Versteckte Parameter, Registry-Hacks, Tools – Windows funktioniert erst mit dem richtigen Tuning perfekt. Doch die meisten dieser Tipps sind völliger Quatsch. Geben Sie Ihren Kunden die richtige Antwort, wenn er Sie nach dem Sinn einschlägiger Tuning-Tipps fragt.
Weitere Lesetipps
In Sachen Windows-Tuning für XP und Vista ist das Netz das reinste Märchenbuch. Zu Tausenden stehen selbst ernannte PC-Experten mit Tipps und Tricks parat. Je technisch versierter eine Erklärung klingt, umso eifriger wird das vermeintliche Dopingmittel ausprobiert. Viele Nutzer erliegen dabei der Placebo-Wirkung – fühlt sich der Rechner nicht wirklich etwas flotter an? Gerne gibt man solche scheinbar oder gefühlt erfolgreichen Tipps in Foren und auf wohlmeinenden Web-Seiten weiter. Und schon sind manche Legenden einfach nicht mehr aus dem Netz zu schaffen.
Ein Beispiel dafür ist die von der Quality-of-Service-Funktion, die in Windows XP angeblich die Internet-Verbindung ausbremst. Die Anwender kosten solche Pseudo-Tipps viel Zeit, und nicht wenige geben sogar gutes Geld für angeblich nützliche Tuning-Programme aus. Und nicht selten landet der PC in der Händlerwerkstatt, weil nichts mehr geht. Deshalb setzen wir den auf Halbwissen, Glauben und absurden Behauptungen aufgebauten Tuning-Mythen harte Fakten entgegen.
1. Solid State Drives
Mythos: Die neuen SSD (Solid State Drives) sind so schnell, dass sie jede konventionelle Festplatte in die Tasche stecken.
Fakten: Solid State Drives werden über Standard-Schnittstellen (SATA oder PATA/IDE) mit dem Rechner verbunden und von diesem als Festplatte genutzt. Daten werden hier nicht von beweglichen Schreib-/Leseköpfen auf rotierende, magnetische Scheiben geschrieben, sondern in festen Speicherchips abgelegt. Weil das umständliche Positionieren der Köpfe entfällt, verkürzt sich die Datenzugriffszeit, das heißt der Zeitraum zwischen dem Eingang eines Lesekommandos und dem Beginn des Datentransfers. Dieser Vorteil fällt oft allerdings gar nicht so sehr ins Gewicht, weil moderne Betriebssysteme die langen Zugriffszeiten konventioneller Festplatten mit Techniken wie Prefetch (Windows XP) und Superfetch (Vista) in vielen Fällen kompensieren können (siehe Mythos 2).
Vergleicht man SSD und konventionelle Festplatten, ist deshalb die Datentransferrate, also die Geschwindigkeit, mit der Daten nach Ablauf der Zugriffszeit von der Festplatte und SSD gelesen werden, viel wichtiger. In dieser Disziplin halten aber erst die allerneuesten SSD mit derzeitigen 3,5-Zoll-Festplatten Schritt. Nennenswert überlegen sind sie den vergleichsweise langsamen 2,5-Zoll-Platten, wie sie in Notebooks verbaut werden. Beim Schreiben von Daten holen ebenfalls erst die aktuellen SSD-Laufwerke konventionelle Platten ein – bisher waren sie deutlich langsamer.
Vom Mythos, dass SSD jede konventionelle Platte in die Tasche stecken, bleibt also nicht viel übrig. Derzeit eignen sie sich vor allem für den Einsatz in Notebooks. Hier macht sich auch die geringere Leistungsaufnahme der Speicherchips in Form längerer Akkulaufzeiten bemerkbar. Und außerdem sind SSD unempfindlich gegenüber Erschütterungen. Dieser Luxus hat seinen Preis: Der Kosten pro GB Speicherplatz liegt mit rund 2,40 Euro deutlich über den etwa 20 Cent für konventionellen Festplattenspeicher. Außerdem ist die Kapazität der SSD derzeit auf 250 GB begrenzt.
