Man stelle sich mal einen Abend zwischen dem 10. Juni und 10. Juli vor: Die Familie und / oder die Freunde wollen einen einfach so mit in den Biergarten, ins Café oder an den Badesee mitnehmen. Der Partner / die Partnerin will an einem Regenabend unbedingt ins Kino oder in ein Lokal ohne Public Viewing. Dummerweise steigt zu dem Zeitpunkt aber in Frankreich ein wichtiges oder wenigstens interessantes Spiel, das man nicht verpassen will. Auf iPhone oder iPad die Live-Übertragung verfolgen scheidet wegen des Settings aus. Bleibt nur, sich mit Apps auf dem aktuellen Stand zu halten. Unsere Installationsempfehlungen:
Klassiker mit unauffälligem Alarm: Kicker
Das Kicker-Sportmagazin ist so etwas wie der Goldstandard unter den Fußballzeitschriften – zumindest dann, wenn man vor allem am Ergebnis und anderen Fakten zum Spiel interessiert und weniger am Drumherum. Der Kicker bietet zu jedem Spiel während der EM einen Live-Ticker an, den man nicht die ganze Zeit anstarren muss: Der Toralarm macht es möglich, das iPhone meist in der Tasche oder das iPad mit schwarzem Bildschirm auf dem Biergartentisch liegen zu lassen. Wer eine Apple Watch nutzt, bekommt die Push-Meldungen vom Kicker auch per Klopfzeichen auf das Handgelenk angekündigt. Kann man also auch im Kino oder dem Theater nutzen – aber dann und nur dann, wenn iPhone und Apple Watch stumm geschaltet sind und Sie eher zu den stillen Jublern gehören.
Mehr als nur Fußball: Eurosport
Bei allem Hype um die Fußball-EM darf man nicht vergessen, dass in Paris noch bis zum 5. Juni die French Open laufen und während der K.O.-Phase der Europameisterschaft das Tennisturnier in Wimbledon. Das Finale in London ist sogar auf den gleichen Tag wie das in St. Denis angesetzt, dem 10. Juli. Wenn es nicht gerade ein Fünfsatzmatch mit diversen Regenunterbrechungen wird, gibt es zwar keine Überschneidungen und man kann beide Events genießen. Unser Tipp: In London wird ein Serbe spielen, in Paris definitiv keiner... Die App von Eurosport berichtet akkurat und informativ nicht nur über Fußball und Tennis, auch andere Sportarten kommen zum Zug. So rollt ja auch ab Anfang Juli die Tour de France durch das Gastgeberland der Europameisterschaft. Unser Tipp: Da wird wohl ein Engländer ganz vorne mitstrampeln, beim Fußball könnte allenfalls einer das Finale pfeifen. Die Eurosport-App gibt es für iPad, iPhone und die Apple Watch - zum unauffälligen Nachrichtenlesen während des Familienausflugs...
Die offizielle App des Fußballbundes: DFB
Der Trend geht im Sport immer mehr zum Embedded Journalism, direkt in den Tross eines Teams eingebundene Berichterstatter lassen sich nun mal besser kontrollieren. Das hat nicht immer positive Auswirkungen, eine sehr einseitige Sicht könnte die Folge sein. Gut zu sehen war das am Film über den WM-Triumph des DFB-Teams vor zwei Jahren: Die Bilder waren zwar aus nächster Nähe der Mannschaft gefilmt, kritische Distanz ging dem Werk ab. Im Prinzip reinste PR, anders als noch als Sönke Wortmanns Streifen zum Sommermärchen 2006 – aber die Geschichte hatte bekanntlich eine andere Wendung genommen.
Im App-Zeitalter bespielt der Deutsche Fußballbund natürlich auch eine eigene App mit handverlesenen Informationen rund um und aus "La Mannschaft". Die sind allerdings aus erster Hand und nicht nur die A-Nationalmannschaft, wie Jogis Jungs nun einmal offiziell heißen, ist Thema. In diesem Sommer steigt ja noch ein Turnier mit einem DFB-Team, erstmals seit 1988 ist eine U23 wieder bei Olympia dabei und darf zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärter gerechnet werden. Also hat die App DFB selbst nach der Euro noch ihre Berechtigung, zumal sie auch Informationen über alle wichtigen Ligen und Pokalwettbewerbe inklusive Liveticker bietet. Nach Olympia ist dann ja wieder Bundesliga. Ein Tippspiel (kostenlos, aber anmeldepflichtig) ist zudem integriert, wir haben da aber unter www.pcwelt.de/em etwas besseres zu bieten...
