Interview mit Stratasys-Manager Matthias Gukelberger

"Der IT-Fachhandel kann den Wachstumsmarkt nicht ignorieren"

13.05.2015 von Armin Weiler
Stratasys gehört zu den marktführenden Anbietern von 3D-Druckern. Matthias Gukelberger, Director Channel EMEA, sieht für den IT-Systemhauskanal interessante Geschäftschancen.
''Der Vertrieb von professionellen 3D-Drucklösungen hat mit dem Verkaufen von 2D-Druckern wenig gemeinsam'', Gukelberger, Director Channel EMEA, bei der Stratasys GmbH

Der IT-Channel konnte sich bisher nicht in breiterer Front als Absatzkanal für 3D-Drucker etablieren. Worin liegen Ihrer Ansicht nach die Gründe?

Matthias Gukelberger: Nun, der Vertrieb von professionellen 3D-Drucklösungen hat mit dem Verkaufen von 2D-Druckern wenig gemeinsam. Im 3D Druck geht es um das Verständnis von Fertigungsprozessen, Produkt-Design, 3D Workflow und CAD Softwarelösungen. Der erfolgreiche Fachhandel ist darauf spezialisiert und hat viele Jahre Erfahrung aufgebaut, ist Ingenieur-lastig, und hatte seine Wurzeln im Maschinenbau. Wir haben es mit "Consultative Selling" zu tun, also einem beratungsintensivem Vertrieb mit Vertriebszyklen von drei bis 18 Monaten.

Der klassische IT-Channel hat andere Stärken. Dem IT Channel boten sich in den letzten Jahren beispielsweise mit Big Data, Cloud und Managed Print Services Wachstumsbereiche, die vollen Fokus erforderten. Ich denke daran liegt die bisherige Zurückhaltung, sich mit dem Thema 3D-Druck ernsthaft zu beschäftigen. Dennoch kann der zukunftsorientierte IT-Fachhandel diesen Wachstumsmarkt kaum ignorieren.

Welche Rolle spielen bei Ihnen derzeit IT-Fachhändler und die Systemhäuser?

Gukelberger: Bisher eine untergeordnete. Es gibt aber ein paar wenige Ausnahmen, die zeigen dass es geht!

Werden diese Handelskanäle überhaupt in Zukunft bei additiven Fertigungstechnologien eine nennenswerte Rolle spielen?

Gukelberger: Das ist gut möglich. Es hat sich in den letzten drei bis vier Jahren ein Hype im Einstiegssegment entwickelt, der bis dato nicht gekannte Preispunkte für günstige Einstiegsmodelle hervorbrachte. Diese verführten viele potentielle Nutzer zu einer sehr überschaubaren Investition in ein solches Einstiegsgerät. Damit hielt die 3D-Drucktechnologie Einzug in die Hobbyräume privater Bastler, aber auch auf die Schreibtische der Produkt-Designer und Entwickler. Die Vorteile, eine Idee nur Stunden später in den Händen zu halten, wurden einem großen Kundenkreis plötzlich klar. Intensive Berichterstattung in den Medien tat ihr Übriges. Jetzt wird der Ruf nach professionellen Einstiegsgeräten laut, und genau da kann sich der IT-Fachhandel ins Spiel bringen.

Gibt es besondere Eigenschaften des ITR-Kanals, die bei der Vermarktung von 3D-Druckern von Vorteil wären?

Gukelberger: Natürlich! Wie immer sind es die Kundenzuzgänge, speziell in den deutschen Mittelstand hinein. Die Rolle des "Trusted Advisor" kann der ITR-Kanal einbringen. Allerdings nicht, ohne erhebliche Investitionen zu tätigen um dieser Rolle auch im 3D-Druck gerecht zu werden.

Mit Systeam haben Sie bereits einen IT-Distributor mit an Bord geholt. Werden Sie Ihr Distributionsnetz weiter ausbauen?

Gukelberger: Dazu gibt es derzeit keinen Anlass. Mit Systeam bieten wir für unsere Idea-Serie Presales, Logistik- und Service Kapazitäten an für Deutschland und Österreich.

Was müssten Systemhäuser tun, um im 3D-Druck-Segment Fuß zu fassen?