2. Prefetch-Cache leeren
Mythos: Prefetch- beziehungsweise Superfetch-Cache müssen durch Tuning-Utilities geleert werden, damit der Rechner mit optimaler Geschwindigkeit arbeitet.
Fakten: Mit XP hat Microsoft die Prefetch-Funktion eingeführt. Im Ordner „C:\Windows\Prefetch“ merkt sie sich beim Rechner-Neustart und bei jedem Aufruf eines Programms, welche Dateien in welcher Reihenfolge geladen wurden. Die Infos aus dem Prefetch-Ordner nutzt der Windows-Defragmentierer, um diese Dateien im Interesse kurzer Ladezeiten optimal auf der Festplatte anzuordnen. Für Vista wurde Prefetch nicht nur in Superfetch umbenannt. Die Technik versucht sich jetzt auch als Hellseher und nutzt freie Rechner-Ressourcen dazu, voraussichtlich demnächst benötigte Dateien in freie Teile des Arbeitsspeichers zu laden.
Dem Mythos zufolge muss „der Schrott im Prefetch-Cache“ regelmäßig entsorgt werden, damit keine Altlasten den Rechner blockieren. Das ist Quatsch: In der Datei NTOSBOOT-B00DFAAD.pf bleiben ohnehin nur die Infos aus den letzten acht Boot-Vorgängen erhalten, ältere Einträge entsorgt Windows selbständig. Und die übrigen Prefetch-Einträge werden nur dann ausgewertet, wenn Sie das entsprechende Programm aufrufen.
Verheerend: Durch Löschen des Prefetch-Caches steigt die für den nächsten Neustart des PCs oder den folgenden ersten Aufruf einer Software benötigte Zeit sprunghaft an, denn Windows muss die Prefetch-Dateien erst wieder neu anlegen. Ebenfalls einem Märchenbuch entspringt die Behauptung, in XP gäbe es einen geheimen Superfetch-Modus nach Vista-Vorbild, den man über einen Registry-Key aktivieren könne.
3. Vista Readyboost
Mythos: Die Technik Readyboost ist ein günstiger Turbo für Vista-Rechner.
Fakten: Readyboost nutzt Flash-Speicher auf einem USB-Stick oder einer Speicherkarte oder per PCI Express angeschlossenen Turbo Memory als Erweiterung für den Arbeitsspeicher und stellt diesen Superfetch (siehe Mythos 2) zur Verfügung. Microsoft argumentiert zu Recht, dass sich die sehr vielen sehr kleinen Superfetch-Dateien von diesen Medien wegen ihrer sehr kurzen Zugriffszeit schneller einlesen lassen als von der Festplatte. Allerdings machte der Preisverfall bei RAM-Bausteinen den Vista-Entwicklern einen Strich durch die Rechnung. Arbeitsspeicher ist mittlerweile derart günstig, dass es viel sinnvoller ist, in einen zusätzlichen RAM-Riegel als in einen Readyboost-fähigen USB-Stick zu investieren.
Die Mythen 4-8
4. Vista Readydrive
Mythos: Mit einer Hybrid-Festplatte und Readydrive läuft Vista deutlich schneller.
Fakten: Hybride Festplatten (Hybrid Hard Disk Drives, H-HDD) vereinen einen konventionellen Plattenstapel mit Flash-Speicher. Vista nutzt diesen Flash-Speicher etwa als Cache für das nur begrenzt nützliche Readyboost (siehe Mythos 3). Ferner steht er als Puffer zur Verfügung, so dass der Plattenstapel seltener rotiert. Das senkt den Stromverbrauch sowie das Laufgeräusch und erhöht die Lebensdauer der H-HDD.
Beim Herunterfahren speichert Windows Vista die beim Neustart zuerst benötigten Dateien im Flash-Speicher.
Eigentlich könnte das den Systemstart verkürzen, steht der Flash-Inhalt doch schneller zur Verfügung als Daten auf der Platte, die nach dem Anschalten des Rechners zunächst in Rotation versetzt werden muss. Allerdings nimmt sich das Bios beim Anschalten ohnehin so viel Zeit, dass genügend Spielraum für die Beschleunigung der Festplatte bleibt. So kann sich der Vorteil des Flash-Speichers in der Praxis kaum auswirken.
