Das Interesse der Reseller an IT-Security bleibt ungebrochen. Davon zeugte auch der gute Besucherzuspruch auf der dreitägigen IT-Security-Messe it-sa in Nürnberg.
Bereits zum zweiten Mal hat die it-sa als eigenständige Messe mit begleitendem Kongressprogramm in Nürnberg stattgefunden, und der Umzug von München in die Frankenmetropole hat der Veranstaltung keineswegs geschadet. Nötig wurde er nach dem unrühmlichen Ende der Systems in München, wo die IT-Security-Area zehn Mal hintereinander eine ganze Halle gefüllt hatte.
Dies war auch dieses Jahr in Nürnberg der Fall: Der Umzug der it-sa dort in die größere Halle 12 hat der Messe gut getan, denn vergangenes Jahr standen zwei Hallen mit einer recht unübersichtlichen Aufteilung zur Verfügung, was vielen Ausstellern nicht gefallen hat. Dieses Jahr hatte man schon am ersten der drei Messetage den Eindruck, einer sehr gut frequentierten Veranstaltung beizuwohnen.
Dem stimmte auch Infinigate-Geschäftsführer Andreas Bechtold zu. Der Security-Distritubutor hat sich als einer der Ersten die Standfläche auf der it-sa gesichert, und so musste jeder, der den Westeingang benutzte, am imposanten Stand des VADs vorbei. Aber auch die anderen Aussteller zeigten sich mit der Aufteilung in der neuen Halle zufrieden. So hatte der Netzwerkdistributor Sysob einen nach drei Seiten offenen Stand, und das in bayerischer Tracht gekleidete Personal sorgte quasi automatisch für die Aufmerksamkeit beim Fachpublikum.
Auch der it-sa-Veranstalter zeigte sich mit dem Verlauf der IT-Security-Messe zufrieden. Immerhin kamen 304 Unternehmen nach Nürnberg, um dort ihre Produkte und Services zu präsentieren. Von den arrivierten IT-Security-Anbietern fehlten lediglich Trend Micro und Symantec. Während viele Hersteller noch bei ihren Distributoren Unterschlupf fanden, investierten einige in einen eigenen Stand, zum Beispiel Sophos, das seit der Utimaco-Übernahme allein in Deutschland rund 300 Mitarbeiter beschäftigt.
Gegenüber 2009 hat sich die Ausstellungsfläche der it-sa um 70 Prozent erhöht. Auch die Zahl der Vorträge (350) war für drei Tage mehr als ausreichend und verlangte von den interessierten Teilnehmer eine gute Vorbereitung. Die endgültige Besucherzahl steht noch nicht fest, aber der it-sa-Veranstalter rechnet fest damit, das Vorjahresergebnis von 5.000 Besuchern deutlich übertreffen zu können.
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Bitkom, BMI & BSI
Auch die Politik hat die Bedeutung der IT-Security für die einheimische Wirtschaft entdeckt. So betonte Martin Schallbruch, IT-Direktor im Bundesministerium des Innern (BMI), bei der offiziellen Eröffnung der it-sa, dass der IT-Sicherheits-Standort Deutschland gestärkt werden müsse. Dieter Kempf, Mitglied im Bitkom-Präsidium, schlug in die gleiche Kerbe: "Das Thema IT-Sicherheit müssen wir in das Bewusstsein der Anwender und der Öffentlichkeit bringen." Laut Bitkom werden mit IT-Security-Produkten und -Dienstleistungen in diesem Jahr weltweit 22 Milliarden Euro umgesetzt, und den deutschen Anteil an diesem Markt schätzt der Branchenverband auf 2,5 Milliarden Euro.
Dabei könnten IT-Security-Diestleister noch viel mehr umsetzen. "Acht Millionen Deutsche haben Angst vor dem Internet", glaubt Kempf einerseits. Diese "digitalen Immigranten" gilt es für die neuen Technologien zu begeistern. Andererseits agieren auch die bereits das Internet intensiv nutzenden Konsumenten und Firmen oft sehr unvorsichtig. Ein Fünftel von ihnen verfügt nach einer Bitkom-Erhebung über keine ausreichende Absicherung ihrer PCs mittels Firewall und Antivirenpakete. Deshalb sei Deutschland auch führend, was die Anzahl der von Cyber-Kriminellen ferngesteuerten PCs betrifft.
Diese von sogenannten Botnetzen gelenkten Clients müssen gesäubert werden, so lautet derzeit die oberste Prämisse des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Dessen Präsident Michael Hange präsentierte deshalb auf der it-sa eine "Anti-Botnetz-CD", mit der sich Rechner von derartiger Malware säubern lassen. Diese Software entstand im Rahmen des Anti-Botnetz-Beratungszentrums, das vor einem Monat seine Arbeit unter der Führung des ECO-Verbandes aufnahm und dessen Hauptaufgabe darin besteht, Bedrohungen wie den Wurm Stuxnet, der eine Prozesssteuerungsanlage befallen hat, abzuwehren.
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Produkthaftung
Für die kommerziellen Anbieter von IT-Security-Lösungen bleibt auf jeden Fall viel zu tun, denn alle zwei Sekunden gelangt neue Malware ins Netz. "Schadsoftware wie Trojanische Pferde wird von IT-Kriminellen permanent weiterentwickelt und modifiziert, um Sicherheitssysteme wie Antivirenschutz zu umgehen", warnte Hange in Nürnberg. Kaspersky-Deutschland-Chef Axel Diekmann wies noch auf weitere Gefahren hin, die ein Wurm wie Stuxnet heraufbeschwören könnten: "Wie steht es denn um die Produkthaftung, wenn eine Prozessfertigungsanlage von einem Wurm lahmgelegt wird?" Da könnten laut Diekmann nicht nur in den USA Millionenklagen auf die Hersteller derartiger Produktionssysteme zukommen.
Antivirensoftware für die Fließbandsteuerung bietet Kaspersky zwar noch nicht an, aber der russische Softwarehersteller hat mittlerweile sein Produktportfolio mächtig erweitert. So hat Kaspersky in Nürnberg die neuen Editionen der eigenen Security-Produkte für die Windows-, Linux- und Mac-Plattformen vorgestellt. Auch Smartphones (Symbian, Windows Mobile und BlackBerry) schützt der Hersteller vor Malware aller Art. Für die neuen Windows-Mobile-7-Endgeräte soll noch dieses Jahr eine Version der Anti-Malware erscheinen; ebenso arbeitet Kaspersky derzeit an einer Edition für das iPhone 4G. (rw)
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