Gukelberger: Zunächst ist die Entscheidung von der Systemhausleitung zu treffen, konsequent in den Markt einzusteigen. Das macht vor allem dann Sinn, wenn ein breiter Kundenbestand Interesse und Potential aufweist. Eine Analyse der Bestandskunden und der Kontakte in die Kunden hinein ist notwendig, eine Befragung der Top-Kunden kann helfen. "Das machen wir mal mit" funktioniert nicht! Der Aufbau eines fokussierten Vertriebs mit Applikations-Know-How ist entscheidend. Dazu gehört die Einarbeitung in spezifische Anwendungen wie Hilfs- und Halteteile in der Fertigung, das Erlernen der Sprache eines Fertigungsleiters oder eines Produktentwicklers und Verständnis für den 3D-Druck-Workflow. Zudem soll die Anschaffung von Demo-Systemen nicht nur als Show-Effekt herhalten, sondern zum täglichen Arbeiten mit der Technologie. Und schließlich ist auch eine gezielte Kundenansprache mittels Marketing-Kampagnen und Telesales notwendig. Wir unterstützen hier mit gezielten Schulungen und Vertriebs-Tools. Bevor wir einen interessierten Fachhändler in unser Partner Programm aufnehmen, analysieren wir die genannten Themen.

3D-Druck - kommt die Fabrik auf dem Desktop?
gedruckte Kleidung
Das Kleid, das Dita von Teese trägt, kommt aus dem 3D-Drucker. Es besteht aus 17 Teilen, die dem Model auf den Leib konstruiert wurden. Der Entwurf stammt von Michael Schmidt und Francis Bitoni, gedruckt wurde es in Zusammenarbeit mit Shapeways.
gedruckte Kleidung
Als Material für das Kleid aus dem 3D-Drucker kommt Nylon zum Einsatz. Es ist voll beweglich und mit 13.000 Swarovski-Kristallen besetzt
Sportartikel
Die Sohle des Football-Schuhs Nike Vapor Laser Talon kommt aus einem 3D-Drucker. Damit soll der Sportschuh besonders leicht sein und eine optimale Durchzugskraft auf dem Football-Spielfeld entfalten.
Sportartikel
Der Schuh für American Football von Nike soll tatsächlich mittels 3D-Druck in Produktion gehen. Geplant ist ein Druck mit Nylon - ein Material, das besonders leicht ist, dabei aber widerstandsfähig bleibt.
Möbel
Druckbeispiel: Stuhl - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Spielzeug
Druckbeispiel: Roboter - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Spielzeug
Druckbeispiel: Roboter - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Kleidung
Designermode aus dem 3D-Drucker: Die Kleidung wird in einzelnen Teilen und mit unterschiedlichen Materialien gedruckt.
Kleidung
Aus Haute Couture wird Tech Couture: Die Kleidungsstücke aus dem 3D-Drucker bestehen aus mehreren Teilen und unterschiedlichen Materialien.
Handdrucker
3D-Druck aus dem Handgelenk: Der 3Doodler arbeitet wie ein Stift - nur mit Kunststoff. Er soll den 3D-Druck für alle erschwinglich machen. Ab Februar 2014 soll er erhältlich sein - Kostenpunkt: 99 Dollar plus Versand und Steuer.
Bau
Mondstation aus dem 3D-Drucker: Die europäische Weltraumagentur plant das ehrgeizige Projekt in Zusammenarbeit mit der Industrie. Der 3D-Drucker soll auf dem Mond eingesetzt werden.
Bau
Der 3D-Drucker, der den Bau der Monstation übernehmen soll, ist der D-Shape der britischen Firma Monolite. Er wird für den Gebäudebau eingesetzt.
Haushalt
Formen und Stempel fürs Backen aus dem 3D-Drucker: Ein Einfall, der bei Garage Lab entstand. Der gemeinütziger Verein versammelt in Düsseldorf Kreative und Interessierte am 3D-Druck (www.garage-lab.de).
Haushalt
Alles individuell: Der personalisierte Teelichthalter ist nur ein Beispiel von ScopeforDesign. Der Anbieter ist auf individuelle Gegenstände aus dem 3D-Drucker spezialisiert. Farbe, Text, Material lassen sich
Haushalt
Meine Lampe: Bei ScopeforDesign lassen sich die Lampenschirme inklusive Text, Farbe und Material individualisieren. Sie kommen dann aus dem 3D-Drucker.
Schmuck
Schmuck nach Wunsch: Bei ScopeforDesign lassen sich Schmuckstücke individualisieren. Hier kommen neben Kunststoffen auch Metalle wie Silber aus dem 3D-Drucker.
Gegenstände
Vom Hasen bis zur Skulptur: Alle Objekte stammen aus dem 3D-Drucker - hier: Beispiele von Makerbot, dem Unternehmen, das den Replicator 2 verbreibt. Zu sehen auf der Make Munich im April 2013.
Gegenstände
Frosch aus Kunststoff - ein Beispiel, was 3D-Drucker wie die Modelle von Makerbot leisten.
Kleidung
Hut gefällig: Auf Objekte aus dem 3D-Drucker in vielen Materialien ist i.materialise spezialisiert (i.materialise.com)
Kleidung
Schuhe mal anders: Die Studie wurde von i.materialise auf der Make Munich im April in München gezeigt.
Modelle
Modellbau mit 3D-Druck - hier ein Beispiel, das von i.materialise auf der Messe Make Munich im April in München zu sehen war.
Material
Kunststoffe mit Holzanteil: Dieses Objekt in Holzoptik zeigte 2PrintBeta auf Make Munich im April 2013 in München. Die unterschiedlichen Schattierungen gelingen, indem die Drucktemperatur geändert wird.
Material
Auch im 3D-Druck kommt Papier zum Einsatz. Es wird Blatt für Blatt aufeinandergelegt, verklebt und geschnitten. Am Ende wird das Objekt aus dem Papierblock herausgebrochen. Die Maschine stammt von Mcor Technologies, die Skulptur im Bild von Supermodell, München (www.supermodell.co)
Papier
Skulpturen aus Papier lassen sich in zwei Teilen drucken und dann zusammensetzen. Dank des Papiers sieht man nach dem Kleben keinen Übergang . Info: www.supermodell.co
Instrument
Eine gedruckte Gitarre aus dem Cube von 3D Systems
Instrument
Voll funktionsfähig: Die Gitarre mit eigenem Design aus dem 3D-Drucker Cube.
Waffe
Waffenteil aus dem 3D-Drucker: Die bedenkliche Seite der Do-it-Yourself-Bewegung

