Die Computer-Industrie hat schon viele Generationen überdauert. Und jede Generation wird von bestimmten Technologien und/oder Programmiersprachen geprägt. Die wenigsten Technologien und Programmiersprachen sind auch nach Jahren noch angesagt – aber viele sind nach wie vor in Benutzung, weil Software so schnell eben nicht tot zu kriegen ist. In irgendeinem Rechner läuft und funktioniert sie bis heute.
Wenn Programmierer den Jobmarkt betreten und eine bestimmte Programmiersprache lernen, halten sie oft ihr ganzes Leben an dieser Syntax fest – oder zumindest so lang sie können, bevor ein Wechsel unvermeidbar wird. Das liegt nicht unbedingt daran, dass eine neue Programmiersprache so unglaublich schwer zu erlernen wäre. Im Kern sind sich alle Sprachen nämlich sehr ähnlich. Aber oft kann man mit der Spezialisierung auf eine Sprache einfach mehr Geld verdienen, als mit einem Allrounder-Talent. Also leben manche "Generationen" bis heute.
Folgen Sie uns auf einer Reise durch die Geschichte der Programmiersprachen. Dabei gehen wir aber nicht auf die jeweiligen Programmiertechniken ein, sondern konzentrieren uns auf das Umfeld der Sprachen und auf die Welt und die Zeit, in der die jeweiligen Programmierer lebten.
Lochkarten-Programmierer
Die Computer der 1960er Jahre erhielten Ihre Befehle über einen Stapel voller Karten mit ausgestanzten Löchern darin – eine Technik, die auf die ersten, "programmierbaren" Webstühle zum Herstellen von Kleidern zurückgeht. Erst vor kurzem wurde von einem Programmierer von Lochkarten für Webstühle aus England berichtet, der die Technologie noch immer anwendet, um Spitzenbordüren herzustellen.
Verwendete Sprache: Fortran
Social-Media-Strategie: Mitgliedschaft im richtigen Country-Club
Mögliche, andere Karrierezweige: Werbung & Marketing
Kleidung: Dunkle Flanell-Anzüge
Rhetorischer Tic: "Es heißt, sie bräuchten fünf Computer – ich denke es wäre angemessener, diese
Menge zu verdoppeln oder zu verdreifachen."
Auto: Oldsmobile
Song: Ella Fitzgeralds "Mack the Knife"
Lieblings-Überbleibsel: Kranz aus Lochkarten
Space-Shuttle-Programmierer
Eine Programmierer-Generation, die zusammen mit dem Space Shuttle ausgestorben ist. Über Jahre hinweg arbeiteten sie mit 8086er-Chips und hielten die Shuttles am Leben und Fliegen, indem sie auf ebay nach passender Ersatz-Hardware stöberten. Die Computer der Space Shuttles hatten zwar nicht besonders viel Speicher, reisten aber weiter und schneller als alle Mainframes und Racks zusammen.
Verwendete Sprache: Assembler Code
Social-Media-Strategie: Hat sich 2012 ein Mal bei Facebook eingeloggt, um sich mit der Ehefrau und zwei Nachbarn anzufreunden
Mögliche, andere Karrierezweige: Designer für Disco-Beleuchtung
Kleidung: Legere Anzüge
Rhetorischer Tic: "Wenn wir es nicht tun, werden die Russen gewinnen!"
Auto: Cadillac Eldorado
Song: Frank Sinatras "Fly me to the Moon"
Lieblings-Überbleibsel: 8086-Chip
Cray-Programmierer
Es gab eine Zeit, da wurden die schnellsten Computer von einer verhältnismäßig kleinen Firma gebaut, unter der Leitung eines rätselhaften Genies, das Stunden damit verbrachte, Tunnel in seinem Keller zu graben. Ja, dies ist in der Tat ein bestätigter Fakt über Seymour Cray, das Genie, das die erste Generation von Maschinen baute, die auch große Datenmengen und mathematische Analysen stemmen konnte.
Angewandte Sprache: Crays automatisches Vektorisierungs-Fortran
Social-Media-Strategie: Den Chef am 4. Juli beim Grillabend besuchen und an der Weihnachtsfeier der Firma teilnehmen
Mögliche, andere Karrierezweige: NASA-Raketen-Wissenschaftler
Kleidung: Kurzärmeliges, weißes Hemd mit nerdigem Pocket Protector
Rhetorischer Tic: "Es ist ein geheimes Projekt unterstützt vom Verteidigungsministerium."
