Im Vergleich

Der iTunes-Store - eine Alternative zur Videothek?

17.04.2009 von Stephan Wiesend
Im iTunes Store kann man neben Serien auch Kinofilme kaufen, ist das Angebot aber eine Alternative zu den deutschen Platzhirschen Maxdome und Videoload?

Trotz dutzender Sender findet man im Fernsehprogramm oft keinen passenden Film, die nächste Videothek ist aber weit entfernt. Als Alternative bieten sich da Video-Downloaddienste an, die ihre Filme per Internet anbieten - als Kaufvideo oder Mietvideo. Man nennt diese Angebote auch Video on Demand, abgekürzt VoD. Selbst Apple bietet jetzt in seinem iTunes-Store Filme zum Kauf und zum Mieten an. Wir haben uns das neue Angebot und seine Konkurrenten einmal näher angesehen.

Apples neue Movie Store. Hier gibt es mehrere Hundert Filme. Blockbuster sind jedoch nur wenige dabei.

Mit Ausnahme von Apple nutzen alle in Deutschland aktiven Anbieter wie Maxdome, T-Home oder Arcor das Windows-Videoformat WMV mit Rechtemanagement. Eine Nutzung am Mac ist nicht möglich - außer man nutzt Bootcamp oder Parallels, doch auch hier kann es zu Problemen kommen. Bei der geladenen Datei handelt es sich um eine Videodatei im Format WMV, das man wegen des Rechtemanagements nur auf einem Windows-Rechner abspielen kann. Die Bildqualität und Auflösung entspricht annähernd der einer DVD. Eine Ausnahme macht Videoload, das Kauffilme im Format Flux DVD anbietet, aber auch diese lassen sich nur unter Window nutzen.

Besonders interessant ist die Möglichkeit, Videos zu mieten. Bei fast allen Anbietern kann man das Video 30 Tage aufbewahren, nach dem ersten Filmstart hat man 24 Stunden Zeit, sich den Film zu Ende anzusehen. Bei Apple beträgt diese Zeit 48 Stunden.

Spärliches Angebot

Laut einem Vergleichstest der Stiftung Warentest kann aber keiner der deutschen Download-Anbieter mit dem Angebot von DVD-Verleihern wie Lovefilm oder Video Buster mithalten. Offenbar sind die Rechteinhaber von Filmen noch nicht dazu bereit, topaktuelle Filme als Download zur Verfügung zu stellen. Schließlich könnte dies die einträglichen DVD-Verkäufe beeinträchtigen. Dies bestätigte uns ein Blick in die Kataloge der Anbieter, die ein sehr ähnliches Repertoire bieten. Filme erscheinen etwas später als Leih- oder Kauf-DVDs, ein sich gut verkaufender Film wie "Wall-E" erst einige Monate nach der Kauf-DVD.

Kopierschutz als Hürde

Der Kauf eines Videos im iTunes-Store funktioniert genau wie der eines Songs. Die Datei wird nach dem Kauf automatisch in die iTunes-Bibliothek geladen, für das Abspielen kann man neben iTunes auch den Quicktime Player nutzen.

Die Preise für Kauffilme bewegen sich bei Apple meist zwischen 8 und 14 Euro. Leihfilme kosten meist drei bis vier Euro für 48 Stunden. Derzeit finden sich vor allem ältere Filme zum Ausleihen. Einige aktuelle Spielfilme sollen erst ab dem Sommer 2009 auch als Leihversion erhältlich sein. Bei anderen Filmen gibt es keine Angaben zu eventuellen Mietvarianten.