Mit Makerbot besitzt Stratasys auch eine Marke im Einsteigersegment. Wir es hier gemeinsame Channel-Strategien geben?

Gukelberger: Einige unserer Fachhändler vertreiben bereits heute Produkte der Idea-Serie und von Makerbot. So können sie mit einem breiten Einstiegs-Portfolio sowohl preissensitive Kunden ansprechen, als auch dem erfahrenen Nutzer professionelle Lösungen anbieten. Professionell bedeutet in diesem Zusammenhang: Ergebnisse in gleichbleibend hoher Qualität, hohe Benutzerfreundlichkeit, zuverlässiger Betrieb und damit wertvolle Zeitersparnis für den Kunden.

Noch wird der Markt durch Hersteller bestimmt, die sich auf 3D-Drucker spezialisiert haben. Mit HP wird einer der großen IT-Konzerne einsteigen. Werden andere folgen?

Gukelberger: Mit Sicherheit, das ist nur eine Frage der Zeit. Und das wird der Branche einen weiteren Schub bescheren!

Wagen Sie mal den Blick in die Kristallkugel: Wo wird der Channel beim 3D-Druck in fünf Jahren stehen?

Gukelberger: Es wird im Hobby-Segment einen etablierten Retail Fachhandel geben. Für professionelle Einstiegslösungen wird es einen breiten Fachhandel geben, der für eine gute Marktabdeckung sorgt. Im High-End Segment werden weiterhin wenige etablierte Systemhäuser und Integratoren dominieren.

Inside 3d Printing in Berlin 2015

Die Inside 3D Printing ...

... ist eine Mischung aus Ausstellungsbereich...

... und Kongressprogramm.

Der Tschechische 3D-Drucker-Hersteller zeigt unter anderem...

... seinen Zwei-Komponenten-3D-Druck, bei dem wasserlösliche Bestandteile weggespült werden können. So sind komplexe Strukturen druckbar.

Wichtig für die Druckergebnisse und das Folgegeschäft: Verbrauchsmaterialien in Form von Filamenten.

Mit 3D-Scannern können Objekte dreidimensional erfasst und am Rechner weiterverarbeitet werden.

Olaf Diegel von der schwedischen Lund University räumt mit den "3D-Druck-Mythen" auf.

Luftfahrttechnik ist einer der Schwerpunkte der Inside 3D Printing. Dabei geht es aber um mehr als nur ein Modell eines Flugzeugmotors.

Die Konferenz gibt es mittlerweile auf allen Erdteilen.

Mit Körperscannern und dem passenden 3D-Drucker lassen sich Miniaturabbildungen von Menschen herstellen.

Milo Dvorak von Be3D zeigt seine neuesten 3D-Drucker.

Auch Makerbot darf auf dieser Konferenz nicht fehlen.

Eric Klemp vom DMRC der Uni Paderborn ist maßgeblich an der thematischen Ausrichtung der Veranstaltung beteiligt.

Dieser Vortrag beschäftigt sich mit Möglichkeiten des 3D-Drucks bei der Ersatzteilversorgung in der Luftfahrt.

In eine Podiumsdiskussion werden die rechtlichen und politischen Gegebenheiten erläutert.

Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt eindeutig auf den professionellen Einsatzmöglichkeiten additiver Fertigungstechnologien.