Für Desktop und Terminal

Die besten Linux-Tools für alltägliche Probleme

05.10.2023 von Hermann Apfelböck
Kleine und clevere Linux-Programme für Desktop und Terminal gibt es Tausende. Wir halten uns hier an möglichst systemnahe Tools, die nicht jeder Nutzer auf dem Radar hat oder deren Funktionsumfang und Bedienungsoptionen unterschätzt werden.
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Mit dem Stichwort "Tool" verbinden wir zweierlei Auswahlfilter, nämlich eine engere Spezialisierung sowie das Fehlen im Standardsystem. Große Anwendungen wie Browser, Office, Medienplayer oder Bildbearbeitung bleiben also ebenso draußen wie Standardzubehör, das jedes System mitbringt (etwa Dateimanager oder Editor). Den Start machen produktive und je nach Situation oft unentbehrliche Systemergänzungen.

7z: Packer mit Verschlüsselung

7z im Archivmanager: Das Packerformat 7-Zip ist fast Pflicht, zumal es eine Passwortoption bietet, die sensible Dateien sicher verschlüsselt.

Archivmanager wie File-Roller und Ark integrieren eine Reihe von Packerformaten wie ZIP, TAR, TAR.GZ oder RAR. 7-Zip (7z) ist nicht standardmäßig an Bord, obwohl es für den Archivaustausch mit Windows eine wichtige Rolle spielt. Mit

sudo apt install p7zip-full

rüsten Sie die Komponente schnell nach. Beachten Sie, dass 7-Zip unter Linux ohne eigene Oberfläche ankommt. Der Packer ist nach der Installation automatisch im jeweiligen Archivmanager integriert.

7-Zip hat den interessanten Nebenaspekt, dass es Packarchive mit Passwort verschlüsseln kann. Wenn Sie nach Rechtsklick auf einer Datei (oder einem Ordner) "Komprimieren" und das Format "7z" wählen, gibt es unter "Erweiterte Einstellungen" die Passwortoption. Diese eignet sich für einzelne Dateien oder Ordner.

Hinweis: Alle Dateimanager erlauben den Einbau zusätzlicher Kontextmenüs. Wie Sie 7z-Verschlüsselung in den Ubuntu-Dateimanager Nautilus integrieren und sich damit die Passworteingabe sparen, steht hier im Punkt 8.

Synaptic: Die beste alternative Paketverwaltung

Synaptic kombiniert auf Debian/Ubuntu-Systemen die Vorteile einer grafischen Paketverwaltung mit dem Umfang und der Reichweite von apt. Ubuntu-Nutzer erhalten das Tool mit diesem Befehl:

sudo apt install synaptic

Synaptic bietet wie apt - und im Unterschied zu "Ubuntu Software", "Software- Center", "Boutique" oder wie immer - sämtliche Software aus den Paketquellen zur Installation an (also auch Tools für die Kommandozeile, Bibliotheken und Entwicklerpakete). Per Klick auf "Neu laden" aktualisieren Sie die Paketdatenbank und über "Suche" finden Sie die gewünschten Pakete. Sie können außerdem links im Fenster "Bereiche" wie "Internet" oder "Grafik- und Bildbearbeitung" anklicken.

Wenn Sie ein Paket installieren wollen, klicken Sie es mit der rechten Maustaste an und gehen auf "Zum installieren vormerken". Das Fenster "Zusammenfassung" zeigt die anstehenden Änderungen und mit "Anwenden" beginnt die Installation.

Für Deinstallationen wählen Sie im Kontextmenü eines Pakets "Zum Entfernen vormerken" und klicken danach auf "Anwenden". Prüfen Sie im Fenster "Zusammenfassung" die Angaben unter "Zu entfernen". Ist die Liste sehr lang, besteht die Gefahr, dass wichtige Abhängigkeiten dabei sind. In diesem Fall sollten Sie die Deinstallation besser abbrechen. Bei systemrelevanten Programmen gibt Synaptic aber ohnehin eine Warnmeldung aus.

Locate: Schnelle Dateisuche

Locate-Statistik: Ein paar Hunderttausend Dateien sind für das indexbasierte Tool keine beschwerliche Aufgabe. Die Ergebnisse einer locate- Suche erscheinen sofort.

