Ist für die Mitarbeiter des einstigen IT-Riesen Hewlett-Packard nach den massiven Einschnitten der vergangenen Jahre in Deutschland ein Ende abzusehen? "Wir sind jetzt so aufgestellt, wie wir in die Zukunft gehen wollen", sagte der Deutschlandchef der übrig gebliebenen Hewlett Packard Enterprise (HPE), Heiko Meyer, der Deutschen Presse-Agentur. "Von dort sehe ich ein Wachstum." Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Thema Industrie 4.0, also der Digitalisierung industrieller Produktion.
Der IT-Konzern kämpfte wie andere Branchenkollegen in den vergangenen Jahren mit sinkenden Umsätzen. Das US-Unternehmen hat eine massive Schrumpfkur hinter sich. Von einst mehr als 10000 Stellen in Deutschland wird nächstes Jahr nur noch etwa ein Fünftel übrig sein. Schon nach der EDS-Übernahme im Jahr 2009 wurden Stellen gestrichen. Im Jahr 2014 wurde der Standort Rüsselsheim geschlossen, was etwa 1.100 Stellen kostete. Hinzu kamen weitere Einsparungen.
Nach der Abspaltung vom Computer- und Druckergeschäft im vergangenen Jahr und der Auslagerung von mehr als 1.000 Mitarbeitern an Proservia und Datagroup hatte die übrig gebliebene Firma Hewlett Packard Enterprise nur noch etwa 6.000 Mitarbeiter. Mehr als 3.000 von ihnen sollen im kommenden Jahr zunächst auf eine neue Firma übergehen, die dann zum 1. April mit dem IT-Dienstleister CSC verschmolzen wird. Ähnliches hat man mit Teilen des Software-Geschäfts und der Firma Micro Focus vor. Ist das abgeschlossen, beschäftigt Hewlett Packard Enterprise noch etwas mehr als 2.000 Mitarbeiter in Deutschland.
Wie viele Menschen in Deutschland noch beim abgespalteten Hardware-Hersteller HP Inc arbeiten, der in der Nacht zum Freitag einen weiteren Stellenabbau angekündigt hatte, legt das Unternehmen nicht offen. In den nächsten drei Jahren sollen dort quer durch die Belegschaft 3.000 bis 4.000 Jobs gestrichen werden, wie Vorstandschef Dion Weisler in New York angekündigt hatte. Zuletzt hatte das Unternehmen etwa 50.000 Mitarbeiter.
Insbesondere der Übergang auf Proservia und Datagroup, mit denen HPE weiterhin zusammenarbeitet, habe für den restlichen Konzern "Beispielcharakter", sagte HPE-Deutschlandchef Meyer. "Es ist nicht nur so, dass wir Mitarbeiter transferiert haben. Im Gegenzug kaufen wir Dienstleistungen ein." Kunden seien seit der Aufspaltung von HP nicht von der Stange gegangen, sagte Meyer. Die Fluktuation unter den Mitarbeitern liege abseits des Stellenabbaus im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Betriebsräte und Gewerkschafter hatten für den Übergang auf Proservia und Datagroup eine Beschäftigungssicherung über fünf Jahre aushandeln wollen - allerdings ohne Erfolg. Sie fürchten nun um die Mitbestimmung in den neuen Betrieben, denn die alten Strukturen sind durch die Wechsel aufgebrochen.
Von seiner neuen, geringeren Größe erhofft sich HP Enterprise mehr Beweglichkeit. "Unser Unternehmen ist damit so aufgestellt, dass es seinen Zweck erfüllen kann", sagt Meyer. "Wir werden in Zukunft durch kleinere Übernahmen wachsen." Außerdem setze man, wie in der komplexen IT-Branche üblich, auf Partnerschaften.
Im Umfeld des Betriebsrats ist man skeptisch. Der IT-Konzern sei nach einem wahnsinnigen Expansionskurs wieder auf seine ursprüngliche Größe zurückgeschwungen. Die Frage sei, was nun weiter passiere. Wolle man HP Enterprise etwa verkaufen, was in Teilen der Belegschaft befürchtet werde, würden insbesondere in Europa und Deutschland noch einmal Federn gelassen.
Führungsrolle bei Industrie 4.0
Deutschlandchef Meyer betont hingegen, das Deutschlandgeschäft stehe im weltweiten Konzerngefüge nicht schlecht da. "Deutschland ist durchaus die Lokomotive in Europa und weltweit." Es habe hierzulande größere Investitionen gegeben. "Wir haben, im Konzern weltweit in Sachen Industrie 4.0 eine Führungsrolle." Einer der deutschen Geschäftsführer ist inzwischen konzernweit für das Geschäft in der Fertigungsindustrie verantwortlich.
"Wir müssen den Mittelständlern helfen, dass sie den richtigen digitalen Schritt finden", sagte Meyer. HP hat beispielsweise "Virtual Fort Knox", ein Sicherheitskonzept für Unternehmen, mitentwickelt und eine Steuerungssoftware für digitale Prozesse in Fabriken gebaut. "Die Digitale Transformation ist keine Welle, die über einen drüberschwappt", glaubt Meyer. "Jedes Business wird digital." (dpa/rs)