Seit Jahren fristet der Digital Workspace-Markt ein Zombie-Dasein. Alle wollen den Arbeitsplatz der Zukunft oder Arbeitsplatz 4.0 bereitstellen, die Konzepte aber sind aus dem vergangenen Jahrtausend und für die Kunden verwirrend.
Entweder wird auf die starke zentralisierte Bereitstellung über Terminal Services als Allheilmittel gesetzt und die darunter liegende On-Premise-Technologie wie Citrix und Horizon (VMware) stark verbogen, weil man in den Sitzungen auch Videotelefonate führen will. Oder aber man ignoriert die immer noch in großem Umfang vorhandenen 32-Bit-Legacy-Applikationen und setzt komplett auf App-basierte mobile Endgeräte wie Tablets und Notebooks.
Der dahinter liegende Kampf ist überall auf diesem Planeten gleich:
Alt, also On-Premise, gegen neu, also Cloud;
Zentrale Bereitstellung gegen dezentrale Selfservice-Konzepte;
Hochintegrierte 32-Bit-Legacy-Anwendungen gegen leichte, App-basierte Teildienste oder Webanwendungen;
Einfache Thin Clients gegen Fat Clients (oder Tablets und Smartphones)
Doch dieser Kampf verkennt vollkommen, worum es in Zukunft wirklich geht. Die Revolution durch künstliche Intelligenz (KI), datenbasierte Dienste und automatisierte Bereitstellung frisst ihre eigenen Kinder.
Individualität ist für den Digital Workspace der falsche Weg
Nahezu jedes Digital Workspace/Arbeitsplatz 4.0-Projekt heute wird als hochindividuelles Projekt aufgesetzt. Dabei kommen Kunden noch nicht einmal auf die Idee, von ihren IT-Anbietern den effizienten Betrieb für die eigene Umgebung sowie das gleiche Schema für x andere Kunden zu fordern. IT-Abteilungen in den Unternehmen kämpfen um ihre eigene Daseinsberechtigung und verlangen daher keinerlei Economies of Scale, weil sie wissen, dass dies mit den aktuellen Werkzeugen wie Citrix oder VMware überhaupt nicht möglich ist.
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Dabei wäre es ein Leichtes, einen Windows Patch mit der richtigen Workspace-4.0-Lösung nicht nur in einer einzelnen, sondern gleich in 50 oder 100 Kundenumgebungen einzuspielen, auch wenn diese als On-Prem-Installation beim jeweiligen Kunden laufen.
Automatisierung und Cloud Way of Computing bedeutet eben nicht, dass sich alles in der Cloud abspielen muss, sondern dass es standardisierte Schnittstellen für das System der Desktop-Bereitstellung zur darunterliegenden Infrastruktur geben muss.
Klar heißt das auch, dass sich der Vertrieb von Desktop as a Service (DaaS) ändern muss und dass sich der IT-Vertriebler genauso wie der Kunde (in der Regel vertreten durch die kundeneigene IT-Abteilung) nicht mehr in Feature-Schlachten zu den immer gleichen (alten) Konzepten profilieren kann und darf.
Wesentlich: Automatisierung und Skalierung
Die Zukunft von Anbietern von Arbeitsplatz-4.0-Konzepten kann also nur in einem Wechsel vom Projektmodus zu einem Managed Service Provider (MSP) modernen Zuschnitts liegen, der den Automatisierungsgrad über viele Kundenprojekte extrem erhöht und dadurch zusätzlich Kosten- und Risikovorteile erreichen kann.
Dazu müssen die alten Kampffelder verlassen werden und aktuelle, wirklich neue Software-Defined-Workspace-Lösungen (SDW) unabhängig von der darunter liegenden Infrastruktur geschaffen werden. Der Kampf On-Premise versus Cloud ist irrelevant gegenüber der klaren Anforderung, dass die einzubindende Infrastruktur ein Automatisierungs-Interface bereitstellen und skalierbar sein muss.
IT-Anbieter und Kunden, die diesen wirklich wichtigen Schritt verstanden haben, können die gewonnenen und eingesparten Ressourcen für eine neue, dringend benötigte Flexibilität nutzen: Die Flexibilisierung des Workstyles!
Die Bedeutung flexibler Workstyles
Benutzer lassen sich nicht mehr einfach starr in die Klassen Büro-User, Road Warrior oder was auch immer einteilen. Und das Totschlagargument, man könne eine Citrix-Sitzung ja auch auf dem Smartphone oder dem Tablet nutzen, ist aus User-Interface-Logik (UX) und der Adaption an die verschiedenen Workstyles ganz einfach Blödsinn.
Als Nutzer benötige ich abhängig von meinem Umfeld und dem verwendeten Endgerät unterschiedliche Applikations-Sets und auch unterschiedliche Daten-Sets. Diese Logik erfordert aber einen Mix aus zentraler Delivery von VDIs oder Terminal Services und App- oder webbasierten Diensten; und vielleicht sogar den Zugriff auf lokal replizierte Daten, um Offline-Fähigkeit zu ermöglichen.
Diese unterschiedlichen Workstyles müssen ohne den bisher erforderlichen, massiven manuellen Aufwand oder das häufig angesetzte Konzept des Ignorierens sinnvoll verwaltet werden. Dies ist damit die zweite Säule für erfolgreiche SDW-Lösungen.
Neue Geschäftsfelder für Softwarehäuser
Mit diesen neuen Möglichkeiten moderner SDW-Konzepte ergeben sich für Managed Service Provider, Value Added Reseller und Systemintegratoren völlig neue Geschäftsbereiche und vor allem Wachstumsfelder. Softwarehäuser erhalten mit diesem Ansatz endlich eine Möglichkeit, ihre Lösung unabhängig von - oder in Partnerschaft mit - Systemhäusern und Integratoren an Endkunden auszuliefern.
Unternehmen, die ihre Geschäftsprozesse sinnvoll unterstützen wollen, sollten schon heute von ihren IT-Dienstleistern Lösungen auf SDW-Basis einfordern. Dies ist auch direkt der ultimative Lackmustest für den Partner, der einen bei der eigenen Digitalisierung unterstützen will und soll.