Rundum-Lösung für Smart Home

Devolo Home Control im Test

05.12.2017 von Wolfgang Emmer  IDG ExpertenNetzwerk
Von der Alarmanlage bis zum Heizkörperthermostat - Devolo bietet ein breites Portfolio für die Automation der eigenen vier Wände. Wir haben Devolo Home Control getestet und verraten, wie es sich in der Praxis schlägt.
Devolo Home Control im Test: Rumdum-Lösung für Smart Home

„Smart Home zum Selbermachen“ - mit diesem Versprechen möchte Devolo auch weniger Technik-affine Smart-Home-Fans gewinnen. Wir nahmen für Sie Devolo Home Control ausgiebig unter die Lupe und verraten, wie einfach die Installation wirklich ist.

Doch zuerst zum System selbst: Devolo Home Control ist modular aufgebaut. Vom Bewegungssensor bis zum Heizungsthermostat - Komponenten für die Automatisierung der eigenen vier Wände bietet Devolo reichlich, doch ohne die zentrale Steuereinheit Devolo Home Control Zentrale geht nichts.

Devolo Home Control Zentrale: Die Zentrale verbindet die einzelnen Komponenten miteinander und öffnet ihnen das Tor zum Internet.

Für die Kommunikation zwischen den einzelnen Komponenten setzt Devolo auf den energiesparenden Z-Wave-Standard. Noch immer gibt es keinen einheitlichen Standard unter den verschiedenen Smart-Home-Systemen und so bleibt dem User die Qual der Wahl.

Startersets

Zum schnellen Start bietet Devolo verschiedene Starterkits an: Für rund 180 Euro erhält man beispielsweise Zentrale, Funksteckdose und Türkontaktsensor.Das ist ein ambitionierter Preis, zum Vergleich: Das Homematic IP Starterset Sicherheit Plus kostet knapp 110 Euro, umfasst aber neben Steuerzentrale, Funksteckdose und Türkontakt auch noch eine Sirene und einen Bewegungsmelder mit Dämmerungssensor.

Devolo Home Control Starter Kit: Zentrale, Türkontaktsensor und Funksteckdose - nur eine Variante von verschiedenen Starterkits.

Schon beim ersten Auspacken fällt auf, dass es Devolo dem User einfach machen will. Die Geräte sind bereits zusammengebaut, Batterien eingelegt und die Bedienungsanleitung fasst die wesentlichen Informationen zusammen.

Kein Kabelgewirr, aber eine zusätzliche Basisstation

Auch Kabelsalat gibt es bei Devolo nicht. Die Zentrale steckt man einfach neben dem Router in eine Steckdose und verbindet sie mit diesem über ein LAN-Kabel. Dank Powerline-Unterstützung lässt sich die Zentrale auch in ein bestehendes dLAN-Netzwerk integrieren. Ähnlich wie bei Bosch Smart Home oder Homematic IP ist also eine Basisstation für das Smart Home erforderlich und damit ein zusätzliches Gerät neben dem Router.

Einrichtungsassistent begleitet die Installation

Hängt die Home Control Zentrale im eigenen Netznetzwerk, geht es an den Rechner. Die Konfiguration der Komponenten erfolgt wahlweise im Browser (wie bei AVM) oder per App (wie bei Homematic IP oder Bosch Smart Home). Über die URL in der Bedienungsanleitung gelangt der User direkt zum Einrichtungsassistenten. Im Test haben wir uns für die Inbetriebnahme über das Webfrontend entschieden.

Benutzerkonto erforderlich

Wichtig: Für den Betrieb ist ein Devolo Account notwendig – ähnlich wie bei Bosch Smart Home, aber anders als bei Homematic IP,wofür Sie kein weiteres Benutzerkonto benötigen. Dieses lässt sich - nach Einwilligung der Datenschutzerklärung - mit wenigen Klicks erstellen.

Ein Einrichtungsassistent erklärt die nächsten Schritte und gibt wertvolle Tipps.

Bevor die erste Smart-Home-Komponente hinzugefügt werden kann, muss der Anwender die Zentrale registrieren. Dies klappte in unserem Test erst im zweiten Anlauf: Nachdem wir wie gewünscht im Assistenten die Seriennummer eingegeben hatten (hier hat Devolo mitgedacht, die Nummer ist auf der Bedienungsanleitung abgedruckt), installierte die Zentrale erstmal rund zehn Minuten die aktuelle Firmware (das war aber auch bei Bosch Smart Home oder Homematic IP der Fall). Die Vorfreude auf das Menü hielt allerdings nur kurz. Nach dem Update wurde die Zentrale nicht mehr gefunden. Die Seriennummer sollte erneut eingegeben werden. Diesmal ohne Erfolg. Schließlich half nur ein Browserwechsel von Safari auf Firefox und eine Wiederholung des Vorgangs.

