Internet Explorer, Chrome & Firefox

Der Browser-Dreikampf

29.07.2011 von Diego Wyllie
Das Browser-Angebot ist überschaubar. Der Internet Explorer (IE) dominiert im Business, Google bemüht sich mit Chrome um Marktanteile. Firefox eignet sich eher für Privatkunden.

Das Browser-Angebot ist überschaubar. Der Internet Explorer (IE) dominiert im Business, Google bemüht sich mit Chrome um Marktanteile. Firefox eignet sich eher für Privatkunden.


von Diego Wyllie, freier Journalist in München, Computerwoche

Wer macht das Rennen: IE oder Chrome?
Foto: fotolia.com/HaywireMedia

Wenn sich Unternehmen für den Einsatz Web-basierender Business-Lösungen entscheiden, bleiben ihnen viele mühevolle und kostspielige Aufgaben rund um Installation, Wartung, Sicherung und Aktualisierung des Systems erspart. Denn diese werden als Software as a Service (SaaS) vom Anbieter selbst übernommen. Die Leistungsfähigkeit, Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit von Cloud-Services im Allgemeinen und von Web-Anwendungen im Besonderen setzen allerdings ein reibungsloses Zusammenspiel von Anwendung und Browser voraus. Während die Geschäftsapplikation vollständig im Verantwortungsbereich des Anbieters liegt, müssen sich Anwenderunternehmen um den Browser selbst kümmern. Sie müssen ihn auf allen PC-Arbeitsplätzen effizient ausrollen, möglichst einfach verwalten, an die Sicherheitsrichtlinien des Unternehmens anpassen sowie, im Idealfall, stets auf dem neuesten Stand halten, um die Risiken aus dem Web zu verringern.

Firmen, die in SaaS beziehungsweise Cloud Computing stärker investieren möchten und dabei eine unternehmensweite Browser-Strategie anstreben, stehen also vor der Qual der Wahl. Welcher Browser eignet sich als universelles Frontend für Business-Anwendungen am besten? Während Opera und Apples Safari im Business-Bereich kaum zu finden sind, kommen Internet Explorer, Firefox und Google Chrome in Frage.

IE nach wie vor führend

In deutschen Betrieben wird nach wie vor am häufigsten der Internet Explorer verwendet. Der massive Erfolg von Windows XP und die seinerzeit monopolartige Stellung des Internet Explorer führten zu einer schnellen Verbreitung unter Firmenkunden. Inzwischen sind jedoch immer mehr Betriebe bereit, ihre gewohnte Browser-Umgebung zu verlassen und auf andere Lösungen umzusteigen. Als Alternative zum proprietären Produkt aus Redmond kommt hier vor allem Firefox in Frage. Wegen seiner innovativen Features und nicht zuletzt auch wegen seiner leistungsstarken Sicherheitsfunktionen konnte Firefox in Ländern wie Deutschland Millionen Anwender überzeugen. So ist Firefox hierzulande klar die Nummer eins bei den Heimanwendern. Aktuelle Marktzahlen von Statcounter, einer der weltweit glaubwürdigsten Quellen in Sachen Browser-Statistiken, zeigen, dass Firefox hier von rund 60 Prozent der Internet-Nutzer verwendet wird, während nur knapp 23 Prozent den Internet Explorer ihren Lieblings-Browser nennen. Damit ergibt sich ein ganz anderes Bild als in Europa oder den USA. Europaweit schneiden beide Browser mit jeweils rund 38 Prozent Marktanteil gleich gut ab, während in den USA der Internet Explorer auf 50 Prozent kommt (weltweit auf 48 Prozent).

