"Technik wird immer wichtiger", sagte Oliver Bierhoff, Manager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, auf der CeBIT. Auch im Sport fielen schließlich immer mehr Daten an, die analysiert werden könnten, erklärte der DFB-Vertreter. Daraus ließen sich beispielsweise wertvolle Informationen im Rahmen eines Trainingslagers oder im Verlauf eines Turniers gewinnen. Bierhoff kündigte an, künftig verstärkt Sensoren einsetzen und verschiedene Datenbanken aufbauen zu wollen. "Hier stehen wir erst am Anfang, doch die Möglichkeiten sind groß".
Während früher langatmige Videos gezeigt und einheitliche Standard-Fitness-Programme für sämtliche Spieler entwickelt wurden, müsse man heute individueller auf jedes einzelne Team-Mitglied eingehen, erklärte Bierhoff. Die spielerischen Möglichkeiten mit Daten etwas über sich selbst zu erfahren, sei zudem ein Anreiz für die angesprochenen Spieler, auch selbst mit Daten zu experimentieren. Beispielsweise würde Manuel Neuer, Torhüter der Nationalmannschaft und beim FC Bayern, gerne Statistiken über die Elfmeterschützen gegnerischer Mannschaften erfahren, die eventuell im nächsten Spiel gegen ihn antreten.
Community-Denken in der Nationalmannschaft
Dieser Trend spiegle sich auch in einer neuen Art der Zusammenarbeit im Team wider, stellte der DFB-Manager fest. Während früher der Trainer im Stile eines Generals bestimmte, was auf dem Platz und im Training zu passieren habe, seien die Spieler heute viel stärker in die Gesamtstrategie involviert. "Die Spieler sind interessierter", stellt Bierhoff fest. "Wir müssen mehr erklären und sie auch für die neuen Möglichkeiten begeistern." Letztendlich sei das auch der Schlüssel für bessere Leistung und mehr Erfolg.
"Sport ist ein Business", konstatierte SAPs Co-CEO Jim Hagemann Snabe mit Blick auf die Äußerungen Bierhoffs. Clubs und Sportorganisationen bräuchten daher heute eine Geschäftsstrategie, die Fans sind ihre Kunden. "Das sind sie gleichen Herausforderungen wie für klassische Wirtschaftsunternehmen." Mit dem Bereich Sports will SAP daher auch seine 25. Industrie-Lösung etablieren. Die Einsatzmöglichkeiten seien breit gefächert, sagte der SAP-Chef.
Massendaten aus den Formel-1-Boliden
Neben dem Fußball biete sich beispielsweise auch ein Einsatz in der Formel 1 an. Unzählige Sensoren in den Rennboliden würden laufend Massen an Daten liefern. Damit ließen sich theoretisch in jedem Rennen Tausende von möglichen Szenarien durchrechnen. Doch das muss schnell passieren. Wenn die Systeme Stunden für die Bearbeitung der Daten mehrere Stunden benötigten, sei das Rennen längst vorbei, sagte Snabe. Mit Hilfe von SAPs In-memory-Technik Hana ließe sich der Zeitaufwand auf wenige Sekunden verkürzen. Damit könnten die Teams schnell reagieren und auf Basis der Daten aus den Formel-1-Rennern die richtigen Entscheidungen treffen.
Die SAP-Verantwortlichen setzen große Hoffnungen auf Hana. Die In-Memory-Technik sei das am schnellsten wachsende Marktsegment im Bereich Business Software, sagte Snabe. Heute sei der Konzern in der Lage, wirkliche Einsatzszenarien präsentieren zu können. "Wir zeigen reale Lösungen, keine Powerpoint-Folien", stellt der SAP-Chef klar. Mehr als 3000 Unternehmenskunden setzten Hana bereits ein, ergänzte Michael Kleinemeier, Regional President für Ost- und Mitteleuropa bei SAP. Über 800 Anwender betrieben ihre Business Suite auf Basis von Hana. Heute schon würden über 1200 Independent Software Vendors (ISVs) Apps für die Hana-Plattform entwickeln. "Wir sehen hier einen großen neuen Markt entstehen", konstatierte der SAP-Manager.
Computer schießt keine Tore
Die Techniken, die hier entstehen, will auch der DFB-Manager weiter im Auge behalten. Gerade der Entwicklungs- und Designprozess der Hana-Anwendung rund um die deutsche Nationalmannschaft sei eine spanende Erfahrung gewesen. Hier werde es in Zukunft weitere Möglichkeiten geben, ist sich Bierhoff sicher. Zwar könne die Technik auch heute noch keine Tore schießen, sagte der Ex-Fußball-Profi mit einem Augenzwinkern unter Anspielung auf ein Zitat von Franz Beckenbauer. "Der Computer schießt ja keine Tore", habe der Kaiser vor einigen Jahren gegrantelt. Jedoch helfe die Technik, das Potenzial, das in einer Mannschaft beziehungsweise in einzelnen Spielern schlummert, zu wecken. Mit welchem Ergebnis, wird sich spätestens in wenigen Monaten zeigen, wenn in Brasilien die Weltmeisterschaft angepfiffen wird.