Während die meisten iTunes-Songs ohne Kopierschutz erhältlich sind, gilt dies nicht für Videos. Man kann sie nur mit einem Computer, einem iPod oder Apple TV-Gerät abspielen. Die von Apple verwendete DRM-Technologie Fair Play bringt sogar mehr Einschränkungen als bei den früheren kopiergeschützten Audio-Titeln. So ist das Konvertieren in ein DRM-freies Format wie beim Brennen der iTunes-Songs als Audio-CD nicht möglich. Kauft man einen iTunes-Spielfilm, ist das Video an den Account des Käufers gebunden und kann für maximal fünf Geräte freigegeben werden. Für jedes Gerät benötigt man eine aktuelle iTunes-Version und muss es per Internet freischalten. iPhone, iPod und Apple-TV können die Videos ebenfalls abspielen. iPhones und iPods eignen sich begrenzt auch als Settop-Box: Apple hat ein Adapterkabel im Angebot, mit dem man seinen iPod oder iPhone an einen Fernseher anschließen und das Video abspielen kann.

Kopien sind nicht erlaubt. Theoretisch könnte man zwar mit einem Bildschirmfoto-Programm wie Snapz Pro den Bildschirminhalt abfilmen, was aber rechtlich bedenklich und technisch sehr umständlich wäre. Auch die anderen Online-Videotheken bieten nur mit DRM geschützte Videos an, hier kommt das Format Windows Media zum Einsatz. Zum Abspielen benötigt man spezielle Settop-Boxen oder einen Windows-PC - bzw. einen Mac mit Windows-Installation. Ungünstig ist die vorgegebene Hardware: Jeder Anbieter benutzt nämlich eine andere Settop-Box.

Die zwei wohl wichtigsten Anbieter von Download-Videos sind Maxdome und Videoload

Maxdome - Downloads auf PC und Settop-Box

Hinter Maxdome stehen Pro Sieben und United Internet. Das Angebot umfasst etwa 18.000 Spielfilme und Serienepisoden der Sendergruppe inklusive Sat1 und Kabel Eins. Zum Teil kann man Serien sogar vor ihrer Ausstrahlung im Fernsehen ansehen. Voraussetzung für das Herunterladen ist aber ein Windows-PC mit Internet Explorer. Es gibt aber alternativ einige Settop-Boxen, die man per Scart-Anschluß mit einem Fernseher verbindet. Die von AVM hergestellte Box ist mit Preisen ab 100 Euro deutlich günstiger als ein Apple-TV oder der Entertain-Festplattenrekorder der Telekom.

Ungewöhnlich ist, dass die Filme nur per Videostreaming angesehen werden können, ein Download oder Kauf ist nicht möglich. Erst ab dem zweiten Quartal dieses Jahres wird man Filme auch komplett herunterladen können, der Film darf dann innerhalb von dreißig Tagen für 24 Stunden genutzt werden. HD-Videos sind ebenfalls geplant.

Videoload- Videos zur Miete und zum Selber-Brennen

4.500 Titel in TV-Qualität und 141 HD-Filme hat Videoload im Angebot. Das von der Telekom betriebene Download-Portal erlaubt dem Windows-Nutzer außer dem Mieten auf das Kaufen von Filmen. Das gilt leider auch für die kostenlos angebotenen Videos, einige ältere Filme und Serien. Selbst diese setzen ein Window-Betriebssystem voraus.

Etwas enttäuschend fanden wir das Angebot der HD-Filme: Von den 141 HD-Filmen sind ganze 43 Spielfilme, die anderen hoch aufgelösten Filme sind Dokumentationen und Serienepisoden.

Bei Videoload kann der Kunde per Receiver auch direkt am Fernseher schauen.

Dafür bietet Videoload als einziger Anbieter die Möglichkeit, einen gekauften Film als DVD zu brennen. Letztere könnten dann auch auf einem Mac angesehen werden, für das Konvertieren und Brennen benötigt man aber einen PC. Etwas verwirrend fanden wir allerdings die Preisgestaltung, so bietet Videoload neben verschiedenen Miet- und Kauf-Preisen auch viele Paketangebote. Nutzer des Entertain-Pakets von T-Home können die Filme über einen Festplatten-Rekorder bestellen.