Internet Explorer 9
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Einer der Hauptgründe, der für den Einsatz von Firefox auch im Business-Umfeld spricht, besteht darin, dass der Mozilla-Browser Open Source ist und seine Weiterentwicklung von einer großen, sehr aktiven Community aus internationalen Experten gesteuert wird. Neben Enterprise-Class-Sicherheit, einem beeindruckenden Innovationsgrad sowie hoher Anpassbarkeit war dies vor rund einem Jahr einer der Hauptgründe für den IT-Riesen IBM, Firefox unternehmensweit als Pflicht-Browser einzusetzen - bei über 400.000 Mitarbeitern weltweit.

Firefox in der Kritik

Doch inzwischen wird die Business-Tauglichkeit von Firefox zunehmend in Frage gestellt, wie die CP-Schwesterpublikation "Computerworld" kürzlich berichtete. Mit ihrer Entscheidung anlässlich der Veröffentlichung von Firefox 4, den Update-Zyklus des Browsers deutlich zu verkürzen, sorgte die Mozilla Foundation für massive Verstimmung bei Unternehmenskunden, so zum Beispiel bei IBM. "The Firefox 4 EOL (End of Life) is a kick in the stomach", sagte John Walicki, Manager Workplace and Mobility beim IT-Konzern. Gemeint ist die Absicht Mozillas, neue Firefox-Versionen nun in einem Abstand von nur sechs Wochen zu veröffentlichen und den Support für die jeweils vor-angegangene Version unverzüglich einzustellen.

Walicki könne nach eigenen Angaben den Firefox-Browser nicht mehr einsetzen, weil die für Tests und Rollout nötige Zeit fehle. Sein Unternehmen habe gerade erst aufwendige und kostspielige Tests von Firefox 4 abgeschlossen und wollte bald mit der Einführung beginnen. Durch die Umstellung auf den neuen Release-Zyklus habe er nun die Wahl, Firefox 4 mit möglicherweise gefährlichen Schwachstellen einzuführen, den Testzyklus von Tausenden Applikationen für Firefox 5 neu zu beginnen oder weiter mit der aktuellen Version zu arbeiten. Der bisher betriebene Testaufwand sei damit aber in jedem Fall umsonst, beschwert sich Walicki.

Für die kritischen Worte des IBM-Managers scheint es bei Mozilla zwar Verständnis zu geben. Den eingeschlagenen Kurs deswegen zu ändern, kommt aber wohl nicht in Frage. So kommentierte Firefox-Evangelist Asa Dotzler in einem amerikanischen Blog, dass Firmenkunden für Mozilla praktisch keine Rolle spielen. Firefox werde jeden Tag von Millionen Heimanwendern heruntergeladen. Enterprise-Kunden seien dagegen keine wichtige Zielgruppe, so Dotzler.

