"Mit der Cloud vollzieht sich nicht nur ein Technologiewechsel. Wir ändern unser Geschäftsmodell grundlegend, also die Art und Weise, wie wir Kunden bedienen und Software ausliefern", sagt SAP-CEO Christian Klein im Interview mit der COMPUTERWOCHE. Er will dabei jedoch lieber von "Evolution" als von "Umbau" sprechen. "SAP durchläuft einen Wandel und das erfordert auch eine organisatorische Transformation", sagt Klein.
Wenig überraschend sieht Klein in dem Interview große Chancen bei KI. "Wir haben schon viele Data Scientists und Datenexperten. Wir werden an dieser Stelle weiterhin investieren, weil wir KI direkt in unsere Software einbetten werden", sagt der SAP-Chef. Auch in Bezug auf die Cloud ist Klein optimistischer, als das die Berichte der vergangenen Monate über die zögerliche Adaption der SAP-Cloud-Angebote vermuten ließen.
Klein bei Cloud optimistisch
In der Region Mittel- und Osteuropa und in Deutschland verzeichne SAP gerade das beste Cloud-Ergebnis weltweit. Das zeige, dass viele Kunden auch in Deutschland die Umstellung in die Cloud angehen. "Und auch die Unternehmen, die jahrelang in SAP On-Premise investiert haben, bewegen sich in Richtung Cloud - mit Microsoft Teams und Microsoft 365, mit Best-of-Breed-Anwendungen oder sie hosten ihre ERP-Systeme. Ich kenne keinen Kunden, der nicht irgendwo in seiner IT-Landschaft Cloud einsetzt", sagt Klein gegenüber der COMPUTERWOCHE.
Weil sich derzeit in allen Branchen und gerade in Deutschland Geschäftsmodelle fundamental änderten, warnt Klein davor, lediglich alte Prozesse in neue Softwarewelt zu überführen. "Es geht um viel grundlegendere Themen wie Prozess-Standardisierung und die Definition neuer Geschäftsmodelle. Und es geht vor allem darum, diese Innovationen, die Unternehmen letztlich wettbewerbsfähig halten, und zwar in Bezug auf Produktivität oder Nachhaltigkeit konsumierbar zu machen", sagt er.
Basisbetrieb ist bei SAP am besten aufgehoben
Auch zu "RISE with SAP" bezieht Klein eine klare Position. "Im Zuge von RISE übernehmen wir den Basisbetrieb - aber wirklich nur den Basisbetrieb - des SAP-Systems. Wir kennen diesen Stack rund um die HANA-Cloud, wissen auch um sämtliche Innovationen auf der Infrastruktur und kennen die Lifecycle-Management-Ebene sehr gut - schließlich haben wir all das selbst entwickelt." Deshalb sei der Basisbetreib bei SAP am besten aufgehoben.
Bei der Wahl des Partners, mit dem sie das RISE-Paket implementieren möchten, seien Kunden jedoch völlig frei. Allerdings wird sich auch das Geschäft der Partner verändern: "Im Idealfall laufen die nächsten Upgrades hochautomatisiert. Es gibt keine aufwändigen Projekte mehr, die Millionen verschlingen, um die SAP-Systeme wieder in die Spur zu bringen", blickt Klein in die Zukunft.
Auch SAP-Partner müssen sich wandeln
In der Vergangenheit seien Software-Monolithen für die Kunden "sehr erfolgreich" und für Anbieter und Partner "ein sehr lukratives Modell" gewesen. Das dadurch entstandene Ökosystem müsse sich nun aber auch wandeln.
"In der Cloud ist es jetzt für die Kunden doch um einiges besser, die gewachsene Komplexität wieder ein Stück weit zurückzufahren - sich jedoch immer noch über die Plattform differenzieren zu können. Dieser Wandel betrifft auch die Partner, die in der Vergangenheit bestimmte Funktionen für ein bestimmtes Kundenprojekt erstellt haben. Heute bauen sie diese Features auf der BTP (Business Technology Platform) und können sie so in entsprechenden Branchen wiederverwerten", erklärt Klein.
Das vollständige Interview mit SAP-CEO Christian Klein lesen Sie bei der ChannelPartner-Schwesterzeitschrift COMPUTERWOCHE.
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