Der Traum der Automatisierung

Der Mittelstand und die Digitalisierung

Kommentar  von Rahel Richter
Volldigitalisierte Werkshallen und der ewige Hype um die Digitalisierung. Viele KMUs in der Industrie können dies schon nicht mehr hören

Wir lesen in den Zeitungen und im Internet von immer neuen coolen Innovationen für unsere Industrie. Roboter steuern selbstständig ganze Produktionsstätten und in den Lagerhallen flitzen kleine autonom fahrende Transportwägelchen zwischen den Regalen umher und lassen die altmodischen Gabelstapler und Routenzüge von Effizienz und Geschwindigkeit alt aussehen.

Dieses Bild wird von vielen kreiert, die einen Nutzen aus der seligsprechenden Digitalisierung beziehen wollen. Ein Hype? Eher eine Fata Morgana, wenn man teilweise hinter die Kulissen der hiesigen Industrieunternehmen blickt.

Das digitale Pflänzchen ist in den meisten kleinen und mittleren Unternehmen noch recht klein.
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Brachland ist keine Blumenwiese

Ein Faktum, das gern von Hype-Wellenreitern übersehen wird, ist, dass die heimischen Unternehmen teilweise noch weit davon entfernt sind innovative umfangreiche Roboterlösungen und vernetzte Systeme in ihren Unternehmen einzusetzen. Nicht weil sie es nicht wollen, sondern eher, weil sie in ihren meist noch sehr analogen Betrieben gar nicht die Voraussetzung für eine Volldigitalisierung erfüllen. Viele klein- und mittelständige Unternehmen haben sogar noch die berühmten Schreibkräfte, die manuell Daten erfassen und 30 Jahre alte Produktionsmaschinen, die keinerlei Interaktion zu lassen.

Zum Video: Der Mittelstand und die Digitalisierung

Mit tränenden Augen werden auch von den KMUs (klein und mittelständische Firmen) die tollen Neuerungen bewundert, mit dem Bewusstsein, dass ihre Realität in ihren Werkshallen anders aussieht.

Natürlich - eine volldigitalisierte Produktionshalle wäre wohl für jeden Mittelständler wie Ostern und Weihnachten zusammen.

Der Samen muss erst Keimen

Bei der Digitalisierung müssen die Unternehmen dort abgeholt werden wo sie sind. Die meisten KMUs haben die ersten Schritte in die digitale Zukunft noch gar nicht gemacht. Sie wären schon glücklich, wenn sie ihre Zettelwirtschaft besser in den Griff bekommen würden. Auch die Ablösung von lästiger und langwieriger Routinearbeit durch kleine pfiffige IT-Lösungen bringen die meisten Unternehmen bereits um einige Schritte weiter.

Es ist verständlich, dass viele KMUs das Wort Digitalisierung nicht mehr hören können.

Ein kleines Pflänzlein wächst

Es ist Zeit, dass Digitalisierer sich mit KMUs zusammensetzen und diskutieren, was sie wirklich benötigen, um die ersten Schritte zu gehen. Viele sind bereits abgeschreckt und haben so viel Respekt vor der mittlerweile großgeredeten Aufgabe der Digitalisierung, dass sie in Schockstarre verfallen und gar nichts tun. Wen verwundert es? Kaum jemand denk dran, dass man auch mit kleinen smarten IT-Lösungen bereits viel Optimierung und Effizienzsteigerung erreichen kann. Somit ist eine Schritt-für-Schritt-Digitalisierung anzuraten und nicht gleich mit der Brechstande durch das Werkstor einfallen.

Und irgendwann ist dann auch für die analogsten Unternehmen doch noch Ostern und Weihnachten zusammen und ihre Werkshallen sind volldigitalisiert.