Firefox 5, 6, 7
Firefox 5 Beta
Mozillas nächste Browser-Generation Firefox 5 präsentiert sich im gewohnten Design.
Firefox 5 Aurora
Die mit zusätzlichen "ungeprüften" Funktionen versehene und in kürzeren Abständen erscheinende Aurora-Version von Firefox ist links oben an dem Aurora-Knopf zu erkennen.
Firefox 4
Ansonsten sieht die nächte Firefox-Generation aus wie der aktuelle Firefox 4.01.
Firefox 7 Nightly
Bei Firefox 6 sowie Firefox 7 (im Bild) ist als optische Änderung die Hervorhebung der Domain bei den jeweiligen Adressen zu sehen. Nigthly-Versionen von Firefox sind an dem Knopf links oben zu erkennen.
Firefox 5 Beta
Firefox 5 Beta überschreibt bei der Installation den vorhandenen Firefox 4.
Firefox 5 Beta
Wie gewohnt von neuen Firefox-Versionen, wird auch bei der 5er Beta auf inkompatible Add-ons hingewiesen.
Firefox 7 Nightly
Die Installation von Firefox 7 als Nightly Build...
Firefox 7 Nightly
... erfolgt in ein separates Verzeichnis. Firefox Nightly lässt sich parallel zu einem vorhanden Browser installieren.
Firefox 7 Nightly
Die Anzahl der inkompatiblen Add-ons ist bei Firefox 7 deutlich höher als bei Firefox 5 Beta.
Firefox 4
Während sich bei Firefox 4 die Do-Not-Track-Funktion „versteckt“ bei den Einstellungen noch im Reiter "Erweitert" ist...
Firefox 5 Beta
... findet sich das Security-Feature nun intuitiver auffindbar in den Datenschutz-Einstellungen.
Firefox 5 Beta
Firefox 5 befindet sich als Version 5.0b2 in der Beta-2-Phase. Mozilla bietet mit dem Firefox 5 die neue Funktion zum Wechsel zwischen den Testversionen. Im Fenster „Über Firefox“ im Hilfemenü lässt sich die Version umschalten. Hierzu wird auf "Ändern" geklickt...
Firefox 5 Beta
... dann erscheint ein Fenster mit der Umschaltmöglichkeit.
Firefox 5 Beta
Im Menü lässt sich zwischen den Versionen Release, Beta und Aurora wählen.
Firefox 5 Beta
Firefox lädt bei jedem Wechsel den Client „frisch“ von der Mozilla-Webseite herunter, um jeweils auf dem aktuellen Stand zu sein.
Firefox 5 Aurora
Firefox 5 gibt es neben der Beta-2-Version auch in der bereits fortgeschritteneren Variante Aurora 5.0a2.
Firefox 6 Nightly
Firefox 6 in der Version Nightly 6.0a1
Firefox 6 Aurora
Firefox 6 in der Version Aurora 6.0a2
Firefox 7 Nightly
Mozilla bietet bereits den für Ende 2011 erwarteten Firefox 7 als experimentellen Nightly Build 7.0a1 an.

Ganz anders stellt sich die Situation bei Google dar, dessen 2008 eingeführter Chrome-Browser auch in Bereichen wie einfaches Deployment, automatische Updates und zentrales Rechte- und Richtlinien-Management punkten kann. Dass der Internet-Konzern sein Produkt immer unternehmensfreundlicher gestaltet, zeigt sich auch daran, dass Google als Alternative zur Exe-Datei jetzt beispielsweise ein MSI-Paket anbietet, das sich von zentraler Stelle auf alle PC-Arbeitsplätze einfach verteilen lässt. Darüber hinaus unterstützt Chrome verwaltete Gruppenrichtlinien. Über vordefinierte Policies und Templates kann der Administrator verschiedene globale Einstellungen vorgeben, unter anderem für Sicherheit und Privatsphäre. Ein weiterer Vorteil von Chrome gegenüber dem Internet Explorer besteht sicher in seiner Plattformunabhängigkeit.

Dass Google die Anforderungen von Firmenkunden ernst nimmt, erkennt man aber vor allem an dem Feature "Google Chrome Frame". Dabei handelt es sich um ein kos-tenloses Plug-in für den Internet Explorer, mit dem man für Altsysteme den IE-Unterbau beibehalten und für moderne Web-Anwendungen die Chrome-Engine nutzen kann. Diese baut auf der quelloffenen und freien HTML-Rendering-Engine WebKit auf, die auch das Fundament von Apples Browser bildet.

