Diese Erfahrung muss man selbst gemacht haben, sonst glaubt man es nicht: Programme starten in Bruchteilen von Sekunden. Fenster poppen so schnell auf, dass das Auge kaum nachkommt. Dank extrem kurzer Zugriffszeiten und hoher Datenraten fühlt sich ein herkömmlicher Mac - ausgestattet mit einer SSD-Festplatte - deutlich schneller an.
Doch die Geschwindigkeit hat ihren Preis. Im Vergleich zu magnetischen Festplatten bekommt man bei SSD-Laufwerken wesentlich weniger Kapazität für sein Geld. Doch die Auswahl wird stetig größer und die Preise sinken. Nur, welche Festplatte soll man nehmen? Nicht nur die "gefühlte" Geschwindigkeit ist maßgebend, es gibt messbare Parameter, in denen sich aktuelle Flash-Laufwerke von einander unterscheiden und die zur Entscheidungsfindung durchaus ihren Beitrag leisten.
Geräte im Test
Unsere Schwesterpublikation Macwelt testete folgende sechs Flash-Laufwerke mit Kapazitäten zwischen 60 und 256 Gigabyte:
- Intel X-25M Postville
- Kingston SSD Now V+ 128 GB
- OCZ Vertex 2 Pro
- Patriot Torqx
- Sandisk C25-G3
- WD Silicon Edge Blue
Flash-Speicher kennt man hauptsächlich von Speicherkarten für Digitalkameras oder USB-Sticks. Meist bekommt man hier preiswerte Modelle mit vier bis 32 Gigabyte Kapazität. Auf Geschwindigkeit muss man dabei nicht sonderlich viel Wert legen, denn USB-Flash-Speicher dienen hauptsächlich als Transportmedium für kleine und mittlere Dateien.
SSD-Festplatten im Mac
Anders wird das, wenn man Flash-Speicher als Ersatz für interne Festplatten benutzen will. Dann nennt man den Flash-Speicher "SSD" (Solid State Disk). Die Transferrate des USB-Bus reicht hier nicht mehr aus, um die Vorteile von SSD zu nutzen. Außerdem bremsen einzelne Flash-Chips das System bei Schreibvorgängen aus.
Flash-Festplatten greifen daher auf den Trick der Parallelisierung zurück. Die Daten werden dabei ähnlich wie bei einem Raid-System auf mehrere Flash-Chips verteilt und gleichzeitig geschrieben oder gelesen. Die Anzahl dieser "Kanäle" pro Laufwerk bestimmt dessen maximale Übertragungsgeschwindigkeit. Aktuelle SSD-Festplatten arbeiten mit vier bis zehn Kanälen.
Ohne Cache zu langsam
Doch die Flash-Kanäle allein reichen noch nicht aus, um an die Geschwindigkeit von magnetischen Festplatten heranzukommen. Besonders, wenn man viele kleine Dateien schreibt, macht sich die lange Latenzzeit beim Beschreiben der Flash-Zellen bemerkbar. Die Platte scheint hier teilweise sekundenlang "zu hängen". Die Folge sind drastische Einbrüche in der Schreibrate, die fatal für Zeit kritische Anwendungen, beispielsweise beim Audio-Recording sind.
Abhilfe schafft ein ausreichend dimensionierter Cache. Er puffert die Daten eine Zeit lang und das Laufwerk schreibt sie erst etwas später auf die Flash-Chips. Das Betriebssystem bekommt davon nichts mit.
Der hohe technische Aufwand lohnt sich. In vielen Punkten sind Flash-Platten gegenüber magnetischen Laufwerken klar im Vorteil. Sie behalten beispielsweise ihre Transfergeschwindigkeit bis zum letzten Bit bei. Magnetische Platten werden immer langsamer, je mehr Daten sich auf der Platte befinden. Der Grund: Auf den äußeren Sektoren der Platte passen mehr Daten als auf die inneren. Pro Umdrehung gesehen, führt das folglich zu unterschiedlichen Datenraten, je nachdem wo auf der Platte gelesen oder geschrieben wird. Da alle magnetischen Massenspeicher von außen nach innen beschrieben werden, verringert sich die Datenrate mit steigendem Füllgrad.
