Fachhändler eine nachvollziehbare Rechnung in Euro erhalten und diese wie andere Einkäufe mittels Abbuchungen bezahlen können. Die Berechnung erfolgt ähnlich wie beim Stromtarif anhand des kalkulierten Bedarfs. Allerdings lässt sich dieser monatlich sowohl nach oben als auch nach unten korrigieren - vorausgesetzt, eine vorab vereinbarte Grundleistung wird nicht unterschritten.
"Wasabi passt ideal in unser X-OD-Konzept und bietet ein einheitliches Speicher-Tier zu einem Preis an", erklärt Marcus Adä, Managing Director Germany bei Exclusive Networks Deutschland. "Für den Kunden fallen weder Einstiegs- noch Ausstiegsgebühren oder zusätzliche Kosten an. Damit adressiert die Lösung alle Aspekte, die Kunden bei 'Cold Storage' nachfragen, wobei Kosten ein entscheidender Faktor sind. Allerdings bietet Wasabi eben auch zahlreiche Funktionen, die sonst nur 'Hot Storage' vorbehalten sind, etwa Zugriffszeiten im Millisekunden-Bereich beim Objekt-Storage sowie Verfügbarkeit und Persistenz der Daten auf Enterprise-Niveau." Dank einem Rechenzentrum in Frankfurt am Main ist auch DSGVO-Konformität gegeben. Auch der integrierte Schutz vor Ransomware ist für viele Unternehmen attraktiv, die aus diesem Grund nach Cloud-Storage-Lösungen Ausschau halten.