Welcher Browser ist der Schnellste?
Chrome
Google Chrome: In Version 6 zu den Tests angetreten.
Firefox 4
Firefox 4: Version Beta 6 musste sich dem Geschwindigkeits-Test unterziehen
Internet Explorer 9
Internet Explorer: Microsofts Browser nahm als Ausgabe 9 Beta teil.
Minefield
Minenfeld: Eine Vorabversion von Firefox 4 Beta 7 wurde ebenfalls getestet.
Platz 1, Sunspider: Chrome
Schnell: Chrome 6 ist in diesem Benchmark Klassenprimus
Platz 2, Sunspider: Internet Explorer 9
Unter 400: Solche Ergebnisse kannte man bei Internet Explorer 8 nicht. Rang Zwei für den Microsoft-Browser.
Platz 3, Sunspider: Minefield
Rang Drei: Firefox 4 pre7b "Minefield" kann sich die Bronzemedaille sichern.
Platz 4, Sunspider: Firefox 4
Letzter: Firefox 4 Beta 6 muss sich in WebKits SunSpider-Test mit Rang Vier begnügen.
Platz 1, V8: Chrome
Gewinner: Chrome 6 holt sich auch beim V8-Benchmakr die Gold-Medaille
Platz 2, V8: Minefield
Silber: Minefield ist über doppelt so schnell als Firefox 6 Beta - Rang Zwei.
Platz 3, V8: Internet Explorer 9
Knapp: Internet Explorer 9 Beta ist nicht viel schneller als Firefox 6 Beta
Platz 4, V8: Firefox 4
Langsam: Firefox 4 Beta 6 hinkt dem Gewinner noch deutlich hinterher
Peacekeeper
Futuremark Peacekeeper: Zahlreiche Tests führt dieser Benchmark durch. Auch Canvas, das aber nicht ins Ergebnis eingerechnet wird.
Platz 1, Peacekeeper: Chrome
Deutlich Erster: Chrome 6 hängt die Konkurrenz deutlich ab.
Platz 2, Peacekeeper: Firefox 4
Rang Zwei: Firefox 4 Beta 6 reiht sich zwischen Chrome 6 und Internet Explorer 9 Beta ein
Platz 3, Peacekeeper: Internet Explorer 9
Guter Abstand: Internet Explorer 9 Beta ist gut 50 Prozent langsamer als Firefox 4 Beta 6 und ergattert ungefähr drei Mal weniger Punkte als Chrome 6.
Platz 1 Kraken: Minefield
Top: Minefield glänzt bei Kraken und ist fast doppelt so schnell als Chrome 6
Platz 2 Kraken: Chrome
Mal nicht Erster: Im Kraken-Benchmark muss sich Chrome 6 mit Rang Zwei begnügen.
Platz 3 Kraken: Firefox 4
Nah an Chrome: Firefox 4 Beta 6 ist nicht weit von Chrome 6 entfernt.
Platz 4 Kraken: Internet Explorer 9
Einbruch: Internet Explorer 9 Beta bricht im Kraken-Benchamrk sichtlich ein.

Erfreuliche Entwicklungen

In Deutschland dominiert der Mozilla Firefox den Webbrowser-Markt
Foto: Quelle: www.browser-statistik.de/

"Die aktuellen Browser eignen sich als universelles Frontend alle gleichermaßen gut oder schlecht‚Äù, so Matthias Biggeleben, Produkt-Manager beim Anbieter von Cloud-basierenden E-Mail- und Groupware-Lösungen Open-Xchange. Gut ist aus Sicht des Experten beispielsweise die Tatsache, dass die Performance von Javascript durch Just-in-Time-Compilation signifikant verbessert wurde (IE9, Firefox 4, Chrome 11). Dadurch sei es wesentlich einfacher geworden, Benutzeroberflächen zu entwickeln, die ein zügiges Antwortverhalten aufweisen. Ebenfalls positiv zu bewerten sei die Unterstützung für HTML5 und CSS3 in den neuesten Versionen aller wichtigen Browser, die den Gestaltungsspielraum erweitern und standardisieren soll. "Was allen Browsern allerdings noch fehlt, um als zentrales Frontend für Business-Anwendungen zu dienen, ist eine standardisierte Funktionalität, die eine Web-Applikation von einer einfachen Web-Seite unterscheidet", so Biggeleben. "Hier ist es spannend, welcher Hersteller eine brauchbare und wegbereitende Lösung anbieten wird." (cw/ue)

Dieser Beitrag erschien bereits in der ChannelPartner-Schwesterpublikation Computerwoche