Nach mehr als 62 Jahren hat die Deutsche Post ihre Flüge zur Briefbeförderung im Inland eingestellt. Am frühen Donnerstagmorgen hob die letzte Maschine in Berlin ab und flog nach Stuttgart. Kurz zuvor waren in Hannover, München und Stuttgart Flieger gestartet. Die sechs Flugzeuge hatten ausschließlich Briefe geladen - insgesamt etwa 1,5 Millionen Sendungen, die 53 Tonnen wogen. Das entspricht circa drei Prozent der Briefmenge, die in Deutschland jeden Tag von der Post transportiert wurde.
Die Post verzichtet künftig auf die Brief-Transportflugzeuge, um Kosten zu sparen und eine bessere Klimabilanz zu haben. Auf dem Landweg sinkt der CO2-Ausstoß pro Brief Firmenangaben zufolge um gut 80 Prozent.
Flugzeugflotte für Paketbeförderung wird ausgebaut
Bei der Paketbeförderung setzt der Konzern die Prioritäten etwas anders. Da wurden soeben erst sieben neue Flugzeuge bestellt. Immerhin wurden die von Boeing-Frachter B777-200LR mit einer Nutzlast von 102 Tonnen und einer Reichweite von 9.200 Kilometern von der Firma Mammoth umgebaut und gehen effizienter mit Treubstoff um, als die Serienmodelle. Die CO2-Emissionen liegen laut DHL im Vergleich zu herkömmlichen Flugzeugen 18 Prozent niedriger.
Auf dem Weg zum selbstgesteckten Ziel, bis 2050 alle logistikbezogenen Emissionen auf null zu reduzieren, kommt der Konzern damit nur wenig voran. Ein anderer Weg ist da vielversprecender. Im August 2021 bestellte DHL Express als erstes Unternehmen der Welt zwölf "Alice"-E-Cargo-Flugzeuge bei Eviation Aircraft. Der Jungfernflug fand Ende September 2022 im US-Bundesstaat Washington statt. Die Auslieferung der E-Flugzeuge soll 2024 beginnen.
Geschichte der Nachtflüge zur Briefbeförderung
Der Konzern setzte jahrzehntelang auf die Flüge, da er bei der Briefbeförderung gesetzlichen Zeitdruck hatte. Bisher mussten 80 Prozent der eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag beim Empfänger sein. Diese Vorgabe wird durch eine laufende Gesetzesreform aber aller Voraussicht nach abgeschwächt.
Die Nachtflüge zur Briefbeförderung begannen im September 1961, ihr größtes Volumen erreichten sie 1996 mit durchschnittlich 430 Tonnen in 45 Flügen pro Nacht. Angesichts der Digitalisierung verloren Briefe danach an Bedeutung, die Nachfrage sank und die Zahl der Brief-Flüge wurde schrittweise reduziert. (dpa/pma)