Schnelle Terminal-Dateisuche ist auf Servern unerlässlich, aber auch auf dem Desktop willkommen. Terminaltool der Wahl ist aufgrund seiner Geschwindigkeit locate, das auf Ubuntu-Systemen mit

sudo apt install plocate

schnell nachgerüstet ist. Das Paket "plocate" enthält neben dem Suchkommando locate auch das unentbehrliche Indexierungstool updatedb. Damit die Dateiliste aktuell bleibt, muss je nach Rechnernutzung täglich oder auch häufiger der Befehl

sudo updatedb

ausgeführt werden. Das ist ein Fall für einen Cronjob des root-Kontos (crontab -e):

0 10 * * * /usr/bin/updatedb

Ein Befehl wie

locate -A -i hendrix woodstock

liefert sofort alle passenden Dateien mit komplettem Pfad - auch bei sehr großen Datenbeständen. Die Eingabe der fast immer notwendigen Parameter "-A" (alle Wörter müssen im Dateinamen vorkommen) und "-i" (Groß/Kleinschreibung ignorieren) können Sie sich mit einem Alias

alias loc='locate -A -i'

in der Datei "~/.bashrc" ersparen. Standardmäßig berücksichtigt locate keine USB-Laufwerke. Um dies bei Bedarf zu ändern, muss in der Konfigurationsdatei "/etc/updatedb.conf" nach "PRUNEFS=…" (ausgeschlossene Dateisysteme) der Eintrag "usbfs" gelöscht werden.

Bleachbit: Der Lösch-Klassiker

Bleachbit: Das Werkzeug leistet gute Dienste beim automatisierten Aufräumen von Browsercache, Updatecache, verwaisten Paketen und anderen Dateileichen.

Bleachbit hat manches thematisch ähnliche Tool durch seinen Funktionsumfang klar distanziert. Unter Ubuntu ist es mit Paketnamen "bleachbit" in den Standard-Paketquellen verfügbar. Das Programm erklärt die einzelnen Löschoptionen vorbildlich, zeigt den zu erwartenden Speichergewinn und warnt vor eventuell riskanten Optionen.

Die meisten Löschaktionen finden im Home-Verzeichnis statt (Browser, Mail, Office), jedoch kann Bleachbit auch in der Paketverwaltung löschen, wenn es mit dem Menülink "BleachBit (as root)" oder mit sudo bleachbit im Terminal gestartet wird. Bleachbit macht auch manchen Gang ins Terminal überflüssig, um in der Paketverwaltung aufzuräumen (apt autoremove, apt clean). Das Entsorgen überflüssiger Sprachen beherrscht es unter "Bearbeiten -› Einstellungen -› Sprachauswahl".

Rtcwake automatisiert Systemstart

Systemstart und Shutdown können Sie komplett automatisieren: Das Tool rtcwake ist auf einigen Linux-Systemen bereits vorinstalliert, andernfalls mit gleichnamigem Paketnamen schnell nachgerüstet. Rtcwake kann einen Rechner ausschalten (oder in einen ACPI-Ruhezustand versetzen) und zur gewünschten Zeit wieder starten. Im einfachsten Fall sieht ein Kommando so aus:

sudo rtcwake -m off -s 60

Der Befehl ist gut geeignet, um zu testen, ob die Hardware mitspielt (x86-Hardware praktisch immer, ARM-Rechner nicht immer). Der Schalter "-m" bestimmt den ACPI-Modus. Mögliche Werte sind "standby", "mem", "disk" oder "off" (komplettes Ausschalten). Als zweiter Parameter ist hier "-s" ("seconds") mit einer nachfolgenden Zeitangabe in Sekunden angegeben. Der obige Testbefehl wird also das System herunterfahren und nach einer Minute neu starten (60 Sekunden).

Obwohl mit Schalter "-t" ("time) auch eine exakte Zeitangabe möglich ist, empfehlen wir, den geplanten Neustart immer mit Parameter "-s […]" anzugeben, selbst wenn es sich um viele Stunden handelt. Es ist wenig Mühe, etwa zehn Stunden in Sekunden umzurechnen (10*3600=36 000).

Um Shutdown und Start zu automatisieren, kommt der Zeitplaner Cron ins Spiel: Nach dem Aufruf der Crontab-Editors mit

sudo crontab -e

schaltet folgender Crontab-Eintrag

0 22 * * * /usr/sbin/rtcwake -m off -s 36000

den Rechner täglich um 22:00 Uhr ab und startet ihn nach 36 000 Sekunden (zehn Stunden) wieder - somit exakt um 8:00 Uhr.

Unetbootin für Ubuntu live

Unetbootin mit Persistenzoption: Damit kann das Ubuntu-Livesystem Einstellungen speichern und zusätzliche Software dauerhaft nachinstallieren.

Unetbootin transportiert ein Livesystem (ISO-Image) auf den Zieldatenträger Ihrer Wahl. Das Tool gibt es für Linux, Windows und Mac-OS X. Um ein ISO-Image bootfähig auf USB-Stick zu befördern, wählen Sie im Dialog unten die Option "Abbild" und navigieren dann mit der Schaltfläche "…" zur gewünschten Datei.