Tipp: Mit der Devolo-Home-Control-App lassen sich neue Komponenten später auch mit dem Smartphone hinzufügen.

Neue Komponenten hinzufügen

Für den Test haben wir uns gut eingedeckt: Von der Alarmanlage über Bewegungsmelder, Heizkörperthermostat und Fernbedienung bis hin zum Rauchmelder. Doch zuerst ging es an die beiden Komponenten des Starter Kits: Türkontaktsensor und Funksteckdose.

Im Home Control Zentrum lässt sich browserbasiert das komplette System verwalten. Praktische Tipps auf der übersichtlich geratenen Oberfläche machen hier dem Anwender die ersten Schritte einfach. Dazu kommt ein Einrichtungsassistent, der mit eingebundenen Youtube-Videos einfach erklärt, was beim Hinzufügen eines bestimmten Gerätes zu beachten ist.

So weit so gut. Den Türkontaktsensor haben wir also ausgepackt und ordnungsgemäß auf Haustür und Rahmen befestigt. Fehlerquellen werden hier dank der kurzen Videos des Einrichtungsassistenten von Vornherein auf ein Minimum reduziert.

Kurze Videos erklären die ordnungsgemäße Installation der Geräte.

Bis das Gerät im Dashboard auftauchte dauerte es zwar ein bisschen, aber, voilà, nach weniger als fünf Minuten war das erste Smart-Home-Gerät in Betrieb. Und es funktionierte: Tür auf, und schon erschien die Statusaktualisierung in Echtzeit im Browser.

Trotz des Versatzes von Sensor und Magnet arbeitet der Türkontaktsensor zuverlässig.

Neue Komponente, gleiches Prozedere - zumindest in der Theorie. Nachdem im Dashboard das zweite Smart-Home-Gerät des Starter Kits, die Funksteckdose, ausgewählt wurde, lies die Geräteerkennung allerdings auf sich warten. Im zweiten Anlauf klappte es schließlich und das angeschlossene Nachtlicht ließ sich mit einem Klick im Dashboard an- und ausschalten.

Einmal im Koppelrausch ging es an die restlichen Komponenten. Individuelle Einrichtungstutorials für Rauchmelder, Bewegungssensor, Alarmanlage und Fernbedienung lassen keine Wünsche offen. Wenn alles glatt läuft, dauert das Auspacken sogar länger als das Hinzufügen neuer Geräte.

Tipp: Hausbesitzer sollten unbedingt zuerst die Reichweite testen, bevor Sie Löcher für Alarmanlage, Feuermelder und Co. bohren. Sprich: Ob das jeweilige Gerät von seinem geplanten Standort zuverlässig mit der Devolo Zentrale kommunizieren kann.

Konfiguration via Drag-and-drop

Genauso einfach wie die Installation der Komponenten klappt deren Konfiguration. Auf dem Home Control Dashboard im Browser kann sich der User in bester Smart-Home-Manier austoben. Neben einer klassischen Zeitsteuerung für Heizkörperthermostat und Co. sind vor allem Regeln ein interessanter Menüpunkt.

Via Drag-and-drop lassen sich im Nu neue Regeln erstellen.

In unserem Test haben wir so kurzerhand mit den Komponenten Türkontaktsensor, Bewegungssensor und Alarmanlage die Eingangstür abgesichert. Via Drag-and-drop lässt sich im Browser nach dem Wenn-Dann-Prinzip beispielsweise Folgendes festlegen: Wird die Haustür geöffnet und passiert jemand - ohne zuvor via Fernbedienung oder Smartphone die Alarmanlage zu deaktivieren - den Bewegungsmelder, dröhnt aus der Alarmanlage das Geräusch „Polizeisirene“. Optional könnte man dieser Regel noch hinzufügen, dass das System den Hausbesitzer per SMS oder E-Mail über den Vorfall benachrichtigt. Das Anlegen dieser Regel klappte im Test problemlos und dauerte - samt „Probeeinbruch“ weniger als fünf Minuten.

Die devolo-Home-Control-Fernbedienung hat vier frei belegbare Tasten. So lässt sich beispielsweise mit einem Knopfdruck die Alarmanlage deaktivieren.