5. Highspeed SD Cards
Mythos: Wer zusätzliches Geld für Highspeed SD Cards ausgibt, ist selbst schuld.
Fakten: Die SD Memory Card gibt es in unterschiedlichen Formaten: als briefmarkengroße SDHC-2.0-Karte sowie in den deutlich kompakteren Bauformen Mini-SD und Micro-SD. Sie kommt vor allem als Speicher in Digitalkameras, aber auch in Handys und PDAs zum Einsatz. Wie bei CD-Laufwerken wird die Geschwindigkeit von SD Cards als Faktor der 1fachen Geschwindigkeit (150 Kb/s) angegeben, bezieht sich hier aber auf den langsameren Schreibmodus. Dem entsprechend nimmt eine „50x Highspeed SD Card“ rund 7,5 MB/s auf. Erstklassige Highspeed-Karten erreichen sogar Geschwindigkeiten von über 20 MB/s. Diese Werte lassen sich – herstellertypische Schwankungsbreiten außen vor lassend – in der Praxis auch tatsächlich erreichen. Klappt das nicht, liegt das fast immer an einem qualitativ minderwertigen Kartenleser, einer zu langsamen Digitalkamera oder ähnlichen Gründen.
6. Windows-Dienste abschalten
Mythos: Überflüssige Dienste abschalten bringt wertvolle Leistungsreserven zurück.
Fakten: Grundsätzlich richtig. Jedes Programm, das nicht gestartet wird, entlastet den Rechner. Und bei den über achtzig Diensten, die ein frisch installiertes Windows XP mitbringt, handelt es sich ja wirklich um nichts anderes als um automatisch startende Programme. Praktisch haben wir durch Deaktivieren aller nur möglichen Dienste auf einem Test-PC aber keine im üblichen Windows-Alltag nennenswerte Prozessor- oder Arbeitsspeicher-Kapazität zurückgewonnen, weder unter XP noch unter Vista. Die Gefahr, dass man dem Rechner durch diese vermeintliche Tuning-Maßnahme ein Bein stellt, ist hingegen sehr groß. Eine vollständige Übersicht aller Dienste und ihrer verschiedenen Funktionen bleibt Microsoft nämlich seit Jahren schuldig. So deaktivieren Sie unter Umständen wichtige Funktionen, von denen Windows-Features abhängen.
Beispiel Designs-Dienst: Seiner Beschreibung zufolge stellt er lediglich die Verwaltungsfunktion für Desktop-Designs bereit. Doch schaltet man ihn ab, dann geht gleich XPs ganze Programmoberfläche flöten, und der Desktop präsentiert sich in der grauen Optik von Windows 2000. Und leider sind die Zusammenhänge nur selten so klar zu erkennen. Mangels eindeutiger Fehlermeldungen vergeht regelmäßig unglaublich viel Zeit bei der Suche nach Ursachen für rätselhafte Programmabstürze und seltsames Windows-Verhalten, das letztlich einfach aus einem gestoppten Dienst resultiert. Fazit: Dienste-Tuning bringt wenig, kostet aber fast immer viel Zeit und Nerven.
7. Automatische Windows-Updates
Mythos: Automatische Windows-Updates halten den Rechner unnötig auf und wollen ihn immer zur Unzeit neu starten.
Fakten: Der Dienst „Automatische Updates“ lädt und installiert wichtige Updates, die Microsoft zur Behebung von Fehlern und Sicherheitsproblemen in Windows kostenlos bereitstellt. Wenn man ihn über die Systemsteuerung unter „System, Automatische Updates“ abschaltet, geht aber nicht nur dieser wichtige Schutz verloren. Die Win-Update-Site, über die Sie die Aktualisierungen von Hand herunterladen könnten, funktioniert ebenfalls nicht mehr. Wen die „Jetzt neu starten“-Warnung, die nach dem Einspielen der Updates regelmäßig erscheint, zu sehr nervt, der verwendet besser die in diesem Blog beschriebene Prozedur. Sie schaltet lediglich die Warnung ab, lässt den Systemdienst aber ansonsten unangetastet.
