Die Entscheidung von Apple, künftig x86-Prozessoren einzusetzen, könnte auch zur Folge haben, dass das Betriebssystem für PCs und nicht mehr ausschließlich für Mac-Rechner angeboten werden wird. Sollte sich Apple zu diesem Schritt entscheiden, stünde ein mächtiger Partner bereits Gewehr bei Fuß: Der weltgrößte PC-Händler Dell. In einer Mail an das Magazin "Fortune" machte Dell-Gründer und Vorsitzender Michael Dell sein starkes Interesse an Mac OS X deutlich, wie unsere Schwesterzeitschrift PC-Welt berichtet.
"Sollte Apple sich dazu entschließen, das Mac OS für andere zu öffnen, wären wir sehr erfreut, es unseren Kunden anbieten zu können", so Dell in der Mail. Bislang setzt Dell bei seinen Angeboten ausschließlich auf Windows, was, zusammen mit der Fixierung auf Intel als CPU-Lieferant, die operativen Kosten so gering wie möglich hält.
Allerdings könnte das Mac-Betriebssystem bei einigen IT-Managern, die auf der Suche nach einem sicheren und leicht zu wartenden System sind, durchaus auf Interesse stoßen. Mit der Marktmacht von Dell könnte Apple somit einen wesentlich größeren Marktanteil erreichen.
Allerdings gibt es dabei nicht zu verachtende Probleme. Laut Roger Kay, Vizepräsident für Client Computing bei IDC, kann Apple es sich nicht leisten, Mac OS X freizugeben. Denn sollte es von der Apple-Hardware getrennt werden, würde es laut Kay nur wenige Tage dauern, bis illegale Versionen erhältlich sind. Und dies wäre eine starke Bedrohung für das Business-Modell von Apple, das daraus besteht, eine Kombination von Hard- und Software als Premium-Produkt anzubieten.
Der Wechsel hin zur Verwendung von x86-Prozessoren könnte aber direkt zur Folge haben, dass Apple sein Betriebssystem öffnen muss. So ist Nathan Brookwood, Analyst bei Insight 64, der Ansicht, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis irgend jemand in der PC-Industrie Apple verklagen wird, sollte das Unternehmen weiterhin sein Betriebssystem nur mit Hardware anbieten, die von Apple stammt. Einen solchen Fall gab es bereits in den 80er Jahren. Damals bot das Unternehmen Data General sein Nova-Betriebssystem nur zusammen mit eigener Hardware an, was der Firma schließlich gerichtlich untersagt wurde.
"Wenn Sie eine Software verkaufen, die auf Hardware läuft, die Sie herstellen und auf Hardware, die Sie nicht herstellen, können Sie von den Leuten nicht verlangen, Ihre Hardware zu kaufen, um die Software zu nutzen", sagt Brookwood. Wenn Dell wirklich Interesse am Verkauf von Mac OS X habe, könne das Unternehmen dies auch über den Rechtsweg erreichen, so Brookwood.
Ob Dell diesen Schritt auch gehen wird, bleibt abzuwarten. Sollte das Unternehmen wirklich das Mac-Betriebssystem anbieten wollen, müssten erst tausende Support-Mitarbeiter für die Software geschult werden. Zudem müssten eigene Entwicklungs-Teams aufgebaut werden. Im Server-Bereich, in dem Dell auch Linux anbietet, hat das Unternehmen dies getan, doch der Linux-Support für Consumer-PCs wurde bereits vor Jahren eingestellt. Im Endeffekt geht es also um die Frage, ob sich das Mehr an Kosten für Mac OS X für Dell rechnen wird oder nicht. (cm)