Nach Klick auf "Öffnen" erscheint der komplette Pfadname im Eingabefeld. Danach wählen Sie neben "Typ" die Option "USB-Laufwerk" und neben "Laufwerk" geben Sie die Kennung des USB-Sticks an.

Kontrollieren Sie die Laufwerkskennung des USB-Sticks ganz genau, denn Unetbootin wird das Medium komplett überschreiben. Wer ein Ubuntu installieren will, kann ebenso gut ein Tool wie Etcher, Win 32 Disk Imager oder dd verwenden. Der entscheidende Vorteil von Unetbootin liegt im optionalen Persistenzspeicher, der aus eingefrorenen Livesystemen anpassungsfähige Zweitsysteme macht.

Wenn Sie eine beliebige Ubuntu-Variante (auch Linux Mint oder Elementary OS) auf USB kopieren, erscheint im Programmfenster die zusätzliche Option: Neben "Platz um Dateien zwischen Neustarts zu erhalten" können Sie eine Speichergröße festlegen, beispielsweise "4000 MB". Dies ermöglicht es, im späteren Livesystem weitere Programme zu installieren oder das System individuell einzurichten. Systemeinstellungen und nachinstallierte Programme bleiben dann erhalten.

Veracrypt: Daten verschlüsseln

Veracrypt-Container: Das Programm ist eine exzellente Verschlüsselungsmethode für mittlere Datenmengen und den Austausch mit Windows- Systemen.

Veracrypt ist das empfohlene Verschlüsselungsprogramm für Anwender, die Daten zwischen Linux und Windows transportieren. Veracrypt eignet sich insbesondere für größere Datenmengen, während für kleinere Ad-hoc-Archive das bereits genannte 7z die einfachere Wahl sein dürfte.

Veracrypt-Container haben eine statische Größe, die Sie beim Anlegen definieren: Nach "Create Volume -› Create […] file container -› Standard VeraCrypt volume" geben Sie Pfad und Namen einer bisher nicht existierenden Datei an. Das wird der Container für die verschlüsselten Daten. "Encryption Option" belassen Sie auf den Standards und geben danach die Containergröße an.

Danach kommt die Passwortvergabe. Zur Schlüsselerstellung auf Basis des Passworts will Veracrypt Mausbewegungen im eigenen Fenster, was Sie nach beendeter Fortschrittsanzeige mit "Format" abschließen. Damit ist der Container einsatzbereit.

Mit "Select File" im Hauptdialog navigieren Sie zur Containerdatei. Mit "Mount" und Eingabe des Passworts wird diese geladen und im Dateimanager geöffnet. Auf diesem Datenträger lesen, arbeiten, kopieren Sie wie auf einem normalen Laufwerk. Mit "Dismount" im Hauptdialog entladen Sie den Container, der somit wieder geschützt ist.

Beachten Sie, dass Sie beim Mounten von Containern nach dem sudo-Kennwort gefragt werden, das mit dem Containerpasswort nichts zu tun hat und vermutlich anders lautet. Die Nutzung in anderen Betriebssystemen ist identisch, jedoch muss Veracrypt überall vorliegen, wo Sie die Container verwenden wollen.

Preload: Startbeschleuniger

Das Tool Preload beschleunigt Programmstarts, die Sie häufig oder regelmäßig nach jeder Anmeldung verwenden oder sogar als Autostarts eingerichtet haben (unter "Startprogramme"). Der einfache Dienst protokolliert die Programmvorlieben und lädt dann die Favoriten vorab in den Arbeitsspeicher. Der eigentliche Programmstart verläuft dadurch schneller. Preload ist in den Paketquellen verfügbar und mit

sudo apt install preload

schnell nachinstalliert. Theoretisch können Sie in die Konfiguration des einfachen Tools manuell eingreifen ("/etc/preload.conf"), dies ist jedoch nicht erforderlich.

Powertop: Der Energiemonitor

Powertop: Das Tool misst den aktuellen Energiebedarf und kann aktiv Optimierungsmaßnahmen schalten.

Powertop von Intel ist vor allem für Notebooks relevant, um die Akkulaufzeiten zu verbessern, kann aber auch auf PCs den Stromverbrauch reduzieren. Das Tool liegt in den Standard-Paketquellen aller wichtigen Linux-Distributionen und ist mit

sudo apt-get install powertop

schnell installiert. Nach dem Aufruf mit root-Recht

sudo powertop

sammelt das Tool Daten und zeigt dann einen Statusbericht mit geschätztem Strombedarf, CPU-Modi und eine Liste aller Prozessnamen, die den Stromsparmodus durch Hardwareanfragen unterbrechen. So lassen sich auch Prozesse ausfindig machen, welche Stromsparfunktionen verhindern und auf Notebooks für laute Lüftergeräusche im Leerlauf sorgen.