8. Systemwiederherstellung
Mythos: Die Systemwiederherstellung in XP und Vista bremst den Rechner und belegt unnötig Platz auf der Festplatte.
Fakten: Der Systemwiederherstellungsdienst ist Ihr Sicherheitsnetz bei kritischen Änderungen am System wie der Installation eines neuen Treibers oder systemnaher Software. Er legt vor der Änderung einen Wiederherstellungspunkt an, das heißt einen Schnappschuss des Systems im Ausgangszustand, zu dem bei späteren Fehlfunktionen zurückgekehrt werden kann. Wenn der Kunde keine Software wie Acronis True Image einsetzt, sollte den Dienst auf jeden Fall aktiviert lassen.
Mythen 9 - 13
9. Schriften
Mythos: Durch das Löschen überflüssiger Schriften aus dem Font-Ordner lässt sich Windows beschleunigen.
Fakten: Windows speichert Schriften in den Dateien unter „C:\Windows\Fonts“. Anwendungsprogramme wie Microsoft Office, die eigene Schriften mitbringen, platzieren diese ebenfalls im Fonts-Ordner, so dass sich hier mehrere Hundert Dateien ansammeln können. Solange nicht rund 600 oder mehr Fonts zusammenkommen, lässt sich Windows durch das Löschen aber nicht spürbar beschleunigen. Bestenfalls vergeht etwas weniger Zeit, wenn der Anwender in Word oder anderer Software auf „Schriftart“ klickt.
10. Windows-Komponenten
Mythos: Windows wird flotter, wenn man überflüssige Komponenten de-installiert.
Fakten: Anders als in früheren Windows-Versionen kann man unter XP und Vista nicht mehr bestimmen, welche Zusatzprogramme während der Installation eingespielt werden. Die Auswahl lässt sich aber im Anschluss an die Installation des Betriebssystems noch ändern. Unter XP kann man via „Start, Systemsteuerung, Software, Windows-Komponenten hinzufügen / entfernen“ beispielsweise Outlook Express und den MSN Explorer de-installieren. Das bisschen Luft, das der PC-Besitzer so aus Windows XP oder Vista herauslassen kann, fällt auf modernen Riesen-Festplatten aber kaum ins Gewicht. Geschwindigkeitsvorteile ergeben sich aus der De-Installation ebenfalls keine. So lange Ihr Kunde die Programme nicht startet, ruhen sie einfach von Windows unbeachtet auf der Festplatte.
11. Defragmentieren
Mythos: Die Festplatte zu defragmentieren bringt nichts, sondern kostet nur Zeit.
Fakten: Beim Speichern auf der Festplatte wird jede Datei in nur wenige Kilobyte große Fragmente zerteilt und in so genannten Datenblöcken abgelegt. Windows achtet dabei aber nicht darauf, dass die Fragmente in benachbarten Datenblöcken landen, sondern belegt einfach die nächstbesten freien Blöcke. Das Laden der Datei benötigt dadurch mehr Zeit. Die Festplatte kann die Datei nicht in einem Rutsch einlesen, sondern muss die quer über den Plattenstapel verstreuten Datenblöcke einzeln anspringen. Auch die schnellste Festplatte braucht dafür etwas Zeit.
Beim Defragmentieren verschiebt eine Software deshalb die Fragmente jeder Datei in benachbarte Datenblöcke, was die Ladezeit verkürzt. Der Eindruck, dass Defragmentieren nichts bringt, rührt vor allem daher, dass die Defragmentierung unter XP automatisch alle drei Tage durchgeführt wird, während Sie den Rechner nicht benutzen. Bei Vista läuft sie sogar permanent im Hintergrund mit.
12. Temporäre Dateien löschen
Mythos: Temporäre Dateien machen den Rechner langsam und müssen deshalb regelmäßig gelöscht werden.