Arcor VoD - Pionier mit alten Filmen

Seit 2001 bietet Arcor den Download von Videos an und ist damit der älteste Anbieter in Deutschland. Bei Redaktionsschluss hatte Arcor etwa 1.300 Titel im Angebot, davon vor allem etwas ältere Titel. Ein neuerer Film wie "Michael Clayton" kostet vier Euro pro Tag, kostenlose und 50-Cent teure Filme sind auch verfügbar. Sehr viele Filme sind aber fast schon als Ramsch zu bezeichnen. Auch die Bildqualität ist laut Nutzerberichten zum Teil mäßig.

Video Buster

Der manchem unter dem früheren Namen Amango bekannte Video-Verleih Video Buster verleiht Medien in seinen Filialen und per Postweg. Er hat aber auch Download-Videos im Angebot. 929 Titel bietet der Anbieter, man kann die Filme als Stream oder Download herunterladen. Leider sind viele per Post bestellbare neuen Videos nicht als Download verfügbar. Bei den Download-Videos handelt es sich meist um etwas ältere Filme. Eine Settop-Box von Medion ist für 150 Euro verfügbar, die allerdings nur das Streaming von Videos unterstützt. Wählt man Streaming, bei dem man sofort mit dem Ansehen des Films beginnen kann, bietet der Film eine Datenrate von 2 Mbit, was durchschnittliche Qualität erlaubt. Wählt man die Download-Variante, verspricht Video Buster eine Bitrate von 4 Mbit. Das sollte in etwa DVD-Qualität garantieren. Der Preis variiert zwischen 2 und 7 Euro.

Noch überschaubarer Markt

Besonders hohe Umsätze scheinen die Download-Dienste nicht zu erzielen. Bei einem Marktanteil von 39 Prozent machte der Markführer Videoload 2008 gerade einmal neun Millionen Euro Jahresumsatz. Der laut Zahlen der GFK zweitgrößte Marktteilnehmer ist Maxdome mit 35 Prozent Marktanteil. Der gesamte VoD-Umsatz sollte etwa bei 25 Millionen Euro liegen. Dagegen setzte der komplette Markt für "Bildtonträger", dazu gehören vor allem DVDs und Blu-rays, 1291 Millionen Euro um, der Videoverleihmarkt erzielte davon 264 Millionen Euro.

Für Internetanbieter, vor allem die Telekom, scheint VoD aber ein interessantes Zusatzangebot zu sein, das beim Verkauf von so genannten Triple-Play-Paketen hilft. Bei diesen Paketen bieten T-Online, Alice, Arcor oder Kabelnetzbetreiber Internet, Telefon und Fernsehen in einem Paket. Als Ergänzung zu diesem, zu festen Zeiten laufenden, TV-Programm, gibt es von fast jedem Anbieter ein VoD-Angebot. Dabei wird neben Telefon und Internet auch Fernsehen über den Anschluss übertragen. Statt RTL oder ARD über DVB-T oder Satellit zu empfangen, empfängt man die Sender über den Internetanschluss. Zusätzlich zu einem Modem erhält der Nutzer einen Medien-Receiver, der an einen Fernseher angeschlossen wird. T-Online ermöglicht seinen Kunden den Zugriff auf die Videoload-Videodaten, Arcor auf die eigene Videothek. Bisher nur kleine Angebote bietet Konkurreten wie Alice oder Kabel Deutschland.

HD-Videos als Download

Hat man keinen Blu-ray-Player, könnten die VoD-Dienste einen interessanten Zugriff auf HD-Videos ermöglichen. Diese Angebote sind bei den VoD-Diensten aber noch im Aufbau.