Eine Reihe von Empfehlungen liefert Powertop unter "Einstellbarkeit" (Registerwechsel mit Tab-Taste). Temporär für die aktuelle Sitzung aktiviert die Eingabetaste die jeweilige Option. In der Regel wird man mit

sudo powertop --auto-tune

alle möglichen Stromsparoptionen aktivieren. Soll dies immer automatisch geschehen, hilft folgender Auftrag in der Crontab:

@reboot /usr/sbin/powertop --autotune

Dies muss mit

sudo crontab -e

in der Crontab von root erfolgen, da Powertop stets root-Recht benötigt.

Gparted: Partitionsgrößen ändern

Gparted verkleinert Partitionen ohne Datenverlust: Das können inzwischen auch andere Partitionsmanager, aber keiner so zuverlässig wie der Altmeister.

Das auf vielen Gnome-affinen Linux-Distributionen vorinstallierte Gnome-Disks hat einen deutlich breiteren Funktionsumfang als Gparted. Allerdings kann es keine Partitionsgrößen ändern (ohne Datenverlust), und wo immer dies notwendig wird, bleibt Gparted die Software der Wahl. Zum Teil ist es vorinstalliert, wo nicht, mit

sudo apt install gparted

schnell nachinstalliert. Gparted kann nicht nur nach Rechtsklick über "Größe ändern/ verschieben" bestehende Partitionsgrößen ohne Datenverlust ändern, sondern ist generell das zuverlässigste Programm für Formatierung, Partitionierung, Label- und UUID-Anpassung. Beachten Sie, dass das Hauptfenster immer nur die Partition(en) des rechts oben gewählten Datenträgers anzeigt. Beachten Sie ferner, dass Gparted angeforderte Aktionen nicht sofort tätigt, sondern in einem Auftragsstapel sammelt, den Sie erst mit "Bearbeiten -› Alle Vorgänge ausführen" auslösen.

Genisoimage: Dateien zusammenlegen

ISO-Abbilder mit Genisoimage: Wenn das Schalterarrangement steht, ist das Werkzeug besonders effizient, um eine ganze Reihe von Daten-ISOs zu erstellen.

Dieses Werkzeug packt Datensammlungen (Hörbücher, alte Fotosammlungen, alte Script-Projekte), die nicht oder nicht mehr bearbeitet werden müssen, in ISO-Images. Das Tool ist nicht Standard, aber mit gleichlautendem Paketnamen aus den Paketquellen zu beziehen. Folgendes typisches Beispiel

genisoimage -l -J -R -joliet-long -o Zauberberg.iso Zauberberg/

nutzt mehrere Parameter: Die ersten vier Schalter haben nur die eine Aufgabe, lange Dateinamen, Sonderzeichen und eventuell tief verschachtelte Unterverzeichnisse zu berücksichtigen. Nach Schalter "-o" muss dann der Name der zu erstellenden ISO-Datei folgen, und am Ende steht der Ordner, den Sie einpacken möchten. Im Beispiel wird angenommen, dass dies im aktuellen Ordner stattfindet.

Dconf-Editor: Desktop- und Softwarekonfiguration

Dconf nennt sich das Konfigurationssystem der Gnome-basierten Oberflächen Gnome, Cinnamon, Mate und XFCE. Viele Einstellungen dieser Desktops sind nicht mehr in einzelnen Textdateien verstreut, sondern in der Dconf-Zentrale "~/.config/dconf/user" versammelt. Diese ist binär, lässt sich aber mit dem Dconf-Editor bearbeiten. Das Tool rüsten Sie mit

sudo apt install dconf-editor

nach. Der hierarchische Dconf-Aufbau hat seinen umfangreichsten Zweig unter "org -› gnome". Ein Beispiel für eine Einstellung, die nur auf diesem Weg erreichbar ist, ist das Zielverzeichnis für Bildschirmfotos. Das lässt sich in dconf unter "org -› gnome -› gnomescreenshot" und dem Wert für "autosavedirectory" individuell anpassen. Ein weiterer Kandidat ist der Dateimanager Nemo (Linux Mint u. a.): Die zahlreichen Optionen unter "org -› nemo -› preferences" übertreffen das Angebot, das Nemo selbst unter "Bearbeiten -› Einstellungen" anbietet.

(PC-Welt)