Fakten: Temporäre Dateien werden von Windows und vielen Programmen angelegt, um Daten zeitweise zwischenzuspeichern. So legen beispielsweise Musik- und Videoschnittprogramme große temporäre Dateien an, in denen sie das Audio- und Videomaterial während des Schnitts lagern. Brennprogramme legen den Inhalt von CDs und DVDs während des Kopierens in temporären Dateien ab, und auch viele Setup-Programme erzeugen temporäre Dateien. Theoretisch sollte jedes Programm die von ihm erzeugten, aber nicht mehr notwendigen Dateien bei seiner Beendigung auch wieder löschen. In der Praxis funktioniert das aber nicht, weil viele Programmierer entsprechende Routinen vergessen oder Programme abstürzen, bevor sie ihren Datenmüll entsorgen konnten.
Tendenziell finden sich mit zunehmendem Alter einer Windows-Installation mehr und mehr dieser Dateileichen auf der Fesptlatte. An der Arbeitsgeschwindigkeit des Rechners ändert sich dadurch aber nichts, solange nicht viele Hunderte Dateileichen zusammenkommen und noch ein Mindestmaß an freiem Speicher auf der Platte vorhanden ist. Tools wie Ccleaner, die die Festplatte nach temporären Dateien durchsuchen und diese löschen, gewinnen deswegen nur Platz zurück, verbessern aber die Performance kaum.
13. Windows-Registry aufräumen
Mythos: Die Registry muss regelmäßig mit Hilfsprogrammen entschlackt werden, damit Windows optimal arbeitet.
Fakten: Registry-Cleaner versprechen, die Registry von überflüssigen Einträgen zu befreien, was zu einem flotten und fehlerfrei arbeitenden Rechner führen soll. Die Registry ist eine Datenbank, in der Windows und viele Programme Konfigurationsdaten speichern. Sie besteht aus mehreren Dateien, so genannten Hives. Seit XP werden jeweils nur noch die Abschnitte der Hives in den Arbeitsspeicher geladen, die gerade tatsächlich gelesen beziehungsweise bearbeitet werden. Eine aufgeblähte Registry belegt also kein „kostbares RAM“, wie viele Tuning-Tools glauben machen wollen. Auch konnten unsere Kollegen der PC-Welt weder unter XP noch unter Vista beobachten, dass eine absichtlich um mehrere Tausend Einträge angereicherte Registry den Rechner nennenswert verlangsamt hätte. Die Einträge blieben schlicht unberücksichtigt.
Mythen 14-18
14. Windows-Registry reparieren
Mythos: Das Tuning-Tool XY repariert kaputte Registry-Einträge und beseitigt so viele PC-Probleme.
Fakten: Das ist reines Marketing. Zwar können Registry-Inhalte tatsächlich beschädigt werden, beispielsweise bei einem Systemabsturz. Eine ordentliche Reparatur setzt aber voraus, dass das Tuning-Tool jede Software, die ihre Einträge in der Registry hinterließ, kennt und weiß, wie deren korrekte Einträge aussehen müssten. Das ist schlichtweg unmöglich. Viel größer ist die Gefahr, dass die Reparatur-Funktion wichtige Einträge löscht oder beschädigt.
15. Windows XP Luna
Mythos: XPs Desktop-Oberfläche Luna ist ein lahmer Ressourcen-Fresser und bremst das System aus.
Fakten: Unter „Start, Systemsteuerung, System, Erweitert, Systemleistung“ kann der User XPs knallbunte Luna-Oberfläche abschalten, in dem er die Option „Für optimale Leistung anpassen“ aktiviert. Danach fühlt sich XP wirklich schneller an. Das liegt aber nicht daran, dass die Oberfläche jetzt nach Windows 2000 aussieht. Denselben Effekt erreichen er nämlich auch, wenn erin der Registry unter „Hkey_Current_User\Control Panel\Desktop“ den Wert für „MenuShowDelay“ auf null setzen. Dann klappen Menüs nämlich beim Anklicken sofort auf und nicht erst nach einer kurzen, aber lästigen Zeitverzögerung. Mehr steckt nicht dahinter.
16. Boot-Logo deaktivieren
Mythos: XPs animiertes Boot-Logo verlängert den Boot-Vorgang unnötig.