In Deutschland stehen Apples HD-Filme nur über Apple TV zur Verfügung. Man kann zwar von Deutschland aus einen Account im US-iTunes-Store nutzen, dies ist aber ein Verstoß gegen die Nutzungsbestimmungen. Eine Registrierung ist nur unter Angabe einer US-Postadresse möglich, für den Einkauf benötigt man eine amerikanische Kreditkarte oder Guthabenkarte. Die Filme sind auch recht teuer: 20 US-Dollar kostet ein Kinofilm in HD-Auflösung, für 15 US-Dollar bekommt man den Film in Standard-Auflösung. Bei HD-Videos lädt man zwei Videos: Das eigentliche HD-Video und eine Version in niedriger Auflösung. Diese Version kann man sofort auf ein iPhone oder einen iPod kopieren - einer echter Vorteil gegenüber der nicht kopierbaren Blu-ray.

Um uns ein Bild davon zu machen, beschafften wir uns die HD-Version des neuen James Bond-Films Quantum of Solace. Da HD-Filme in Deutschland nur über Apple TV gesehen werden können, haben wir uns zum Test einen Film aus dem US-Store ausgeliehen. An einem LCD-TV und diversen Macs verglichen wir diesen Film mit der deutschen DVD-Version. Apple verspricht HD-Qualität, an die Bildqualität einer echten Blu-ray reichen die Filme aber nach unserem Eindruck nicht heran. Die Filme sind zwar HD-Videos, sie entsprechen aber dem relativ kleinformatigen HD-Standard 720p. Apple bietet den Kinofilm in der breitformatigen Auflösung 1280 x 530, als Codec kommt H.264 zum Einsatz. Die Datei von "Quanturm of Solace" hat einen Umfang von 3,55 GB, die SD-Version noch einmal 1,56 GB. Man kann zwar schon kurz nach dem Beginn eines Downloads mit dem Start des Films beginnen, für das komplette Herunterladen muss man aber einige Stunden einkalkulieren - außer man besitzt eine sehr schnelle Internetanbindung.

Die Bildqualität des iTunes-Films ist der DVD-Version klar überlegen. Vor allem bei Gesichtern und Außenaufnahmen sieht man mehr Details, Action-Szenen werden ohne Bildfehler dargestellt. An die Bildqualität eines guten Blu-ray-Films kommt das Video aber nicht heran, dazu sind neben der Auflösung auch die Framerate (die Zahl der Einzelbilder) und die Bitrate (die Datenrate des Videos) zu niedrig. Bei Kameraschwenks stellten wir an Computermonitoren kaum merkliche Ruckler fest, die aber kaum stören. Ein Grund, warum Apple auf 720p setzt, sind wohl die begrenzten Fähigkeiten des Apple-TV. Dieses Abspielgerät unterstützt nur Filme bis zu einer Auflösung von 1280 x 720 und einer maximalen Bitrate von 5 Mbit und 25 fps. Diese Bitrate ermöglicht zwar gute Bildqualität, reicht aber nicht an Blu-ray heran. Stehen doch hier bis zu 54 Mbit zur Verfügung.

Fazit:

Als Apple mit dem iTunes-Store den Musikverkauf begann, war das Angebot fast konkurrenzlos. Beim Verkauf und der Vermietung von Filmen stehen Apple aber viele mächtige Konkurrenten gegenüber, auch wenn diese nicht Mac-kompatibel sind. In Großstädten kann man zudem in Automaten-Videotheken rund um die Uhr DVDs ausleihen. Immer mehr haben außerdem Blu-rays im Angebot, über Anbieter wie Lovefilm oder Video Buster kann man sich die Scheiben per Post zuschicken lassen.

Mit dem Angebot einer gut sortierten Videothek können die Download-Anbieter nicht mithalten - unter den mehreren tausend Titeln im Online-Angebot befindet sich auch sehr oft einfach Ramsch. Gleichzeitig sind die Restriktionen durch den Kopierschutz sehr hoch und die Verleihpreise sogar höher als bei der Videothek um die Ecken. Auch den Zeitbedarf für den Download eines Titels sollte man keinesfalls unterschätzen. Als Vorteil bleibt jedoch ein angenehmes Detail: Man muss den ausgeliehenen Film nicht zurückbringen. (Macwelt/haf)