Make or Buy? Diese Frage stellt sich für Webshop-Betreiber an vielen Stellen, besonders drängend ist sie aber bei der Integration von Bezahlmethoden. Die Alternative zur Integration auf eigene Faust sind Payment-Dienstleister, sogenannte "Payment Service Provider" (PSP).
Sie kennen für fast jedes Land der Welt sowie für einzelne Branchen, Produkte und Zielgruppen die bevorzugten Bezahlmethoden und können auf die Kundschaft abgestimmt Vorschläge für den optimalen Payment-Mix machen. Und das ist wichtig, denn die Vorlieben deutscher Konsumenten sind vielschichtig. Und wer mit seinem Shop international expandieren will, sieht sich mit einer Unmenge an Online-Bezahlmethoden konfrontiert.
Die eigenständige Integration mag für kleinere Shops noch praktikabel sein, aber je größer das Geschäft und je internationaler die Kunden, desto höher und komplexer der Verwaltungsaufwand. Für das eigentliche Kerngeschäft bleibt dann immer weniger Zeit. Zeit, die dem Shop-Betreiber für die angestrebte Expansion, die Erweiterung seines Produktportfolios oder die Verbesserung der Usability seines Shops fehlt.
PSPs haben den Vorteil, ihren Kunden einen auf Branche und Kundschaft abgestimmten Payment-Mix anbieten. Zur Minimalausstattung an Bezahlarten gehören die Top 3 jedes Landes, in dem man aktiv verkauft. In Deutschland wären das PayPal, Rechnung und Lastschrift. Somit wären schon der größte Teil der Interessenten erreicht. Eine noch bessere Quote und Risikostreuung erreicht man aber mit den Top 5 bis 7 Zahlarten. Deutsche Onlineshops liegen da zumindest quantitativ nicht falsch: 5,1 Bezahlarten hält der durchschnittliche deutsche Onlinehändler laut einer Studie des ECC vor.
Das leisten Payment Service Provider
Die Leistungspalette der PSPs ist breit und reicht von der rein technischen Anbindung der Bezahlarten bis zu Rundum-Sorglos-Paketen, bei denen der Payment-Dienstleister an allen wichtigen Stellen hilft und - je nach dem, welche Lizenz der Dienstleister vorweisen kann - etwa auch die Akzeptanz für Bezahlarten übernimmt, den Geldfluss steuert und zusätzliche Mehrwert-Dienste wie Risiko- oder Forderungsmanagement in der Hinterhand hält. Solch ein Dienstleister kostet natürlich Geld, und nicht jeder Webshop-Betreiber kann oder will sich diese Art von Services auf Anhieb leisten. Eine klare Regel, ab wann ein Webshop einen PSP hinzuziehen sollte, gibt es nicht, es gibt aber Entscheidungshilfen.
Kerngeschäft der Webshop-Betreiber
Webshop-Betreiber sehen sich einem harten Wettbewerb gegenüber. Doch statt sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, müssen sie sich mit Updates für die Bezahldienste herumschlagen, für die Akzeptanz neuer Bezahlarten seitenweise Verträge prüfen oder Rücklastschriften sichten.
Ein Payment-Dienstleister kann in diesem Fall nützlich sein, weil er den Shop-Betreibern hilft, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Die PSPs wissen das natürlich und stellen sich entsprechend auf. Beispiel Fremdwährungen: Wer in zehn Ländern verkauft, will in den meisten Fällen nicht zehn verschiedene Währungen einsammeln. Da ist es natürlich praktischer, wenn alle Umsätze in Euro oder Dollar umgewandelt und zentral ausbezahlt werden. Viele PSP haben solch eine Umwandlung ausländischer Währungen im Portfolio.
Technik in Online-Shops
Grundsätzlich ist die technische Anbindung von Bezahlarten auf eigene Faust kein Hexenwerk, aber der Teufel steckt oft in den Details. Außerdem ist auch die Eigeninitiative nie kostenlos, denn will man Bezahlarten selber integrieren, bedeutet das in den meisten Fällen Programmier- und später natürlich Wartungsaufwand. Alternativ dazu gibt es die Möglichkeit, fertige Module für Shops zu nutzen, wobei man berücksichtigen muss, dass es nicht für alle Shop-Bezahlarten-Kombinationen auch passende Module gibt, die man einfach hinzufügen kann.
Hier spielt natürlich die Unternehmensstrategie eine Rolle: Wer den kompletten Shop selbst programmiert und sich um die gesamte Technik kümmert, kann auch die Bezahlmethoden technisch selbst integrieren. Wichtige Vorteile bei der Zusammenarbeit mit einem Partner: Der Händler muss sich nicht um Störungen und Updates kümmern, das erledigen die Dienstleister.
Überhaupt wird das Thema Updates oft unterschätzt, denn mit der technischen Integration der Bezahlart ist es nicht getan. Wenn etwa Änderungen an den Schnittstellen anstehen, kann das erste Problem bereits sein, Informationen über die Neuerungen zu erhalten. Wer also zu viel Zeit mit technischen Problemen bei den Bezahldiensten aufwenden muss, sollte einen PSP zu Rate ziehen.
Integration von Bezahldiensten
Die Integration von Bezahldiensten ist allerdings kein rein technisches Thema. Vorher gilt es noch, die Acquiring-Hürde zu nehmen, also die Akzeptanz und andere vertragliche Details mit den Bezahlmethoden zu klären. Auch regulatorische Fragen müssen beantwortet werden. Ein cleveres Cash-Flow-Management sorgt dafür, dass Shop-Betreiber schnell und vor allem mit wenig Nebenkosten an ihr Geld kommen. Händler müssen zudem den Spagat zwischen der Sicherung der eigenen Interessen und der Sicherheit für den Kunden schaffen. Es gilt also, Betrugsmöglichkeiten zu minimieren und trotzdem schnell zu arbeiten. Auch hier bieten viele Payment Service Provider nützliche Dienste rund um Betrugsprävention.
Eingang der Zahlungen
Wenn es um die Collection der Gelder geht, wird es noch schwieriger: will ein Dienstleister Gelder von Kunden und Händlern einnehmen und sie an die richtigen Stellen ausbezahlen, benötigt er eine entsprechende Lizenz. Will er obendrein Kreditkartenbezahlungen annehmen, muss er sich im Vorfeld in Sachen Sicherheit zertifzieren lassen, da ihm ansonsten der Umgang mit Kreditkartendaten rechtlich verwehrt bleibt. Aus diesem Grund sollte der Händler im Vorfeld genau prüfen, welche Dienstleistungen er von seinem Payment Service Provider erwartet und ob der ausgewählte Partner diese erfüllen kann. (rw)