Künstliche Intelligenz

Deutsche Unternehmen bleiben bei KI zurückhaltend

13.09.2022
Das Potenzial Künstlicher Intelligenz (KI) ist im Digitalzeitalter zwar groß, viele deutsche Firmen machen derzeit aber einen Bogen darum, wie Ergebnisse einer aktuellen Bitkom-Umfrage zeigen.
Der Anteil der KI-Skeptiker unter deutschen Unternehmen hat seit 2021 zugenommen.
Foto: Bitkom

Ob sich selbst verbessernde Marketing-Tools, die automatisierte Auswertung von Bewerbungen oder Verschleiß-Vorhersagen bei Industriemaschinen: Das Potenzial Künstlicher Intelligenz (KI) ist im Digitalzeitalter groß. Viele deutsche Firmen machen derzeit aber einen Bogen darum. Wie Ergebnisse einer Umfrage des Bitkom unter 606 deutschen Unternehmen unterschiedlicher Branchen zeigen, liegt der Anteil der Firmen, für deren Geschäft Künstliche Intelligenz kein Thema ist, bei 64 Prozent. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr.

Ein Viertel der Firmen (25 Prozent) diskutiert oder plant den KI-Einsatz. In der gleichen Umfrage lag der Wert dafür 2021 noch bei 30 Prozent. Als Künstliche Intelligenz werden lernfähige Computerprogramme verstanden, die mit der Zeit besser werden.

Viele Firmen seien gezwungen, in den Krisenmodus zu schalten, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Steigende Energiekosten, hohe Inflationsraten und unterbrochene Lieferketten setzten der Wirtschaft zu. "Investitionen in neue Technologien und KI-gestützte Geschäftsmodelle bleiben zu oft auf der Strecke." Die Autobranche, der Maschinenbau oder der Dienstleistungsbereich sollten auf diese Schlüsseltechnologie setzen, forderte Berg. "Gerade jetzt sollten sich die Unternehmen für die Zeit nach der Krise aufstellen und auch durch KI zukunftsfest machen."

Insgesamt 64 Prozent aller vom Bitkom befragten Unternehmen haben noch nicht in KI investiert und planen dies aktuell auch nicht. Vorreiter bei der Nutzung sind vor allem große Unternehmen: Dort hat sich schon jedes zweite mit dem Thema beschäftigt.
Foto: Bitkom

Neun Prozent der befragten Firmen gaben an, KI einzusetzen. Das war ein Prozentpunkt mehr als vor einem Jahr. Aktuell setzen vor allem großen Unternehmen KI ein. Unter den Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten sind es nur 5 Prozent, bei denen mit 100 bis 499 sowie bei Firmen mit 500 bis 1.999 Beschäftigten 18 Prozent. Fast jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) mit 2.000 oder mehr Beschäftigten nutzt bereits KI.

Als Vorteile von KI nennen Unternehmen schnellere und präzisere Problemanalysen (52 Prozent) sowie beschleunigte Prozesse (43 Prozent) und einen geringeren Ressourcenverbrauch (39 Prozent). Aber auch im Personalbereich werden Vorteile gesehen, etwa die Vermeidung menschlicher Fehler (38 Prozent) und die Möglichkeit, durch KI Expertenwissen ins Unternehmen zu holen (36 Prozent). 26 Prozent der Befragten sagen, durch KI könnten sich Beschäftigte auf andere Aufgaben konzentrieren.

Als problematisch bewerten viele Unternehmen den Fachkräftemangel, IT-Sicherheitsrisiken (79 Prozent), Verstöße gegen Datenschutzvorgaben (61 Prozent) sowie mögliche Anwendungsfehler bei der KI-Nutzung (59 Prozent). Auch mangelnde Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse (49 Prozent), Fehler bei der Programmierung (48 Prozent), mangelnde Beherrschbarkeit von KI-Systemen (48 Prozent) sowie Befürchtungen, dass Fehlerquellen in den Lerndatenbeständen nur schwer erkennbar sind (47 Prozent) machen den Befragten im Zusammenhang mit KI Sorgen. (dpa/pma/rs)