Auf dem Weg zum Komplettanbieter

Dell übernimmt Spezialisten für Software-Migration

04.04.2012
Dell stockt nach der Übernahme von Wyse und AppAssure sein Software-Portfolio weiter auf.

Dell hat es offenbar eilig, den technologischen Abstand zu den Mitbewerbern - allen voran zu IBM und HP - zu verringern, und die Lücken insbesondere im Management-Software-, Storage- und Security-Portfolio zu schließen: Nur wenige Tage nach der Übernahme von Wyse holte sich Dell jetzt auch den Software-Spezialisten Clerity an Bord.
Das 1994 in Chicago gegründete Unternehmen beschäftigt 70 Mitarbeiter und hat sich darauf spezialisiert, geschäftskritische Applikationen, die für den Betrieb auf älteren Mainframe-Systemen entwickelt wurden, auf x86-Server zu migrieren und sie für den Einsatz in virtualisierten, SOA- und Cloud-basierten Umgebungen fit zu machen. "Re-hosting Solutions" nennt Clerity dieses Angebot. Kern der automatisierten Migration bildete die UinKix-Lösung, mit der Anwender die migrierten Systemen außerdem testen und IT-Administratoren schulen können.
"Die x86-Plattformen bilden zunehmend die Basis für Superscale-Cloud-Umgebungen. Clerity ermöglicht es Kunden, ihre Applikationen zu modernisieren von veralteten Hardware-Infrastukturen auf moderne Plattformen zu portieren", erklärt Steve Schuckenbrock, President Dell Services.
Die Clerity-Mitarbeiter werden in das Dell-Service-Team integriert werden. Dell kündigte an, weiter in Lösungen für die Modernisierung von Applikationen investieren zu wollen.

Mit der Akquisition von Clerity setzt Dell den vor rund drei Jahren eingeschlagenen Weg in Richtung IT-Komplettanbieter für Unternehmenskunden fort. Entsprechend wurde das Portfolio um Management-, Security-, Storage-Produkte und in jüngster Zeit zunehmend um Software-Komponenten erweitert.

Software Unit wird greifbar

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Dell weiter im Software-Umfeld zukaufen wird. Bereits Anfang des Jahres hatte Dell-Chef Michael Dell die Gründung einer Software Unit in Aussicht gestellt. Dazu passte auch, dass sich der Hersteller mit John Swainson, Ex-Chef von CA, einen versierten Experten für Management-Software ins Haus holte.
Auch mit dem ursprünglich reinen Thin-Client-Anbieter Wyse hat Dell vor wenigen Tagen vor allem sein Software-Angebot in Richtung Desktop- und Client-Virtualisierung ausgebaut. Denn bei Wyse selbst steht seit einigen Jahren das Thema Management virtualisierter und Cloud-basierter Umgebungen ganz oben auf der Agenda.
So übernahm Wyse unter anderem im Januar mit Trellia einen Spezialisten für das Management mobiler Endgeräte - ein Software-Baustein, der im Wyse-Sortiment gefehlt hatte. Denn mit "PocketCloud" hat Wyse zwar bereits eine (SaaS)-Lösung, die es Anwendern erlaubt, sicher auf Inhalte und Applikationen ihrer persönlichen Cloud-Umgebung zuzugreifen. Ein umfassendes Management der mobilen Endgeräte (wie Smartphones oder Tablets), der darauf laufenden Applikationen und der entsprechend hinterlegten Regeln war damit aber noch nicht möglich.
Diese von Wyse übernommenen Lösungen sind nun ebenfalls ins Dell-Portfolio gewandert.

Neben dem Ausbau von Management-Software und Lösungen zur Verwaltung und Modernisierung von Applikationen hat Dell auch im Bereich Storage- und Security-Software aufgerüstet: Der Startschuss im Storage-Bereich fiel mit der Übernahme von Equallogic, die jüngste Ergänzung fand im Februar 2012 mit dem Backup-Spezialisten AppAssure statt. Nur wenige Wochen später kündigte Dell die Übernahme des Security-Anbieters Sonicwall an.
Die geplante Software Unit bei Dell nimmt also bereits Form an.
(rb)