Zugriffszeit
Die Zeitspanne, die zwischen Absenden beispielsweise eines Lesebefehls bis zum Eintreffen der Daten vergeht, nennt man Zugriffszeit. Bei magnetischen Festplatten liegt sie in der Regel zwischen sieben und 18 Millisekunden, je nachdem welche Entfernung der Schreib-Lesekopf bis zum Ziel zurücklegen muss.
Auch hier sind Flash-Laufwerke im Vorteil. Es gibt keine mechanischen Komponenten, die bewegt werden müssen, die Daten liegen also wesentlich schneller vor. Wir messen im Test Werte zwischen 0,08 und 0,67 Millisekunden. Das ist um Welten besser im Vergleich zu magnetischen Festplatten.
Die Zugriffszeit ist der Punkt, der sich am meisten auf die "gefühlte" Geschwindigkeit des Mac auswirkt. Mit einem Flash-Laufwerk ausgerüstet, öffnen sich Programme spürbar schneller, die Reaktion auf Mausbewegungen oder Klicks erfolgt meistens ohne merkliche Verzögerung. Allerdings spielt auch hier der interne Cache eine Rolle.
Stromverbrauch und Lautheit
Theoretisch müssten Flash-Speicher weniger Strom verbrauchen als magnetische Platten. Das Bild ist jedoch uneinheitlich. Während wir bei einigen Flash-Laufwerken weniger als 50 Milliampere Stromaufnahme im Leerlauf messen, sind es bei anderen Modellen über 140 Milliampere. Bei Schreibzugriffen steigt der Wert unter Umständen auf über ein Ampere.
In der Praxis wirkt sich das jedoch kaum noch aus. Fast alle Hersteller verwenden inzwischen clevere Stromsparfunktionen in ihren Laufwerken. Während wir bei älteren Modellen Laufzeitunterschiede von 30 bis 40 Minuten feststellen konnten, sind es jetzt nur noch zwei bis drei Minuten.
Grundsätzlich sind herkömmliche 2,5-Zoll-Festplatten sehr leise. Mit 0,2 bis 0,4 Sone liegen sie an der Grenze der menschlichen Hörschwelle. Flash-Laufwerke sind in dieser Disziplin allerdings noch besser, denn da sie keinerlei bewegte Komponenten enthalten, erzeugen sie überhaupt keine Geräusche.
Auch gegen Erschütterungen zeigen sich Flash-Festplatten in der Handhabung robuster. Erschütterungen von 1000 bis 1500 G statt den typischen 300 G bis 400 G herkömmlicher 2,5-Zoll-Festplatten sind hier erlaubt.
Das Alterungsproblem
SSD-Platten altern. Nach einer bestimmten Zeit, die abhängig vom Nutzungsverhalten und Datenaufkommen ist, werden Schreibzugriffe spürbar langsamer
Der Grund: Eine SSD schreibt Daten in Vier-Kilobyte-Blöcken, während der Löschvorgang gleich über einen 512-Kilobyte-Block erfolgt. Am Anfang kann der SSD-Controller mit vollem Tempo in freie Blöcke schreiben. Mit zunehmender Nutzungsdauer schwinden die als frei gekennzeichneten Blöcke. Der Controller muss dann immer öfter vor dem Schreibvorgang 512-Kilobyte-Blöcke einlesen und prüfen, ob die Daten noch in Gebrauch sind, bevor er sie löschen kann.
Dadurch bilden sich wiederum immer mehr Vier-Kilobyte-Blöcke mit Datenfragmenten, die bereits in anderen Zellen gespeichert sind, sprich: beschriebene Blöcke, die für den Controller nicht als frei markiert sind. So ist die SSD irgendwann "zugemüllt" und der SSD-Controller muss ständig Blöcke einlesen, bevor er sie beschreiben kann. Das kostet zusätzliche Zeit und bremst so die Schreibrate aus.
Windows 7 soll das Problem mit einem speziellen ATA-Befehl lösen. Der TRIM-Befehl löscht alle bereits beschriebenen, aber nicht mehr genutzten Vier-Kilobyte-Blöcke.
Mac-OS X unterstützt den TRIM-Befehl bislang nicht. Der Grund: In der Praxis wirkt sich das Problem derzeit kaum aus. Erstens finden bei normaler Benutzung eines Computers wesentlich weniger Schreib- als Lesezugriffe statt. Zweitens dauert es bei normaler Benutzung und je nach Kapazität der Platte sehr lange, bis keine unbenutzten Sektoren mehr zur Verfügung stehen.
Kaufempfehlung & Fazit
Betrachtet man allein die Kapazität, kommen derzeit eigentlich nur die 256-Gigabyte fassenden SSD-Modelle als Alternative zu magnetischen Laufwerken in Frage. Wer auf Plattenplatz verzichten kann, dürfte aber auch mit kleineren Modellen auskommen
+ Flash-Laufwerke bringen in den meisten Fällen spürbare Geschwindigkeitsvorteile. Dank der kurzen Zugriffszeiten erhöht sich die "gefühlte" Geschwindigkeit des Mac merklich
- Nach wie vor zahlt man deutlich mehr Geld pro SSD-Gigabyte im Vergleich zu magnetischen Festplatten
Einsteiger Den besten Kompromiss aus Kosten, Leistung und Kapazität liefert derzeit die Silicon Edge Blue von Western Digital. Mit 256 Gigabyte bringt sie genug Kapazität und die Datenraten sind in Ordnung. Auch der Preis stimmt.
Profis Wer keine Kompromisse in Sachen Geschwindigkeit eingehen will, dem sei die OCZ Vertex 2 Pro ans Herz gelegt. Die Datenraten auch und gerade beim Schreiben sind beeindruckend. Allerdings bekommt man nur 100 Gigabyte Kapazität und der Preis liegt mit über 600 Euro sehr hoch. (Macwelt/haf)
Model | |||
Preis in Euro | 670 | 360 | 270 |
Kapazität | 256 | 160 | 128 |
Leistung (40%) | 1,6 | 1,5 | 1,7 |
Ausstattung / Kapazität (40%) | 1,1 | 1,5 | 1,6 |
Handhabung (10%) | 3,0 | 3,0 | 3,0 |
Ergonomie / Verbrauch (10%) | 3,2 | 3,3 | 2,9 |
Gesamtwertung | 1,7 | 1,8 | 1,9 |
Plus | sehr hohe Kapazität, hohe Datenraten | sehr kurze Zugriffszeiten | hohe Datenraten, günstiger Preis pro GB |
Minus | vergleichsweise lange Zugriffszeiten | mäßige Schreibraten | vergleichsweise lange Zugriffszeiten |
Model | |||
Preis in Euro | 360 | 620 | 185 |
Kapazität | 64 | 100 | 60 |
Leistung (40%) | 1,5 | 1,6 | 2,0 |
Ausstattung / Kapazität (40%) | 2,5 | 2,3 | 2,9 |
Handhabung (10%) | 2,9 | 3,0 | 2,9 |
Ergonomie / Verbrauch (10%) | 3,1 | 3,1 | 3,2 |
Gesamtwertung | 2,2 | 2,2 | 2,6 |
Plus | allgemein gute Datenraten, günstiger Preis | extrem hohe Lese- und Schreibraten, kurze Zugriffszeiten | sehr leichte Bauart, lange Garantiezeit |
Minus | geringe Kapazität | hoher Preis | vergleichsweise lange Zugriffszeiten, niedrige Datenraten, geringe Kapazität, hoher Preis |