Heizkörperthermostat

Das runde Display am Devolo-Heizkörperthermostat (den übrigens Heizungsspezialist Danfoss fertigt) ist nur sehr klein und ausschließlich von der Vorderseite ablesbar: schlecht. Steht man im 90 Grad-Winkel zu dem Devolo-Heizkörperthermostat (also vor dem Heizkörper), so kann man die angezeigte Temperatur überhaupt nicht ablesen (sofern das Thermostat nicht nach vorne angebracht wurde). Hier bieten die konkurrierenden Heizthermostate AVM Fritz Dect 301, Tado oder Elgato Eve Thermoeine deutlich bessere Ablesbarkeit und mehr Flexibilität. Tado und Eve Thermo sind zudem optisch ansprechender und damit eher wohnzimmertauglich.

Insgesamt ist Devolo die Browseroberfläche sehr gelungen - auch wenn sie das ein oder andermal im Test leicht hakte und die Seite neu geladen werden musste.

Steuerung per Smartphone und Tablet

Kein Smart Home ohne Smartphone. Im App Store und auf Google Play finden sich zwei Apps von Devolo wieder: die allgemeine my-devolo-Applikation und die neue smart-home-spezifische devolo-Home-Control-App. Zwar lässt sich Home Control mit beiden Anwendungen steuern, doch User sollten unbedingt zur Letzteren greifen - schon allein aufgrund der veraltet wirkenden Oberfläche und trägen Bedienung der my-devolo-App.

Die my devolo App nutzt den Platz auf Smartphone-Bildschirmen nicht wirklich aus.

Der Aufbau von Devolo Home Control hingegen ist logisch und übersichtlich. Neue Geräte lassen sich genauso einfach wie im Browser hinzufügen und konfigurieren. Auch das Erstellen neuer Szenen und Regeln klappt reibungslos - auch wenn für das eine oder andere Bedienelement Treffsicherheit gefragt ist.

Die Home-Control-App eignet sich besser zur Bedienung.
Foto: Devolo

Praktisch ist der Menüpunkt Gruppen: So lassen sich beispielsweise Wand- und Heizkörperthermostat im Wohnzimmer zusammenfügen und besser steuern.

Szenen machen das Leben leichter. So lässt sich beispielsweise aus den Komponenten Steckdose und Heizkörperthermostet eine Szene für den Feierabend erstellen. Mit einem Knopfdruck - beispielsweise per App - arbeitet die Heizung der Wunschtemperatur entgegen und die ausgewählten Lichter gehen an.

Dank übersichtlicher Statistiken zu Temperatur und Co. und Push-Benachrichtigungen ist der Nutzer mit der App auch unterwegs immer up to date. Ein Haus-Tagebuch protokolliert zudem, was alles in den eigenen vier Wänden geschieht.

Tipp: Devolo bietet außer Push-Nachrichten auch einen E-Mail- und Kurznachrichten-Service. Ein neues SMS-Kontingent kann zwar nachbestellt werden, schlägt aber mit 15 Cent pro SMS zu Buche.

Alexa und Co.

Wirklich smart wird eine Lösung für die Automatisierung des eigenen Zuhauses allerdings erst, wenn sie - in bester IoT-Manier - mit anderen Geräten kommuniziert. Devolo bessert hier ständig nach: Amazon Alexa, der Automatisierungsdienst If-This-Then-That (IFTTT) oder Philips Hue sind einige prominente kompatible Vertreter.

Tipp:Zur eigenen Alarmanlage lassen sich beispielsweise Philips Hue-Lampenals visueller Alarm hinzufügen.

In die Röhre hingegen schauen Apple Homekit-Nutzer. Aber auch Qivicon-Besitzer bleiben aufgrund inkompatibler Protokolle außen vor, auch wenn die Telekom betont, ihre Lösung zur herstellerübergreifenden Plattform ausbauen zu wollen.

Fazit

Devolo bietet ein Smart-Home ohne Kabelverhau, mit gezielt anleitenden Videos und übersichtlichen Bedienungsanleitungen in den Boxen der Komponenten und einem intuitiven Einrichtungsassistenten - der auch mobil zur Verfügung steht und wertvolle Tipps gibt, wenn es einmal hakt. Auch für das Smartphone steht eine ordentliche App zur Verfügung. So kennt man das auch von Konkurrenzlösungen. Wobei Devolo aber auch noch Kompatibilität zu Powerline bietet.

Die teuren SMS-Benachrichtigungen dürften allerdings dem einen oder anderen Interessenten sauer aufstoßen. Auch in Sachen Kompatibilität gibt es noch Luft nach oben. Das ist aber kein Devolo-spezifisches Problem. Siri und Quivicon lassen grüßen.

Wer über diese Punkte hinwegsehen kann, erhält eine optisch ansprechende und einfach zu installierende Smart-Home-Lösung im mittleren Preissegment, die Powerline unterstützt und ständig wächst. Devolo hat bereits angekündigt, an neuen Unterputzmodulen zu arbeiten. Diese sind aber noch nicht erhältlich. (PC-Welt)