Immer mehr Online-Backup-Dienste bieten sich als Alternative zur Sicherung auf einer externen Festplatte an. Unsere Schwesterpublikation PC-Welt hat vier dieser Services unter die Lupe genommen.
Warum Online-Backup?
Die Datensicherung im Internet macht externe Datenträger entbehrlich. Kosten für Speichermedien wie CDs, DVDs, USB-Sticks oder externe Festplatten entfallen. Zudem sind die Online-Dienste meist besser als lokale Lösungen gegen Ausfälle geschützt. Der Internet-Speicher entlastet außerdem die interne Festplatte - das freut vor allem Notebook- und Netbook-Nutzer mit wenig Platz.
Vorsicht bei sensiblen Daten
Das Übertragen von persönlichen Daten auf fremde Server ist eine Vertrauensfrage. Machen Sie Ihre Kunden darauf aufmerksam, dass Server im Ausland oft weniger strengen Gesetzen unterworfen sind, als sie es nach deutschem Recht wären. Unklar ist auch, was nach einer Anbieter-Pleite mit den Daten geschieht. Wer auf Nummer sicher gehen will, verschlüsselt die Daten vor dem Upload, etwa mit der Freeware Truecrypt, hält mindestens ein lokales Backup vor oder nutzt mehrere Online-Dienste parallel.
Unkomplizierter Zwerg: MyDrive
Das bietet MyDrive
Kostenlos gibt's bei MyDrive 1 GB. Wer mehr braucht, kauft Speicher über "Mehr Speicherplatz" dazu. Jedes Extra-GB kostet 60 Cent im Monat. Ab 5 GB sparen Kunden 30 Cent, 10 GB kosten 4,80 Euro und 50 GB 21,60 Euro. Der Dienst verschlüsselt die Daten beim Transfer per SSL. Auf dem Server liegen die Backups aber unverschlüsselt. Ebenfalls an Bord: Mehrfachupload und das Hochladen ganzer Ordner.
So funktioniert MyDrive
Nach der Anmeldung beim Schweizer Anbieter MyDrive erhält der Kunde eine E-Mail mit Freischalt-Link. Beim Log-in sollte er sicherheitshalber die SSL-Verschlüsselung im Feld darunter aktivieren. Über "Neuen Ordner" lassen sich neue Ordner, etwa "Urlaubsbilder" oder "Dokumente" erstellen. Beim Daten-Upload unter "Dateien uploaden" gibt es drei Möglichkeiten: Java-Upload, Flash-Upload und Standard-Upload. Der Vorteil von Flash und Java ist das gleichzeitige Hochladen mehrerer Dateien. Bei Java dürfen sogar mehrere Ordner simultan transferiert werden.
Tipp: Wer keinen Newsletter bekommen will, entfernt das entsprechende Häkchen unter "Konto bearbeiten".
Optional: Datenfreigabe
Über "Gastzugang einrichten" lassen sich ausgewählte Daten und Ordner mit allen teilen, denen der Nutzer das Gast-Passwort gibt. Gäste loggen sich unter dem Namen des Anwenders und mit dem Gast-Passwort ein. Per Ampelfarben-Punkt neben den Ordnern lassen sich die Zugriffsrechte der Gäste bestimmen: Rot macht die Datei für Gäste unsichtbar, Gelb gestattet den Lesezugriff und Grün auch den Schreibzugriff.
PC-Welt-Einschätzung
Auf der übersichtlichen Seite findet man sich schnell zurecht. Die einfache deutschsprachige Bedienung und die starke Upload-Funktion machen MyDrive zu einer Empfehlung für Gelegenheits-Backups. Anspruchsvollere Anwender stoßen schnell an die 1-GB-Grenze und ärgern sich über vergleichsweise hohe Preise für Zusatz-GB.
Riese mit Einschränkungen: Windows Live Skydrive
Das bietet Windows Live Skydrive
Gratis gibt's beim Microsoft-Dienst 25 GB. Wer mehr braucht, kann diese Kapazität aber nicht erhöhen. Skydrive schützt den Datentransfer in nicht-öffentliche Ordner mit SSL. Hobby-Fotografen freuen sich, die Größe von Bildern beim Upload verändern zu können (600 oder 1.600 Pixel). Die Schattenseiten der Online-Festplatte: Mehr als fünf Dateien gleichzeitig können nicht hochgeladen werden und komplette Ordner schiebt Skydrive ebenfalls nicht auf den Web-Speicher. Am heftigsten ist die Upload-Beschränkung auf Häppchen zu je maximal 50 MB. Tipp: So lassen sich große Dateien mit der Freeware 7-Zip aufsplitten.