Auto: Unbekanntes Sedan-Modell, das perfekt mit der Parklücke bei dem US-Geheimdienst NSA verschmilzt
Song: Wendy Carlos und Benjamin Folkmans "Switched-On Bach"
Lieblings-Überbleibsel: Cray, der vor dem Nationalen Kryptographie-Museum bei Fort Meade sitzt
Cobol-Programmierer
Cobol war das erste, vernünftige Tool, mit dem sich schreiben ließ, was Firmenprogrammierer als "Business Logic" bezeichnen.
Angewandte Sprache: Cobol/ Fortran
Social-Media-Strategie: Weihnachtsgrußkarten auf echtem Papier versenden
Mögliche, andere Karrierezweige: Stereo-Designer
Kleidung: Trainingsanzug
Rhetorischer Tic: "Cool!"
Auto: Honda Civic
Song: Gillian Hills "Zou Bisou Bisou"
Lieblings-Überbleibsel: Irgendwas signiertes von Grace Hopper
Basic-Programmierer
Eigentlich wurde diese Sprache entwickelt, um Dartmouth-Studenten zu lehren, wie sie Endlosschleifen programmieren. Dann wurde daraus aber die dominanteste Programmiersprache der frühen Computer-Generation, als Bill Gates Microsoft Basic veröffentlichte. Alle frühen Games und Anwendungen für den PC waren in Basic geschrieben. Heute lebt die Sprache als Visual Basic weiter – eine beliebte Sprache für alle, die die .Net-Plattform nutzen.
Angewandte Sprache: (Visual) Basic Code
Social-Media-Strategie: Ins Studio 54 gehen
Mögliche, andere Karrierezweige: Fast-Food-Restaurant-Betreiber
Kleidung: Schlaghosen
Rhetorischer Tic: "Das ist einfach."
Auto: Das am wenigsten austauschbare
Song: Blondies "Heart of Glass"
Lieblings-Überbleibsel: Die Kassetten-Version von Microsoft Basic
C-Programmierer
Die Programmiersprache startete mit knappem Vorsprung vor Assembler, wuchs aber Hand in Hand mit allen Variationen von Unix auf. Noch heute wird sie von Unix- und Linux-Liebhabern benutzt. C ist und bleibt das Mittel zum Zweck für alle, die "CTM" (Close to Metal", also Hardware-nah) programmieren wollen und sich nicht auf automatische Mechanismen wie Speicherbereiniger verlassen.
Angewandte Sprache: C
Social-Media-Strategie: Drei Einträge ins Usenet pro Monat
Mögliche, andere Karrierezweige: Techniker für die Telefon-Vermittlungsstelle
Kleidung: "Red Hat"-T-Shirt aus den Anfangsjahren der Firma
Rhetorischer Tic: "Würdest du den Speicher nicht lieber selbst verwalten wollen?"
Auto: Original Toyota Land Cruiser
Song: Ramones' "Something"
Lieblings-Überbleibsel: "Bell Labs"-Kaffeetasse
C++ Programmierer
Als C-Programmierer die Möglichkeit erdachten, objektorientiert zu programmieren, schufen sie C++ . Eine barocke Version, die am besten funktionierte, wenn der Programmierer selbst den Überblick über alle komplizierten Wege behielt, über die ein Code interagieren konnte. Es verlangte Hobby-Programmierern alles ab, lieferte gleichzeitig aber den Beweis über die eigenen Fähigkeiten.
Angewandte Sprache: C++
Mögliche, andere Karrierezweige: Assistent für Flipper-Automaten
Kleidung: Jeans-Jacke mit Sicherheitsnadeln
Rhetorischer Tic: "Java hat die objektorientierte Programmierung zerbrochen."
Auto: Ford Explorer
Song: The Clashs "Clash City Rockers"
Lieblings-Überbleibsel: Borland C++ T-Shirt
Objective-C-Programmierer (1. Generation)
Es gibt zwei Arten von Leuten, die Objective-C mögen: Diejenigen, die eine NeXT-Maschine gekauft haben und diejenigen, die ein iPhone gekauft haben. Die erste Generation hat Apple aus seiner schwierigsten Zeit herausgerettet und die Firma wieder auf die Beine gestellt.
Angewandte Sprachen: Objective-C/ Smalltalk
Social-Media-Strategie: Sich für 42 Mailing-Listen einschreiben
Mögliche, andere Karrierezweige: Investment-Banker an der Wall Street
Kleidung: Hawaii-Hemd
Rhetorischer Tic: "Du meinst, C++ kann das nicht?"
Auto: Mazda RX-7 oder BMW 325
Song: Alles von Bob Dylan, Grateful Dead, Cat Stevens und allen Bands, die Steve Jobs mochte
Lieblings-Überbleibsel: NeXT-Maschine
Perl-Programmierer
Diese simple Sprache zum Manipulieren von Textdateien erschien in etwa zur gleichen Zeit wie das Internet. Wenn die Leute also einen Web-Server reparieren mussten, wandten sie sich an Perl. Wenn ein Textformat in ein anderes umgewandelt werden musste, brauchte man mit Perl dafür nur rund zehn bis 20 Zeichen. Die meisten Perl-Skripts sind also kurz, aber dennoch zu Großem fähig. Die englische News-Webseite Slashdot basiert beispielsweise auf Perl.
