Eine Berufsgruppe steht derzeit unter besonders massivem Druck: die CIOs (Chief Information Officers). Aufgrund der anhaltend angespannten wirtschaftlichen Lage frieren viele Unternehmen ihre IT-Budgets ein, verlangen aber gleichzeitig von ihrem IT-Verantwortlichen höhere Sicherheit, mehr Innovationen und verbesserte Effizienz. Das Marktforschungsunternehmen Gartner Dataquest und das Beratungsunternehmen Detecon versuchen, den IT-Managern Auswege aus dem Dilemma zu zeigen.
Auf dem diesjährigen Gartner-Symposium in Florenz stellten die Analysten die aktuellen Ergebnisse ihrer "Annual CIO Agenda" vor, an der 620 CIOs teilnahmen.
Typisierung der Unternehmen
Nick Kirkland, Group Vice President bei Gartner, fasst die aktuelle Situation der IT-Manager folgendermaßen zusammen: "Die Rolle des CIO hat sich nachhaltig geändert. Wer es nicht schafft, sich der veränderten Sitation anzupassen, findet sich schon bald in einer Sackgasse. Zwischen Kostendruck und gleichzeitig wachsenden Business-Anforderungen können nur die CIOs bestehen, die befähigt sind, eine Brücke zum Rest des Unternehmens zu bauen, die Führungsqualitäten zeigen und die den Wert ihrer Arbeit darstellen können. Für allen anderen ist die Zukunft alles, nur nicht rosig."
Aber nicht nur die Zukunft, schon die Gegenwart sieht für viele CIOs sehr düster aus. Wie Horst Ellermann, stellvertretender Chefredakteur unserer Schwes-terzeitschrift "CIO", berichtet, rollen derzeit schon sehr viele Köpfe. Und nicht nur die jener, die ihren neuen Aufgaben nicht gerecht werden können. Vielmehr stehen immer mehr fähige IT-Verantwortliche auf der Straße, da die Unternehmen sterben. Diese Aussage wird von den Ergebnissen der Gartner-Umfrage gestützt. Demnach gibt es derzeit drei Unternehmenstypen:
Erstens Firmen, die ums Überleben kämpfen. Charakteristisch für diese Gruppe ist die langfristige, massive Beschneidung ihrer Geschäfts- und IT-Budgets. Sie haben bereits Neuentwicklungen gestoppt, den Mitarbeiterstamm radikal ausgedünnt und suchen weiterhin verzweifelt nach Einsparmöglichkeiten.
Zur zweiten Gruppe gehören die Unternehmen, die gerade noch ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrecht halten können. Die Budgets wachsen, wenn überhaupt, nur mäßig. Bereits angefangene Projekte werden jedoch zu Ende geführt und bestehende IT-Systeme optimiert. Neuen Projekten stehen sie jedoch skeptisch gegenüber: Nur wenn das Nutzenpotenzial überzeugt, werden Neuanschaffungen getätigt.
Die dritte Gruppe ist eine absolute Minderheit. Zu ihr gehören Firmen, die jetzt erst recht massiv ihre Budgets aufstocken und in Neuheiten investieren. Sie nutzen die schwache Wirtschaftslage als Chance, ihren Konkurrenten davonzulaufen.
Egal, zu welcher dieser Gruppen das Unternehmen gehört, alle bisherigen Verhaltensweisen, Abläufe und Funktionen der IT gehören auf den Prüfstand, fordert Detecon-Beraterin Christiane Eckardt. Für sie ist die derzeitige Krise als Chance zur Konsolidierung der IT-Landschaften zu begreifen. Denn die kritische Prüfung der IT-Leistungen für einen bestimmten Geschäftsbereich führt oft auch zur Überprüfung des Geschäftsprozesses selbst.
Doch das kann nur in enger Absprache mit dem CEO auf der einen und den Anwendern auf der anderen Seite geschehen. Vor allem der Schulterschluss mit dem CEO ist überlebensnotwendig, für die Firma und besonders für den CIO. Denn ohne klares Commitment des Chefs reiben sich die IT-Verantwortlichen im täglichen Clinch mit den verschiedenen Abteilungen oder Geschäftsbereichen auf. Wird aber von oben das Signal auf sinnvolles Sparen gestellt, kann der IT-Verantwortliche auf allen Ebenen mit relativ geringem Aufwand schnell und effizient die Kosten reduzieren.
Neben Konsolidierung und eventuell sogar Zentralisierung heißt das dritte Zauberwort Standardisierung. Jede Extrawurst bei der Ausstattung mit Hard- und Software sowie bei den Arbeitsabläufen treibt die Kosten für die Instandhaltung und den Support in die Höhe. Bietet der CIO hingegen standardisierte Alternativen an, die den Arbeitsablauf der Anwender in akzeptablem Rahmen verändern, hat er schon die schwierigste Hürde überwunden.
Aber auch die Leistung der eigenen Abteilung muss transparenter werden. Klar definierte Prozesse beim Service-Support und die bedarfsgerechte Bereitstellung von IT-Dienstleistungen zeigen den verschiedenen Geschäftsbereichen den wahren Leis-tungsumfang. Dadurch wird jedem Nicht-ITler auch der Wert dieser Arbeit tiefer ins Bewustsein gerückt.
www.detecon.com
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ComputerPartner-Meinung
CIOs haben es derzeit sehr schwer. Jede ihrer Entscheidungen muss unter dem Aspekt der Kostenoptimierung und des Wohls für das Gesamtunternehmen überprüft werden. Wer jetzt als Fachhandelspartner maßgeschneiderte Lösungen anbietet, die eine effiziente Konsolidierung der bestehenden IT ermöglichen, ist auf der sicheren Seite. Denn die Unternehmen sind mehr denn je bereit, sich ordentliche Sparpotenziale etwas kos-ten zu lassen. (go)
Die bittere Realität
CIO bedeutet offiziell Chief Informa-tion Officer. In der Branche wird der Begriff aber häufig mit "Career ist over" definiert. "Karriere ist vorbei" hat dabei mehrere Bedeutungen. Der durchschnittliche CIO ist über 50 Jahre alt und hat in der Regel kaum eine weitere Aufstiegsmöglichkeit im Unternehmen. Das Tätigkeitsfeld ist an diesem Punkt einfach ausgereizt.
Des Weiteren halten sie sich nicht sehr lange im Job. Laut Gartner-Umfrage unter den CIOs sind gerade einmal 20 Prozent der IT-Verantwortlichen nach fünf Jahren noch im Job. Sie gehören zu den Ersten, die für wirtschaftliche Misserfolge verantwortlich gemacht werden. Viele werfen aber auch nach wenigen Jahren das Handtuch, weil sie den ständigen Kompetenzstreit mit den Länderdependancen, Geschäftsbereichen oder Abteilungen um Privilegien und Gewohnheitsrechte ohne entsprechende Rückendeckung des Vorstandes oder der Geschäftsleitung nicht mehr aushalten. (go)