Fakten: Während des Hochfahrens zeigt XP ein animiertes Boot-Logo, das sich über einen Eingriff in die versteckte Datei „C:\boot.ini“ deaktivieren lässt. Weder auf einem alten Pentium 3 mit 1.000 MHz, geschweige denn auf einem aktuellen Test-PC Core-2-Duo-System konnten die Experten der PC-Welt dadurch die zum Hochfahren notwendige Zeit messbar verringern. Hingegen führt das Abschalten des Boot-Logos dazu, dass Ihnen auch alle anderen Meldungen, beispielsweise die wichtigen Ausgaben von Chkdsk entgehen, das nach einem Rechner-Absturz die Festplatte überprüft.
17. Auslagerungsdatei
Mythos: Nur durch manuelles Tuning arbeitet die Auslagerungsdatei von Windows optimal.
Fakten: Geht der Arbeitsspeicher zur Neige, dann verschiebt Windows Teile davon in die auf der Festplatte gespeicherte Auslagerungsdatei. Greift ein Programm auf einen der ausgelagerten Speicherbereiche zu, wird dieser von Windows wieder zurück ins RAM geladen und gegebenenfalls ein anderer gerade nicht benötigter Bereich ausgelagert. Die Funktionen „Prefetch“ (XP) und „Super Fetch“ (Vista) minimieren die mit der Auslagerung verbundenen Zeitverluste.
Oft wird empfohlen, die minimale und maximale Größe der Auslagerungsdatei fest einzustellen, damit die Auslagerungsdatei nicht fragmentiert (siehe Mythos 11). Auf dem PC-Welt-Testrechner führte dieser Tipp zu keinerlei Geschwindigkeitsvorteilen. Etwa fünf Prozent mehr Systemleistung (gemessen mit PC Mark 2005) kitzelte das ebenfalls als Wundermittel gepriesene Verschieben der Auslagerungsdatei auf eine zweite Festplatte aus dem Rechner, welche ausschließlich der Auslagerungsdatei vorbehalten bleib. Eine RAM-Erweiterung ist da die günstigere Alternative. Das Löschen der Auslagerungsdatei beim Herunterfahren dient lediglich dem Schutz eventuell in der Auslagerungsdatei gespeicherter sensibler Daten, bleibt aber ohne Einfluss auf die Systemleistung.
18. Speicher-Tuning
Mythos: Tools zum Speicher-Tuning räumen den Arbeitsspeicher auf und sorgen dadurch für mehr Leistung.
Fakten: Der Windows Memory Manager verwaltet den verfügbaren Speicher. Benötigt ein Prozess, beispielsweise Word, Winrar oder Opera, Speicher, dann wird dieser ihm vom Memory Manager zugeteilt. Geht der Arbeitsspeicher zur Neige, verschiebt der Memory Manager die Teile von dessen Inhalt, auf die am längsten nicht mehr zugegriffen wurde, in die Auslagerungsdatei auf der Festplatte.
Speicher-Tuning-Tools, die den Arbeitsspeicher angeblich „defragmentieren“, fordern dabei zunächst große Speichermengen vom Memory Manager an. So zwingen sie ihn, Daten anderer Programme in die Auslagerungsdatei zu verschieben. Anschließend geben sie den gerade erst zugeteilten Speicher wieder frei und zeigen ihn zugleich als „zurückgewonnenen“ Speicher an. Die entsprechende Anzeige mag grafisch beeindrucken.
Tatsächlich hat das Tool den Memory Manager aber umsonst strapaziert. Ein Großteil der von anderen Programmen benötigten Daten steckt jetzt in der Auslagerungsdatei und muss von dort zeitaufwendig eingelesen werden, sobald Sie in die entsprechende Anwendung zurückkehren. Deshalb bedeutet „Defragmentieren des Arbeitsspeichers“ sogar eine unnötige Mehrbelastung des Rechners und vernichtet Ressourcen, statt sie freizuschaufeln.
Mythen 19 - 22
19. Netzwerk
Mythos: XPs Funktion „Quality of Service“ macht die Internet-Verbindung mindestens 20 Prozent langsamer.