Angewandte Sprache: Perl/ Unix Shell-Skripts
Social-Media-Strategie: Über Slashdot diskutieren
Mögliche, andere Karrierezweige: Roboteringenieur, der Dinosaurier für Einkaufszentren baut
Kleidung: Jacke und T-Shirt
Rhetorischer Tic: "Es ist das Isolierband des Internets!"
Auto: Getunter Honda Civic
Song: Panteras "Cmetery Gates"
Lieblings-Überbleibsel: Erste Auflage von O-Reillys Perl-Handbuch
PHP-Programmierer
Viele PHP-Entwickler sind nur durch Zufall bei PHP gelandet. Eigentlich erschufen sie gerade HTML-Code – brauchten dann aber ein wenig dynamische Logik. Ein Tag führte zum nächsten und schon bald erschufen sie ganze Content-Management-Systeme und Webseiten mit dem neuen Code.
Angewandte Sprache: PHP/ JavaScript
Social-Media-Strategie: Mehr als 1.000 Freunde auf Facebook, aktives Konto bei My Space
Mögliche, andere Karrierezweige: Hypothekenmakler
Kleidung: T-Shirt mit dem Logo eines noch jungen Startup-Unternehmens, von dem noch niemand etwas gehört hat
Auto: Veraltetes SUV
Song: The Cures "Just Like Heaven"
Lieblings-Überbleibsel: Orangefarbenes Moped von Kozmo
Java-Programmierer
Java war die erste, ernstzunehmende Programmiersprache fürs Internet – beliebt vor allem wegen des Versprechens, absolut überall zu funktionieren. Desktop-PCs sind Java nie ganz verfallen – aber Einstiegskurse für angehende Programmierer. Heute lebt Java vor allem in den Herzen vieler Android-Programmierer weiter.
Angewandte Sprache: Java
Social-Media-Strategie: Teilnahme an Java-Nutzer-Gruppensitzungen jeden Monat
Mögliche, andere Karrierezweige: Y2K-Programmierer
Kleidung: Java One Polo-Shirt
Rhetorischer Tic: "Der JVM kümmert sich in einem anderen Thread darum."
Auto: Mazda Miata
Song: Talking Heads "Wild Wild Life"
Lieblings-Überbleibsel: Etwas signiertes von Jim Gosling
C#-Programmierer
Sie haben Java geliebt, blieben Microsoft aber treu. Das Ergebnis ist ein Code, Java ähnelt: Die Idiome funktionieren auf die gleiche Art und Weise. Allerdings hat C# ein paar nette Verbesserungen spendiert bekommen.
Angewandte Sprachen: C#/.Net
Social-Media-Strategie: Sich fragen, ob Skype auch zu Social Media zählt
Mögliche, andere Karrierezweige: Barista bei Starbucks
Kleidung: Baseball-Cap von Windows 98
Rhetorischer Tic: "Es ist wirklich viel effektiver als der JVM."
Auto: Toyota Prius
Song: Nirvanas "Come as you are"
Lieblings-Überbleibsel: Windows-8-Handy
JavaScript-Programmierer (Erste Generation)
Die erste Generation von JavaScript-Programmierern waren eigentlich keine Programmierer, sondern Web-Designer, die ein bisschen mehr aus ihren Seiten herausholen wollten. Einige wenige von ihnen drifteten dabei unglücklicherweise ab in die endlose Ära grell animierter Bildchen.
Angewandte Sprache: JavaScript/HTML
Social-Media-Strategie: Die GeoCities-Seite eines Freundes besuchen
Mögliche, andere Karrierezweige: Manager einer Resaturantkette
Rhetorischer Tic: "Es läuft unter IE 5.5, aber noch nicht unter 6.0."
Kleidung: Fallschirmspringer-Hosen
Auto: Ford Taurus
Song: Beastie Boys "So Whatcha' Want"
Lieblings-Überbleibsel: Netscape Share-Zertifikat
Ruby-on-Rails-Programmierer
Die Ruby-Programmiersprache bietet eine Syntax mit wenig Interpunktion, während das Rails-Framework es ermöglicht, kleine Files zu tippen. Fast scheint es, als wäre die Sprache von Menschen erschaffen wurden, die an einer chronischen Sehnenscheidenentzündung leiden...