Nutzung von Windows Live Skydrive
Für den Microsoft-Dienst "Windows Live Skydrive" braucht der Kunde eine Windows-Live-ID. Nach einer Bestätigungs-Mail logget er sich unter http://skydrive.live.com/ ein. Auf der Startseite befinden sich bereits vier Ordner: "Dokumente" und "Öffentlich" für Dateien, "Favoriten" und "Freigegebene Favoriten" für Bookmarks. Nicht freigegebene Dateien kennzeichnet Skydrive mit einem Vorhängeschloss, die Weltkugel symbolisiert öffentlich zugängliche Dateien. Über "Ordner erstellen" kreiert man eigene Ordner. Dateien lassen sich über "Dateien hinzufügen" hochladen.
Optional: Datenfreigabe
Beim Ordner erstellen kann man über ein Dropdown-Menü die Freigabe definieren: "Nur ich" für private Daten und "Jeder (öffentlich)" für die ganze Welt. "Mein Netzwerk" bezeichnet eine in Windows Live erstellte Kontaktliste. Über "Personen auswählen…" gestattet man einzelnen Personen den Zugriff, etwa über ihre Mail-Adresse.
PC-Welt-Einschätzung
Bei Microsoft gibt es viel Platz, aber auch ein 50-MB-Limit, keinen Ordner-Upload und nur maximal fünf Dateien gleichzeitig beim Hochladen. Wer damit leben kann, freut sich über die gelungene Anzeigefunktion (Symbole, Details, Miniaturansicht), Sortierfunktion und Diashow für Bilder. Seine volle Stärke spielt Skydrive erst in Verbindung mit anderen Windows-Live-Diensten aus. So lasen sich beispielsweise Skydrive-Ordner für Hotmail-Kontakte freigeben.
Clever & komfortabel: Dropbox
Das bietet Dropbox
In der Free-Version bekommt der Kunde kostenlos 2 GB Online-Speicher, für 9,99 Dollar monatlich (oder 99 Dollar jährlich) sind 50 GB zu haben. Dropbox überträgt die Daten mit SSL und verschlüsselt sie mit 256 Bit auf dem Server. Selbst Dropbox-Mitarbeiter haben eigenen Aussagen zufolge keinen Zugriff auf die Daten. Wer will, installiert das kostenlose Dropbox-Tool und erhält damit Schnellzugriff auf den Speicher, automatische Datei-Synchronisation und Backup per Drag & Drop. Auch ohne Software kann man die Speicher-History als RSS-Feed abbonieren oder Ordner als Zip-Datei herunterladen.
Tipp: Für jeden Freund oder Bekannten, den der Nutzer über "Invite friends to Dropbox" wirbt, erhalten beide 250 MB Extra-Speicher. Mehr als 3 GB lassen sich auf diese Weise aber nicht kostenlos nachrüsten.
Nutzung von Dropbox
Einen neuen Account erstellt man entweder mit der Dropbox-Software oder über die Dropbox-Seite. Das Dropbox-Tool erstellt einen Ordner namens "My Dropbox" - standardmäßig in den Eigenen Dateien. Per Drag & Drop verschiebt der Anwender zu sichernde Dateien dorthin und das Tool lädt sie automatisch auf den Online-Speicher. Eine Besonderheit der Software ist die automatische Synchronisation aller Dropboxen eines Accounts. So kann der Kunde beispielsweise Daten auf Laptop und Desktop-Rechner synchron halten, wenn die Software auf beiden Rechnern installiert ist.
Schnellen Zugriff zur Dropbox erhält man über einen Doppelklick auf das Tray-Icon oder per Rechtsklick und "Open My Dropbox". Wer stattdessen "Web Interface" wählt, gelangt zur Browser-Ansicht, auf die der Nutzer über www.getdropbox.com weltweit Zugriff hat. In den "Recent Events" sieht er, was auf seinem Account bislang passiert ist. Diese History lässt sich auch als RSS-Feed abbonieren. Über "My Dropbox" kann der Kunde Dateien im Browser hoch- oder herunterladen - Ordner auch als Zip-Datei.