Fakten: Viele Programme, beispielsweise für die Internet-Telefonie oder Online-TV, sind auf einen konstanten Datenfluss angewiesen. Windows XP bietet ihnen mit der Funktion „Quality of Service“ (Dienstqualität, kurz: QoS) eine Möglichkeit, sich bis zu zwanzig Prozent der verfügbaren Verbindungskapazität zu sichern, so dass sie reibungslos funktionieren. Fordert kein Programm diese Kapazität ab, dann steht sie für die übrigen Online-Anwendungen zur Verfügung, ohne dass es eines weiteren Eingriffs bedarf. Wer QoS über die Netzwerkeinstellungen deaktiviert, beraubt sein Windows also einer wichtigen Funktion und handelt sich allenfalls Nachteile ein.
Ebenfalls zu den Tuning-Mythen gehört der Tipp, Windows‘ DNS-Cache zu vergrößern. In diesem Speicher merkt sich XP die zu Domain-Namen gehörenden IP-Adressen. Ein größerer Cache soll die Zahl der entsprechenden Anfragen an den Internet-Provider reduzieren. Das klappt auch, doch spart man damit nur wenige Bytes ein. Im Gegenzug erfährt Ihr Rechner erst später von neuen IP-Adressen, was zu Fehlfunktionen der Internet-Verbindung führen kann. Weisen Sie Ihre Kunden darauf hin, wenn er vorhat daran zu drehen.
20. Windows-Firewall
Mythos: Die Windows-Firewall blockiert lediglich eingehende, allerdings keine ausgehenden Verbindungen. Also kann man sie auch gleich deaktivieren.
Fakten: Eine Personal oder Desktop-Firewall wie die in Vista oder XP ab Service Pack 2 enthaltene Lösung filtert Daten, die der Rechner, auf dem sie installiert ist, mit dem Netzwerk austauscht. Im Unterschied zu Zusatzprogrammen wie Zone Alarm Firewall filtern die Microsoft-Produkte lediglich Daten, die aus dem Netz eingehen. Sie können aber keine unberechtigten Datentransfers, die von (Schad-)Programmen auf dem Rechner gestartet werden, erkennen, geschweige denn filtern.
Microsoft argumentiert, dass es nicht die Aufgabe einer Firewall sei, einen bereits Malware infizierten PC vor dieser zu schützen. Ohnehin ist es für weniger versierte Nutzer schwer, ausgehenden Datenverkehr in „verdächtig“ und „unverdächtig“ einzuordnen. Zudem verfügen immer mehr Schadprogramme über Routinen, die es ihnen erlauben, sich etwa getarnt als Internet Explorer an der Firewall vorbeizumogeln. Insofern ist der Schutz, den die Windows-Firewall bietet, gar nicht so übel und allemal besser als gar kein Schutz.
21. Virenscanner
Mythos: Es reicht, verdächtige Dateien manuell auf Viren zu scannen. Den On-Access-Scanner kann man abschalten.
Fakten: Virensuchprogramme kennen zwei verschiedene Modi: Als On-Access-Scanner überprüfen sie automatisch jede Datei, die auf Ihrem Rechner geöffnet wird, auf Viren – eine permanente Zusatzbelastung. Im manuellen Modus können Sie Dateien beispielsweise über einen rechten Mausklick im Windows-Explorer manuell auf Schad-Software überprüfen lassen. Hier wird der Scanner nur auf Kommando aktiv.
Gerade alte PC-Hasen argumentieren, sie wüssten schon, welche Dateien möglicherweise gefährlich sind, schalten den On-Access-Scanner ab und scannen ausschließlich manuell. Doch seit Javascript, Active X und Flash kann sogar der Besuch einer harmlosen Web-Seite reichen, um den nun ungeschützten Rechner mit Schad-Software zu infizieren. Deswegen gehört auf jeden Rechner, der mit dem Netz verbunden ist, ein On-Access-Scanner.
22. Acrobat/Adobe Reader
Mythos: Der Adobe Reader wird immer fetter und träger. Wer PDFs nur ansehen will, verwendet besser eine ältere Version.