Angewandte Sprache: RoR/SQL
Social-Media-Strategie: Eine eigene Variante von Facebook mit nur 20 Zeilen Code programmieren
Mögliche, andere Karrierezweige: Molekular-Gastronom
Kleidung: T-Shirt und Jeans
Rhetorischer Tic: "Du brauchst nur ein paar Tabellen und schon ist es fertig."
Auto: Minivan
Song: "The Rails Song"
Lieblings-Überbleibsel: 37 Signals T-Shirt
Objective-C-Programmierer (Zweite Generation)
Die zweite Generation von Objective-C-Liebhabern tauchte während des App-Goldrausches auf – kurz nachdem Apple das iPhone für Apps von Drittherstellern freigegeben hatte. Und plötzlich wurde eine Programmiersprache, die viele schon für tot erklärt hatten, wiederbelebt.
Angewandte Sprache: Objective-C
Social-Media-Strategie: Bilder auf Instagran und Hipstamatic posten – aber niemals etwas dazu schreiben
Mögliche, andere Karrierezweige: Abwickler von Zwangsversteigerungen
Kleidung: Kapuzenjacken
Rhetorischer Tic: "Das wird Millionen einbringen."
Auto: BMW
Song: Feists "1234" oder alles, was jemals Bestandteil einer Apple-Werbung war
Lieblings-Überbleibsel: iPod mit einem Rädchen
JavaScript-Programmierer (Zweite Generation)
Irgendwann im Laufe der Zeit wurde aus JavaScript eine professionelle Programmiersprache mit versnobten Ideen und endlosen Debatten darüber, was einen "reinen" Code ausmacht. Heutzutage werden viele Webseiten mit anspruchsvollen Code-Stapeln betrieben, die nur talentierte Programmierer instand halten können.
Angewandte Sprache: JavaScript/ jQuery
Social-Media-Strategie: Warten auf App.net
Mögliche, andere Karrierezweige: Barista
Kleidung: Kapuzenjacke
Rhetorischer Tic: "Dafür gibt es ein Open-Source-jQuery-Plugin."
Auto: Rennrad
Song: M83s "Midnight City"
Lieblings-Überbleibsel: DM von Brendan Eich
Haskell-Programmierer
Die ersten Einbindungen von Haskell sind schon über 20 Jahre alt. Heute wird die Sprache vor allem an Universitäten angewandt. Doch langsam ändert sich das Bild dank vielversprechender, neuer Open-Source-Projekte. Haskell-Verfechter sind daher der Meinung, die Programmiersprache werde spätestens im Jahr 2020 der absolute Renner sein.
Angewandte Sprache: Haskell/ ML
Social-Media-Strategie: Alumni-Notizen, Reddit
Mögliche, andere Karrierezweige: Professor für Mathematik
Kleidung: Rollkragenpullover mit Ellbogen-Aufnähern
Rhetorischer Tic: "Ich mag meine Faulheit einfach und immerzu."
Auto: Yugo
Song: Karlheinz Stockhausens "Klavierstücke IX"
Lieblings-Überbleibsel: Möbiusband
Hadoop-Programmierer
Das Tool, mit dem map/reduce-Jobs erstellt werden, ist technisch gesehen keine Programmiersprache, sondern eine Sammlung von Java-Codes. Nicht, dass das wirklich von Bedeutung wäre – den Code zu schreiben setzt das Talent voraus, den besten Weg zu finden, die Arbeitslast über eine ganze Reihe von Maschinen zu verteilen.
Angewandte Sprache: Hadoop/ Java
Social-Media-Strategie: Yahoo-Codierungs-Konferenzen
Mögliche, andere Karrierezweige: Versicherungsmathematiker
Kleidung: Flanell-Shirt mit Bart – sofern möglich
Rhetorischer Tic: "BIG DATA!"
Auto: Retro Schwinn 10-Speed Bike
Song: Dan Deacons Elektronik-Musik
Lieblings-Überbleibsel: Ausgestopfter Elefant
Node.js-Programmierer
Sie haben JavaScript erlernt, als sie der Webseite ihrer Band ein interaktives Easter Egg hinzugefügt haben. Jetzt arbeiten sie für den Firmen-Webshop mit exakt dem gleichen JavaScript und hantieren mit 10 Milliarden Dollar an ausländischen Transaktionsgeschäften pro Tag.
Angewandte Sprache: Node.js/ jQuery
Social-Media-Strategie: Kein Facebook, kein Path – noch immer tief betroffen, dass es Diaspora nicht weit gebracht hat
Kleidung: Ironisches T-Shirt von Old Navy
Rhetorischer Tic: "Threads können gleichzeitig laufen? Bist du sicher?"
Auto: Skateboard
Song: Lana del Reys "Video Games"
Lieblings-Überbleibsel: Gerootetes Android-Smartphone mit Node
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt. (mhr)