Vom Veranstalter: UEFA EURO 2016 Official App
Nur für das iPhone, aber das soll hier nicht weiter stören, hat die UEFA eine eigene App herausgebracht. Sie unterscheidet sich von den Angeboten der anderen, dass sie sich eben nicht um das DFB-Team zentriert. Man wählt zwar beim ersten Start der App sein eigenes Team aus, doch sind die Nachrichten jeweils einem der 24 Teilnehmer zugeordnet. So kann man schon heute auf einen Blick lesen, was die Gruppengegner Ukraine, Polen und Nordirland umtreibt. Eine zweite Gliederung der Inhalte erfolgt nach den Spielorten. Wichtig etwa für Urlauber, die nach dem Auftaktspiel gegen die Ukraine noch in Lille bleiben wollen. Vielleicht will man nach zehn Tagen bei den Sch'tis zum Abschluss noch vor Ort Italien gegen Irland ansehen? Ein bisschen störend ist die Werbung des Reifenherstellers, der jedoch als einer der Hauptsponsoren der UEFA Unmengen von Geld ausgegeben hat, um stets ins Bild zu kommen. Fußball ist eben ein Riesengeschäft.
Nicht nur EURO: One Football
Die App, die früher unter dem Namen iLiga bekannt war, bietet neben dem Kicker die umfangreichsten Informationen zu Fußballspielen weltweit. Schließlich darf man nicht vergessen, dass mehr oder minder parallel zur Europameisterschaft auch Südamerika seinen Meister ausspielt. Anlässlich des 100sten Geburtstags der Copa sind heuer dazu noch Teams aus der Karibik und die USA eingeladen. Titelverteidiger sind hier die Chilenen, die aber trotz des formstarken Arturo Vidal ihren Sieg aus dem Vorjahr kaum wiederholen dürften – es wird wohl alles auf Messi und seine argentinischen Kollegen hinauslaufen. Wenn Ihnen aber am 12. Juni das Match Deutschland gegen Ukraine nicht genügt hat, können Sie ja im Ticker von One Football in der Nacht auf den Montag noch bei Kolumbien gegen Haiti und Brasilien gegen Peru reinschauen...
Zweifelhaftes Sammelvergnügen: Panini Collectors
Kommen wir zu den Apps, die für Kurzweil zwischen Abpfiff und dem nächsten Anpfiff sorgen sollen und beginnen erneut mit einem Klassiker: Panini. Sammelbildchen sind an sich eine Lizenz zum Gelddrucken. Wenn auch Panini glaubhaft versichert, von jedem Motiv gleich viele Bilder zu drucken und zufällig auf die im Handel angebotenen Tüten zu verteilen, Sammler meinen immer, von diesen oder jenen Spielern gebe es kaum Portraits, während gefühlt aus jeder zweiten Tüte Lukas Podolski herausgrinst. Immerhin lässt sich berechnen, wie viel Geld man ausgeben muss, um mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne Tauschen von Doppelten sein Sammelalbum voll zu bekommen: Mehrere hundert Euro. Erst kürzlich haben zwei Schüler in einem Projekt für "Jugend forscht" mit der Unterstützung Paninis herausgefunden, wie man seine Chancen erhöht: Man soll immer gleich eine ganze Charge von 100 Tüten kaufen, darin sind die Sticker gleichmäßiger verteilt, als wenn man immer wieder einzelne Päckchen kauft. Aber ein paar hundert Euro kostet das Vergnügen dann doch.