Fakten: Tatsächlich wächst der Funktionsumfang von Adobe Reader mit jeder Version – und damit auch sein Umfang. Seit Version 7 hat sich der Reader aber vom Sumo-Ringer zum Athleten gewandelt, der in durchaus vertretbarer Zeit startet und zügiges Lesen ermöglicht. Immer mehr PDFs lassen sich aufgrund der vom Ersteller genutzten Sicherheits-, Workflow oder Konvertierungsmöglichkeiten sogar ausschließlich mit einem aktuellen Reader lesen, beispielsweise solche, bei denen die mit Acrobat 8 eingeführte, hocheffiziente Bildkomprimierung zum Einsatz kommt.
Mythen 23 - 25
23. Dateikomprimierung
Mythos: Die Windows-Dateikomprimierung ist ein prima Tool, das mehr freien Speicherplatz auf der Festplatte schafft.
Fakten: Wenn die Festplattenkapazität zur Neige geht, dann rät Windows dazu, Dateien zu komprimieren. Dabei geht Windows ähnlich zu Werke wie Winrar, Winzip und andere Komprimierungsprogramme. Allerdings entstehen keine ZIP- oder RAR-Dateien. Stattdessen packt Windows die Dateien automatisch aus, sobald Sie auf eines der komprimierten Verzeichnisse zugreifen, und komprimiert wieder, wenn Sie mit der Arbeit fertig sind. Dabei geht viel Rechenkapazität verloren, die Ihr PC besser den von Ihnen gestarteten Anwendungsprogrammen zukommen ließe. Statt die Dateikomprimierung zu verwenden, sollten Sie deshalb besser in eine neue Festplatte investieren.
24. Programmdateien
Mythos: Sämtliche Programmdateien sollte man komprimieren. Dann starten die Programme schneller.
Fakten: Das kostenlose Programm Free UPX komprimiert Programmdateien entsprechend den Microsoft-Standards „Portable Executable“ und „Common Object File Format Specification“. So spart es einige Megabyte Speicherplatz und steht in dem Ruf, den Rechner zu beschleunigen. Schließlich – so die These – lässt sich das geschrumpfte Programm ja schneller laden. In der Praxis bremst UPX Programme eher aus, denn auch wenn die Programmdatei ihre Endung „.exe“ behält, so muss sie vom Rechner doch wieder entpackt werden, bevor sie sich starten lässt. Nützlich ist UPX deshalb eher, wenn es darum geht, möglichst viele Programme auf einen USB-Stick zu quetschen.
25. Windows-Installation
Mythos: Wenn Windows muckt, muss es einfach mal neu installiert werden.
Fakten: Dieser Mythos stammt noch aus den Zeiten von Windows 95, 98 und ME. Jenen recht fehleranfälligen Betriebssystemen fehlten Schutzfunktionen, die in XP und Vista die Rettung beschädigter Systeme ermöglichen. Dazu gehört beispielsweise die Systemwiederherstellung, mit der Sie den Zustand des Systems zu verschiedenen Zeitpunkten per Klick wiederherstellen.
Gegen eine reflexartige Neu-Installation sprechen verschiedene Gründe. So geht damit fast immer eine Neuformatierung der Betriebssystem-Partition einher. Dabei gehen fast zwangsläufig wichtige Daten verloren. Zum Beispiel die über die Computerverwaltung zugänglichen Protokolldateien, die bei der Ursachenforschung behilflich sein können, wenn auch die neue Windows-Installation den alten Fehler zeigt. Oder die Konfiguration diverser Programme, die der Anwender nun in mühevoller Handarbeit nachziehen muss. Oder das nur im Mailprogramm gespeicherte Passwort für den Zugriff auf den Mailserver.
Lässt sich eine Neu-Installation gar nicht vermeiden, dann sollten Sie dem Kunden raten, das alte System mit einer Software wie Acronis True Image zu sichern. Diese speichert den gesamten Inhalt beliebiger Festplatten-Partitionen in einer einzigen Datei, so dass Ihnen die Daten auch unter dem neuen Windows noch zur Verfügung stehen. Weil sich True Image auch von CD starten lässt, ist ein noch bootfähiges Windows keine Voraussetzung. (cm/pcwelt)
Lesen Sie auch folgende Ratgeber: