Wie ungeheuer wichtig es ist, funktionierende Backup-Strategien zu besitzen und einzusetzen, haben die Vorfälle rund um die verschiedenen Ransomware-Angriffe in den letzten Monaten sehr deutlich gezeigt. Die erpresserischen Trojaner löschen je nach Gattung nämlich auch die Sicherungskopien, die Windows mithilfe von Volumenschattenkopien (VSS, Volume Shadow Copy Service) automatisch erzeugt hat, was dem Nutzer eigentlich große Sicherheit bietet. Aber diese Art von Schädlingen verschlüsselt nicht nur alle im Benutzerzugriff befindlichen Dokumente, sondern sie löscht auch die Schattenkopien. Dann ist eine Wiederherstellung oft nur noch von einem (hoffentlich vorhandenem Backup) möglich. Allerdings halten sich in Hinblick auf Datensicherung und vor allen Dingen der Wiederherstellung hartnäckig einige Halbwahrheiten und Irrtümer. Mit fünf häufig in diesem Zusammenhang zitierten Irrtümern räumt das Unternehmen Stellar Datenrettung hier auf:
Nicht zuletzt aus diesen Gründen gilt nicht nur für große Firmen, sondern auch für kleinere Betriebe sowie für Anwender daheim und im SOHO-Bereich die gleiche Regel: Nur dann, wenn Sie auf eine halbwegs aktuelle Kopie ihrer Daten zugreifen können, sind Sie auch dazu in der Lage, ihre IT (und damit die Arbeitsumgebung) in überschaubarer Zeit wieder verwenden zu können. Allerdings führt ein solcher Fall dann leider allzu oft zu der Erkenntnis, dass es nicht möglich ist, die Sicherungen wieder einzuspielen und somit die wiederhergestellten Systeme einzusetzen. Das kann aus einer ganzen Reihe von Gründen der Fall sein:
die Daten können nicht korrekt vom Backup-Medium gelesen werden (zu Beispiel durch defekte Medien, falsche Lagerung der Medien oder falsche Einstellungen bei der Sicherung),
die gesicherten Systemabbilder einer Betriebssystem-Installation verweigern den Start oder
lassen sich auf der neu zu Verfügung stehenden Hardware nicht installieren beziehungsweise nicht in Betrieb nehmen.
Das sind nur einige wenige Punkte, die zeigen, dass ein umfassendes Sicherheitskonzept auch ein durchdachtes und funktionierendes Backup/Restore-Konzept beinhalten muss.
Doch welche Backup-Lösung ist die richtige? Welche Alternativen bieten sich für den "normalen Anwender" sowie für kleine Betriebe und Firmen? Wir haben uns umgeschaut und stellen in diesem Ratgeber einige Lösungsansätze vor: Von den Windows-Bordmitteln über Open-Source- und freie Lösungen bis hin zu den Profi-Tools. Zum Abschluss des Artikels gehen wir auch noch kurz auf die Themen "Backup in die Cloud" und Sicherung von virtuellen Systemen ein.
Backup mit der Windows 10-Sicherung
Anwender und Administratoren kennen vielfacht die von Microsoft unter Windows 7 eingeführte und auch auf den Server-Systemen zur Verfügung stehende in Windows integrierte Backup-Lösung. Sie wurde bereits vielen Bedürfnissen gerecht. Neben dem Sichern und Wiederherstellen von Datendateien, die sich auf einem Rechner befinden, bot sie auch Möglichkeiten zur Erstellung eines Laufwerkabbilds oder eines Systemabbilds. So konnten sich die Anwender eine Sicherungskopie des kompletten Windows-Systems erstellen, von dem auch nach einem Komplettabsturz des Rechners möglich war, schnell ein funktionsfähiges System wiederherzustellen.
Leider hatten die Entwickler aus Redmond dieses sehr nützliche Sicherungsprogramm bei Windows 8/8.1 aus dem Betriebssystem entfernt. Stattdessen verwiesen sie auf das neue Feature "Dateiversionsverlauf". Damit steht dem Anwender zwar auch eine gewisse Möglichkeit der Datensicherung zur Verfügung, allerdings unterscheidet sich die Art der Sicherung und Wiederherstellung von Dateien, die hier mit Hilfe der Schattenkopien erreicht wird, doch deutlich von einem "normalen" Backup und ist zur dedizierten Sicherung einzelner Bereiche und Dateien sicher nicht optimal geeignet. Die Systemwiederherstellung wurde allerdings beibehalten und unter Windows 8.x noch deutlich verbessert - was aber den Verlust einer guten, einfach zu handhabenden Backup-Möglichkeit im klassischen Sinne sicher nicht aufwiegen konnte.
Zu dieser Einsicht ist man dann anscheinend auch bei Microsoft gekommen, denn mit dem Erscheinen von Windows 10 können die Nutzer dieses Programm in den "Windows-Einstellungen" im Bereich "Update und Sicherung" unter dem Eintrag „Sicherung“ wiederfinden. Dort ist es dann der Menüpunkt "Suchen Sie eine ältere Sicherung", der schließlich das altbewährte Fenster der Systemsteuerung aufruft. Dort muss der Anwender nur noch den Punkt "Sicherung des Computers erstellen" auswählen, um dann in das Menü "Sichern und Wiederherstellen" zu gelangen. An dieser Stelle kann dann nicht nur der Speicherort (interne Festplatten, externe Laufwerke oder Netzwerk) gewählt, sondern auch ein Zeitplan erstellt werden, durch den zum Beispiel automatisch wöchentliche Sicherung ausführt werden. Auch das Anlegen eines sogenannten Systemreparaturdatenträgers - also eines Mediums, mit dessen Hilfe ein System wieder gestartet und repariert werden kann - bietet Windows an dieser Stelle an.
Fazit
Als Nachteil kann man dieser von Microsoft mitgelieferten Lösung höchstens zur Last legen, dass die komplette Sicherung eines Windows-Systems mit Hilfe dieser Software doch ziemlich lange dauert - andere, kommerzielle Tools schaffen das in nicht einmal der Hälfte der Zeit. Auch eine Verschlüsselung der gesicherten Daten ist bei dieser Lösung leider nicht vorgesehen. Zudem bleibt die Unsicherheit, ob die Entwickler in Redmond sich nicht irgendwann wieder entscheiden, bei einem der Updates diese Funktion wieder aus Windows zu streichen.
Unser Tipp: Für kleine Büros im Soho-Bereich (Small Office, Home-Office), die Windows 7 und/oder Windows 10 verwenden, ist dies eine durchaus geeignete Lösung: Sie ist kostenlos, meistert die wichtigsten Aufgaben der Sicherung und Wiederherstellung problemlos und ist zudem einfach zu bedienen. Schön ist es, dass Anwender nun unter Windows 10 wieder auf ältere Sicherungen ihrer Windows 7-Systeme zugreifen können.
Backup mit Open Source-Programmen
Wer sich im Netz und auf den entsprechenden Foren und Webseiten etwas umschaut, findet eine große Zahl an Backup-Anwendungen, die zum Teil sehr viele unterschiedliche Features zu bieten haben. Wir haben uns aus diesem riesigen Angebot drei Angebote ausgesucht, die beispielhaft die Vielfalt der Möglichkeiten aufzeigen.
Die Open-Source-Gemeinde stellt mit Areca eine komplette Lösung für "persönliche Backups" zur Verfügung. Neben den bekannten Vorzügen der Open-Source-Lösungen, wie der freien und kostenlosen Verfügbarkeit und der Betreuung durch eine engagierte Community, kann die Software mit weiteren guten Eigenschaften punkten:
Neben der Windows-Oberfläche steht auch eine Kommandozeilen-Schnittstelle für eine weitgehende Automatisierung bereit.
Die Archivdaten können nicht nur komprimiert sondern auch verschlüsselt werden (AES 125 und 256)
Es werden sogenannte Delta-Backups unterstützt, bei denen nur die veränderten Teile der Dateien abgespeichert werden.
Fazit
Leider ist Areca nicht für alle Anwender geeignet, da sie doch einige Nachteile aufzuweisen hat: Obwohl die Anwendung selbst bereits eine Oberfläche in deutscher Sprache besitzt, stehen doch die Tutorials und Hilfedateien auf den Webseiten zum Großteil nur in Englisch zur Verfügung. Zudem ist die Bedienung und Konfiguration wenig intuitiv: Normale Anwender und wenige erfahrene Systemverwalter stehen beim ersten Start des Programms vor einer leeren Oberfläche und müssen sich zunächst einmal die grundlegenden Konzepte der Software erarbeiten. Zudem benötigt die Software eine installierte Java-Runtime auf dem System, was für sicherheitsbewusste Systembetreuer häufig ein Ausschlusskriterium darstellt.
Unser Tipp: Wer Erfahrung mit Open-Source-Lösungen und solide IT-Grundkenntnisse besitzt, bekommt hier eine ausgereifte und flexible Lösung für seine Backup-Bedürfnisse - muss allerdings immer mit einer gewissen Einarbeitungszeit rechnen.
Kostenlose und "abgespeckte" Backup-Lösungen
Viele Anbieter kommerzieller Backup-Lösungen bieten Freeware-Version ihrer Produkte an, bei denen es sich in der Regel um "abgespeckte Versionen" ihrer professionellen Anwendungen handelt. Eine davon sowie eine weitere Testversion, die ein vormals freies Angebot ersetzt, stellen wir hier kurz vor:
Softwarehersteller Paragon stellt unter dem etwas sperrigen Namen "Backup & Recovery 2014 Free Edition" eine entsprechende Lösung zur Verfügung. Auch die Firma Ocster GmbH aus Norddeutschland besaß unter dem Namen "Ocster Backup Freeware Windows Version" bisher ein solches Angebot. Nachdem dieser Anbieter von der Firma Ashampoo übernommen wurde, steht als Ersatz nun ein das Programm "Ashampoo Backup 2016" bereit. Dies kann zwar nicht kostenlos eingesetzt werden, geben Angabe der E-Mail-Adresse und nach Einrichtung eines Kontos beim Anbieter, können Nutzer es aber bis zu insgesamt 40 Tage testen. Beide Programme erweisen sich im Alltagstest als tauglich, um regelmäßig und zuverlässig entsprechende Sicherungen durchzuführen. Dabei können beide Lösungen mit einigen Vorteilen aufweisen:
Gut strukturierte Oberfläche.
Unterstützung durch Assistenten auch bei der Wiederherstellung.
Backups werden relativ schnell durchgeführt
Automatische Sicherungen in bestimmten Abständen (täglich, wöchentlich, monatlich) sind mit Hilfe der Software leicht zu erstellen.
Das Paragon-Programm bietet dabei eine weitaus größere Vielfalt bei den Einstell- und Kontrollmöglichkeiten: So steht hier nicht nur ein Assistent zur Verfügung, der den Anwender sicher durch die differentielle Sicherung einer Partition leitet, sondern auch die Erstellung einer Rettungs-Disk. Einfache Partitionierungen der Festplatten kann ein Anwender direkt aus diesem Werkzeug heraus vornehmen. Auch die Ashampoo-Software bietet das Erstellen einer Rettungs-Disk an, wozu ein weiteres freies Programm von der Web-Seite des Anbieters heruntergeladen werden muss.
Fazit
In der Praxis existieren klare Nachteile beim Einsatz solcher freier oder Testversionen solcher Backup-Programme: Die Anbieter stellen diese Lösungen hauptsächlich deshalb zur Verfügung, um die Anwender zum Kauf der entsprechenden Vollversionen zu verleiten. Dabei hat es uns besonders bei der Ashampoo-Lösung - die ansonsten problemlos funktioniert - doch sehr gestört, wie aufdringlich der Nutzer immer wieder mit Kommentaren und Links auf das Vorhandensein dieser Vollversion hingewiesen wird. Über den sogenannten "Service Channel" lassen sie sich aber teilweise deaktivieren.
Leider beschränken sich die erweiterten Einstellmöglichkeiten bei der Testversion von Ashampoo auf die Spracheinstellung, das Anschalten des automatischen Pausierens und die Einstellung des "Service Channe" - hier kann die Paragon-Software mit viel größerer Vielfalt trumpfen.
Unser Tipp: Wer auf die Verschlüsselung seiner Archivdaten verzichten kann, findet mit der Paragon-Software eine frei verfügbare Lösung, die einfache Bedienung mit der Verfügbarkeit der wichtigsten Backup- und Wiederherstellungsoptionen sinnvoll vereint. Zudem unterstützen die Assistenten mit erklärenden Hilfetexten den Anfänger dabei, die benötigten Sicherungen anzulegen und zu verwalten.
Backup-Systeme für Profis: Sicherung in die Wolke und für virtuelle Systeme inklusive
Die Sicherung eines einzelnen Servers oder der Daten einer Workstation ist für sich genommen schon eine wichtige Aufgabe, die der kompletten Aufmerksamkeit des Systembetreuers bedarf. Sobald die Anzahl von Servern die der Finger des Administrators übersteigt, verändern sich die Anforderungen an eine professionelle Backup-Lösung aber noch einmal deutlich: Die Software muss die erstellten Sicherungsaufträge robust und verlässlich abarbeiten und in der Lage sein, mit möglichst unterschiedlicher Backup-Hardware zusammenzuarbeiten.
Fast alle kommerziellen und in der Zwischenzeit auch viele Backup-Programm bieten dem Anwender die Möglichkeit, Sicherung auch auf Speicherplatz in der Cloud abzulegen. Anbieter wie Acronis stellen zusammen mit ihren Programmen sowohl für Privatanwender als auch für den Business-Betrieb eigenen Speicherplatz in einem deutschen Rechenzentrum bereit. Durch die nahtlose Integration dieser "entfernten" Speicherplätze können sie im Prinzip dann wieder jedes andere Medium genutzt werden. Grundsätzlich eine sehr gute Idee, bekommt die Firma oder der Anwender damit doch eine Sicherung zur Verfügung gestellt, die räumlich getrennt aufbewahrt und professionell betreut wird. Allerdings sollten gerade Anwender im SOHO-Umfeld und Administratoren kleinere Betriebe nicht vergessen, dass ein Upload von Datenmengen, die schnell mal in den dreistelligen Gigabyte-Bereich gehen, mit einer gewöhnlichen DSL-Leitung leicht einmal Tage in Anspruch nehmen kann.
Ein Administrator hat in den seltensten Fällen genügend Zeit, um alle Sicherungsprotokolle aufmerksam durchzusehen. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, dass die Backup-Software auf Missstände gezielt hinweist. Im Idealfall prüft der Backup-Operator dennoch, sofern diese Rolle im Unternehmen überhaupt existiert, die Log-Dateien regelmäßig und gewissenhaft. Weiterhin wird er ein Zurückspielen der Backups testen, um im Notfall die erforderlichen Schritte sicher durchführen zu können.
Unterschiedliche Umgebungen erfordern selbstverständlich verschiedene Sicherungsstrategien - jedoch nicht notwendigerweise unterschiedliche Softwarelösungen. Eine Hypervisor-Anlage mit zwanzig virtuellen Servern wird anders gesichert als eine einzelne SQL-Datenbank. Gerade die Verbreitung von virtualisierten Servern und Anwendungen hat dazu beigetragen, dass Anbieter wie Veeam mit ihren Lösungen für vSphere und Hyper-V immer häufiger zum Einsatz kommen. Mit Veeam Backup Free Edition V9 bietet die Firma sogar eine freie Backup-Lösung für diese beiden Hypervisor an.
Im Idealfall ist der Administrator in der Lage, selbst über die eingesetzte Backup-Software zu bestimmen. Dann tut er gut daran, eine einheitliche Software-Linie durchzusetzen. Möglicherweise ist die Produktlinie eines Herstellers nicht in allen Qualitäten und Szenarien optimal, doch die einheitliche Verteilung von Agents, Verwendung der bekannten Benutzeroberfläche und die geordnete Aktualisierung der Backup-Software entschädigen den Administrator dafür.