Dropbox bietet darüber hinaus eine Versionsverwaltung. Ältere Varianten einer Datei lassen sich aus dem Kontextmenü unter "Dropbox, View Previous Versions …" aufrufen. In der Gratis-Version hält Dropbox Varianten bis zu 30 Tage lang vor, in der kostenpflichtigen lassen sich unbegrenzt Versionen speichern.
Optional: Datenfreigabe
In der Ordnerstruktur eines Dropbox-Accounts ist standardmäßig ein Ordner "Public" enthalten. Alle Dateien in diesem Ordner lassen sich per Weblink mit anderen teilen. Den Link erhält, indem man im Public-Ordner mit der rechten Maustaste auf eine Datei klickt und "Dropbox, Copy public link" auswählt. Der Weblink wird in die Zwischenablage kopiert und kann dort beispielsweise in eine E-Mail eingefügt werden.
PC-Welt-Einschätzung
2 GB sind nicht sehr viel. Dass Kunden Freunde für mehr Speicher werben können, ist aber ein netter Einfall. Eine Empfehlung ist Dropbox schon allein aufgrund des innovativen Tools, das den Online-Speicher in Windows oder Mac OS X einbindet, Daten mehrerer Rechner automatisch synchronisiert und eine Versionsverwaltung erlaubt. Doch selbst ohne Software sind Verschlüsselung auf dem Server und RSS-Feed der Speicher-History gewichtige Argumente, die für Dropbox sprechen. Wer 50 GB Speicher will, bezahlt einen vergleichsweise fairen Preis.
Unverschlüsselter Gigant: ADrive
Das bietet ADrive
Mit kostenlosen 50 GB gehört ADrive zu den größten Web-Platten. Für Verschlüsselung, Versionierung und Desktop-Software werden allerdings monatlich rund 7 Dollar fällig. Wer mehr Speicherplatz braucht, zahlt zwischen 14 Dollar (100 GB) und 132 Dollar (1 TB) im Monat. Kunden, die sich für eine jährliche Zahlung entscheiden, bekommen zwei Monatsraten geschenkt. Die Kaufversionen lassen sich 14 Tage lang kostenlos testen. Besonderheiten aller Versionen: Hotkeys und Upload von anderen Internet-Seiten.
Nutzung von ADrive
Bei der Anmeldung (Sign Up) kann der Kunde unter "Please Select Your Plan:" die gewünschte Variante wählen. Wer keine E-Mails von ADrive erhalten will, klickt in das Kästchen vor "Please check here if you do not wish to receive email updates from ADrive.". Eine Bestätigungsmail an die angegebene E-Mail-Adresse enthält den Link zum Log-in. Neue Ordner lassen sich mit "Create Directory" erstellen. Der Daten-Upload erfolgt über die Java-Anwendung "Upload Files/Directories"; Adrive kann auch komplette Ordner hochladen. Zurück auf den Rechner kommen die Daten mit dem "Downloader". "Move To" verschiebt Dateien, "Copy To" kopiert sie und dank der Suchfunktion unten rechts findet man sich auch in großen Ordnern zurecht. Übrigens bietet ADrive auch Hotkeys - welche zeigt ein Mouseover über die Buttons.
Tipp: Eine Besonderheit ist "Transfer Remote File". Hier kann der Nutzer einen Link zu einer Datei angeben, die ADrive auf den Online-Speicher laden soll. Sogar Nutzername und Passwort können hier eingetragen werden, wenn die Datei entsprechend geschützt ist. Angeblich speichert ADrive die Informationen nicht, sensible Daten sollten man dennoch hier nicht preisgeben.
Datenfreigabe
Der Button "Share" verschiebt ausgewählte Daten in den Ordner "My Shared Files". Mit einem Rechtsklick zeigt ADrive die URL, unter der die Datei ab sofort öffentlich einsehbar ist. Diese lässt sich an Freunde und Bekannte als E-Mail mittels "E-Mail A Friend" versenden. Per "Unshare" wird der öffentliche Status aufgehoben.
PC-Welt-Einschätzung
ADrive ist riesig, die fehlende Verschlüsselung schmerzt aber. Hier sollte deshalb vor dem Daten-Upload eine Verschlüsselung stehen. Die Hotkey-Funktion und der Upload von Daten anderer Seiten machen ADrive vor allem für Profis interessant. Die Preise für mehr Speicher sind relativ günstig.
Fazit und Tabelle
Klein, aber fein: 1 bis 5 GB
Wer nur wenige oder vor allem kleine Daten sichern will, für den ist MyDrive eine gute Wahl. Mit dem Schweizer Standort suggeriert das Unternehmen gezielt Daten-Sicherheit. Immerhin bietet MyDrive SSL-Verschlüsselung für den Datentransfer. Zumindest 1 GB mehr gibt es bei Dropbox, wer fleißig Freunde einlädt, kann sogar bis zu 5 GB gratis erhalten. Unschlagbar ist die Dropbox-Software, die eine komfortable Synchronisation zwischen Rechnern ermöglicht.
Groß, aber mit Mängeln: 25 bis 50 GB
Wer sich nicht mit einer Hand voll GB zufrieden gibt und kein Geld ausgeben will, nutzt Windows Live Skydrive oder ADrive. Vorteil von ersterem ist eine vermutlich langfristige Verfügbarkeit aufgrund der Marke Microsoft, Nachteil sind einige Einschränkungen, wie die 50 MB pro Transfer. ADrive ist der größte Anbieter in unserem Vergleich. Dem sonst runden Angebot fehlt in der kostenlosen Version leider eine Verschlüsselung.
Dienst | Gratis- | Maximale | Verschlüsselung | Ordner- |
50 GB | 2 GB | nur in Bezahl-Version | ja | |
2 bis 5 GB | - | Transfer: SSL, | ja | |
1 GB | 2 GB | Transfer: SSL | ja | |
25 GB | 50 MB | Transfer: SSL | nein |
Weitere Anbieter
Dies ist selbstverständlich nur eine kleine Auswahl aus dem riesigen Spektrum an Internet-Speicherlösungen, zu denen auch File-Sharing-Dienste wie RapidShare zu zählen sind.
So bietet beispielsweise die EMC-Tochter Mozy privaten Endkunden Mit MozyHome 2GB freien Online-Speicher. Für nur knapp fünf Dollar im Monat ist das Speichervolumen unbegrenzt. Die Dateien werden sowohl beim Transfer als auch beim Speichern verschlüsselt. Die Variante MozyPro für gewerbliche Kunden kostet ab 3,95 Dollar pro Monat plus 50 Cent je GB. Sie unterstützt zusätzlich Server sowie Netzwerkfestplatten und bietet einen besseren Support.
Während Mozy eine reiner Backup-Services ist, bietet Box.net zusätzliche Funktionen wie eine integrierte Datenvorschau oder die Möglichkeit, gemeinsam an Dateien zu arbeiten. Das Gratis-Angebot ist auf maximal 1 GB Speicherkapazität und 25 MB Dateigröße begrenzt. Für knapp 10 Euro erhält der private Endkunde 10 GB und kann bis zu 1 GB groß Dateien hochladen.
Für Business-Kunden beginnen die Preise bei 15 Dollar pro Nutzer und Monat für 15 GB Speicherplatz bei einer maximalen Datengröße von 2 GB. Im Preis sind Team-Funktionen, Versionierung und ein Online-File-System enthalten.
Ebenfalls eher ein File-Sharing-Dienst als ein Online-Backup-Service ist MediaFire. Bereits in der Gratis-Version ist unbegrenzter Speicherplatz enthalten, die Dateigröße ist allerdings auf maximal 200 MB begrenzt. ein Dateilimit von 2GB, sicheren SSL-Transfer, ein integriertes Backup sowie Werbefreiheit bekommt man ab knapp 7 Dollar pro Monat.
Eine Alternative zu dedizierten Speicher-Services stellt Google Docs ("Text & Tabellen") dar. Dort kann man seit kurzem beliebige Dateitypen hochladen und per Link mit anderen Nutzern teilen. Das Speicherlimit beträgt 1 GB, die Dateien dürfen nicht größer als 250 MB sein. Über das Firefox-Add-on Gspace lässt sich auch ein Google-Mail-Account mit derzeit über 7 GB Kapazität als Datenspeicher nutzen.
Weitere Storage-Ratgeber:
NovaStor, schließlich, bietet Wiederverkäufern die Möglichkeit, selbst zum Online-Backup-Provider zu werden. Das Produkt "NovaBackup xSP"ist in drei Versionen als "Starter Pack", "Essentials" und "Strategic Growth Package" erhältlich und kombiniert eine lokale Datensicherung mit einem Online-Backup-Dienst. Der Service lässt sich vom Provider oder Händler an sein Firmen-Design anpassen und unter eigener Marke weiter verkaufen. (PC-Welt/haf)