Billiger wird es durch die App Panini Collectors nicht. Das Prinzip baut auf der analogen Welt auf, die App dient gewissermaßen als digitales Backup. Man scannt seine Sticker – oder die anderer Sammler – mit der Kamera des iPhone oder iPad und erhält auf einen Blick Informationen, wie viele Bilder man schon hat, welche noch fehlen oder wer mit einem tauschen will. Laut Rezensionen im App Store ist die Anwendung aber noch fehlerhaft, nach Udpates gehen Bilder verloren, heißt es. Und den Klebstoffgeruch frisch abgezogener Panini-Sticker kann sie ohnehin nicht ersetzen. Was das Album analog nicht kann, digital aber an sich machbar wäre: Die Kader der Teams sind aufgrund des frühen Produktionsschlusses mehr oder weniger gut geraten. Bei Deutschland im Album: Ilkay Gündogan, Marco Reus (fehlen verletzt), Christoph Kramer, Max Kurse (ausgemustert). Nicht im Album hingegen die Mitreisenden Joshua Kimmich, Bernd Leno und Julian Weigl. Gut, für das Album des Jahres 2006 war Jens Lehmann nicht eingeplant, dann kam aber ein namentlich nicht mehr genannter Bundestrainer auf die Idee, Oliver Kahn auf die Reservebank zu setzen. Und mit Hilfe einiger Verlage - darunter auch unserer - brachte Panini noch ein Jens-Lehmann-Sammelbildchen unter die Leute, das man über das Konterfei von Oli Kahn hätte pappen können. No way!
Panini Collectors im App Store
Selber spielen: FIFA 2016 Ultimate Team
Jetzt haben wir uns aber mal eine Pause vom Glotzen verdient, spielen wir lieber selbst eine Runde. Gut, das ist ein wenig schwierig, wenn man keine elf Freunde um sich herum hat, dann darf es eben auch mal ein virtuelles Spiel sein. Goldstandard hier ist gewissermaßen FIFA 2016 Ultimate Team. Bis man sich aber in die Sphären einer EURO hochgespielt hat, ist einiges an Einsatz nötig, das Kicken lernt sich auch auf dem iPad nicht so schnell. Immerhin bieten moderne Geräte mit Retinadisplay eine Grafik, die sich hinter der von Konsolen nicht verstecken muss, die Touchbedienung kommt dem realen Körpereinsatz auf dem Platz auch deutlich näher als die mittelbare Steuerung über eine Fernbedienung. FIFA 2016 Ultimate Team kostet erst einmal nichts, die eigene Spielwährung Points muss man sich aber entweder durch permanentes Kicken verdienen oder per In-App-Kauf zwischen 99 Cent und 100 Euro erwerben. Also ergeht hier eher der Beckenbauer-Rat: "Geht's naus und spuit's Fuaßboi." Wird schon jemand mitbolzen.
80 Millionen Bundestrainer: Goal One
Über Jogi Löw waren sich die Kritiker bis zum 13. Juli 2014 einig: Der gewinnt nie was. Nun sind sich die Kritiker wieder einig: Mit dem Kader kann das heuer nix werden, schließlich hat er den und den mitgenommen, dafür aber diesen und jenen daheim gelassen. Prognosen sind schwierig, wenn sie es mit der Zukunft zu tun haben, deswegen enthalten wir uns hier der Stimme. Jogi Löw und sein Team werden wissen, was sie tun und unterlassen, ob's für den Titel reicht, wissen wir spätestens am 10. Juli gegen Mitternacht.
Für all die Bundestrainer da draußen, die es besser wissen oder diejenigen, die sich einfach nur mit der Schwierigkeit einer Kader- und Turnierplanung vertraut machen wollen, gibt es aber diverse Simulatoren, in denen sie ihre Geschicke als Teammanager überprüfen können. Goal One ist einer davon. Herausgegeben von ProSiebenSat.1 Media und vom DFB unterstützt, lässt Goal One ein höchst virtuelles Team mit fiktiven Spielernamen managen. Die Aufgaben sind eher die eines Teammanagers und nicht nur die eines Cheftrainers, denn man kümmert sich auch um Transfers, Sponsoren und Fernsehverträge und nicht nur um die Fitness, Einstellung und Aufstellung der Spieler. Ist gar nicht so einfach, der Weg zum perfekten Team. Vielleicht sollten wir daher vor dem Fernseher auch ein wenig nachsichtig mit dem Bundestrainer und seinen Kollegen umgehen.
Nachspielzeit: 11Freunde
Ist der Kicker das Standardmagazin für den aufgeführten Sport, kommt man an den 11Freunden, dem Magazin für Fußballkultur, nicht vorbei, will man mehr über Hintergründe erfahren, die über die bloße Show hinausgehen. Die App liefert aktuelle Nachrichten, per In-App-Kauf die Digitalausgaben des monatlich erscheinenden Magazins und vor allem den Live-Ticker, der seinesgleichen sucht. Den kann man auch genießen, sitzt man gemütlich vor dem Fernseher und weiß schon, was passiert ist. Unsere Empfehlung!